Hallo,
meiner Meinung nach ist die Bundeswehr mit einer Umgestaltung zur Freiwilligenarmee schon ziemlich weit gekommen, so dass die Wehrpflicht tatsächlich vielleicht bald nicht mehr gebraucht wird. Das Folgende sage ich mal ganz unabhängig davon, ob ich mehr für eine Wehrpflicht- oder mehr für eine Berufsarmee bin.
Zuerst geht es mal um die Rekrutierung von Soldaten – über alle Dienstgradgruppen – die zwei Anforderungen entsprechen:
Sie sind so leistungsfähig, wie es eine Armee im Einsatz braucht.
Sie sind leistungsbereit, weil sie zivil keine Alternative haben.
Die Tendenz ist doch folgende:
Mannschaften rekrutieren sich auf unterem Bildungsniveau – das sage ich ganz wertfrei – hierbei sind auch viele aus "ethnischen Minderheiten" mit hoher Akzeptanz des Militärs, etwa Jungs türkischer und russlanddeutscher Abstammung.
Dann die der Uffz/Stuffz-Laufbahn, mittlere Reife mit Berufsausbildung, auch hier hauptsächlich solche, die zivil nix finden.
Darüber dann die Offiziere. Seit es wieder OA-Bataillone gibt, existiert hier ein latenter oder auch weniger latenter Elitarismus bei einigen. Hier handelt es sich oft um Leute, die überdurchschnittlich leistungsbereit sind, aber bisher keine Anerkennung dafür gefunden haben, mehr noch, sich womöglich noch dafür rechtfertigen mussten und etwas ausgegrenzt wurden. Sind sie dann endlich bei der Bundeswehr, hat das ein Ende – und das kann der BW ja nur recht sein: intelligente, leistungsbereite Leute, die sich freuen, endlich die Anerkennung zu finden, die sie gesucht haben. Dafür nimmt man gerne auch Unterordnung, harte AGA, gegenüber früher unattraktivere Bezahlung, etc. in Kauf. Ein wunderbar motiviertes Corps.
Und insgesamt eine wunderbar motivierte Einsatzarmee.
Am einfachsten wäre es, allen, die auch nur leiseste Bedenken gegen den Wehrdienst haben, rundheraus KDV und Zivi "aufzudrängen", aber das geht natürlich nicht. Also wird – und das ja zu Recht – darauf gebaut, dass all diese Wehrpflichtigen endlich den Zivildienst als ihren eigentlichen Dienst ansehen, und der BW somit ganz erspart bleiben.
Und was macht man nun mit pflichtbewussten Jungs, die trotz eines Widerwillens gegen Bund nach wie vor davon ausgehen, Wehrdienst ist die Regel, KDV die Ausnahme und nur bei Gewissensgründen akzeptabel? Ganz einfach: Man treibt sie über die Versagerschiene, oft schon am Anfang der AGA, wieder heraus. Die Unmengen von in den ersten Wochen der AGA gestellten KDV-Anträge spricht doch Bände.
Na ja, und anders geht es ja auch nicht, wenn der Haufen eine echte Armee mit leistungsfähigen, -willigen und -motivierten Soldaten sein/werden soll.
Hier ist man, wie gesagt, meines Erachtens schon sehr weit; von der Freiwilligenarmee gar nicht mehr weit entfernt. M.a.W., der Weg zur Berufsarmee erfordert weniger Schritte und Maßnahmen, als oft gedacht wird (nur verdammt teuer wird sie..., von den Schritten und Maßnahmen der Finanzierung also mal abgesehen).
Horrido,
Richard