Hallo,
zuersteinmal danke für eure Glückwünschungen.
Wie schon im vorherigen Posting geschrieben, hatte ich heute am 16.07.07 meinen Termin im Bundeswehrkrankenhaus Ulm in der Abteilung der Orthopädie. Nachdem ich gestern schon ziemlich früh ins Bett bin um fit für heute zu sein musste ich im Bett feststellen das sich meine Gedanken ausschließlich um diesen Termin drehten.
Es geht ja immerhin um meinen großen Traum und mein weiteres Leben. So vergingen knapp 3std bis ich dann doch endlich einschlafen konnte. Nach 4 unruhigen Stunden Schlaf ging es dann heute morgen um 05:00 Uhr los. Mitem Zug nach Ulm gefahren und von dort auf dem schnellsten Weg zum Krankenhaus. Um halb 03:30 ich es dann doch endlich geschafft und konnte meinen Termin um 08:00 Uhr gut einhalten.
Zuerst war ich einfach nur erstaunt und begeistert von der Größe des Krankenhauses. Ich ging noch ein paar Schritte, sprach mir letzten Mut zu und dann war es auch schon da: Das Schild:
Millitärische Sperrzone - Zutritt nur für Berechtigte
Super dacht ich mir, endlich darf ich da auch rein. Kurz an der Information angemeldet und dann die Orthopädie gesucht. Von Innen wirkt das Krankenhaus gleich 7x so groß wie von außerhalb. Aber sehr schön gelegen, für die Größe sehr sehr ruhig und super ausgestattet.
Um 08:20 wurde dann auch endlich die Anmeldung besetzt und wurde gleich von der Ärztin geschockt. Ich war zwar eingetragen, aber dann fragte sie mich nach einem Umschlag den sie nun gerne hätte. Mein Gesichtsausdruck war vergleichbar mit (wtf?!). Ich sagte das ich nur diesen Brief und 2 Bahntickets zugeschickt bekommen hätte.
Darauf meinte sie das sei sehr schlecht... Oh man, ich war doch eh schon so nervös und dann auch noch das. Naja ruhig bleiben dacht ich mir, wird sich schon aufklären. Und so war es dann auch, der Brief lag versteckt in meinen Unterlagen. Noch schnell den Anmeldezettel für Soldaten (Man war ich stolz das ich den für Soldaten und nicht den für "Zivilisten" ausfüllen durfte
) ausgefüllt und dann begann 1std Wartezeit.
Nachdem ich alle erdenklichen Zeitschriften schon durchgelesen habe wurde ich endlich aufgerufen. Der für mich zuständige Arzt begrüßte mich nur kurz und fragte wie alt denn die mitgebrachten Röntgenbilder seien. Diese wurden direkt nach meinem Unfall geschossen also schrieb er mir eine Überweisung und ich wurde zum Röntgen geschickt.
Dort angekommen warteten allerdings schon 20 Leute. Gut dachte ich mir, dann auf und les auch noch die Zeitschriften komplett durch. Zu meiner Verwunderung waren alle Patienten schon nach 10 Minuten abgefertigt und ich war dran.
Schuhe ausgezogen und schnell 2 Fotos von meinem Fuß geknippst. Nachdem die Röntgenbilder online den Ärzten zugeschickt werden konnte ich dann auch gleich wieder in der Orthopädie platz nehmen.
Nach nur weiteren 10 Minuten wurde ich wieder aufgerufen und ich wusste jetzt wird es richtig ernst.
Der Arzt führte mich in sein Arbeitszimmer und er schaute sich zuerst die Röntgenbilder an. Derweil zog ich meine Schuhe aus damit er den Zeh begutachten konnte. Von Anfang an sprach er auf sein Diktiergerät das alles ok sei und er nichts feststellen könne was mich untauglich mache. In dem Moment blühte mein Herz auf und ich denke mal ich hätte mit meinem Blutdruck die Richterskala von einem EKG gesprengt.
Er bat mich nun auf Zehspitzen zu stehen. Aber ich war so nervös und voller Vorfreude das meine Beine das zittern anfingen. Der erste Versuch ging schief und ich kippte wieder nach hinten. Ich sagte ihm das ich sehr nervös sei und er gab mir einen zweiten Versuch. Dieser klappte ohne Probleme. Ich stand auf Zehspitzen und lief mind. 3 Runden auf Zehspitzen durch sein Arbeitszimmer. Auch dieses Sprach er auf sein Diktiergerät.
Ich nahm wieder Platz und er fragte mich ob ich denn eine alternative zur Bundeswehr habe. Die habe ich natürlich, würde es nicht klappen würde ich erneut eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann starten und mich danach nochmal bewerben. Er fragte warum ich diesen Beruf nicht nehme, denn er sei wesentlich lukrativer. Ich erwiderte das ich lieber in einem Beruf und Umfeld arbeite das mir zusagt und in das ich mich auch aktiv einbringen könne. Auch ist mir der sichere Arbeitsplatz sehr wichtig. Er fragte noch weiter warum ich denn unbedingt zur Bundeswehr wolle. Auch hier sagte ich: Kameradschaft, persönliche Herausforderung, sicherer Arbeitsplatz, gute Aufstiegsmöglichkeiten und noch vieles mehr.
Er holte den berühmten Ordner mit den Fehlerziffern her den ich schon von meiner Musterung am 03.05.07 kannte. Er schlug die Seite auf und tippte die ganze Zeit mit den Fingern auf dem Ordner. Nun sprach er: "Nach geltenden Bestimmungen müssen Sie ausgemustert werden. Es hätte jeder andere Zeh sein dürfen nur nicht der große Zeh".
Alles klar, ich lass mich nicht so leicht abspeißen und ein blöder Paragraph wird mir mit Sicherheit nicht meinen Traum zerstören.
Er sagte auch das ich demnächst große Beschwerden haben werde mit dem Fuß. Darauf ging ich in die vollen und konterte:
"Wie aus meinem Krankenhausbericht zu entnehmen ist bin ich 3 Tage nach meiner OP schon wieder auf den Beinen gewesen und war selbst direkt nach dem Unfall beschwerdefrei. Außerdem treibe ich jeden Tag viel Sport bei dem ich auf knapp 10km komme und viel anderen Sport nebenbei. Der Unfall ist nun knapp 1 Jahr her und auf Grund meiner sehr sportlichen Aktivitäten hätte ich jetzt schon Probleme haben müssen. Ich hatte mit diesem Fuß nie Probleme, ich werde nie Probleme damit haben und bin tauglich wie jeder andere auch."
Das scheint ihn irgendwie beindruckt zu haben. Er schmiss den Ordner in die Ecke und ich dachte schon ich darf mir jetzt was anhören. Aber er verließ schlagartig das Zimmer und kam erst nach 10 Minuten wieder. Sofort als er das Zimmer betrat nahm dieser wieder Platz und fing an weiter zu diktieren: "Der Probant ist nach ärztlicher Untersuchung vom 16.07.07 als Tauglich 3 anzusehen. Ausgenommen sind hierbei: KSK, Gebirgsjäger und Fallschirmjäger."
Hätte ich keine Ohren hätte ich just in diesem Moment im Kreis gegrinst. Ich hatte es geschafft. Ich wurde endlich tauglich gemustert. Es sind zwar nicht die Fallschirmjäger geworden, aber ich freunde mich sehr gerne mit dem Gedanken Feldjäger und Jäger an. Nach knapp 2 1/2 Monaten war es geschafft. Nicht T1, nicht T2, aber T3 und nur 3 Ausnahmen.
Er verabschiedete mich mit einem Grinsen im Gesicht und sprach: "Aber wehe ich sehe Sie in 2 Jahren hier wieder und Sie sagen Sie könnten nicht laufen
."
Ich versicherte ihm strahlend das dies mit Sicherheit nie geschehen wird.
Jetzt beginnt nur noch das bange warten auf den Brief aus München ob ich eingeladen werden. Und dann bin ich endlich am Ziel angelangt und mein langer Kampf hat sich endlich gelohnt.
PS: Also, die Ärztinninen und Schwestern sind echt, boah
Desweiteren hab ich noch nie so hohe Dienstgrade gesehen. Des höchste Dienstgrad der mir heute über den Weg geloffen ist war ein(e) Generalmajor. Und unter uns: Diese sah überhaupt nicht schlecht aus. Als Model hätte diese bestimmt den Dienstgrad General
Sobald ich aus München bescheid habe werde ich mich wieder melden.
Schönen Montag wünsch ich euch
Gruß
Daniel