manche würden dies wohl im berufsforum schreiben. Mir geht es aber um den größeren Rahmen für meine berufsentscheidung. Darum will ich es lieber hier schreiben.
Erstmal die Ausgangslage: ich habe zwei Berufswünsche wovon der eine arzt ist. Dafür müsste ich lange warten wegen dieser wartezeitregelung für Leute die kein Einser-abi haben. Das andere ist ein großer gehegter Traum von mir, ist aber weniger krisenfest als medizin. Keine brotlose Kunst, aber eben weniger sicher, konjunkturanfälliger und wohl auch weniger ortsfest. Auch dafür brauchte ich Zeit weil man dafür etwas Geld mitbringen muss was ich erst verdienen musste. Die Wartezeit habe ich eine verkürzte Lehre gemacht und dann als Soldat verbracht (8 Jahre Marine). Bin jetzt 28 Jahre alt und muss nun wo die Dienstzeit ausläuft die Entscheidung fällen. Dabei bedenke ich halt auch, dass ich dann beim Neustart schon in den 30ern bin. An sich macht mir das keine Sorgen, aber ich weiß halt dass ich dann auch nicht mehr so leicht noch weitere Male umsatteln kann. Die Entscheidung wird also dann relativ dauerhaft sein und ich arbeite ja sicherlich bis 70...
Ich bin dazu mal in mich gegangen und bin zu folgendem Knackpunkt gekommen: die Entscheidung für Medizin hat bei mir eher was mit überlegten, aber auch vorsichtigen Argumenten zu tun. Ich bin nämlich derzeit nicht so optimistisch was die größere Weltlage angeht. Zwar sehe ich jetzt keinen richtigen Krieg, aber ich denke dass diese Krisensituation noch sehr lange weiter laufen wird, dass Europa unstabiler wird und unsere Sozialstaaten noch mal kräftig durchgeschüttelt werden. Was mit dem Geld wird kann auf zehn Jahre auch niemand sagen. Und da ist meine Überlegung halt: ich lebe möglicherweise in einem der letzten Jahrzehnte, wo man gratis eine hervorragende akademische Ausbildung absolvieren kann, in einem Fach das eigentlich in jeder Situation irgendwie gebraucht wird und auch bis ins Alter auszuüben ist. Bitte nicht falsch lesen, ich schreibe hier nicht dass nur das Hirn entscheidet, ich bin einfach in der besonderen Lage dass ich mir Medizin sehr gut vorstellen könnte aber zusätzlich noch diesen anderen Wunsch habe, der emotional noch ein wenig mehr zieht. Ich bin halt keine 19 mehr, habe gelinde gesagt bisschen was erlebt und möchte eine erwachsene Entscheidung treffen.
Ihr sollt mir jetzt nicht beantworten was ich wählen soll. Ich würde lieber ein paar Anregungen haben ob ich mit dieser Überlegung zur weiteren Entwicklung falsch beraten bin, denn man sagt ja dass Angst (im weiteren Sinne) kein guter Ratgeber ist. Allerdings hatte die generation vor mir auch etwas leichter reden, denn da hatte ja fast alles jahrzehntelang Konjunktur und es sah auch nicht nach Umbrüchen aus wie ich sie derzeit für möglich halte.
Also wie seht ihr das. Seht ihr auch Gründe, derzeit eine andere berufswahlstrategie zu fahren als eine reine herzensentscheidung? Oder findet ihr das alles zu vorsichtig? Würde mich über etwas externen Input freuen, denn ich drehe mich gerade etwas im Kreis...