[...] , sondern auf schlichter Neugier bezüglich der Kriterien für solche Auswahlentscheidungen. Es kann doch kein Zufall sein oder nur allein an der Komplexität von Waffensystemen liegen, dass derart viele Projekte so große Probleme bereiten, zu spät, zu teuer und zu mängelbehaftet sind. Im Ergebnis geht es doch um die Bereitstellung möglichst vieler Fähigkeiten für die Bundeswehr.
[...]
Ich bin davon überzeugt, dass die Kostensteigerungen im Wesentlichen aus zwei Gründen entstehen:
1.) Die im Vergleich zu Privatkundeninvestitionsgütern vergleichsweise geringe Stückzahl. Wenn Sie eine Riesen-Serie wie den VW Golf und die vergleichsweise geringe Anzahl an gepanzerten Fahrzeugen (wie diese hier
http://www.rheinmetall-defence.com/de/rheinmetall_defence/systems_and_products/vehicle_systems/armoured_wheeled_vehicles/index.php) ansehen, dann gibt es einen strategischen Nachteil für die Hersteller von Rüstungsgütern.
Sie nehmen an einer öffentlichen Ausschreibung teil und müssen sehr eng kalkulieren. Darüber hinaus gibt es nur sehr wenige Produktvarianten. Wenn Sie sich als Autohersteller beispielsweise bei der Basisversion eines VW Golfs verkalkulieren und nur einen Mini-Rabatt für den Standardmotor/Standardausstattung haben, dann können Sie den Verkauf dazu trainieren, ein Upselling der Kunden auf höhermargige Versionen durchführen zu können. Und dann gibt es Spitzenmodelle wie den VR 6, GTI oder was auch immer. Dies geht bei den Rüstungsgütern nicht. Es gibt ein Pflicht- und Lastenheft, welches es zu erfüllen gilt.
Und oftmals werden dann ganz neue, andere Fähigkeiten verlangt. Siehe beispielsweise die seit den 90er-Jahren (?) laufende Diskussion um die Verstärkung der Bodenplatten eines Mannschaftstransporters wegen der IED-Gefahr. Aufgrund der Mehrleistung steigert sich dann natürlich auch der Stückpreis, die Inflation tut ihr Übriges.
Anders als bei Privatbeschaffungen steht dann - zumindest in der öffentlichen Diskussion - nicht der Basispreis und die Zusatzsausstattung bzw. der Mehrwert. Stattdessen gibt es einen Haushaltstitel, der dann entsprechend "teurer" aussieht. Damit lässt es sich als Opposition und Presse sehr gut leben: Man schreibt von soundsoviel Prozent mehr und dass dieses neue Projekt schon wieder ein "Rüstungsskandal" wäre.
Diese Art der eindimensionalen, "Primitiv-"Kommunikation beherrscht insbesondere Die.Linke sehr gut.
"
http://www.zeit.de/news/2015-03/25/deutschland-linke-kritisieren-verschwendung-von-steuermilliarden-fuer-ruestung-25050607"
Deshalb müsste man eigentlich immer kommunizieren: Kosten für Basisausstattung/ursprüngliche Leistungsmerkmale und Zusatzausstattung/Upgrade
Auch die Opposition müsste kapieren, dass man modular argumentieren müsste, wie es beispielsweise Rheinmetall tut:
http://www.psm-spz.de/index.php?id=schutzkonzeptZustäzlicher Nachteil: Als Unternehmer können Sie aber Innovationen nicht auf eine Stückzahl von Millionen Fahrzeugen "abschreiben" bzw. verteilen und wenn Sie sich aufgrund externer Anforderungen verkalkuliert haben, so können Sie diese Mehrkosten nicht auf eine große Serie verteilen.
2.) Die zweite Kostenproblematik ist ein inneres Merkmal öffentlicher Ausschreibungen: Die Beschaffungsdauer ist so lange, dass es keine vollständigen Hochrechnungen geben kann. Materialeinsatz, Personalkosten und vieles mehr schwanken in einem erheblichen Ausmaß. So wie Stuttgart 21 im Lauf der Zeit teurer wird, werden auch einige Rüstungsprojekte teurer.
Wenn dann noch Fremdwährungskomponenten dabei sind, dann können die Kosten sehr schnell explodieren.
Die Kostenvarianz bzw. Kostensteigerungen kann ich damit vergleichsweise gut erklären. Bei dem Themenbereich "Mängelbehaftet" habe ich leider keine Ahnung wie den Projektannahme und Tests von Prototypen gestaltet sind.
Ein Blick auf die Rüstungskonzerne, die börsennotiert sind, zeigt: Bei vielen Unternehmen gibt es einen soliden Aufwärtstrend, die Margen sind aber nicht so exorbitant hoch und variabel wie im Luxusbereich oder bei IT-Start-Ups.
http://www.finanztreff.de/rheinmetall-aktieIch hoffe das bringt einen Schritt weiter.