Guten Abend,
ich muss vorausschicken, dass es in den frühen 90" vieles im Umbruch war, es gab nichts was es nicht gab. Verschiedene Uniformen, unterschiedliche Bewaffnung, Umgliederung mancher Jg. und PzGren Bataillone. Wir Jäger waren damals schon in Flecktarn, und mit einer Panzerfaust 3 war man der Star aufm Übungsplatz. Es gab auch Jg. mit M 113 oder Tpz Fuchs usw. Somit kann man die SS-Einsatzgrundsätze der einzelnen Einheiten vielleicht nicht pauschalisieren.
Es gab bei uns im Bataillon in der schweren Kompanie sogar die FK20 Feldkanone auf einer Unimogladefläche.
Wir waren auf Unimog unterwegs, oder zu Fuss, oder mit Hubschrauber.
Schwerpunkt war Angriff/Verteidigung im Ortskampf, stark bewaldetes Gelände und Jagdkampf.
Wir waren damals 6 Scharfschützen in der Kompanie, 2 pro Zug, 1 Schütze und 1 Beobachter als festes immer gleiches Team.
Unterstellt war ich direkt dem Zugführer beim Zugtrupp, die übergeordneten Führer konnten lagebedingt mehrere Teams zusammenfassen, um zum Beispiel grössere Räume zu sichern, oder Sperren/Minenfelder zu überwachen usw.
Die Primärziele des ZF-Schützen war der feindliche Scharfschütze und der VB der Artillerie.
Da sich diese Typen nicht in einem offenen Infanteriegefecht zeigen muss man sie aufspüren/jagen, zum Teil Tagelang, und darauf war auch die Ausbildung ausgerichtet. Tagelang lauern, rumschleichen und jagen. Das macht den Job auch eintönig und witterungsbedingt richtig mies. Ich lag mal 2 Tage bei Regenwetter nur in meinem Loch, voll getarnt und ohne Bewegung, EPA kalt gefressen und nur rausgeschlichen zum Kacken. Also immer gute Stellungen bauen, gut tarnen und immer wieder Tarnung erneuern, eigene Flanken durch versteckte Ladungen sichern um nicht überrascht zu werden, Abmarschwege einlaufen und evtl. Ausweichstellungen erkunden. Deshalb scheiden Baumstellungen eigentlich aus. Im Häuserkampf sitzt man natürlich oben unterm Dach, dort wo Mörser und Ari zuerst einschlagen, also bombensichere Stellung ausbauen, Material dazu liegt im Keller oder auf der Strasse und muss nach oben geschleppt werden, falls die Bude über ein begehbares Treppenhaus verfügt. Also ist der Job auch mit richtiger Arbeit verbunden. Ist also wirklich nicht wie im Hollywoodfilm, wie ein Vorredner schon erwähnt hat.
Beim Gruppengefechtsschiessen gab es oft spezielle Ziele fürs ZF, weitere Entfernung, oder eine Antenne, Schulterklappen usw.
Manchmal gab es auch einen feindlichen Sanitäter( klar gekennzeichnet) im Vorfeld, wenn der ein Loch im Kopf hatte, dann gabs nen Einlauf.
Als ich später dann bei der PzGrenTr. aufgeschlagen bin,war die Welt eine andere. Dort war man ganz normales Gruppenmitglied im Schützentrupp und wenn zum Aufsitzen gepfiffen wird steigt man mit ein. Ich glaube ich musste sogar als erster Einsteigen,da der Schütze 5 ja neben dem Turm hinterm Fahrer sitzt (Marder 1 A3). Beim Angriff abgesessen, Nehmen von Sperren, Sturm und Einbruch, war man oft Teil des Deckungstrupps.
Einzelaufträge wie bei den Jg. konnte man so nicht durchführen, da man ja auch keinen Beobachter hat.
Beim Schuss durchs Zielfernrohr verschwindet durch den Rückstoss kurz das Bild und wenn man daneben schiesst hat man keine Ahnung wie man korrigieren muss, das übernimmt ja im Gefecht auch der Beobachter.
Mit freundlichen Grüssen