Da ich vor kurzem mit dem gleichen Anliegen in Köln war, kann ich ein bisschen aus der Praxis berichten. Für das nächste Jahr sucht die Bw 200 Seiteneinsteiger, es gibt laut dem Einplaner für die Seiteneinsteiger rund 3.000 Bewerber mit fertigem Studium. Momentan steht noch nicht genau fest, wieviele Dienstposten mit welchem Abschluss genau gesucht werden, ab März weiß man mehr. Das Prüfverfahren unterscheidet sich wie Ralf gesagt hat nicht von dem der normalen Bewerber, nur der Mathetest und der Mechanische Kenntnisstest werden weggelassen, da diese für die Studieneignung notwendig sind. Auch die Fragen des Psychologen im persönlichen Interview haben sich nicht speziell auf dieses Thema bezogen.
Wünsche musst du keine angeben, im Prinzip kannst du das auch gar nicht. In meiner Gruppe waren vier Bewerber mit Abschluss, keiner davon hat im Karrierecenter korrekte Informationen über den Werdegang erhalten. Im Prinzip erfährt man erst nach erfolgreichem Test beim Einplaner, für welchen Dienstposten der eigene Abschluss überhaupt in Frage kommt. Scheinbar gibt es in der ganzen Bundeswehr nur zwei Menschen, die sich mit diesem Thema befassen. Alle anderen Informationen kann man also eigentlich vergessen.
Ein Einstieg mit höherem Dienstgrad ist nur möglich, wenn der Studiengang auf einen dieser Dienstposten passt und man diesen erhält. Bei einer Einstellung erhält man die gleiche Ausbildung wie alle anderen OAs, sprich Offizieranwärterlehrgang 1,2 und 3. (Keine Ahnung wie das bei der Marine inhaltlich aussieht, habe mich nur zum Heer beraten lassen) Einzelne Abschnitte können eventuell übersprungen werden, wie der zB der Englischlehrgang, dass ist aber eine Einzelfallentscheidung. Nach erfolgreicher Ausbildung kommt man direkt auf den geplanten Dienstposten, man spart sich also im Vergleich zu regulären OAs die Studienjahre. Die wichtigsten Unterschiede sind, dass man direkt mit höherem Dienstgrad (Oberleutnant für BA, Hauptmann für MA, Major für Dr.) eingestellt wird, außerdem hat man eine viermonatige Eignungsübung. Diese ist im Prinzip eine Probezeit, allerdings hat man den Vorteil, dass der eigene Arbeitgeber einen in dieser Zeit freistellen muss und man bei einem Abbruch der Eignungsübung weiterbeschäftigt werden muss. Die Eignungsübung soll eigentlich einen Eindruck in die späteren Tätigkeiten geben, allerdings ist das nicht immer so clever geregelt: Bei der Luftwaffe gibt es wohl unter anderem eine Art Praktikum beim späteren Dienstposten in dieser Zeit, beim Heer fallen die vier Monate einfach in die erste Phase der OA-Version der Grundausbildung.
Momentan vergibt die Bundeswehr die Seiteneinsteiger-Dienstposten nach einem neuen System mit Warteliste, man erfährt also erst im März ob man genommen wurde oder nicht. Eine Sofortzusage wie früher ist aktuell nicht mehr möglich. Das fand ich persönlich im Vergleich zu den anderen Bewerbern etwas schade. Noch eine kleine Info, die vllt für dich interessant sein könnte: Falls der Seiteneinstieg mit höherem Dienstgrad nicht klappt, kann man auch als normaler OA ohne Studium einsteigen, allerdings natürlich im niedrigsten Dienstgrad. Im Internet findet man viele Aussagen, dass man nicht ohne (erneutes) Studium eingestellt werden kann bzw. die Chancen verschwindend gering sind. Laut Einplaner trifft das aber nicht auf den Fall zu, wenn man bereits ein ziviles Studium abgeschlossen hat, diese werden von der Bw gleichrangig zu den internen Studiengängen angesehen.