Hallo liebe Netzgemeinde,
mir ist bewusst, dass schon ähnliche Threads existieren, jedoch ist dort der Sachverhalt ein bisschen anders.
Ich bin weiblich, derzeit 26 Jahre alt und schreibe im April in der Frühjahrskampagne das 1. juristische Staatsexamen, woran das Referendariat anschließt, welches ich hoffentlich in 3 Jahren (inkl. Wartezeit auf eine Stelle) befriedigend abschließen kann. Danach würde ich gerne präferiert die militärische Laufbahn als Jurist einschlagen, die zivile könnte ich mir aber auch vorstellen.
Nun zum eigentlichen Problem. Als ich 13 war hatte ich eine emotional sehr schlimme Phase. die Pubertät an sich war schon schlimm genug, nur trennten sich in diesem Zeitraum meine Eltern (nicht im Guten), der Betrieb meines Vaters ging Insolvent woraufhin auch dieser Privatinsolvenz anmelden musste. Ebenfalls wurden meine beiden Eltern zunächst arbeitslos und unser Einfamilienhaus in einer schönen Wohngegend musste versteigert werden. Leider waren meine Eltern zu dieser Zeit keine wirklichen Ansprechpartner für ich, da die beiden selbst mit der Situation überfordert waren, woraus Ihnen kein Vorwurf zu machen ist. Ich selbst kam mit der Situation auch nur mäßig zu Recht und "triftet" in die Emo Szene ab, da ich das Gefühl hatte, dass meine früheren Freunde meine Gemütslage nicht verstanden. Und eben in diesem Zusammenhang habe ich mich geritzt. Die Narben befinden sich auf der Oberseite des Unterarms. Sie sind weiß und verblast aber immer noch sichtbar. Ich war deswegen nicht in Behandlung, habe also auch keine festgestellte Borderline Störung o.Ä. Allerdings auch nichts was mir bescheinigt nicht gestört zu sein. Das dass damals sehr dumm war ist mir bewusst. Diese Phase hielt auch nur ein halbes Jahr an. Ich verließ den Freundeskreis entsprechend wieder.
Ich schloss die mittlere Reife ab, besuchte danach ein Wirtschaftsgymnasium und erwarb 2010 das Vollabitur. Danach absolvierte ich eine Lehre bei einer renommierten Großbank in Frankfurt arbeitete noch ein halbes Jahr in meinem erlernten Beruf und begann dann das Jurastudium. Erst im Studium machte ich regelmäßig Sport und besiegte mein Übergewicht. Zu psychischen Auffälligkeiten in irgendeiner Weise kam es nicht mehr. Ich habe gute familiäre Bindungen, einen stabilen Freundeskreis, eine gefestigte mehrjährige Paarbeziehung und ich habe mir eine gewisse Resilienz angeeignet. Das mich nichts mehr aus der Bahn geworfen hat, liegt auch nicht daran das ich keine größeren Probleme hatte.
Nun die große Frage: Wie ist eure Einschätzung? Hab ich überhaupt Chancen, wenn alle anderen Voraussetzungen erfüllt sind oder schicken die mich gleich wieder nach Hause? Verheimlichen kann, will und werde ich es nicht. Zu dem fraglichen Zeitpunkt liegen die Ereignisse dann fast 20 Jahre zurück.
Und sollte ich lieber gleich die zivile Laufbahn anstreben?
Und wie würdet ihr als Kameraden reagieren?
Vielen Dank vorab