Wenn man sich die Bestrebungen der UniBw anschaut, den "militärischen Nachmittag" auch zu streichen, weiß man, in welche Richtung es geht.
Wenn man die Hintergründe dazu nicht verstanden hat - wie du offenbar - kann sich da aber schnell ein falsches Bild aufbauen.
Die StudBer der beiden UniBw haben in den letzten Jahren wiederholt gegenüber dem PersABw als vorgesetzter Dienststelle darauf hingewiesen, dass
mit dem vorhandenen Ausbildungspersonal an den UniBw strukturell bereits die IGF-Leistungen der Stud OA/Offz in Form der erforderlichen Aus- Weiterbildung und der Abnahme der Prüfungsleistungen in keinem denkbaren Szenario zu erbringen sind. Insbesondere die Änderung des Schießausbildungskonzepts, aber auch die drastisch zunehmende Unfähigkeit der TSK (insbesondere OSLw und MSM) während der Offizierausbildung erbrachte und nichterbrachte Leistungen und Voraussetzungen für IGF nachzuhalten haben das Problem noch deutlich verschärft (letzteres ist übrigens widerrum ein Problem resultierend aus der nicht ausreichenden Ausbilderpersonalstärke innderhalb der Offizierausbildung).
Im Ergebnis lässt sich ein gewisser Prozentsatz an erfolgreicher IGF-Erfüllung also bereits systemisch nur dann erbringen, wenn Studierende OA/Offz in entsprechenden Funktionen zu Ausbildung, Weiterbildung und Prüfung eingesetzt werden. Und wer das neue Schießausbildungskonzept kennt, der weiß wie viel Aufwand alleine die Ausbildung zum Schießausbilder geschweige denn Schießlehrer erfordert. Von Inübunghaltung will ich gar nicht anfangen. Der größte Witz sind die OA, die während der Offz-Ausbildung zum "Schießausbilder" gemacht werden: Kaum einer ist tatsächlich dazu befähigt, obwohl er die ATN bekommen hat. Dankbarer Weise hat man das dann systemisch auch erkannt und anstatt diesen Unsinn zu beenden hat man die aufnehmenden Dienststellen verpflichtet gefälligst dafür zu sorgen, dass der Soldat irgendwie lernt, was er gemäß ATN bereits können müsste. Dankbare Aufgabe für die Unis.
In meinem Fachbereich hatte ich gemäß SollOrg für die Ausbildung genau
einen "Vollzeitausbilder" für 1000 Studierende: Meinen Org-Fw. Der ist der einzige, der für die ABC-Ausbildung und die Schießausbildung vorgesehen ist - und ansonsten gleichzeitig das S3-Geschäft führt - ebenfalls für 1000 Menschen. Und ob er insbesondere für die Schießausbildung überhaupt qualifiziert ist, geschweige denn die entsprechende Befähigung bereits hat wird natürlich bei der Dienstpostenbesetzung nicht geprüft. Dann gab es da noch 6 (ittlerweile immerhin
Gruppenleiter, die aber als Einzelkämpfer Disziplinarvorgesetzte von 150 - 200 stud OA/Offz sind. Dass die Studierenden heutzutage auf Grund erheblicher Defizite in Eigenständigkeit und Belastbarkeit mehr Dienstaufsicht brauchen beschäftigt diese Disziplinarvorgesetzten sowieso schon erheblich mehr, als früher.
Ich hab halb im Scherz - aber mit wahrem Kern - immer gesagt, dass wir keine Gruppeleiter, sondern Gruppenführer an den Unis brauchen. Nicht einer für 150, sondern eher einer für 15.
Defakto brauchen die Universitäten aber jeweils eine eigene Ausbildungsstaffel/-Kompanie, um die geltenden Ausbildungsvorgaben entsprechend der ebenfalls geltenden Ausbildungsvorschriften umzusetzen.
Solange das nicht passiert gibt es genügend Studierende, die nebenbei zig Stunden pro Woche als Ausbilder, Auszubildende oder Ürüfer in militärischen Belangen unterwegs sind. Ohne sie ist die militärische Ausbildung an den Unis schlicht nicht möglich. Und deswegen haben die UniBw beantragt die stud OA/Offz von der Verpflichtung zur IGF-Erfüllung zu befreien. Nicht wegen "null Bock", sondern, weil der Dienstherr seine Hausaufgaben nicht macht.
Gruß Andi