@LwPersFw: Vielen Dank für deinen Beitrag, den ich vollstens unterschreibe.
und da fragen 90% der Jugendlichen "Was könnt ihr mir bieten?"
Und das dies so kommt... war schon 2018/2019 klar erkennbar... wurde aber auch in der Bw schlicht ignoriert...
Exakt. Meine Frau ist ja im Personalbereich für verschiedene Unternehmen verantwortlich strategisch tätig gewesen und hatte bereits vor knapp 10 Jahren dieses Thema in ihrer Masterarbeit im Auftrag zweier Konzerne untersucht und Maßnahmen abgeleitet. Schaue ich mir dann konträr an, mit welchem rückständigen Mindset die Personalführung bei uns in Manching bei ihren Besuchen aufgetreten ist, wundert mich garnichts mehr. Mit welcher Selbstverständlichkeit dort z.B. die Versetzungsbereitschaft vorausgesetzt wurde. Und dann wundert man sich, dass jahrelang garkeiner und dann nur die Schlechten einen Antrag auf BS gestellt haben. Da es aber die einzigen waren überhaupt mit Interesse, wurde das ganze in der Beurteilung entsprechend gepusht und die Bundeswehr kann sich über zwei weitere "qualifizierte" zukünftige Stabsoffiziere freuen.
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Die Guten unter den Jugendlichen haben aber jetzt die Wahl aus einer Fülle von Angeboten aus der Zivilwirtschaft und dem ÖD...
Nur die Arbeitgeber mit den besten Angebots-Paketen werden hier Erfolg haben.
Ich habe ja als vermeintliche Fachkraft mit Anfang 30 gerade den Wechsel in die zivile Wirtschaft hinter mir und nicht nur die Bundeswehr, sondern der ÖD insgesamt ist für Fachkräfte, die auch in der zivilen Wirtschaft nachgefragt werden, häufig einfach nicht attraktiv in seinem Gesamtpaket.
Mit dem Netto, was bei der Bundeswehr als BS irgendwann mal mein Laufbahnziel gewesen wäre, bin ich im Zivilen eingestiegen. Bei einer 35h Woche wohlgemerkt. Zusätzliche Benefits on top. Work-Life-Balance vielfach besser. Keine Versetzungen oder Tätigkeiten, die mir irgendeine Personalführung fernab aufdiktiert. Oder so ein Quatsch wie regelmäßiges Homeoffice nur über Individualvereinbarung mit starren Festlegungen und Beteiligung von zig Personen, die nicht mal Ahnung von meiner Arbeit haben. Krankmeldung ab dem 1. Tag persönlich beim Truppenarzt, obwohl der Standort nicht mal einen eigenen hat, usw.
Und hier hat es jede Armee z.B. schwer, wenn es um die Frage heimatnahe Verwendung geht.
Wenn ich z.B. einen hoch spezialisierten Wartungsfeldwebel IRIS-T in Panker brauche... oder den Elektronikfeldwebel F-35 in Büchel... dann nützen mir auch 10 geeignete Bewerber nichts, die dort nicht hinwollen.
Und im schlimmsten Fall habe ich auch keinen Bedarf in anderen Verwendungen die den regionalen Wünschen der Bewerber entsprechen.
Folge : 10 geeignete Bewerber konnten nicht gewonnen werden...
Natürlich sind es meist politische Entscheidungen gewesen, Standorte in der wirtschaftsschwachen Pampa am Leben zu erhalten. Nur braucht man sich dann nicht wundern, wenn das kein Anreiz ist, dass dort jemand seinen Lebensmittelpunkt hinverlegen möchte. Umso weniger, je mehr die zivile Wirtschaft um die selbe Arbeitskraft konkurriert.
Man braucht sich ja nur mal anzusehen, welche Städte/Regionen am meisten Studienanfänger ziehen - trotz häufig höherer Lebenshaltungskosten. Und dann muss man sich nur mal ansehen, was Ingenieure/Informatiker dort als Einstiegsgehalt bzw. nach 2-3 Jahren Berufserfahrung gezahlt bekommen. Sonstige Benefits in Sachen Work-Life-Balance noch nicht einmal mit berücksichtigt.
Und was bietet die Bundeswehr den Seiteneinsteigern? Befristung auf wenige Jahre und Einstieg mit A11. Und das nach monatelangen bürokratischen Bewerbungsprozessen. Kein Wunder, dass wir in Manching da nur selten wirklich brauchbare Fachkräfte bekommen haben.
Hinzu tritt, dass tolle Studien herangezogen werden die immer verneinen das materielle Anreize ja nicht wichtig sind...
Zustimmung. Ganz ehrlich, wer auf Grundlage solcher Studien seine strategische Personalplanung ausrichtet, braucht sich nicht zu wundern. Man braucht ja nur schauen, was für Forderungen die IG-Metall regelmäßig stellt. Dann sieht man doch recht schnell, dass gerade für Fachkräfte der Gehaltsaspekt i.V.m. Work-Life-Balance-Aspekten wie flexible Arbeitszeitmodelle, zusätzliche Urlaubstage für Familien, etc. klar ausschlaggebend ist. Da ist nichts mit sexy Arbeitgeber oder allzu viel Idealismus.
Warum bieten denn zivile Arbeitgeber diese Anreize?
Weil diese sehr wohl wissen das auch dies wichtige Anreize sind.
Sie sind für Viele sicherlich nicht die Wichtigsten... Aber im Paket sollten sie von der Bw deutlich mehr genutzt werden.
Eben. Mit den Sprüchen zu meiner Anfangszeit a la "Die Bundeswehr ist kein Arbeitgeber wie jeder andere" und der "Soldatenberuf ist kein Job, sondern eine Berufung" überzeuge ich von der heutigen Generation doch kaum einen mehr. Da auch die Rahmenbedingungen a la Standort usw. sehr starr sind, geht es letztendlich nur über monetäre Anreize, sei es direkt über die Besoldung, zusätzliche Rentenbenefits, individuelle Gehaltspakete whatever.
Ohne ein neues Fass aufmachen zu wollen, aber das ist ja auch wieder so ein Thema: Warum soll ich mehr Leistung zeigen, wenn ich eh nicht mehr verdiene als die letzte Pfeife, die auch noch pünktlich durchbefördert wurde, weil Leistungsaspekte keinerlei Rolle mehr spielen.
Sowohl die Anreize, gutes Personal zu bekommen als auch dieses dann für gute Leistungen signifikant ggü. den anderen zu fördern, ist bei der Bundeswehr einfach nicht gegeben. Dieses dann über die Zeit als SaZ hinaus zu halten, ist bei den Rahmenbedingungen auch nicht einfach.
Diese müssen sich immer nur anhören:
"Da können wir nichts machen...
Lässt das BBesG nicht zu. Und BMI/BMF tragen das nicht mit... - sorry"
Was dazu führen wird, dass die Bundeswehr sich immer schwerer tun wird, gutes und qualifiziertes Personal zu finden.
Ja, im ÖD verdient man nicht schlecht.
Aber ich rede nicht vom einfachen Dienst vs Niedriglohnsektor, sondern mittlerer Dienst aufwärts vs Fachkräfte in der Zivilwirtschaft.
Immer wieder meine Rede. Anreize werden aber häufig eben verstärkt mit der Gießkanne oder vor allem für einfache Tätigkeiten ausgerollt. Dass ich als Ingenieur und Informatiker aber davon mal angesprochen fühlen würde: Weit hergeholt. Das gilt aber meist für den gesamten ÖD. Wobei es bei meiner Jobsuche auch die ein oder andere Behörde gab, die da deutlich pragmatischer und flexibler agiert haben.
Ich hab aber generell eine eher Besorgnis erregende Beobachtung gemacht die letzten Jahre (auch hier: eingeschränkter Blickwinkel): Nämlich eine Abwanderung von wirklich sehr guten Beamten im höheren Dienst hin zur Wirtschaft. Trotz der Konsequenzn im Hinblick auf Pension, etc. Das hat mitunter dazu geführt, dass einige Rüstungsprojekte monatelang länger gedauert haben, weil die wenigen wirklich Guten in den Abteilungen dann auch weg waren und nur noch die mittelmäßigen zurückgeblieben sind. Und diejenigen, die da neu hinterherkommen, machen auch nicht den Eindruck, dass sie zur Spitze ihres Jahrgangs gehören.
Und auch die Bw will und braucht die Guten!
Zustimmung. Es ist ja nicht so, dass wir keine Fachkräfte als Seiteneinsteiger (und auch RDL, aber das hatten wir schon woanders) bekommen haben. Aber das waren eben gerade nicht die Guten, sondern diejenigen, die eher noch Arbeit verursacht haben. Und endet die Zeit als SaZ bleibt von den Guten und Qualifizierten auch keiner.
Vielleicht übersehe ich ja etwas, ich sehe es ja auch nur aus meiner Brille von unten und lasse mich gerne von unseren Personalexperten aufklären: Warum sollte ich als Ingenieur oder Informatiker mit Berufserfahrung oder auch als Studienabsolvent zur Bundeswehr kommen? Was kann ich einem Interessenten in meinem Freundeskreis sagen, warum das attraktiv sein sollte? Warum sollte ich jemandem raten, der Interesse an MINT hat (und auch in dem Bereich arbeiten möchte), zur Bundeswehr zu gehen, ohne nur auf das bezahlte Studium abzuzielen?
Oder auch für mich selber: Warum sollte ich als Seiteneinsteiger zur Bundeswehr zurückkehren?