Guten Morgen erst einmal,
gleich mal vorweg: Ich heiße Simon, bin 19 Jahre alt, derzeit noch zivil, aber werde zum 01.07.2013 als OA beim OA-Bataillon Hammelburg eingestellt. Ich hab mir hier den Großteil der Beiträge sehr genau durchgelesen und würde gerne auch mal meine Meinung zu den Kündigungen abgeben. Natürlich kann ich nur von dem berichten, was ich bisher im Rahmen der relativ vielen Testungen durch die Bundeswehr (sprich OPZ, Fliegertest, etc.) und durch meinen Karriereberater erfahren habe und das auch nur hinsichtlich der Offizierbewerber, aber es gibt da dennoch einige Punkte auf die ich gerne mal eingehen würde.
Zum einen wurde hier öfters von der Schuld der Bewerber oder von der Schuld des Dienstherren gesprochen. Ich persönlich sehe da in beiden Faktoren Verbesserungsbedarf.
Zunächst mal
zu den Bewerbern: Teilweise ist es wirklich erschreckend mit welch naiven Vorstellungen manche Bewerber schon zur OPZ kommen, da haben doch tatsächlich manche San-Bewerber tatsächlich nicht gewusst, dass es auch passieren kann, dass man mal von der Schusswaffe gebrauch machen muss. Ein anderer Bewerber sagt dem Psychologen an der OPZ dann, er wäre wegen der Bewerbung als Pilot da und was anderes käme für ihn nicht in Frage, da er mit dem eigentlichen Offiziersberuf nichts zu tun haben möchte.
Ich denke an diesen beiden Beispielen sieht man ganz gut, dass die Bewerber teilweise mit wirklich naiven Vorstellungen zu Bundeswehr kommen. Gut, in diesen beiden Beispielen durften die Bewerber dann auch unmittelbar die Heimreise antreten, aber ich will nicht wissen wie viele da dann noch durchkommen.
Ich denke dieses falsche Bild wird durch die verschiedenen Werbekampagnen der Bundeswehr hervorgerufen. So kommen viele nur wegen des tollen Studiums oder der "1. Reihe am roten Teppich, wenn Staatsbesuch kommt", um jetzt nur mal auf eine aktuelle Werbekampagne zu deuten. Ich finde es zwar gut, dass die Bundeswehr mittlerweile wieder öffentlich so viel Werbung macht, aber fraglich, warum dann nicht spätestens beim Karriereberater mal die falschen Vorstellungen korrigiert oder ggf. komplett "zerstört" werden um die Bewerber mal auf den alltäglichen Beruf, sowie die GA hinzuweisen. So kommen einige Bewerber dann durch und de facto steigt dann die Abbrecherquote in der AGA, weil es einfach nicht ihren Vorstellungen entspricht. Hier sehe ich den
Verbesserungsbedarf beim Dienstherren.
Ein anderer Punkt ist denke ich auch die Gesellschaft, wo kaum noch Zeit für Praktika bleibt. Demnach ist es, zumindest für die Abiturienten, wie es in anderen Schulsystemen ausschaut kann ich nicht beurteilen, fast schon nötig direkt nach dem Abitur zu arbeiten oder zu studieren, da bleibt dann natürlich auch keine Zeit um mal einen Truppenbesuch zu machen und sich das Ganze aus nächster Nähe anzuschauen. Deshalb treten dann die meisten frischen Abiturienten als OA's mit 6-monatiger Widerrufsfrist an und machen von dieser dann natürlich relativ schnell Gebrauch, sollte etwas nicht den Vorstellungen entsprechen.
Auch angesprochen wurde schon "Befehl und Gehorsam", was meiner Meinung nach in der Schule völlig auf der Strecke bleibt. Das kann man bedingt in Jobs lernen oder eben dann bei der Bundeswehr direkt auf die ganz harte Tour erfahren.
Insgesamt kann ich von mir nur noch sagen, dass ich ziemlich selbstständig aufgewachsen bin und mich auch eingehend rund um die Bundeswehr informiert habe, weshalb ich guter Dinge bin erfolgreich durch die AGA zu kommen und nicht zu den "verhassten" Abbrechern zu gehören. Und dabei hilft natürlich dann auch die Kameradschaft!
Und bevor ich es vergesse: Ich fänd es auch sinnvoll wenn man vor einem direkten Abbruch min. nochmal ein paar Tage drüber schlafen müsste, ob es denn wirklich so viel Sinn macht abzubrechen.
Grüße
Simon