Liebe Community,
heute bin ich auf diese Anzeige in der Zeitschrift "Life and science" gestoßen:
http://s8.directupload.net/images/091211/egufbngm.jpg
Da stellte sich mir die Frage, weshalb eine so deutliche Diskriminierung der stattfindet, ausgerechnet von staatlicher Seite! Wenn ich mich nicht irre, heißt es im Grundgesetz, dass Mann und Frau gleich behandelt werden müssen. Ist dann ein Erzwingen der Steigerung der Frauenquote durch Bevorzugung der Frauen sinnvoll? Ist der letzte Satz nicht fast schon so etwas wie eine Provokation?
Selbstverständlich ist mir bewusst, dass Frauen heutzutage immer noch in Teilen diskriminiert werden, aber eine "Umkehrung" des Ganzen auf den männlichen Teil der Gesellschaft löst dieses Problem sicherlich nicht.
Ich hätte gerne dazu eure Meinungen und Argumente, da ich diese Thematik recht weitreichend finde (siehe "Überemanzipation" (leider kein besserer Begriff eingefallen))
Gruß
Tenlei
Die Bundeswehr muss genauso wie Behörden und Ämter eine gewissen Frauenquote erfüllen. Solange die nicht erfüllt ist werden Frauen bei Bewerbungen und gleihcer Leistung eben bevorzugt.
(Ähnlich wie bei Schwerbehindertern)
Das ist keine Erfindung der Bundeswehr.
Ich hab mal gehört, dass die Frauenquote bei der Bw 15% betragen soll und ca. 6% beträgt.
Zitat von: mailman am 11. Dezember 2009, 15:59:41
Die Bundeswehr muss genauso wie Behörden und Ämter eine gewissen Frauenquote erfüllen. Solange die nicht erfüllt ist werden Frauen bei Bewerbungen und gleihcer Leistung eben bevorzugt.
(Ähnlich wie bei Schwerbehindertern)
Das ist keine Erfindung der Bundeswehr.
Ah,interessant,war mir bisher nicht bekannt.
Aber weshalb wurde diese Frauenquote eingeführt?
Gibt es sowas auch für private Unternehmen?
Sollte nicht ausschließlich nach den Leistungen bzw. natürlichen Eigenschaften bewertet werden? Und von der Natur aus ist das männliche Geschlecht körperlich nunmal eher für den militärischen Dienst geeignet. Das soll jetzt nicht frauenfeindlich wirken, ich befürworte die Emanzipation, aber das ist eine sachliche Tatsache.
Im zivilen gibt es das meines Wissens nicht. Da dürfte eher das AGG greifen.
Und im zivilen bleibt mir überlassen wen ich einstelle oder nicht.
Die Frauenquote gibt es auch ei der Polizei, Zoll usw.
Nur lässt sich der Bundestag nicht unbedingt durch Fakten verwirren, wenn es um Gleichstellung geht. ;)
Eine "Frauenquote" ist im Soldatinnen und Soldatengleichstellungsgesetz mit Inkrafttreten im Januar 2005 vorgeschrieben worden. Im Sanitätsdienst beträgt sie 50% in den restlichen Bereichen der Streitkräfte 15%. Dass diese Quote erfüllt wird ist sehr unwahrscheinlich.
Undemokratisch ist eher, dass Männer und Frauen in den Streitkräften durch eine Gleichstellungsvertrauensperson vertreten werden, diese aber nur eine Frau sein darf und diese auch nur von Frauen gewählt werden darf.
Für den restlichen öffentlichen Dienst und die zivile Wirtschaft gilt das Allgemeine Gleichstellungsgesetz.
Gruß Andi
Übrigens werden Frauen bei nur gleicher Qualifikation bevorzugt (zumindest theoretisch). Ansonsten halt der bessere Bewerber.
Zitat von: Andi am 11. Dezember 2009, 16:34:04
Für den restlichen öffentlichen Dienst und die zivile Wirtschaft gilt das Allgemeine Gleichstellungsgesetz.
Könnte da nicht auch noch das Antidiskriminierungsgesetz greifen oder bin ich da auf dem falschen Dampfer?
Beispiel: Eine Bewerberin wird abgelehnt und die Begründung lässt vermuten, dass sie wegen ihres Geschlechts nicht eingestellt wurde, obwohl die Personalanzeige wie vorgeschrieben geschlechtsneutral formuliert war.
Zitat von: StOPfr am 11. Dezember 2009, 18:02:02Könnte da nicht auch noch das Antidiskriminierungsgesetz greifen oder bin ich da auf dem falschen Dampfer?
Es gibt kein Antidiskriminierungsgesetz - das ist der umgangssprachliche Name für das Allgemeine Gleichstellungsgesetz ;)
Danke, wieder schlauer geworden ;).
Dann habe ich immerhin das richtige Gesetz gemeint... :D.
Hm, ich mag vielleicht ein Brett vor dem Kopf haben, aber sind solche Stellenausschreibungen (kenne sie z.B. auch aus Universitäten), mit einer klar ausgesprochenen Bevorzugung, konform mit dem Grundgesetz?!?
Im Artikel 3 heisst es dort: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes [...] benachteiligt oder bevorzugt werden."
Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin mit Frauen in der Bundeswehr "aufgewachsen" und meine Erfahrung ist, daß Leistung nichts geschlechtsspezifisches ist. Meiner Meinung nach hat Tenlei mit seinem Denkanstoß der "Überemanzipierung" (schöne Kreation) gar nicht so Unrecht. Ich würde vielleicht sogar noch einen Schritt weiter gehen und zur Diskussion stellen, ob die von ihm zitierte Formulierung aus der Personalwerbung nicht sogar kontraproduktiv für die Frauen ist. Mit diesem Plakat im Hinterkopf und einer Frau vor sich, kommt sicher so mancher engstirnig angelegter Kamerad zu dem Schluss, dass sie eh' nur wegen der Frauenquote auf ihrer Stelle sitzt und dafür so mancher, vermeintlich "bessere" -was auch immer das dann heissen mag- männliche Bewerber auf der Strecke geblieben sei.
Es geht ja auch darrum das die Frauenquote noch nicht erfüllt ist. Vllt fällt diese Forumlierung weg wenn sie mal erfüllt ist.
Und nur wegen diesem Hinweis wird niemand bevorzugt. Man muss erst mal die gleich Leistung bringen. Und der männliche Bewerber der auf der Strecke geblieben ist, wird das wahrscheinlich nie erfahren.
Zitat von: Troubleshooter am 12. Dezember 2009, 13:19:15
Hm, ich mag vielleicht ein Brett vor dem Kopf haben, aber sind solche Stellenausschreibungen (kenne sie z.B. auch aus Universitäten), mit einer klar ausgesprochenen Bevorzugung, konform mit dem Grundgesetz?!?
Im Artikel 3 heisst es dort: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes [...] benachteiligt oder bevorzugt werden."
Ja, denn es wird vorausgesetzt, dass bereits vorher eine Ungleichbehandlung im Sinne einer Benachteiligung von Frauen - vorliegt, welche mittels Bevorzugung bei gleicher Eignung nivelliert werden soll.
Eine solche Regelung kann in den Streitkräften allerdings durchaus kontreproduktiv sein, deswegen muss man auch die Geschichte des SGG kennen. Als das AGG im Bundestag ausgearbeitet wurde gab es den in SPD und FDP anerkannten Ansatz den Streitkräften der Bundeswehr und den Teilen der Wehrverwaltung mit Reservistenstellen ein eigenes Kapitel in diesem Gesetz zu widmen in dem die Bundeswehr großzügige Sonderregelungen bekommen hätte (und wir hätten heute definitiv keine Frauenquote). Die CDU (!) allerdings verweigerte dem ganzen die Zustimmung, schlicht, weil sie die Regelungen zu einschränkend empfanden. Also wurde das AGG ohne Bundeswehrregelungen geplant - und ein paar Jahre auf Eis gelegt. Als es dann wieder daran ging das AGG in Stein zu hauen fiel auf, dass es ja auch Regelungen für die Bundeswehr geben müsse, also entstand ein eigenes, völlig überreglementiertes Gesetz für die Gleichstellung der Soldaten - diesmal mit den Stimmen der CDU. ;)
Zitat von: Troubleshooter am 12. Dezember 2009, 13:19:15
Mit diesem Plakat im Hinterkopf und einer Frau vor sich, kommt sicher so mancher engstirnig angelegter Kamerad zu dem Schluss, dass sie eh' nur wegen der Frauenquote auf ihrer Stelle sitzt und dafür so mancher, vermeintlich "bessere" -was auch immer das dann heissen mag- männliche Bewerber auf der Strecke geblieben sei.
Mag sein, dann ist der Kamerad aber geistig nicht sehr fexibel. ;)
Zu den Hinweisen in Anzeigen und der verwendung der weiblichen Form zusätzlich zur männlichen ist die Bundeswehr gesetzlich verpflichtet (wie gesagt, völlige Überreglementierung).
Ob ich aber einen Soldaten vor mir habe, der mit seinen Aufträgen überfordert ist merke ich nicht an seinem Geschlecht, sondern daran, wie er/sie sich im täglichen Dienst gibt.
Gruß Andi
Gemäß dem Satz wird aber nicht eine Frau dem besseren Bewerber vorgezogen, sondern bei GLEICHSTAND wird halt die Frau eingestellt. Der Gleichstand ist aber nun mal die erste Voraussetzung.(Dass zumindest dem subjektiven Gefühl nach so zu sein scheint, dass Frauen auch bei schlechterer Eignung bevorzugt werden steht auf einem ganz anderen Blatt)
Positive Diskriminierung ist, wie Andi bereits schrieb, bei "Minderheiten" erlaubt um bestehende Ungleichheiten auszubügeln. Unter "Minderheiten" im Sinne geknechteter rechtloser Grüppchen fallen hierbei auch Frauen, obwohl sie über 50% der Bevölkerung stellen. Die "Mehrheit" die nicht bevorzugt werden darf, weil sie vermeintlich die Welt beherrscht, könnte man beschreiben als "heterosexuelle Männer weißer Hautfarbe und deutscher Staatsangehörigkeit im Vollbesitz ihrer körperlichen und geistigen Kräfte".
So oder so ähnlich ;)
Mal ehrlich .... warum gibt es einen solchen Passus, dass Frauen bei gleicher Qualifikation bevorzugt eingestellt werden? Ist es nicht so, dass sich die Bw sowieso die besten Bewerber heraussucht, ganz egal ob m oder w?
Ich sehe das Problem darin, dass die Masse von jungen Frauen mit der Bw einfach nichts zu tun haben will, daher bewerben sich auch so wenig. Gerade der Beruf des Soldaten mit seinen nicht alltäglichen Anforderungen, ist nunmal nicht jedermanns Geschmack. Das fängt schon bei den Männern an ... wie viele versuchen sich schon vor ihrem Grundwehrdienst zu drücken, nur weil sie persönlich den Dienst in der Bw als zu "unbequem" ansehen. Wie oft hört man das Argument von Männern UND Frauen "Ich kriech doch nicht freiwillig durch den Schlamm! Das sollen die machen, die es schön finden"
Meiner Meinung nach liegt demnach die "Problematik Frauenquote" in der Attraktivität des AG's Bw. Diese wird nun mal für viele Frauen als unattraktiv angesehen, daher bewerben sich auch so wenig Frauen .... Die Frauen, die den Dienst als akzeptabel empfinden, bewerben sich sowieso und werden bei Eignung auch eingestellt. Wo soll also das "Problem" sein? ;)
Lieber Kamerad Snake, Andi hat hierzu erschöpfend Auskunft gegeben.
Die Quotierung gilt im gesamten öffentlichen Dienst "in diesem unserem Lande", hat also nichts Spezifisches mit der Bw zu tun.
Ob und welche Meinung man da hat, ist eigentlich ziemlich unerheblich, da es sowieso nichts ändern würde. Solange die Quote nicht erreicht ist, wird sie bestehen bleiben...
Lieber migu,
sicher ändert es nichts und die Quote wird bestehen bleiben.
Aber die Bw wird nicht die Frauenquote dadurch steigern, dass sie explizit die "Werbetrommel" für weibliche Bewerber dreht ... wer einfach kein Interesse an der Bw hat, wird sich niemals bewerben, ganz egal womit er versucht wird zu "ködern" ;)
Zitat von: schlammtreiber am 14. Dezember 2009, 08:45:52
"heterosexuelle Männer weißer Hautfarbe und deutscher Staatsangehörigkeit im Vollbesitz ihrer körperlichen und geistigen Kräfte".
Alice Schwarzer würde vermutlich abstreiten dass das überhaupt zusammen geht...
Mit Sicherheit würde sie das, insofern könnte ich den letzten Punkt vielleicht noch abändern.
Streiche "im Vollbesitz der geistigen Kräfte", setze "ohne ärztlich diagnostizierte geistige Behinderung" ;)
Hmmm- ich finde es unglaublich, dass anscheinend noch immer die Meinung vertreten wird, dass Frauen nur wegen der "Quote" eingestellt werden. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn ein Mann wegen einer Frau abgelehnt wird, dann kann er sich sehr sicher sein, dass die Frau wesentlich höher qualifiziert war als der Mann es ist. Sonst würde kein Arbeitgeber eine Frau bevorzugen. Denn schliesslich könnte sie ja schwanger werden- das ist schon Grund genug für eine Benachteiligung der Frau.
Oder werden etwa Schwerbehinderte bevorzugt eingestellt? Obwohl jeder Betrieb über 50 Arbeitnehmer eine Mindestquote an Schwerbehinderten erfüllen muss- tut er es nicht und zahlt lieber einen "Strafbetrag". Ebenso ist es bei Frauenquoten- sie werden zwar gefordert- seit vielen Jahren- wurden jedoch nie erreicht. Nicht etwa weil Frauen schlechtere Qualifikationen haben, sondern weil sie ebenso wie Schwerbehinderte Nachteile haben. Allein das ist die Ursache, dass sich die angebliche bevorzugung von Frauen bei der Einstellung bisher überhaupt nicht ausgewirkt hat. Deshalb hat die Bundesregierung ja bereits Milliarden an Strafe bezahlen müssen an die EU, weil sie das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz erst mal nicht einführen wollte- und nun nur halbherzig umgesetzt hat. Frauen bleiben also unverändert auf der Strecke- Männer brauchen also nicht zu befürchten, dass die inzwischen hoch qualifizierten Managerinnen ihnen den Posten streitig machen könnten. Männer werden eben nicht schwanger.....! Aber bald wird es aufgrund dessen ja sowieso keine Deutschen Kinder mehr geben....!!
Zitat von: Tracy0300 am 01. Mai 2010, 19:45:37
...Deshalb hat die Bundesregierung ja bereits Milliarden an Strafe bezahlen müssen an die EU, weil sie das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz erst mal nicht einführen wollte- und nun nur halbherzig umgesetzt hat...
Milliarden? Gibt es dafür eine konkrete Zahl und vor allem eine Quelle?
Unabhängig davon halte ich es für einen Skandal, dass Frauen und Männer für gleiche Arbeit außerhalb der Bundeswehr unterschiedlich bezahlt werden.
Zahlungen wegen verspäteter Umsetzung von EU-Richtlinien sind eher die Regel als die Ausnahme. Da ist Deutschland oft vorne dabei. Hauptgrund sind der Föderalismus und die ständigen Wahlkämpfe. Das hat vordringlich nichts mit Diskrimminierung von Frauen zu tun.
Zitat von: Tracy0300 am 01. Mai 2010, 19:45:37
Aber bald wird es aufgrund dessen ja sowieso keine Deutschen Kinder mehr geben....!!
Liebe Tracy, das war ein Eigentor ;)
Mit ein Grund für sinkende Geburtenraten ist ja eben, dass die Frauen nicht mehr zwischen den "drei K" (Küche Kinder Kirche) eingesperrt sind, sondern höhere Schulen besuchen, studieren oder Berufe erlernen. Das führt zu Lebensplanungen, in die Kinder eben erstmal schlecht rein passen. Wenn man also
für die Gleichstellung der Frau in der Berufswelt argumentieren will, sollte man das Geburten-Argument tunlichst weglassen :D