laut SZ - neue anweisung ausm BMVg - rekruten sollen mit samthandschuh angefasst werden ;)
Link, Quelle, irgendwas! Bitte. Das wäre mir nämlich neu... bislang durften wir die Rekruten gar nicht anfassen.
Ja, ich bin auch schon gespannt, was die Medien dank des immer weiter um sich greifenden "investigativen Journalismus" da wieder ausgebuddelt haben. ;D
Die Anweisungen stimmen, aber zum größten Teil hat sich doch hoffentlich nichts geändert?
Moderate Dienstzeiten, Unterlassen überzogener Härte und behutsame (früher angemessenes) Heranführen an körperliche Belastung gilt schon seit Jahren.
Neu ist hingegen das Mobiliar, regelmäßig 8 Stunden Schlaf und 2-4 Mann pro Stube. Ganz so schlecht, wie manche Ausbilder das finden, ist es aber nicht. Die Leute sind wacher, konzentrierter, weil eben nicht müde. Und sie sind bereit, auch körperliche Anstrengung zu ertragen. Und die kann man nicht wegstreichen.
Die Anweisung gabe es aber schon vor über einem halben Jahr. Das ist also nichts neues. Die hohen Abbrecherquoten sind sicher nur zu einem kleinen Teil die Schuld der Ausbilder. Viele gehen auch mit falschen Vorstellungen zur Bundeswehr. Daran wird man nichts ändern können.
Trotzdem finde ich die Weisung richtig. Zum Ausbilder ist nicht jeder geboren und es gibt ganz sicher immernoch genug, die sich durchaus daran aufgeilen können, dass sie Macht über andere haben und das auch ausnutzen. Trotzdem glaube ich, dass das nur ein geringer Teil ist.
Mit Verlaub: ich war 2003 Ausbilder in der Grundausbildung in einem SaZ Zug mit Feldwebelanwärtern und SaZ Mannschaften, die alle ihr 6monatiges Widerrufsrecht hatten. Wir waren der einzige von vier Zügen, in dem es keinen einzigen Widerruf in der AGA gab.
Und wir waren der einzige von vier Zügen in dem es kein "weichgespültes", sondern ein hartes, aber absolut faires Ausbildungsprogramm gab - Sport, wann immer er sich anbot und möglich war, Zusatzausbildung in jeder Sekunde, die man auf andere Ausbildungsabschnitte warten musste, Überwindung eigener gedachter Grenzen, wann immer es ging, aber niemals eine Überforderung der Rekruten. Der Umgang war streng, vertrauensvoll, verbindlich und menschlich. Ergebnis: In der Abschlussübung glänzten die vier Gruppen dieses Zuges und hängten die drei anderen Züge der Kompanie um Längen ab - beim Marschieren und allen Zwischenstationen/Prüfungen.
Wenn das - mit Verlaub - vier Zauberlehrlingsgruppenführer im Dienstgrad Fahnenjunker unter Führung von zwei erfahrenen Portepees hinbekommen, dann bekommt das jeder leidlich motivierte Feldwebel hin, für den Menschenführung kein Fremdwort ist.
Das Problem ist gerade die mangelnde Forderung, die mangelnde Härte und die daraus resultierende mangelnde Gruppendynamik. Wenn ich an meine eigene AGA zurückdenke: Ab der zweiten Woche war klar, dass keiner in meiner Gruppe mehr widerrufen hätte, ganz einfach, weil man durch die Trennung vom Rest der Gruppe in irgendeiner Form einen Teil von sich selbst aufgegeben und die anderen im Stich gelassen hätte. Wenn die Rekruten Zeit haben zu überlegen - und das haben sie bei Dienstzeiten von 7:00 - 16:30 oder abends mit Mami und der Freundin dauerzutelefonieren, dann konzentrieren sie sich auf alles, aber definitiv nicht auf ihre AGA und ihr dortiges soziales Umfeld. DAS ist das eigentliche Problem. In Zeiten in denen man der steigenden körperlichen Belastung der ersten AGA-Wochen ausgesetzt ist stört "nachdenken" nur, weil das bei zu viel Nachdenken viel zu oft zum Gehen des Weges des geringsten Widerstandes führt - also dem Abbrechen.
Logisch ist nicht die Anforderungen an die Härte der Ausbildung zu senken - was die seit 15 Jahren parallel steigenden Anforderungen in den Auslandseinsätzen geradezu parodiert -, sondern vielmehr die Anforderungen sogar wieder zu erhöhen.
Das pauschale Widerrufsrecht für 6 Monate allerdings ist generell eine totale Fehlkonstruktion, das mit Dienstwirklichkeit nichts zu tun hat. Viel sinniger wäre ein Widerrufsrecht für das Ende der 6 Monate und vielleicht noch mit der Zwischenstation 3 oder 4 Monate, dazwischen aber ohne Widerrufsmöglichkeit. Dann fällt nämlich die Bauchentscheidung und das Heimweh als Widerrufsgrund weg. Und an der Bewerberzahl würde das nichts ändern, denn zwischen den Ohren bleibt in Beratungsgesprächen eh kaum etwas Relevantes hängen (liegt an der Romantisierung der eigenen Zukunft) und es ist tatsächlich nur relevant, dass es überhaupt die Widerrufsoption gibt.
Gruß Andi
Zitatsondern ein hartes, aber absolut faires Ausbildungsprogramm gab - Sport, wann immer er sich anbot und möglich war, Zusatzausbildung in jeder Sekunde, die man auf andere Ausbildungsabschnitte warten musste, Überwindung eigener gedachter Grenzen, wann immer es ging, aber niemals eine Überforderung der Rekruten. Der Umgang war streng, vertrauensvoll, verbindlich und menschlich.
Genauso sehe ich das auch. So muss die ideale Ausbildung auch sein. Trotzdem haben junge Leute ein sehr feines Gespür, um zu unterscheiden, was harte, fordernde Ausbildung ist, und was im Gegensatz dazu sinnlose Machtspielchen sind. Wie oben schon gesagt, das ist sicher die Minderheit. Trotzdem darf man das nicht ignorieren. Ich glaube auch nicht, dass es am Dienstschluss um 16.30 Uhr liegt. Eher liegt es - wie oben gesagt - an falschen Vorstellungen. Das erleben wir hier im Forum ja auch regelmäßig, wenn so Fragen kommen wie: Welche Ausbildung kriege ich? Wie kann ich mich weiterbilden? Bin ich heimatnah eingesetzt? Arbeite ich auschließlich auf Basis meiner zivilen Qualifikation? Wieviel Geld kriege ich?.. usw. usw..
30% Widerruf finde ich aber trotzdem entschieden zu viel. Da muss einiges im Argen liegen...
Ganz im Ernst sollte man bei den 30% Abbrecherquote auch bedenken, WIE LANGE der einzelne Abbrecher denn aktiv an der Grundausbildung beteiligt war. Wenn die Hälfte aller Abbrecher - was ich leider gar nicht herauslese - innerhalb der ersten 5 Tage kündigt, dann kann da von überharter Ausbildung, schlechten Ausbildern o.A. keine Rede sein.
richtig... man muss das wirklich genau analysieren, was da alles eine Rolle spielt...
Ich vergaß (für nicht bewanderte): In der ersten Woche werden Untersuchungen durchgeführt, Unterrichte gehalten, Einkleidung durchgeführt, Formaldienst ausgebildet, evtl. die erste Waffenausbildung absolviert. Reviere gereinigt usw.
Zitat... Reviere gereinigt usw.
Das ist es! Mutti macht das nicht mehr. :D
Der Minister mag das Hotel Mama nicht@justice: Aus der Praxis: Wenn die Rekruten in den ersten Wochen der AGA - und das sind die anstrengensten, danach hat dich der Körper umgestellt - zu viel Freizeit und zu viel Zeit fürs Nachdenken und Selbstbemittleiden haben steigt aus rein menschlichen Gründen die Zahl der Abbrecher an. Das Wochenende durchschlafen, Abends nach Dienst tot ins Bett fallen, morgens mit etwas Schlafdefizit aufwachen und Ausbildung mit möglichst wenig Leerlauf, angepasst an die geistige Leistungskurve sind optimale Voraussetzungen, um in den ersten vier Wochen die Abbrecherquote gering zu halten. Und danach ist das härteste sowieso vorbei und die Anzahl derer, die über das Abbrechen nachdenken reduziert sich von selbst. Wer das ignoriert macht sich mit Vorgaben wie denen, die im letzten Jahr gegeben wurden einfach lächerlich, weil er an der Ausbildungsrealität vorbeibefiehlt.
Gruß Andi
Meine AGA war auch 2003 und es war auch sehr fordernd. Die ersten 6 Wochen hatten wir immer Dienst bis mind. 21 Uhr.
Danach war der Zussammenhalt soweit da, das keiner mehr aufgegeben hat bzw. hätte. Zu dem Zeitpunkt waren auch alle KDVler schon weg.
Es war eine gute AGA mit dem für mich besten Hauptmann und einem der wohl besten Spieße der Bundeswehr, der spät Abends noch von Ulm nach Kempten gefahren ist um ums nach dem Nachtschießen mit Teee und heißen Würstchen zu versorgen.
Ich kenne mich zwar mit Menschenführung nicht so gut aus und bin wohl auch ein schlechter "Führer" (im letzen Atemschutzdurchgang wurde mein Führungsverhalten als Truppführer als zu agressiv un militärisch kritisiert), aber ich denke das zuviel "Kuschelkurs" auch nicht der richtigee Weg sein kann.
Ganz neu ist das Thema nicht, aber nun hat sich auch noch der Wehrbeauftragte als Schlafbeauftragter ( ;)) zu Wort gemeldet:
Wehrbeauftragter für mehr Schlaf bei Bundeswehr
Wer schießt, muss auch wach sein Zitat:
"Wer chronisch müde ist, kann kein guter Soldat sein: Bundeswehrsoldaten schlafen zu wenig, findet der Wehrbeauftragte Königshaus. Er fordert deshalb eine längere Nachtruhe - nicht nur für Rekruten. "Quelle (Süddeutsche vom 25. Januar)
Was heißt denn da "nicht nur" für Rekruten? Wer hat denn noch NICHT die Möglichkeit, sich hinzulegen, wann er möchte?
Ich denke, das allerwichtigste ist die Qualifikation der Ausbilder. Ich hatte damals als Wehrpflichtiger auch viel Glück. Die Grundausbildung war hart und fordernd, aber zu jedem Zeitpunkt fair. Es wurde uns sehr viel abverlangt, aber wir wurden zu keinem Zeitpunkt schikaniert. Die Ausbilder waren sehr streng, allerdings haben sie nie von oben herab den "Mächtigen" gespielt. Außerdem wurde uns immer vermittelt, warum das alles so sein muss. Deshalb war es nicht nur für mich, sondern auch für die allermeisten anderen eine tolle Zeit und eine gute Erfahrung. Und da war es auch völlig egal, dass man von dem wenigen Schlaf müde war. Entscheidend ist die Motivation, die durch gute Ausbilder geweckt werden muss.
Wenn ich zum Beispiel an den anderen Thread denke, dass Ausbilder hier im Internet nachfragen, wie man einen Unterricht gestaltet, weil dessen Vorgesetzte es nicht hinbekommen, einen klaren Auftrag zu geben und ggf. Nachfragen zu beantworten, dann wundert mich nichts mehr. Ich glaube, da liegt viel eher der Hase im Pfeffer, als bei mangelndem Schlaf.
Ich dachte immer Schlafentzug sei ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung um Beständigkeit unter Belastung zu erlernen und an die möglichen Härten zu gewöhnen.
Aber das ist wahrscheinlich sooooooooooooo 20. Jahrhundert ::)
Ich denke eher, dass war ein notwendiges Übel, über das nicht weiter nachgedacht wurde. Fünf Uhr aufstehen, weil: Bett machen, Körperpflege, Anzug, Revierreinigen. Bis um 6:00 Uhr (Frühstück) war das ein strammes Programm. Und abends die Rekruten deshalb bereits um 20:00 Uhr ins Bett zu schicken, war einfach zu früh. 22:00 Uhr ist da eher zu vermitteln (Beginn Nachtruhe allgemein).
Mal ehrlich......wo soll das ganze noch hinführen??? Ich hoffe wirklich das "oben" noch genug Köpfe sind die es verhindern das
die ganze Ausbildung letztendlich irgendwann zu weichgespült wird. Von wem kommen solche Vorschläge eigentlich ??? ? Sollte
man sich von demjenigen mal die alte Pers-Akte ziehen.....soweit sie denn je existiert hat 8) ?
"Fehlte eigentlich bloß noch die Anweisung, auch kulinarisch den Wünschen der Rekruten gerecht zu werden. Möglichst à la carte."
Irgendwann werden, aus welchen Gründen dann auch immer, neue Begriffe eingeführt um dem multimedialen Zeitalter gerecht zu werden...
....wie wäre es mit CSP - Community-Service-Point für ehem. "GeZi"
LES - Laundry & Equipment Store für "Wäschelast"
UFT - Unexpected Flashmob Training für .......NACHTALAAAARM ;D (den muss ich mir merken ;) )
Grüße
Zitat"Fehlte eigentlich bloß noch die Anweisung, auch kulinarisch den Wünschen der Rekruten gerecht zu werden. Möglichst à la carte."
Wobei man da echt nicht meckern kann.
Bestes Kantinbenessen das ich je hatte!
Zitat von: =TRG= am 28. Januar 2013, 19:57:42
Ich denke eher, dass war ein notwendiges Übel, über das nicht weiter nachgedacht wurde.
Den AGA-Dienstplan betreffend, kann sein. Aber später, in der Vollausbildung, haben wir sicher keine zweiwöchigen Übungen mit mehrtägigem Schlafentzug gemacht weil die Zeit so knapp war ;)
Zitat von: Bestianegra am 29. Januar 2013, 00:21:37Irgendwann werden, aus welchen Gründen dann auch immer, neue Begriffe eingeführt um dem multimedialen Zeitalter gerecht zu werden...
....wie wäre es mit CSP - Community-Service-Point für ehem. "GeZi"
LES - Laundry & Equipment Store für "Wäschelast"
UFT - Unexpected Flashmob Training für .......NACHTALAAAARM ;D (den muss ich mir merken ;) )
Ach, du meine Güte. Das Schlimme daran ist, dass ich das keinesfalls für ausgeschlossen halte. Der Deutsche hat ja bekanntlich eine Vorliebe für Umbenennungen und Anglizismen. Das Karriere
center mag da nur ein Vorgeschmack sein. Im Zeitalter des
Sales, des
Facility Managements und der
Workshops wäre wohl auch für ein Unexpected Flashmob Training (mit konsequenter und heute üblicher Auseinanderschreibung) noch Platz. Da schaudert's einen direkt. ;)
Zitat von: Bestianegra am 29. Januar 2013, 00:21:37
UFT - Unexpected Flashmob Training für .......NACHTALAAAARM ;D (den muss ich mir merken ;) )
Für diese Abkürzung wird es keinen Bedarf geben, denn nachts wird künftig geschlafen und ausgeschlafen :D!
Nach meiner Bewertung wird hier Vieles wesentlich heißer gekocht, vor allem bei den Medien, als es im Nachhinein in der Truppe gegessen werden muss.
TRG und Andere hatten es ja bereits ausgeführt: Die Umgangsregularien gegenüber Rekruten und Soldaten allgemein haben sich doch nicht diametral verändert. Der wesentliche Unterschied zu früher/damals sit doch vielmehr, dass in den letzten Jahren und aktuell deren Einhaltung "von oben" eingefordert wird. Übertriebene Härte, unangemessene Ansprache, kollektive Erzieherische Maßnahmen bei Falschverhalten eines Einzelnen, "Dummfick" etc. waren schon zu meinen Rekrutenzeiten verboten und insofern Gegenstand der Offz/Uffz-Ausbildung.
Darüber hinaus ist es doch ebenfalls angemessen, hier in unseren Standorten im allgemeinen Dienstbetrieb nicht so zu tun, als gäbe es eine durchgehende 24/7-Bereitschaft, um in den Großen vaterländischen Krieg eintreten zu müssen. Entsprechend sollte sich auch das Thema "Freizeit" für die Soldaten einem normalen Berufsfeld angleichen. Außerdem erschließt sich mir nicht der hier angedeutete Zusammenhang zwischen der Möblierung von Unterkunftsstuben und Selbstverständnis einer fordernden, soldatischen Ausbildung. Selbstverständlich soll der Dienstbetrieb, gerade in der GA, aber auch insgesamt fordernd und nach dem Prinzip "vom Einfachen zum Schweren" gestaltet werden und keinen Leerlauf etstehen lassen. Aber auch das war seit jeher die Forderung an Dienstplangestalter und Ausbilder, und das ist keine neue Erkenntnis, die Andi hier vollkommen rchtig anmerkte.
Insgesamt mag ich deshalb auch keine Tendenzen zur Bw Light erkennen, wie sie in der SZ beschrieben wurde.
Edit:
Ein nicht eingefügt. Korrekt?
Zitat von: miguhamburg1 am 29. Januar 2013, 13:48:14
Darüber hinaus ist es doch ebenfalls angemessen, hier in unseren Standorten im allgemeinen Dienstbetrieb nicht so zu tun, als gäbe es eine durchgehende 24/7-Bereitschaft, um in den Großen vaterländischen Krieg eintreten zu müssen.
Sie meinen ich werde nicht in den kommenden Jahren die Seelower Höhen gegen die anstürmenden Taliban verteidigen? :'( ;D