Moin zusammen,
ich habe in meiner TE leider öfter das Problem, dass ich im Gegensatz zu anderen Nachteile habe. Wie kann ich am besten dagegen vorgehen?
Der Beitrag wird leider sehr lang werden.
Wie setzen sich die Nachteile zusammen?
Es gibt einen speziellen Kameraden, der hat Sonderechte, weil er länger in der TE ist. Fangen wir bei Überstunden an. Sobald diese anfallen ist dieser wegen eines Nebenjobs generell raus. Und das als jungeselle ohne Familiäre Verpflichtungen.
Beim Urlaub ist das dasselbe. Dieser Kamerad hat keine Probleme, kurzfristig Urlaub zu bekommen. Für ihn ist es auch möglich, mal 2 Stunden eher abzuhauen.
Sobald ich mal was habe, wird daraus eine lange Diskussion. Wie gesagt, das kommt bei mir überhaupt nicht oft vor. Jetzt gab es einen vollkommen normalen Grund, mal frei zu nehmen: Elternsprechtag.
Ich habe 3 Wochen vorher den Urlaubsantrag geschrieben. Jetzt dürft ihr 3x raten, wer kurzfristig Urlaub bekommen hat und welcher Urlaubszettel noch beim TE-Fhr auf dem Platz gelegen hat! Mir wurde gesagt, ich kann keinen Urlaub bekommen, weil was wichtiges ansteht.... an einem Freitag! Was dann nciht der fall gewesen ist.
Im Nachhinein hat mir nen anderer gesagt, dass der bestimmte Kamerad dem TE-Fhr gesagt hat, dass Elternsprechtage Abends sind! Das sagt ein Kamerad ohne Kinder zu einem TE-Fhr ohne Kinder und ich werde so hingestellt als würde ich Mist erzählen.
Nächster Punkt: Corona! Eines meiner Kinder war über 30 Tage positiv und musste in Quarantäne. Da dieses Kind erst 7 Jahre alt ist, muss es betreut werden. Meine Frau hat den Großteil zuhause verbracht, konnte aber in einer Woche, wegen einer wichtigen beruflichen Weiterbildung nicht. Daher sollte ich anfragen, ob es möglich ist "Urlaub" zu nehmen. Wieder war es ne dicke Diskussion. Problem: Leider war die Komplette Kp-Führung zu dem Zeitpunkt nicht vor Ort und die Vertretung auch nicht.
Übungsplatz: Vor längerer Zeit hat es in unserer Whats Appgruppe eine Anfrage gebenben, wer freiwillig mit auf einen Übungsplatz möchte. Ja ich weiß, was mit WhatsApp ist....Aber was soll ich tun.
Jedenfall wurde für einen Übungsplatz ein Mun-Ausgeber gesucht.
Ich habe gesagt, dass wenn es freiwillig ist, er Fehlanzeige für mich melden soll, da ich nach 5 jahren gerne mal wieder die Geburtstage von meiner Mutter und meinem Kind sowie der Schwiegermutter feiern möchte. Diese haben in der selben Woche Geburtstag. Da ich durch zwei Einsätze und einige Übungsplätze gerne mal wieder dabei gewesen wäre, kann man sich denken.
Wer musste auf den freiwilligen Übungsplatz? Der Soldat, mit Kindern, der der meisten Einsatzzeit und mit Sicherheit auch die meisten Zeit auf Übungsplätzen. Also ich.
Zusätzlich musste ich mir noch folgenden Spruch anhören: Ich (der TE_Fhr) musste meine Geburtstage im Einsatz auch alleine feiern.....
Gewisse Aufträge muss natürlich auch nur ich durchführen. Das Problem ist einfach, das mein TE-Fhr auch privat sehr gut mit dem einen Kameraden ist und auch zusammen im Einsatz gewesen. Ich weiß, dass es normal ist, dass Kameraden die länger in der TE sind, den ein oder anderen Bonus haben. Aber hier ist es durchweg so, dass viele Dinge nur von mir gelöst werden müssen.
Nen Beispiel ist auch das Handy. Der Kamerad sitzt den ganzen Tag vorm handy und guckt you Tube oder Twitch. Sobald ich mal das Handy in der Hand habe, bekomme ich nen Einlauf und ich gucke weder das ein noch das andere, da ich mit 40 jahren andere Interessen habe. Nämlich Nachrichten oder Nachrichten meiner Familie.
Sport wird mir komplett verwehrt. Immer wenn ich Sport machen möchte, gibt es aufeinmal nen Auftrag für mich. Das liegt aber auch daran, dass unser Feldwebeldienstgrad über 140 kg wiegt und gar keinen Sport macht, sondern lieber tonnenwiese Redbull, Fastfood und Süßigkeiten verschlingt. Für ihn ist Sport Vergnügen, dass er uns nicht gönnt.
Sport soll ich nach dem Dienst machen.
Es kommt auch gerne mal vor, dass ich iregendwelche Kameraden für andere Züge quer durch Deutschland fahren muss, ohne dass ich überhaupt mal Infos bekomme, wann und wohin es geht. Da kann es sein, dass mir gerstern wer gesagt hat, du fährst morgen wen nach Koblenz ins Krankenhaus. Alles kein Problem, wenn man planen kann. In diesem Fall hatte ich aber am Tag darauf nicht mal frühzeitig welche. Da stand dann irgendwann ein armer Gefreiter vor mir, der natürlich noch keine Ahnung haben konnte. Sein Termin war dann um 14:00. Super Planung, wenn man über eine der meist befahrenen Autobahnen mit den größten Baustellen muss. Da kriegste dann noch gesagt, man soll die eigenen Probelme nicht zu seinen machen. (Top Vorgesetzer)
Das ich dann erst um 21 Uhr wieder Zuhause war hat auch keinen interessiert.
Jetzt kommt mal nen relevanter Punkt: Meine Tätigkeiten: Ich bin Hausmeister, KVD, Müllentsorger, Mädchen (das eigentliche Wort darf man nicht mehr nutzen) für alles. Ich mache wie gesagt alles, was unter der Würde von anderen ist. Ich habe kein Problem zu arbeiten, da ich weiß, was Malochen ist. Aber hier ist langsam aber Sicher ne grenze überschritten.
Ich habe 3 Ausbildungsberufe gelernt. Einer davon ist auch für die Bundeswehr nutzbar. ich bin Kaufmann für Büromanagent, mit Berufserfahrung bei der Bundeswehr und zivil! Einsetzen darf ich diese, trotz dass ich in einem Büro sitze nicht. Der Soldat ohne Berufsausbildung arbeitet mit SAP! Zu mir heißt es, es ist nicht gewollt, das mehrere Mannschaftssoldaten daran arbeiten.
Das ist super, wenn man bedenkt, dass ich vorher in einem MatBewZg auch mit SAP z.B. Munitionsdinge gemacht habe.
Und da sind wir bei der alten TE. Dort war ich hoch angesehen. Nicht weil ich große Fresse habe oder den OSG habe raushängen lassen. Nein, ich besinne mich auf Kameradschaft, packe überall mit an und war mir nie zu Schade auch mal selbst was zu machen, wo andere OSG's nen Grefreiten losschicken. Wo andere keinen Bock hatten unter nem Tonner zu schmieren, stand ich mit drunter, weil mir in der Bundeswehr alles soweit Spaß macht.
Ich habe mir erarbeitet, Feldwebel werden zu können! Ich habe 2 Jahre lang eine Gruppe aus der TE geführt, weil mein HF aufgrund einer Krankheit raus war. Es gab keinen Ersatz, daher habe ich dann als Bindeglied zwischen MatBewZg, S4 Abteilung und TVB gearbeitet. Warum? Weil mein TE-Fhr dem KPChef verkaufen konnte, dass ich als erwachsener Familienvater Verantwortung übernehmen kann.
Da sind wir dan auch bei einem meiner Einsätze. Nen MatBewZg hat gerne mal mehr als 40 Soldaten. 10 davon mussten in den Einsatz. Ich stand aufgrund meiner Familiären Gechichte auf der Ersatzliste. Das war mir egal, ich bin mit einer Entscheidungszeit von 3 Tagen in den Einsatz geflogen, ohne weiße Wochen. Warum: Weil ich Bock auf die TE hatte und Einsätze kenne.
Ich bin immer dafür bekannt gewesen, dass ich ich überall reinwerfe.
Das habe ich alles schwarz auf weiß in meinem Dienstzeugnis stehen, ebenso wie der Satz, dass ich für meine jetztige Laufbahn zu überqualifiziert bin. Nen größere Wertschätzung kann es für einen OSG doch gar nicht geben.
Aufgrund des Autismus macht es aber keinen Sinn, wenn man als Feldwebel nur unterwegs ist. Und da mein Kind auch in höherem Alter Unterstützung benötigen wird, macht nen Laufbahnwechsel noch weniger.
Für mein umfangreiches Dienstzeugnis hat sich keiner Interessiert. Es wurde auch mal gessagt, dass ich mir nicht auf mein Alter und meine Dienstzeit einbilden brauche, da ich bei Null, wie ein Gefreiter anfangen muss.
Und das mit mehr Dienstzeit, mehr ATN's, mehr Einsätzen und und und. Richtige Vetternwirtschaft. Ich habe daher auch mittlerweile mehr persönlichen Bezug zu Soldaten aus andern TE's als zu meinen eigenen.
Wie gesagt, sobald Schei.ß.e anfällt, hat der andere keinen Bock und es heißt, das kann ich machen. Kameradschaft? Fehlanzeige. Man verdient sein Geld ja eigentlich auch mit der ganzen Arbeit bei der Bundeswehr. Daher gehören auch ab und an mal Dinge dazu, die nicht so toll sind. Aber wenn nicht alle an einem Strang ziehen müssen, ist das schon schade.
Kommen wir zu Corona. Der eigenlich wichtigere Kamerad wird 7 Monate in die Amtshilfe (Gesundheitsamt) geschickt, obwohl er mit SAP arbeitet und alle wichtigen Dinge beherrscht. Alle Dinge, die kein Hexenwerk sind und von anderen zu erlernen sind.
Er verdient dort auch noch 1300 Euro im Monat extra.
Wo alle anderen dann noch im Homeoffice waren, musste ich natürlich ins Büro. Soweit Ok, weil es ist ja immer noch mein Job.
Unser KTF hat sogar noch gefragt, warum man mich nicht auch mal dahin schickt.
Ich habe auch Interesse gezeigt. Nicht wegen dem Geld, sondern dem Hintergrund, dass ich nach der Bundeswehr in den öffentlichen Dienst möchte und somit auch Kontakt knüpfen könnte.
Man wird mit Absicht niedergehalten.
Auch wird die eigene Arbeit gar nicht gewürdigt und gerne auch mal als Erfolg für andere ausgegeben.
Das habe ich öfter. Da reißt du dir den hintern auf, bereitest zig Dinge in deinem eigenen Zuständigkeitsbereich vor, auch Dinge vo der andere gar keine Kust hatte, das überhaupt zu machen. Was passiert, es wird für seine Arbeit ausgegeben und er bekommt ne Leistungsprämie.
So viel Vetternwirtschaft habe ich noch nie gesehen.
Mit dem Chef rechne ich in meiner Situation eher nicht, da er zu beiden nen sehr gutes Verhältnis hat. Das liegt auch daran, dass diese sich gerne bei ihm einschleimen, sobald sich dieser dann umdreht schlecht über iih reden.Mir kommt es immer so vor, als würde man mich nur noch schlecht machen...
Das hat auch damit zu tun, dass mein TE-Fhr scheinbar nen Problem damit hat, dass ich älter bin. Und ich diskutiere nicht mal rum oder sonst was in der Art. Ich fresse alle in mich rein, weil ich halt auch erst 2 Jahre in der TE bin. Wie der manchmal mit mir spricht. Als wäre ich nen asozialer Idiot. Das ist schon ein Muster.
Mein StUffz und nen andere Manschaftsoldat haben mir schon geraten mal ne Eingabe zu schreiben, weil das schon Mobbing ist.
Ich weiß nicht, was für ein Fass ich damit öfnen würde. Da ich Gesundheitlich, Streßbedingt alles in mich reinfresse, macht es die Sache nicht besser. Ich rege mich mittlerweile über jede Kleinigkeit auf, wei ich es halt unfair finde. Leider ist es mittlerweile auch so weit, dass ich was an meiner familie raus lasse. Und dass ist der Grund, waru ich jetzt hier mal um Rat frage.
SORRY, dass ich eure wertvolle Zeit mit diesem langen Text in Anspruch genommen habe.
Grüße
Stiefelriemen
Ein Teil der Schilderung erinnert mich sehr stark hieran:
Ungewollt als Funktionspersonal auf dem Übungsplatz
Kurze Antwort: Eingabe oder Beschwerde schreiben, wenn man vermutet, dass man falsch / ungerecht behandelt wird? Mit der VP im Beisein der Chefs sprechen.
Wie soll sonst die Antwort lauten?
@Ralf. Frage:
Also ist es für Sie persönlich OK, wenn Soldaten einer TE nicht gleich behandelt werden und aufgrund von Freundschaft stark bevorteilt werden? Ich dachte immer, alle sitzen im gleichen Boot. Zumindest kenn ich das aus meiner alten TE anders. Da stand keiner über dem anderen, außer der Dienstgrad (ab StUffz) gab es her.
Also finden Sie es Ok, wenn ein Soldat permanent Fegen muss, der andere, der den selben Dienstgrad hat nicht? Nur mal aus Interesse.
Ich frage nur weil es sich so ließt, dass Sie der Meinung sind, man solle sich nicht so anstellen.
Wo habe ich das geschrieben?
Ich habe dir die Instrumente aufgezeigt, die es gibt.
Oder was hattest du dir erhofft?
Wie kommen Sie denn darauf?
@ Ralf hat Ihnen doch die Wege aufgezeigt, mit denen Sie gegen ggf. bestehende Benachteiligungen vorgehen können!
1. Gespräch zusammen mit Ihrer Vertrauensperson bei der/dem Disziplinarvorgesetzten.
2. Wehrbeschwerde
3. Eingabe an die Wehrbeauftragte
Beschwerderecht ist Grundausbildungsthema in den ersten zwei bis drei Wochen. Deshalb verstehe ich nicht, wieso man sich 1. sowas gefallen lässt und 2. in einem privaten Internetforum nach seinen rechtlichen Möglichkeiten fragt.
Ich hätte wegen dem Urlaubsantrag das Gespräch mit dem Chef gesucht, das dieser bereits aus unerklärlichen Gründen ein paar Tage beim TE-Führer auf dem Schreibtisch liegt. Passiert dann nichts, hätte ich umgehend eine Beschwerde geschrieben. Letztendlich genehmigt der Chef den Urlaub und nicht der TE-Führer.
Zitat von: Beuteberliner am 12. Juli 2022, 13:32:51
Wie kommen Sie denn darauf?
@ Ralf hat Ihnen doch die Wege aufgezeigt, mit denen Sie gegen ggf. bestehende Benachteiligungen vorgehen können!
1. Gespräch zusammen mit Ihrer Vertrauensperson bei der/dem Disziplinarvorgesetzten.
2. Wehrbeschwerde
3. Eingabe an die Wehrbeauftragte
Wenn 1. nicht zum Erfolg führt ... gibt es neben 2. und 3. auch noch https://www.bmvg.de/de/aktuelles/ansprechstelle-fuer-diskriminierung-fuer-ein-besseres-miteinander-21746
"Sie nehmen jeden Anruf ernst. Sie spenden Trost, machen Mut und helfen, wo sie helfen können:
Das Team der Ansprechstelle ,,Diskriminierung und Gewalt in der Bundeswehr" kümmert sich um Soldaten, Beamten und Angestellte, die Diskriminierung und Mobbing ausgesetzt sind."
Wurde das Problem eigentlich schon einmal offen angesprochen? Dem TEFhr einmal gesagt, dass man sich benachteiligt und unwohl fühlt in seiner TE und zwar wegen seiner Führung? Evtl. auch mit Beispielen konkret hinterlegt? So etwa, dass das Nichtbearbeiten von Anträgen durchaus als Dienstvergehen gewertet werden kann. Das möchte man ja nicht an die große Glocke hängen, blöd ist es aber schon ...
Ach, die Eingabe ist hier das schlechteste Mittel. Hier geht es ja um individuelles Fehlverhalten des TEFhr. Was soll das Parlament dagegen tun?
@ Wolverine: Das Parlament wird gar nichts tun, soweit richtig. Aber die zuständigen Vorgesetzten werden auf dem großen Dienstweg mit dem möglichen Dienstvergehen konfrontiert, haben umfangreich zu ermitteln, ggf. Maßnahmen zur Erziehung, Disziplinierung oder Abgabe an die Staatsanwaltschaft zu prüfen und umzusetzen, andere Massnahmen zur Abstellung von Mängeln zu ergreifen oder eine Absehensverfügung zu realisieren und darüber einen Bericht a.d.D. dem Ministerium vorzulegen, das ihn an die Wehrbeauftragte kommentiert weiterleitet.
Ich stimme wolverine zu. Bisher wurde dem kpchef ja noch nicht mal die Chance gegeben, etwas zu tun. Ich finde es schräg, an die wehrbeaufzragte zu schreiben, wenn man es noch nicht mal mit einem offenen Gespräch oder mit einer Meldung an den Chef versucht hat.
Nachtrag: zumal ich als Chef ausrasten würde, wenn ich erfahren würde, dass einer meiner TE-Führer drei Wochen auf einem Urlaubsantrag sitzt und ihn nicht an mich weiterleitet. Der TE Führer könnte sich auf ein sehr einseitiges Gespräch im Stehen einstellen.
Anyway, auch wenn ich immer wieder vermittele, dass man sich mit einer empfundenen Beschwer erst einmal an seine Vorgesetzten werden sollte, weil sich häufig falsch laufende Dinge viel schneller direkt lösen lassen, müssen wir konstatieren, dass die Anzahl an Beschwerden und Eingaben gegenüber der zeit von vor 20 Jahren und mehr deutlich erhöht hat. Finde ich weder gut, noch in jedem Fall sinnvoll. Ist aber Tatsache, und insofern haben wir uns als Vorgesetzte dieser Situation zu stellen.
Zitatdass die Anzahl an Beschwerden und Eingaben gegenüber der zeit von vor 20 Jahren und mehr deutlich erhöht hat.
Liegt aber eher daran, dass a) der Weg viel einfacher ist (email vs Briefmarke und Computer/Handy vs. Stift) und b) an der Sozialisation der heutigen Generationen (also viel weniger hinzunehmen).
Im Gegenteil, heute ist vieles humaner als früher.
@ Ralf, ich sagte ja nichts zu den Gründen. Die von Ihnen Dargelegten teile ich gerne. Mein Hinweis galt ja auch @ Wolverine, der andeutete, dass Eingaben bei derartigen Themen nicht soviel bringen würden. Das sehe ich aus der Praxis begründet nicht so pauschal.
Nein, wir haben nicht gesagt, dass Eingaben nichts bringen. Und wir wissen sehr gut, wie Eingaben funktionieren.
Aber es ist kein (!) Rechtsmittel und ist gegenüber der Beschwerde das deutlich schlechtere Mittel. Nehmen wir doch nur mal das Beispiel mit dem Urlaubsantrag:
Im Falle einer Beschwerde hat der Soldat einen Rechtsanspruch darauf, dass der Disziplinarvorgesetzte eine Entscheidung über seinen Urlaub trifft. Er hat also ein konkretes Ergebnis. Zusätzlich wird dem Soldaten im Beschwerdebescheid mitgeteilt, wie das Verhalten des TE gewertet wird. Weist der Disziplinarvorgesetze die Beschwerde zurück, kann über eine weitere Beschwerde den Kommandeur zwingen, über den Urlaubsantrag zu entscheiden. Weist dieser die Beschwerde zurück, entscheidet das Truppendienstgericht über den Urlaubsantrag.
Bei einer bloßen Eingabe geschieht nichts davon. Der Soldat kriegt von den Ermittlungen nichts mit. Er erfährt nichts, hat keine Akteneinsicht und ob über seinen Urlaub entschieden wird, ist Glückssache. Der Disziplinarvorgesetzte schreibt eine Stellungnahme und diese geht auf dem Dienstweg nach oben. Am Ende - nach einigen Monaten - kriegt der Soldat dann ein Abschlussschreiben aus dem Büro der Wehrbeauftragten.
Lange Rede kurzer Sinn: In diesem hier geschilderten Fall wäre die Beschwerde das einzig sinnvolle, weil die Beschwerde ein echtes Rechtsmittel ist.
Es gibt andere Fälle, wo auch ich eher eine Eingabe empfehlen würde. Hier aber nicht.
Bitte, es geht hier nicht darum darüber zu diskutieren in wie weit Eingaben sinnvoll sind oder nicht. Es geht hier darum dem TE Möglichkeiten auf zu zeigen wie er seine Situation verbessern kann. Was er dann davon umsetzt, muss er selber entscheiden.
Also bitte wieder zum eigentlichen Thema zurück.
Ich sehe hier pauschal gar kein individuelles Problem, sondern ein generelles Problem der Dienstgestaltung. Hier muss an so vielen Punkten generell bereits die Vertrauensperson involviert sein (was sie vermutlich gar nicht ist), dass genau diese mein erster Ansprechpartner wäre.
Übrigens ist es im Zweifelsfall auch die Pflicht der Vertrauensperson das Gespräch für den Betroffenen mit den entsprechenden Vorgesetzten zu führen, wenn der Betroffene das aus welchen Gründen auch immer will.
Sieht für mich generell nach einer Überforderung eines Vorgesetzten aus und der mittlerweile üblichen fehlenden Dienstaufsicht durch den Disziplinarvorgesetzten. Ein strukturelles Problem innerhalb der ganzen Bundeswehr, weniger ein Einzelversagen. Wenn ich als Disziplinarvorgesetzter einen Urlaubsantrag mit sichtbarem Zeitverzug auf den Tisch bekommen hätte, dann hätte jeder TEFhr gewusst, dass er danach einen vier-Augen-Termin bei mir hat, denn dieser Verzug ist absolut sichtbar, rechtlich wohl nur in den seltensten Fällen begründbar und in genauso wenig Fällen entschuldbar. Und ich hätte genauso gewusst, dass ich im direkten Zeitzusammenhang von der zuständigen Vertrauensperson aufgesucht worden wäre, die mir unangenehme Fragen stellt - weil das ihr Job ist.
Gruß Andi
Das Problem ist, dass die Betroffenen den ganzen Käse ja hier erzählen und nicht in ihren Einheiten den entsprechenden Vorgesetzten. Oder sie fragen für einen Freund.
... und wenn sie nicht die erhofften Antworten bekommen ist ,,Schweigen im Walde".
...oder aber, die entsprechenden Antworten und Beiträge reichen ihnen.
Ein Feedback wäre wünschenswert, dann können andere Mitleser vielleicht davon profitieren.
In jedem Fall kann ich aus eigener Erfahrung meiner Dienstzeit in verschiedenen Verwendungen folgende Schritte empfehlen:
1. Gespräch mit dem Disziplinarvorgesetztem und entweder der VP oder dem Spieß, sofern zum Chef ein weniger vertrautes Verhältnis/Gefühl besteht.
Die Beteiligten hatten ihre Chance und es darf die Erwartungshaltung an die militärischen Vorgesetzten bestehen, dass hier Abhilfe geschaffen wird.
2. Wehrbeschwerde (und das auch in dem Gespräch darstellen, dass man hier auf eine formale Abhandlung der Situation wert legt) - die nicht unterdrückt werden darf (WStG) - bei dem Disziplinarvorgestzten. So ist sichergestellt, dass der Vorgang und das Beschwer aktenkundig ist, und sich keiner rauswinden kann, um Konfrontation zu vermeiden.
3. Einen Vertrauten (wenn es den gibt) mit ins Boot holen, um einen Zeugen zu haben.
4. Falls(!) der Vorgang versucht wird unter den Teppich zu kehren und keine Abhilfe geschaffen wird, ergänzend zur weiteren Beschwerde abwägen, ob eine Eingabe bei der Wehrbeauftragten sinnvoll erscheint. Der Vorteil: Es wird massiv Druck auf die Disziplinarvorgesetzten aufgebaut, einen Sachstand, Ermittlungsergebnisse und Konsequenzen zu einem definierten Termin aufzuzeigen. Das führt zu Zugzwang. Ohne vorherige Beschwerde daher auch ein zahnloser Tiger.
Und da steckt was ganz wichtiges drin in dem Post, nämlich VOR der Eingabe die anderen Wege gehen.
Leider wird heute viel zu oft und ohne das vorher die anderen Wege beschritten werden an die Wehrbeauftragte geschrieben.
Nun, nachdem ich in letzter Zeit unmittelbar Kenntnis über einige Eingaben and die Wehrbeauftragte erhielt, kann ich versichern, dass der "altbewährte Spruch", nachdem Eingaben keine Missstände auflösen, weil dafür Beschwerden das geeignetere Instrument wären, keinen Bestand mehr hat. Das sagen auch die InFüler unseres Kommandos. Im Gegenteil: Eingaben entwickeln auf dem Dienstweg eine hohe Dynamik, den beschriebenen Vorgang zu ermitteln, Vernehmungen durchzuführen und ggf. Disziplinarmaßnahmen zu verhängen oder ans Truppendienstgericht abzugeben und das Ganze auf dem Dienstweg zurückzumelden, wobei jede Ebene eine Plausibilitätsprüfung durchführt.
@ Beuteberliner:
Haben unsere "Rechtsanwälte" und Bearbeiter InFü solcher Eingaben hier schon oft erläutert - eine Eingabe ist ein FORMloser Rechtsbehelf, der schon von der Anlage her NICHT geeignet ist, Dinge kurzfristig abzustellen - insbesondere gibt es KEINE verzugslose, rechtlich verbindliche Rückmeldung an den "Beschwerdeführer" - dies ist bei einer Meldung / Beschwerde eben deutlich anders.
Gerade bei Sachverhalten, denen wie hier, ggf. kein "echter, harter Sachkern" zugrundeliegt, ist eine Eingabe relativ ungeeignet.
... aber jeder mag sein Glück versuchen ...
(Meine persönliche Erfahrung:
- Gespräch mit Betroffenen / Beteiligten suchen
- dann ggf. Gespräch mit Vorgesetzten suchen (ggf. VP oder andere Beteiligugnsorgane)
- dann ggf. Melden
- falls "dies alles" nicht hilft, Beschwerde, weitere Beschwerde ... rechtliche Möglichkeiten
- nur bei einem systemischen Problem, oder wenn alles obige "versagt", hat man auch den Sachverhalt für eine Eingabe).
ZitatGerade bei Sachverhalten, denen wie hier, ggf. kein "echter, harter Sachkern" zugrundeliegt, ist eine Eingabe relativ ungeeignet.
Also es ist schon ein großer Aufwand, diese Eingaben zu bearbeiten und dadurch beschäftigen sich auch viele mit, ich sehe das ja fast täglich, was ich her vorgelegt bekomme, wenn ich Zuarbeit anfordere, Und die abschließende Stellungnahme wird durch das jeweilige Kdo erstellt und anhängend sind dann mind. noch Stllgn. Division/Brigade/Regiment.
Wenn also dort im Zuge der Aufarbeitung Missstände erkannt werden, werden die auch abgestellt. Ich halte bei den Sachverhalten "ohne harten Kern" eine Eingabe sogar für effektiver, denn wenn es keinen harten Kern gibt, wogegen will ich mich da beschweren?
Von daher teile ich die Einschätzung @Beuteberliners mit der hohen Dynamik.
Es geht doch hier nicht darum, jeder/jedem nicht erst einmal zu raten, ggf. zusammen mit einer Vertrauensperson das Gespräch mit dem DV/Spieß zu suchen, am besten zuvor erst einmal mit dem TEFhr. Das ist sicher in den meisten Fällen empfehlenswert und wird auch in vielen Fällen dazu führen, dass ein Missstand abgestellt wird.
Genauso richtig ist, dass ein/e Beschwerdeführer/in einen rechtsmittelwirksamen Beschwerdebescheid erhält.
Alles richtig, aber ganz offensichtlich ist großen Teilen der Soldaten unserer Streitkräfte etwas abhanden gekommen, so dass anstelle der unmittelbaren, mündlichen Ansprache (Meldung) und Besprechung eines Beschwer DV erstmals Informationen über Missstände in ihrem Verantwortungsbereich erhalten, wenn Beschwerde eingelegt wurde oder eine Eingabe an die Wehrbeauftragte erfolgte. Das kann man wie hier evtl die meisten, kritisieren, ändert aber nichts an diesem offenkundigen Befund. Hinzu mag kommen, dass die Bearbeitungswege Top-Down und Bottom-Up vielen Soldaten bekannt sind, und sie sich von einer Eingabe nicht ganz unbegründet erhoffen, dass ihr Beschwer gründlicher bearbeitet wird und höheren Vorgesetzten bekannt wird, als nur dem eigenen DV. Und dann ist es den Eingebenden wohl auch ziemlich egal, ob sie einen rechtsmittelwirksamen Bescheid bekommen. Sie können sich auch so ausrechnen, dass ihrem Beschwer etwas später evtl., aber wirksam abgeholfen wird, falls er sich als zutreffend erweist.
Also wenn die Disziplinarebenen 1 und 2 keine Wehrbeschwerte mehr ausermitteln können oder es auch welchen Grund auch immer nicht machen, dann sind wir ja wirklich weit gekommen ... ::)
Und dann gäbe es ja noch ISOLA. Ich habe das immer als reines Misstrauen gegenüber D-Vorgesetzten gesehen. Das wäre dieses also gerechtfertigt? ???
Nochmal, alles richtig, was Sie schreiben. Ich habe keinen Grund zu zweifeln, dass DV bei
Beschwerden sorgfältig ermitteln und dann auch zu guten Entscheidungen kommen.
Anyway: Beim Angeln sagt man: Der Köder muss dem Fisch schmecken. Und offenbar schmecken vielen Soldaten eben Eingaben aus den beschriebenen Gründen besser als Wehrbeschwerden. Das könnenwir kritisieren, wie wir wollen.
Klar, das informelle Rechtsbehelfe besser munden als Formelle. Keine Frist und keine Form. Und selbst wenn man das nicht schafft, wird es zur Petition umgedeutet und geht so zum Staatssekretär.
Trotzdem bleibt es dabei, dass die Eingabe dafür da ist, dem Parlament systemimmanente Missstände aufzuzeigen. Sie soll kein individuelles Problem lösen. Das mag manchmal ein positiver Nebeneffekt sein, mehr aber auch nicht.
Dafür gibt es nun einmal die Wehrbeschwerde. Und auch damit richtet man Dienstaufsicht auf den Missstand. Hier die Augen des Chefs auf die TE. Und zeitgerecht eingelegt, hätte der Chef den Urlaub bewilligen oder die Teilnahme Übung abwenden können.
Und noch dazu ist die Eingabe erheblich teurer.
@ Wolverine, alles zutreffend, allein die Macht des Faktischen hat die Eingabe ganz offenbar allein zahlenmäßig exponentiell gesteigert. Insofern halte ich die offenbar hier im Forum ebenfalls praktizierte Haltung erst das Gespräch mit dem DV, dann ggf. Wehrbeschwerde, für vollkommen richtig. Aber sie ist eben offenkundig dennoch anachronistisch geworden, was viele unserer Soldaten anbelangt.
Zitat von: Beuteberliner am 18. Juli 2022, 19:33:08
Aber sie ist eben offenkundig dennoch anachronistisch geworden, was viele unserer Soldaten anbelangt.
Nein. Die Soldaten sind anachronistisch geworden. Alleine diese dumme Fragerei zu individuellem Leid und Kummer, der mitunter überbordende Informationsanspruch für absurd hochgesteckte Ziele, die dann oft in sich zusammenfallende Planung, weil mit drei Kindern in Frau in München das Leben als 40 jähriger Wiedereinsteller in Buxtehude nicht so dolle ist in der Mannschaftslaufbahn... die ewigen Fragen zu "ich habe jemanden aus versehen vor Jahren mal erschossen, kann ich noch Soldat werden" etc. All diese ganzen Dinge, das sind nur einige Mikrogramm der Spitze des Eisbergs UND die Erfahrungen mit den "Soldaten" neuer Art im täglichen Dienst beweisen ganz klar: Nicht das System Bundeswehr ist das Problem, sondern diese neue Art "Soldat".
Und für diese neue Art Soldat muss es zuweilen sogar Rockzipfel zum ausweinen geben. Zumindest bezeichnen sich einige KpChefs meines Bedarfsträgers so.
@Andi8111: Meinetwegen auch diese Ursache und/oder ein Mix aus mehreren, auch hausgemachten Gründen. Anyway - Eingaben wirken häufig mit etwas Verzögerung durch den Dienstweg bis auf den nicht erfolgten Bescheid wie eine Wehrbeschwerde de Luxe. Und gewinnt damit die Attraktivität.
Es kann ja kein Deluxe dabei herauskommen, denn entweder war etwas rechtmäßig oder rechtswidrig. Das ist eine reine Rechtsprüfung und die sollte schon irgendwie zu gleichlaufenden Ergebnissen kommen.
Was natürlich solche Einstellungen befördert ist, dass schon Vorgesetzte die Unterschiede bzw. Den Sinn und Zweck der unterschiedlichen Institute nicht vermitteln.
Sie kennen es doch auch hier, das eine wird gesagt und das andere wird verstanden (oder man will es doch verstehen).
Sorry, eventuell verwechseln Sie den (ursprünglichen) ja richtig beschriebenen Sinn einer Eingabe mit dem, was von vielen Soldaten trotz wohl korrekter Unterrichtung de facto darunter verstanden wird. Sie können es doch drehen und wenden wie Sie wollen: Die Eingabe wird als Wehrbeschwerde de Luxe verstanden - und sobald der Auftrag vom BMVg über den OrgBereich zur zuständigen Dienststelle/Einheit gelangt, auch so verstanden, ermittelt und bis auf den Bescheid an den Eingebenden in der Praxis auch so behandelt. Wer etwas anderes behauptet, hat offenkundig mit der Bearbeitung von Eingaben wenig Erfahrungen. Und wer mir nicht glauben mag, darf gerne anschauen, dass vor einiger Zeit @ Ralf meine diesbezüglichen Hinweise aus seiner Erfahrung bestätigte.
Ich möchte einmal behaupten, dass es hier keinen gibt, der mehr Eingaben bearbeitet hat als ich.
Naja, dann werden Sie ja wissen, wie Eingaben an der Basis, sprich der betroffenen Einheit/Dienststelle und dem vorgesetzten Verband/Kommando behandelt werden. nämlich wie Beschwerden, deren Bearbeitung durch Vorgesetzte aller Ebenen gemonitored wird. Und meine Erfahrung ist, dass Eingaben mindestens mit derselben, wenn nicht höheren Strenge als bei Beschwerden bearbeitet werden. Eben, um jeden Anschein von unangebrachter Milde nach Oben zu vermeiden.
Sprich - "Beschwerdebehandlung de Luxe".
Würde ich immer noch widersprechen. Aber das führt allmählich zu weit.
Nochmal:
Die FOLGE, dass ein nicht bearbeiteter Urlaubsantrag doch noch zeitgerecht bearbeitet wird, kann nur eine Meldung / Beschwerde haben - eine Eingabe kommt immer zu spät.
Schoon daher ist da nichts "de luxe".
Sind weitere Fristen angelaufen, können deshalb Folgen nicht eintreten. Nichts "de luxe".
Wird sich nicht mehr an einen "liegengebliebenen" Urlaubsantrag "erinnert", gibt es nicht mal einen Sachverhalt. Nichts "de luxe".
Aber nochmal - wer meint, die sei das einzige, und dann noch das "de luxe" Werkzeug - der soll das machen ...
@ F_K, haben Sie Probleme mit dem Leseverständnis oder wollten Sie einfach auch noch mal Ihrem Senf dazugeben?
Wo schrieb denn auch nur eine Person, dass eine Eingabe das einzige oder beste Instrument wäre, einen Missstand abzustellen?
Im Übrigen schrieb ich jedenfalls, dass die Dynamik bezüglich der Terminsetzung, als auch der Bearbeitung von Eingaben bei vielen Soldaten den Eindruck der "Beschwerde de Luxe" hinterlassen. Alle formalen Aspekte einer Wehrbeschwerde zum Trotz. Im Ergebnis werden, ggf. später als bei einer Beschwerde, evtl. Missstände aufgedeckt und abgestellt.
Kommen wir bitte wieder zurück zum Thema, falls zum Anliegen des TE noch nicht alles gesagt wurde.