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Wie ist das Leben als Arzt bei der BW?

Begonnen von Matz, 25. Mai 2012, 18:57:37

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Matz

Hallo an alle! ;)

Ich möchte sehr gerne Humanmedizin bei der BW studieren und bin mir allerdings noch nicht ganz sicher, ob es das Richtige ist.
Was zum Arztberuf dazugehört, weiß ich. Wie es in einem KH abläuft durfte ich auch kennenlernen und im Rettungsdienst war ich auch schon tätig.
Durch all diese Erfahrungen aus Praktika und anderen Quellen  ;) konnte ich mir aber leider noch kein Bild machen, wie es beim Bund nach dem Studium weitergehen wird.
(den allg. Ablauf habe ich mir schon angeschaut - der ist leider nur sehr oberflächlich)

Um mein Problem zu konkretisieren:
1.Wer darf nach dem Studium eine Facharztausbildung antreten? Bzw.: Wer wird es dürfen????
2.Spricht die derzeitige Situation, in der sich die BW befindet eurer Meinung nach für oder gegen einen Dienstantritt?
3.Warum verlassen nach den 17 Jahren soviele Ärzte die BW und wechseln in den zivilen Sektor?
(Es ist doch nicht nur das liebe Geld, oder?)
4.Werden Medizinabsolventen "verheizt"? (aufgrund des Ärztemangels)

Die Fragen sind jetzt ziemlich direkt, aber nur so lassen sich vertretbare Entscheidungen fällen.
Es wäre schön, wenn sich auch ein Mediziner dazu äußern würde. (bei Bedarf auch gerne privat per Mail)

Schonmal Danke im Voraus!
Grüße Matz

ulli76

1. Jeder- nur nicht die volle Weiterbildungszeit und auch nicht unbedingt in der Wunschfachrichtung.
2. Muss jeder selbst entscheiden. Zumindest hat sich sowohl im Zivilen, als auch bei der Bundeswehr in den letzten Jahren einiges getan. Im Zivilen haben sich die Arbeitsbedingungen inzwischen verbessert und bei der Bundeswehr ist eine erhebliche Einsatzbelastung dazu gekommen
3. DAS ist nicht das Problem- es gibt regelmäßig mehr Bewerber als Übernahmemöglichkeiten zum Berufssoldaten
4. Wie meinste das? In den BWKs sind die Arbeitsbedingungen mit zivilen Krankenhäusern vergleichbar. Man macht nach der ersten klinischen Phase halt seine Truppenarztzeit- das liegt nicht jedem und gerade die chirurgischen Kollegen haben das Problem, dass sie praktische Fähigkeiten nicht weiter ausbauen können bzw. diese brach liegen. Wenn man allerdings eine Truppenarzttätigkeit mit der eines zivilen Hausarztes vergleicht, ist Truppenarzt schon fast die Insel der Glückseeligen.


Achso- um dem aktuellen Erlass gerecht zu werden: Ich bin Soldat, äußer aber hier meine persönliche Meinung.
•Medals are OK, but having your body and all your friends in one piece at the end of the day is better.
http://www.murphys-laws.com/murphy/murphy-war.html

Matz

Danke für deine Antwort und deine Meinung ist mir wichtig!

1. Wie meinst du das: "Nur nicht die volle Weiterbildungszeit"? Man kann seinen Facharzt doch nicht nur halb machen!
Wirklich jeder? Bist du dir da sicher? Mein Einplaner in Köln sagt da nämlich was anderes...Er schien mir allerdings auf dem Gebiet nicht ganz so sicher zu sein, darum frage ich euch ja hier!  :D
2. Na die ganzen BW-Reformen sollen nicht wirklich viel gebracht haben. Ich kann das nicht beurteilen, aber so wurde es mir angetragen. Es fehlt wohl eine klare Linie und nächstes Jahr wird nach den Wahlen eh wieder alles anders....(ihr könnt auch nicht in die Zukunft gucken, ich weiß)
3. Ehrlich? Das is wäre ja super! Nur warum herrscht dann ein Ärztemangel bei der BW????
4. Ja genau, ich meine Truppenarzttätigkeiten, bei denen man "still steht" (also fachlich) und dann natürlich auch die Auslandseinsätze.


ulli76

Was hat dein Einplaner denn gesagt?

Also 3 Jahre Weiterbildung sind in der normalen Verpflichtungszeit inclusive. Wenn man mehr haben will, kann man z.B. die Dienstzeit verlängern (da kann aber das Personalamt auch "nein" sagen- die Möglichkeit bekommen zur Zeit aber wohl gut 90% von denen, die wollen).
Ansonsten macht man seinen Facharzt halt nach seiner Dienstzeit im Zivilen fertig.
Und die Fachrichtung wird natürlich vom Personalamt festgelegt- wobei man natürlich Wünsche äußern kann. Gibt halt Fachrichtungen, wo größerer Bedarf ist und welche wo kaum Bedarf ist (erstere: Chirurgie, Anästhesie, Allgemeinmedizin, Innere; letztere: Auge, Derma, Uro etc.) und welche, die gibt es bei der Bundeswehr nicht (Kinder, Gyn)

2. Ja, wir wissen noch nicht so ganz, wie das nach der Umstrukturierung weiter geht. Mit den Wahlen hat das allerdings nicht ganz so viel zu tun.

3. Es fehlen ja keine Berufssoldaten, sondern junge, einsatztaugliche (und -willige) Zeitsoldaten.

4. Ja, das gehört halt dazu- das hat aber nur bedingt was mit "verheizen" zu tun. Klar, gibt es SanOffze, die ständig in den EInsatz gehen- gerade welche in Mangelverwendungen. Aber dafür gibt es auch welche, die nie waren und auch nie gehen werden. Vermutlich wird sich das nach dem Truppenabzug in Afghanistan eh erstmal etwas entspannen.
Und jeder angehende SanOffz sollte sich klar machen, dass eben nach den ersten 2 Jahren Krankenhaus erstmal ne Truppenarztzeit ansteht (wobei es auch Modelle gibt, mit denen man länger in der Klinik bleiben kann- aber das entscheidet sich erst später)
•Medals are OK, but having your body and all your friends in one piece at the end of the day is better.
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Matz

1. Er meinte, dass es nicht jedem ermöglicht werden kann eine Facharztausbildung anzutreten. Hierbei entscheiden die Leistungen im Studium und der Bedarf an Fachärzten (FA).
Trotzdem musst du mir bitte nochmal erklären, wie das mit den 3 Jahren Weiterbildungszeit aussehen soll!
Eine Ausbildung zum FA dauert ja bekanntlich ca. 5 Jahre. Was lernt man denn in diesen 3 Jahren bitteschön, wenn du noch nichteinmal eine Festlegung für eine FA-Richtung getroffen hast?
Ich kann doch nicht halb anfangen und dann zivil weitermachen... Außerdem will man doch in den zivilen Bereich als "gemachter Mann" eintreten und mit allen Sachen fertig sein. Das ergibt irgendwie noch keinen richtigen Sinn!
Weißt du zufällig, wer mir da aus der Firma weiterhelfen kann? Berater und Einplaner, kann ich ja schonmal knicken...  ;D
2. Neue Wahlen - neue Leute - neue Reformen - neue Probleme! ;)
3. Es fehlen auch Berufssoldaten im Sani Dienst! Die BW wirbt doch sogar zivile Ärzte ab, weil Sie zu wenige hat!
4. Auch wenn wir ab 2014 keine Kampftruppen mehr in Afghanistan haben, werden dort weiterhin Ärzte benötigt...Nach diesem Einsatzgebiet flammt sicherlich wieder ein Neues irgendwo auf! Aber so ist das halt. Lieber dort kämpfen, als hier!!! ;)
Wie kommt es nun aber zu diesem Missverhältnis zw Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit bei den Ärzten? Die BS müssen wohl nicht mehr "rausfahren" und dafür werden die SaZ benötigt?

ulli76

Natürlich macht jeder nach dem Studium erstmal einen Teil seiner Facharztausbildung. Die Fachrichtung, in der man die 3 Jahre Weiterbildung bekommt, wird zum Ende des Studiums (nämlich bei der Einplanung zur ersten klinischen Phase) festgelegt. Es kann nur nicht jeder in die von ihm gewünschte Fachrichtung.
Ja, jede Facharztausbildung dauert mindestens 5 Jahre- mindestens 3 davon kann man während seiner regulären Dienstzeit machen.
Die restliche Zeit bekommt man eben entweder über eine Dienstzeitverlängerung (sofern man die zugesagt bekommt und dies möchte) oder man geht halt als Assistenzarzt zurück in´s Zivilleben und macht da den Rest fertig. Oder man wechselt nach DZE in eine ganz andere Fachrichtung und schaut halt, was von der bisherigen Zeit anrechenbar ist.
Das müsste in jeder Broschüre zum Thema und auf der Karriere nachzulesen sein.

3. Nein- es fehlen nicht unbedingt Berufssoldaten- (außer evtl. in bestimmten Fachgebieten)- es gibt wirklich jedes Jahr mehr Bewerber als Stellen. Die Seiteneinsteiger werden in der Regel als ZEITsoldaten eingestellt, nicht als Berufssoldaten.
Ok- es gab eine Phase wo einige Kollegen abhanden gekommen sind- ein Teil dieser Möglichkeiten wurde allerdings deutlich erschwert.

4.Natürlich fahren auch Berufssoldaten raus-das ist erstmal unabhängig vom Status. Nur ist es so, dass Berufssoldaten zum einen älter werden und man sie nun mal bis zur Rente hat, zum anderen brauchen Berufssoldaten früher oder später Dienstposten, auf denen sie auch befödert werden können- und das sind oft die mit höherem administrativem Teil (Oberärzte oder auch in Ämtern und Stäben)
Von demher stimmt es schon, dass die, die im Einsatz raus fahren, eher die jüngeren Zeitsoldaten sind.Aber von denen gibt es auch mehr als Berufssoldaten.
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Paramedic

Letztes Jahr bei der Facharztvergabe hab ich mit einem Kameraden gesprochen, der aufgrund des Credit-Point Systems nicht so weit oben war in der Liste und trotzdem in dem Bereich Neurochirurgie gelandet ist, weil einfach kaum einer das machen wollte.

Die meisten versuchen auch grad den Truppenarztteil auszublenden, indem sie freiwillig ab und zu mal ein paar Wochen im Ausland aushelfen und den restlichen Teil in der Klinik verbringen. Das System ist ziemlich beliebt.
- The easy way is always mined.

Hauptfeldwebel d.R.

ulli76

@Paramedic: Die Kameraden gehören dann wahrscheinlich zum BAT-Pool- jap, ist auch ne Möglichkeit, mehr Weiterbildungszeit zu bekommen.

Bei der Ersteinplanung ist es halt wirklich ne Sache von Angebot, Nachfrage und Studienleistung.
Gibt Fächer, wo das Angebot so hoch ist, dass man sehr gute Chancen hat, trotz vielen Bewerbern und schlechten Studienleistungen ne Zusage zu bekommen.
Dann gibbet Fächer, die beliebt sind, bei gleichzeitig wenig Stellen, so dass man da nur ne Zusage bekommt, wenn man sehr gute Studienleistungen hat.
Und dann kann man halt auch mal Glück haben und die Konstellation haben, wie Paramedic das beschrieben hat.
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Matz

Ahhh ok, jetz habt ihr langsam etwas Licht ins Dunkel gebracht! :D
Ich danke euch nochmal!
Da wir eh grad bei diesem Thema angekommen sind: Was gibt es denn noch für kleine Tricks/ Hintergrundinfos, die einem jungen SanOA weiterhelfen könnten? ;)

ulli76

Auf jeden Fall sollte man nicht zur Bundeswehr gehen, um den NC zu umgehen und auch nicht wegen des Geldes.
Auch wenn es über das Studium gerne mal vergessen wird: Man ist zwar am Ende Arzt, aber eben auch Soldat- das scheint der ein oder andere Kamerad mal zu vergessen und wundert sich dann, dass der Dienstherr ihn plötzlich in´s Gelände und gar in den Einsatz schickt.
Um viele Dinge muss man sich selber kümmern. Auf so Dinge wie IGF (Marsch, Schießen, Sportabzeichen, BFT) wird teilweise Wert gelegt, in der Regel muss man aber selber zusehen, dass man das irgendwie mit dem Tagesdienst vereinbart.
Gerade Angaben zur Weiterbildungsermächtigung durch die Personalführung sollte man immer gegenprüfen. Genauso  sollte man zusehen, dass man frühzeitig Weiterbildungsinhalte zusammen bekommt.
Fachlehrgänge (Notarztkurs, Psychosomatische Grundversorgung, SonoKurs etc.) werden entweder selber von der Bundeswehr angeboten oder die Kosten werden auf Antrag in der Regel übernommen- drum kümmern muss man sich aber selber.
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Paramedic

Also um Ulli zu ergänzen:

- Nicht das Studium abgreifen wollen, da kann man sicher erheblich ins eigene Fleisch schneiden und es ist einfach unfair sich über KDV o.Ä. rauszuschmuggeln

- Am besten den Reservisten beitreten, denn so bekommt man Rabatt als Selbsteinkleider (Ab Lt.) und kann auch öfter Schießen (bei meiner Einheit nur 2-3x im Jahr, deshalb praktisch)

- Das Studium ist das Wichtigste, verschwende in der Vorklinik nicht die Zeit mit Truppenpraktika (werden oftmals eh nicht genehmigt) sondern bring die 1. Ärztliche Vorprüfung hinter dich

- Überleg dir genau welche Studienortwünsche du wählst, wenn man z.B. nur Berlin, Hamburg und Lübeck nimmt, kann es schnell passieren, dass man nix davon bekommt und dann irgendwo landet, deshalb flexibel sein :)

- The easy way is always mined.

Hauptfeldwebel d.R.

DeltaEcho

ZitatAm besten den Reservisten beitreten, denn so bekommt man Rabatt als Selbsteinkleider (Ab Lt.)

Kannst du mir die Aussage mal ein bisschen näher erklären?

Paramedic

Der Reservistenverband ermöglicht haufenweise Rabatte:

http://www.reservistenverband.de/php/evewa2.php?d=1336577744&menu=0430&g2=1

Einfach mal nachschauen :)

Und falls Selbsteinkleider unklar ist, ab Lt. bekommt man monatlich einen Geldbetrag überwiesen, mit dem man dann sich selbst um z.B. nen Dienstanzug kümmert :)
- The easy way is always mined.

Hauptfeldwebel d.R.