Macken von Veteranen

[butternut]

 
Ich bin es mal wieder. Entschuldigt bitte, dass ich schon wieder mit dem gleichen Thema nerve.

Folgende Situation:
Wir sind schon vor einiger Zeit in eine Gegend gezogen, wo es eine Touristattraktion gibt. Freunde haben uns natürlich gefragt, ob wir dort hin gehen. Mein Mann verpsrach mir, dass wir das tun würden. Die Zeit verging und jedes Wochenende hatte mein Mann eine andere Ausrede warum es nicht klappen würde. Schließlich bekamen wir sogar Eintrittskarten geschenkt...

Sind wir daraufhin dort hin gefahren? Im Traum nicht! Ständig hatte mein Mann neue Ausreden parat. Dann habe ich beschlossen mit unserem Sohn ohne Mann dort hin zu fahren. Teilte es meinem Mann mit, woraufhin er mich fragte warum ich denn allein dort hin fahren wolle, da wir es doch gemeinsam fahren könnten. Ist das daraufhin passiert? IM TRAUM NICHT!

Zwei Mal waren wir fast so weit. Sohnemann und ich waren schon fertig, alles gepackt - da hatte er in letzter Minute wieder eine Ausrede.

Verlange ich zu viel von ihm? Ich will doch nicht ständig da sein, sondern nur ein einziges kleines Mal... und wenn es nicht sein kann, dann soll er mir das bitte edhrlich sagen, damit ich mich damit einrichten kann.

PS: Mein Mann ist wegen seinen Erlebnissen in Behandlung

[blackrose]

Guten Abend!
Vielleicht will er es ja in seinem Inneren, doch im letzten Moment verlässt ihn wieder der Mut. Ich weiß natürlich nicht was dir und deinem Mann wiederwahren ist und was das für eine Attraktion ist, aber vielleicht hat es ja etwas mit einander zu tun ohne dass es sofort offensichtlich ist.

[butternut]

Er mag einfach nicht dort hin, wo viele Menschen sind + ich nehme an, dass er bei der Attraktion viele Menschen + Gedränge vermutet. Nehme an, da er es nie thematisiert.

Ich weiß auch nicht genau, was ihm wiederfahren ist, da er darüber nicht redet.

Wie schätzen du und andere denn realistisch die Chance ein, dass wir jemals zusammen dort hin fahren? Kann ich es mir gleich abschminken? Ich mag es nicht, mir ständig falsche Hoffnungen zu machen.

Es geht nicht nur um diese eine Sache, sondern darum, dass er überhaupt ungern dort hin geht wo sich eine Anzahl von fremden Leuten aufhält.

Ich bin angefressen.

[blackrose]

Keine Ahnung wie hoch die Chance ist. Wenn du glück hast, schafft er es eines Tages. Darf ich fragen wie lange er schon in Behandlung ist? Vielleicht solltest du mit deinem Kind erstmal alleine dorthinfahren vielleicht mit Bekannten und ihm aber vermitteln, dass es ok ist, wenn er noch nicht so weit ist. Menschenmengen und unbekannte Umgebung können ziemlich einschüchternd wirken. Vielleicht hat er Angst die Kontrolle zu verlieren.

[BSG1966]

Wenn er ein Problem mit Menschenansammlungen hat, wird er so etwas dann unternehmen, wenn er soweit ist. Das alles können weder Sie noch irgendjemand sonst im Forum hier voraussagen, das mit dem Hellsehen klappt halt nicht so gut. Auch kann man Ihre Situation nicht mit der, die irgendjemand vielleicht schonmal gehabt haben könnte, vergleichen, da Ihr Liebster halt nunmal eine eigene Persönloichkeit gibt und es hier kein Schema F "So läuft das immer ab" gibt. Das, was beim einen gut oder schlecht gelaufen ist, kann beim anderen eben genau umgekehrt passieren, die Menschen sind nunmal alle verschieden.

[butternut]

blackrose,

der ist schon ewig in Behandlung, aber ich weiß es erst seit kurzem.
vielleicht sollte ich das tun. Wenn er mir sagen würde "Die Chance, dass ich mit dir dort hin fahre ist gering. Mach es allein" --- das wäre wirklich nett.

Ich wollte deine anderen Beiträge ansehen, aber du hast ja noch keine. Daher meine Frage: Ist dein Mann auch Veteran?

BSG1966,

einerseits hast du Recht. Andererseits wären Erfahrungswerte schon schön... oder vielleicht Ideen + Vorschläge.

[blackrose]

Ich habe keinen Mann und daher auch keinen Veteranen. Doch ein guter Freund von mir war 3x in Afganistan und auch er ist verändert. Ich weiß, dass man Freund und Mann nicht vergleichen kann, doch beide müssen schlimme Dinge erlebt haben. Wenn er dir sagt "Fahr alleine", müsste er sich eingestehen, dass er es nicht kann und das wird eines der Probleme sein. Er will Vater und Mann sein und kann trotzdem seine Vergangenheit nicht ablegen. Kleines Beispiel von mir: Wir können uns stundenlang unterhalten als ob nie was wäre, doch ein falsches Wort und Frage (ohne das es mir bewusst ist) und er wird zu Eis. In einem Wutanfall meinte er mal zu mir er sei ein seelenloses Monster und ich sollte froh sein, dass er mich nicht so nah an sich ran lässt. Er ist zärtlich und liebevoll und doch bezeichnet er sich selbst als seelenlos. Er hasst seine "weiche" Seite, wenn er mal für einen MOment mich an sich ran lässt. Es ist schwer damit zu leben, doch irgendwo in deinem Mann steckt noch immer der Mann, den du liebst. Das darfst du nie vergessen.

[soldierbride]

Liebe butternut,
ich tu mir schon alleine mit deinem Betreff schwer, wenn du von "Macken von Veteranen" schreibst, weil es sich aus meiner Sicht hier nicht um eine alltägliche Macke handelt, sondern wohl tatsächlich um ein schwerwiegendes psychisches Problem. Ich kann deinen Ärger natürlich verstehen, weil man einfach kein normales Familienleben leben kann, aber wenn die Psyche nicht mitspielt, dann kannst du mit reden und erwarten nicht viel erreichen...und ja...ich persönlich denke schon, dass du zu viel von ihm verlangst. Hätte er kein psychisches Problem und er hätte halt einfach nur keine Lust mit dir etwas zu unternehmen, dann wäre ich ganz auf deiner Seite, aber es ist ja so, dass er einfach nicht in der Lage ist. Egal, wie sich das Problem nennt...PTBS, Sozialphobie oder welch Namen man auch dem Kinde geben mag, Fakt ist: Er kann es nich! Ich denke mal, du hast nur zwei Möglichkeiten a) an seiner Seite sein und ihn mit der Behandlung begleiten und geduldig warten, bis die Behandlung vielleicht (und das wünsche ich euch beiden sehr!) erste kleine Erfolge zeigt, oder b) du sagst klipp und klar, dass du so nicht leben kannst und willst und trennst dich und lebst dein Leben und denkst an dich. Aber das musst du für dich selbst entscheiden und selbst wissen, ob du die Kraft und Geduld noch aufbringen kannst und willst. Dass er überhaupt eine Therapie macht, ist schon bemerkenswert und zeigt ja, dass er gerne was ändern möchte und sein Problem auch kennt, aber du wirst ihm nicht helfen, wenn du zu schnell zu viel erwartest. Ich verstehe dich wirklich sehr sehr gut, aber ich weiß nicht, ob dein Verhalten, indem du ihn vielleicht unterbewußt unter Druck setzt, eher kontraproduktiv ist. Vielleicht wäre es auch eine Überlegung wert, dass du dir auch einen Therapeuten suchst, der dir hilft, die Aufgabe an der Seite deines Mannes besser zu meistern zu verstehen und mit der Situation besser umgehen zu können.....ich könnte mir gut vorstellen, dass euch beiden das helfen könnte und du hättest fachkundige Unterstützung.

[apollo98]

Hallo butternut,
was macht dein Mann im Moment beruflich? Hat er auch dort gewisse Anpassungsschwierigkeiten?
Habt ihr schon einmal über die Möglichkeit einer stationären Behandlung nachgedacht?

[butternut]

blackrose,

verstehe. Ich konnte inzwischen übrigens doch deine Beiträge ansehen. Weiß auch nicht, was gestern los war. Mein Mann wird ebenfalls manhmal "zu Eis". Tja ich bin mir nicht sicher, ob wir das Gleiche meinen. Falls ja: Ich interpretiere das als einen Schutzmechanismus von Männern allgemein und Soldaten im besonderen, die nicht dazu trainiert sind,

rumzuheulen und ihre Gefühle zu zeigen... so nenne ich das mal. Wir wollen ja auch, dass unsere Männer stark / unsere Beschützer sind. Das ist die Schattenseite davon... nehme ich an.

Dass dein Freund sich als seelenloses Monster bezeichnet hat wäre für mich ein Warnzeichen für Selbsthass. Hast du noch andere Zeichen beobachten können?

soldierbride,

Problem? Macke? Ich weiß es nicht! Mein Mann ist ein stolzer Mann und er lebt sein Leben recht gut, arbeitet, ist ein guter Vater. Er ist so ungefähr eine Million Mal organisierter als ich. Ich möchte ihn nicht als Psycho abstempeln.
Ist unser Familienleben normal? Ich weiß es nicht! Ich würde mir wirklich sehr wünschen einige Sachen wären anders. Vor allem aber würde ich mir wünschen es gäbe mehr Kommunikation, das heißt das er mir zum Beispiel sagen würde, dass wir allein dort hin fahren sollten.

Therapeut für mich? Ich glaube, dass ich nicht so der Typ dafür bin und es ist mein Mann mit den Macken - nicht ich.

apollo98,

ich glaube, dass er das beruflich gut hin kriegt. Er hat keine Angst vor Menschen, sondern vor Menschenansammlungen, Gedränge und so weiter. Das gibt es bei ihm auf der Arbeit nicht.
Er hatte auf der Arbeit ein paar Probleme, weil er übermüdet war (Schlafstörung). Er hatte ein paar Probleme, weil einige Kollegen sich beschwert haben, dass er manchmal diesen Blick hat, den die Veteranen halt haben. Grundsätzlich ist er aber ein geschätzter Mitarbeiter - jedenfalls wenn ich das halbwegs richtig mitbekomme.

[miguhamburg1]

Liebe Butternut,

um welche Art Blick handelt es sich, den "die Veteranen halt haben"? Mag das etwas pauschal sein?

[butternut]

Liebe Butternut,

um welche Art Blick handelt es sich, den "die Veteranen halt haben"? Mag das etwas pauschal sein?

Viele Veteranen haben so einen Blick. Mein Mann hatte Probleme auf der Arbeit, weil er manchmal seltsam guckt... d.h. durch die Leute durch. Ich habe zum Beispiel letztens auch mit einem amerikanischen Veteranen gechattet. Ich habe nämlich den Kontakt zu Veteranen gesucht seit ein englischer Veteran viele Eigenschaften mit meinem Mann teilte.

Dieser amerikanische Vet jedenfalls sagte mir er könne einen anderen Vet erkennen, ohne dass er es ihm sagt. Ich wollte natürlich wissen woran. Unter anderem an dem Blick. Ich hatte ihm vorher nicht von dem Blick meines Mannes erzählt. Von daher...

Ich möchte bloss keinem zu nahe treten. Es gibt bestimmt auch haufenweise Veteranen, die den Blick nicht haben...

[F_K]

@ Migu:

http://en.wikipedia.org/wiki/Thousand-yard_stare

Manche Veteranen haben diesen Blick - andere nicht.

[miguhamburg1]

Danke, F_K, das war mir schon klar - mir ging es hier ausschließlich um die Pauschalisierung, die @ butternut hier wählte und die m.E. unangemessen und falsch ist.

[F_K]

@ Migu:

Ja, insbesondere das Zitat:

Dieser amerikanische Vet jedenfalls sagte mir er könne einen anderen Vet erkennen, ohne dass er es ihm sagt.

ist natürlich sehr undifferenziert.

Die Mehrzahl der Veteranen kehrt nämlich ohne jegliche körperliche oder geistige Verletzung aus dem Einsatz zurück.