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Hochschule: Suizidserie alarmiert Bundeswehruni München

Begonnen von Ralf, 16. Januar 2016, 21:19:44

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Ralf

An der Bundeswehruni in München kommt es seit Mai 2014 zu einer Häufung von Suizidfällen. Eltern und einige Dozenten berichten nach SPIEGEL-Informationen von hohem Prüfungsdruck.

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/bundeswehr-universitaet-muenchen-raetselhafte-suizidserie-a-1072261.html

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Ralf

Die Gründe für das Scheitern sind ja vielfältig. Eine ganze Reihe der OA scheitern, weil sie mit der Selbstverantwortung hinsichtlich Zeit, Geld und Freiheit nicht klar kommen. Es ist ein gewollter Auswahlprozess, dass jemand trotz Freiheiten sein Ziel erreicht.
Unbenommen dessen, dass natürlich Selbsttötungen natürlich nicht das Ziel sind (und die Gründe auch nicht so ganz klar zu sein scheinen).
Dass das Lerntempo höher ist als an zivilen Unis kommt zum großen Teil daher, dass der OA sich voll und ganz auf sein Studium konzentrieren kann, er muss nicht nebenher Geld verdienen. Leider konzentrieren sich halt manche nicht nur darauf. Da habe ich viele ziemlich seltsame Dinge erlebt: von superschnelle Motorrädern hin zu Jet-Ski bis hin zum Feierbiest. Dass da das Studium leidet, sollte jedem klar sein.
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ulli76

Ich frag mich aber, warum es jetzt zu so einer Häufung gekommen ist.
An den Lernbedingungen und dem Druck wird sich ja nicht soo viel geändert haben.

6 in ca. 1 1/2 Jahren wird auch im Vergleich mit einer vergleichbaren zivilen Population statistisch auffällig sein.
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http://www.murphys-laws.com/murphy/murphy-war.html

Ryuuma

Das wäre ein Fall für X-Faktor! :D
Wäre mal interessant das zu "untersuchen" auf wahre Gründe.
Kann doch nicht nur am Druck, Freizeit und am möglichen Versagen liegen...

.. was zwar eher weniger damit zu tun hat, aber ich kann z.B besser unter Druck arbeiten.
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Andi8111

Das ist ein Fall für den Y Faktor.
Generation Y. Die sind nicht mehr so belastbar. Die wollen ihre Studienzeit mehr als Lebenszeit und Erfahrungszeit, denn als Lehr- und Lernzeit erleben. Als Donzent in diversen Kursen in den letzten 5 Jahren habe ich einen Shift erlebt, er von "strebsam, tüchtig, lernwillig" Richtung "gelangweilt, zu spät kommend, früh fertig werden wollend" erlebt. Jahrzehntelang haben wir ein Wahlfach an drei Samstagen im Semester angeboten, das sehr beliebt war. Medizinische Ausrüstung kann man leider im Regelbetrieb schlecht nutzen, deswegen Samstags. Letztes Jahr fiel es zum ersten Mal mangels Nachfrage aus.
Viele hauptamtliche Dozenten teilen diese Erfahrungen. Viel öfter gerät man in ein Seminar, in dem die Hälfte bis zwei Drittel der Anwesenden nicht vorbereitet sind. Das verbleibende Drittel kommt zu spät und ca 10% kommen garnicht erst und versuchen, die Unterschrift im Laufzettel durch andere einholen zu lassen...

Ich denke, dass dieser Wandel auch an den BW Unis Einzug gehalten hat.

ichduersiees

Ein "Früher waren alle härter" bringt hier mal gar nichts. Das ist erstens unpassend und zweitens nirgends, dass ein Zusammenhang zwischen schlechtem Studienergebnis und den Selbstmorden besteht.

StOPfr

Man hat natürlich die Generation an Studierenden, die da ist und die so ist wie sie ist. Andis Erfahrungen mögen also zutreffen und sie könnten sicher hier und da bestätigt werden, trotzdem sollte man es sich mit Blick auf Suizidraten nicht zu einfach machen. Auch wenn heute der Leistungsdruck als fordernder erlebt wird als früher oder außerhalb der Bw-Unis, wird es  andere Gründe geben, die sich vielleicht nur in vergleichenden Studien erschließen werden. Wobei der Anlass zum Suizid womöglich für immer unbekannt bleibt. Selbst Abschiedsbriefe und -worte müssen ja nicht die Realität der letzten Lebensphase wiedergeben. Vielfach sind es nur Gründe, die hineingelegt wurden oder die von Angehörigen herausgehört oder -gelesen werden.
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theodor_rannt

Ich kenne mich jetzt nicht an den BW-Unis aus, bin aber in der Lehre an einer zivilen Hochschule tätig. Was bei mir am Fachbereich auffällig ist, ist die Tatsache, dass gerade im Bachelorstudiengang die Abbrecher+Durchfallquote stark nach oben ging. Mittlerweile sind es glaube ich 50%.

Eine weitere Entwicklung, die mir meine Schwiegervater, der Lehrer an einer Gesamtschule war mitteilte, ist die Tatsache, dass aufgrund elterlicher Mitbestimmung immer mehr Leute zum Abitur durchgeschleift werden. Somit kommen immer mehr Leute an die Hochschulen, die da eigentlich nicht hingehören. Das traurige Resultat ist dann, dass diese jungen Leute dann eben aufgrund "elterlicher Fürsorge" einen Bildungsweg einschlagen, der sie schnell überfordert und auf dem sie dann die besten Jahre ihres Lebens verschwenden.
Ich weiss, dass es bei der OPZ in Köln auch den Eignungstest für Studienbewerber gibt, bei dem die OAs dann idealerweise Studiengänge angeboten bekommen, die diese dann erfolgreich absolvieren können. Allerdings kenne ich einen OA, der jetzt nicht das ist, was man als Mathegenie bezeichnen würde. Duch gutes raten ist ihm dann gelungen sogar eine Tauglichkeit für die Ingenieurswissenschaften zu bekommen. Er war jetzt schlau genug zuzugeben, dass er sich durchgeraten hatte und studiert jetzt was geisteswissenschaftliches. Allerdings könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es auch potenzielle OAs gibt, deren Wunsch Offizier zu werden so groß, dass sie eben nicht zugeben würden beim Eignungstest geraten zu haben und dann eben ein Studium beginnen, dass sie einfach nicht bestehen können.

Wenn es dann im Studium eng wird kommen dann eben Existenzängste etc. durch, schließlich (das ist jetzt mein Kenntnisstand) ist man immernoch für 14 oder waren es 12 Jahre, verpflichtet und die Offz.-Karriere ist, wenn das Studium verhauen wurde vorbei. Das ist eine extreme Fallhöhe, die man da hat. Klar bei so langen Verpflichtungszeiten dürfte man auch ordentliche BFD-Mittel zur Weiterbildung am Ende der Dienstzeit bekommen. Dir Frage ist, wie gut die Möglichkeiten im Falle des scheiterns den OAs aufgezeigt werden.

Letztendlich ist das Problem eben, dass heutzutage viel zu viele Leute Abitur machen, die für ein Hochschulstudium nicht geeignet sind und unter verschärften Studienbedingungen, wie es eben an den BW-Unis derFall ist, kommt es dann eben über proportional oft zu solchen Tragödien.

KlausP

Zitat... Das ist eine extreme Fallhöhe, die man da hat. Klar bei so langen Verpflichtungszeiten dürfte man auch ordentliche BFD-Mittel zur Weiterbildung am Ende der Dienstzeit bekommen. ...

Das nutzt dem Studienabbrecher aber nichts. Besteht jemand das Studium nicht endet seine Dienstzeit mit Ablauf der letzten Dienstzeitfestsetzung und er ist raus. Vom BFD-Anspruch bleibt dann so gut wie nichts mehr übrig. Der erfolgreiche Studienabschluss ist integraler Bestandteil der Laufbahn "OffzTrDst mit Studium" und ein Wechsel in "OffzTrDst ohne Studium" nicht möglich, weil es hier nur sehr wenige Stellen gibt und die zu diesem Zeitpunkt sind schon mit Bewerbern aufgefüllt.
StOFä (NVA) a.D., StFw a.D.
aktiver Soldat vom 01.11.71 bis 30.06.06, gedient in zwei Armeen

bayern bazi

im "normalfall" kommen da meist ein paar pnkte mehr zusammen, bis sich jemand für einen suizid "entscheidet"

neben dem schulischen druck sollte hier dann auch noch das private umfeld mit betrachtet werden

perönliche  - zwischenmenschliche probleme - finanzielle lasten - ecc sind da bestimmt auch mit beteiligt


also nicht alles auf den leistungsdruck schieben


und ich hab leider keine statiskik  - aber interessant wären auch die zahlen von zivilien universitäten und hochschulen

sprich auf wieviel 1000 studenten im jahr ein suizied kommt oder so

wer nicht kämpft  - hat bereits verloren
 

ulli76

Solchen Auffälligkeiten muss man sicher nachgehen und jeder einzelne Fall hat seine eigene Tragik.
Aber wie der Bazi schon schrieb- man muss die Zahlen erst einmal in Relation bringen.

Also 6 Fälle seit Mai 2014. Davon aber alleine 3 innerhalb von 2 Monaten Ende letzten Jahres.
Also bleiben 3 innerhalb von 1 1/2 Jahren- da müsste man genauer schauen, ob das schon eine Häufung darstellt- plus die Auffälligkeit von 3 in 2 Monaten.
Wie waren die Zahlen der Jahre davor? Wie waren da die Schwankungen.
Wie sieht der Vergleich mit zivilen Unis aus?

Was wird an Ursache vermutet? Warum gibt es die Häufung in München aber nicht in Hamburg?

Ist das einfach eine statistische Besonderheit, so wie die beiden Todesfälle in zwei von einander unabhängigen Einsätzen innerhalb kurzer Zeit letztes Jahr?

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theodor_rannt

@ KlausP: Was heißt letzte Dienstzeitfestsezung? Ich dachte durch die Verpflichtung auf 12 od. 14 Jahre ist das dann die zu leistende Dienstzeit.

KlausP

Die Dienstzeit wird entsprechend der zu absolvierenden Ausbildungsabschnitte stufenweise festgesetzt und erst dann, wenn die für die Laufbahn erforderliche Ausbildung komplett erfolgreich absolviert wurde erfolgt die Festsetzung auf die volle Verpflichtungszeit. Was soll man mit einem UA/FA/OA der die Laufbahnausbildung auch im zweiten Anlauf nicht geschafft hat?
StOFä (NVA) a.D., StFw a.D.
aktiver Soldat vom 01.11.71 bis 30.06.06, gedient in zwei Armeen

theodor_rannt

Dann ist natürlich die Lebensplanung über den Haufen geschmissen, wenn man das Studium versaut.

Ralf

Das ist doch eine Binse. Ist das nicht überall so, wenn man eine Ausbildung nicht erfolgreich abgeschlossen hat?
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