Neuigkeiten:

ZUR INFORMATION:

Das Forum ist auf einen neuen Server umgezogen, um den Betrieb langfristig sicherzustellen. Zugleich wurde das Board auf die aktuelle Version 2.1.4 von SMF aktualisiert. Es sollte soweit alles laufen, bei Problemen bitten wir um Nachsicht und eine kurze Information.
Offene Punkte siehe https://www.bundeswehrforum.de/forum/index.php/topic,75228.0.html

Wer "vergeblich" auf Mails des Forums wartet (Registrierung bestätigen/Passwort zurücksetzen), sollte bitte in den Spam-Ordner seines Mailpostfachs schauen. Die Zustellprobleme, die der alte Server hatte, bestehen nicht mehr. Auch Mails an Google oder 1und1-Konten werden erfolgreich zugestellt. Wenn eine Mail im Spam-Ordner liegt, bitte als "Kein Spam" markieren, damit wird allen geholfen.

AUS AKTUELLEM ANLASS:

In letzter Zeit häufen sich in Beiträgen identifizierbare Informationen. Es werden Standorte, Dienstposten, Dienstpostennummern und andere detailierte Beschreibungen angegeben. Denkt bitte an OPSec - und veröffentlicht nur das, was Allgemein zugänglich ist - wir werden darauf achten und gegebenenfalls auch löschen

Kann ein Soldat die Welt verbessern?

Begonnen von Xuiluj, 25. Februar 2019, 19:18:37

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Xuiluj

Liebe Forumsmitglieder,

im Folgenden wende ich mich insbesondere an (Ex)Soldaten (der Offizierslaufbahn, da ich erwäge, diese anzustreben), die Erfahrung mit der Bundeswehr als Institution haben und (ganz wichtig) nicht voreingenommen sind.
Und zwar befinde ich mich, wie eben schon angedeutet, in dem Entscheidungsprozess der Frage "Sollte ich die Bundeswehr als meinen Arbeitgeber wählen", und habe mich zur Bewältigung dieses Prozesses über die Bundeswehr informiert und mit Leuten gesprochen, die unterschiedliche Ansichten über diese Kontoverse haben.
Fest steht aber:
Der Grund, wieso ich die Bundeswehr als Arbeitgeber in Erwägung ziehe liegt in meiner Intention, wirklich etwas bewirken zu wollen und so meinem Leben einen Sinn zu verschaffen. Was so formuliert etwas schwammig klingt, könnte konkret heißen, dass ich in den Krisengebieten dieser Welt für Besserung sorgen will.
Und um die für die Einschätzung der Fragestellung, ob dies über eine Karriere in der Bundeswehr möglich ist (eine eindeutige Beantwortung zu erwarten ist angesichts der Komplexität des Sachverhalts denke ich zu viel verlangt), nötige Klarheit zu schaffen, benötige ich Euch, die ihr explizit angesprochen seid. Und um diese Eröffnung der hoffentlich vielseitig geführten Diskussion nicht zu lang zu halten, will ich anschließend nur noch ein paar Leitthemen festhalten:

-Technischer Zustand ("Lebensstandard": Ausrüstung, Gerätschaften, Verpflegung,... --> Was ist möglich?; Abhängigkeit von den Lobbys)
-Organisatorischer Zustand ("Effizienz": Reibungsfreiheit von Idee über Befehl bis zur Ausführung)
-Gesellschaftlicher Zustand (Verantwortung/ Grad an Mitgestaltung/-entscheidung verschiedener Ränge, Reformfähigkeit: Ablegen von veralteten Strukturen, rechtsradikale Soldaten?)
-Abhängigkeit von Politik (Was entscheidet die Regierung: Einsätze, Budget, Abhängigkeit von den USA...?)

Ich hoffe, ich konnte hiermit Anregung stiften, Erfahrungen mit mir zu teilen. Angelehnt an die Hauptfragestellung "Kann ein Soldat die Welt verbessern?" steht bei mir persönlich noch die Nebenfrage "Und bekommt er es auch mit?" im Raum, also hat man, wenn man der Hauptvision "Die Welt verbessern" mehrere kleinere Ziele unterstellt, auch Erfolgserlebnisse in seinem Job? Ich habe Angst, desillusioniert oder frustriert zu werden, wenn ich mit dieser Einstellung Soldat werde.

So, now its your turn.

F_K

Die Kernaufgabe eines Soldaten ist es, organisierte, militärische Gewalt im Auftrag des eigenen Staates auszuführen.

Nicht mehr, nicht weniger - auch wenn Soldaten oft für andere Zwecke eingesetzt werden.

"Welt verbessern" gehört nicht zur Aufgabenstellung. Willst Du dies, ist "Ärzte ohne Grenzen" der bessere Verein - auch wenn die in der Umsetzung Probleme haben ...


Haudegen

In letzter Konsequenz muss jeder Soldat (Waffen-)Gewalt ausüben, sei es um einen Auftrag auszuführen, Selbstverteidigung oder was auch immer.

Wenn du die Welt verbessern willst dann gehe zur DLRG, Freiwilligen Feuerwehr oder zum Technischen Hilfswerk.

Aber Fakt ist, kein Soldat der Welt hat während eines Kampfes Zeit sich über moralische Grundprinzipien den Kopf zu zerbrechen. Und Kampf und Gefecht heißen nun mal die Anwendung militärischer und rechtmäßiger Gewalt, die oftmals auch tödlich endet.
Hilfe! Ich kann nichts mehr anfordern, weil ich keine Anforderungsformulare mehr habe.

"Ein sprechender Elch hat mir gesagt ich solle zur Bundeswehr gehen. Klingt fair!"

BSG1966

Quasi den Ausführungen von F_K zustimmend.

Ob ein Soldat die Welt verbessern kann, hängt davon, wie sein Dienstherr ihn einsetzt.

Die Nebenfrage "und bekommt er es auch mit" hängt wiederum stark davon ab, wie der Einzelne das "Weltverbessern" definiert.

PzPiKp360

Viele Deiner Punkte sind eher auf der politischen Ebene. Als Soldat erreicht man die wahrscheinlich nur, wenn Dich eine potentielle Offizierskarriere bis in die Dienstgradgruppe der Generale tragen sollte, und Du in Einrichtungen wie Stäben, Kommandos und dem Bundesministerium der Verteidigung für entsprechende Verbesserungen des Zustands der Truppe sorgen kannst. An der grundsätzlichen Abhängigkeit von Regierung und Parlament ändert das (zum Glück) aber nichts.

Bis dahin ist Dein primärer Job, "der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen", also zu machen, was in Deiner jeweiligen Position von Dir erwartet bzw. Dir aufgetragen bzw. Dir befohlen wird, "und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen", Dich also zur Verteidigung Deines Landes in den Einsatz im In- und als Offizier wohl ziemlich sicher auch mal im Ausland zu begeben, unter bewusster Gefährdung des eigenen Leibs und Lebens.

Man kann dann nur hoffen, daß die Einsätze dazu dienen, die Welt sicherer, befriedeter, freier, und für die Menschen vor Ort auch durch zivil wirksame Maßnahmen wie das Bauen von Brücken, Straßen, Schulen, Brunnen usw. zu einem besseren Ort zu machen, oder ihnen bei der Gesundheitsversorgung zu helfen. Daher wären die potentiell "besten" Verwendungen, um das im Einsatzalltag möglichst direkt zu erreichen, bei den Pionieren und im Sanitätsdienst. Natürlich wirken alle eingesetzten Kameradinnen und Kameraden mit, als Logistiker, Guardian Angels oder Funker halt einen Tick indirekter.

funker07

Zitat von: PzPiKp360 am 25. Februar 2019, 19:51:54
Man kann dann nur hoffen, daß die Einsätze dazu dienen, die Welt sicherer, befriedeter, freier, und für die Menschen vor Ort auch durch zivil wirksame Maßnahmen wie das Bauen von Brücken, Straßen, Schulen, Brunnen usw. zu einem besseren Ort zu machen,
Das wäre ein Welt verbessern. Wobei ich das auch hier besonders betonen würde. Brunnen bohren kann das THW eigentlich besser, aber die Sicherheit herstellen durch friedenserzwingende Maßnahmen können nur Streitkräfte.

Zitat von: Haudegen am 25. Februar 2019, 19:35:10
Aber Fakt ist, kein Soldat der Welt hat während eines Kampfes Zeit sich über moralische Grundprinzipien den Kopf zu zerbrechen.
Das hat der Soldat auch hoffentlich vorher gemacht z.B. vor seiner Bewerbung oder spätestens vor der Vereidigung.


Die Polizei macht die Welt jeden Tag etwas besser...britische und amerikanische Soldaten haben die Welt besser gemacht, als das dritte Reich gefallen ist...NATO-Soldaten haben die Welt besser gemacht, als sie die UdSSR solange abgeschreckt haben, bis die UdSSR zerfallen ist.

Trotzdem wirst du nur ein kleines Zahnrad im großen Ganzen sein.
Für jemanden, der der Regierung, NATO und EU generell kritisch gegenübersteht ist der Dienst in der Bundeswehr aber vielleicht nicht das Richtige.

MMG-2.0

Zitat von: funker07 am 25. Februar 2019, 20:28:55
[...]

Zitat von: Haudegen am 25. Februar 2019, 19:35:10
Aber Fakt ist, kein Soldat der Welt hat während eines Kampfes Zeit sich über moralische Grundprinzipien den Kopf zu zerbrechen.
Das hat der Soldat auch hoffentlich vorher gemacht z.B. vor seiner Bewerbung oder spätestens vor der Vereidigung.
[...]

Ich erinnere mal an den 20. Juli 1944 Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

schlammtreiber

Zitat von: F_K am 25. Februar 2019, 19:26:46
Die Kernaufgabe eines Soldaten ist es, organisierte, militärische Gewalt im Auftrag des eigenen Staates auszuführen.

Nicht mehr, nicht weniger - auch wenn Soldaten oft für andere Zwecke eingesetzt werden.

"Welt verbessern" gehört nicht zur Aufgabenstellung. Willst Du dies, ist "Ärzte ohne Grenzen" der bessere Verein - auch wenn die in der Umsetzung Probleme haben ...

In jedem Fall muss man bei der "Operation Schöne Neue Welt, jetzt rosa und in pink" ein paar unerfreuliche Kollateralschäden in Kauf nehmen, seien es nun im Fall der Bundeswehr (und anderer Armeen) lethal bekämpfte Weichziele (Taliban, Daeshi und Co) oder im Falle von "Ärzte ohne Grenzen" (oder Oxfam, oder andere NGOs) ein paar sexuell missbrauchte Kinder oder Hilfsbedürftige*Innen. Shit happens, and Hobbes was right...
Semper Communis
Bundeswehrforum.de - Seit 20 Jahren werbefrei!
Helft mit, daß es so bleiben kann

miT

Diese Fragestellung darf nicht Ihren Alltag leiten. Wenn Sie das tut und der Drang dem nachzukommen so groß ist, wird der Dienst bei den Streitkräften nicht der richtige sein. In der Konstellation werden mir Soldsten aller Dienstgradgruppen recht geben.
Kameradschaftliche Grüße!

KlausP

Soldaten werden dazu ausgebildet, in einem bewaffneten Konflikt Gewalt auszuüben und Gegner mit aller Ihnen zu Verfügung stehenden Mitteln zu vernichten. Brunnen bohren und Schulen oder Kindergärten zu bauen ist nicht ihr Kernauftrag, auch wenn Politiker und (meist selbsternannten) "Gutmenschen" aller Coleur das gerne so hätten und im Bedarfsfall (siehe Beginn des Afghanistan-Einsatzes) auch gerne als Argumentation dem deutschen Michel (und potentiellen Wähler) so versuchen, schmackhaft zu machen.
StOFä (NVA) a.D., StFw a.D.
aktiver Soldat vom 01.11.71 bis 30.06.06, gedient in zwei Armeen

Stabshauptmann

Habe ich nach 31 Dienstjahren die Welt verbessert? Eine gute Frage und auch eine des Maßstabes... Für einzelne Menschen denen ich in der Zeit begegnet bin konnte ich vielleicht helfen, wie nachhaltig ist für mich nicht bilanzierbar.
Vielleicht wird eines der Kinder denen ich regelmäßig Wasser und Schokolade gab im Kosovo eines Tages Präsident und es erinnert sich an den netten Soldaten...
Ich habe Menschen davon überzeugt im System Bundeswehr zu bleiben und andere davon überzeugt besser zu gehen...
Was macht die Welt besser?

Ich habe den Dienst nicht angetreten um die Welt zu verbessern, die Frage der Bilanzierung ist jedoch ebenso interessant wie vielschichtig.
Soldat, Ehemann, Vater und Großvater (chronologische Reihung)

Xuiluj_

Zitat von: miT am 26. Februar 2019, 09:23:13
Diese Fragestellung darf nicht Ihren Alltag leiten. Wenn Sie das tut und der Drang dem nachzukommen so groß ist, wird der Dienst bei den Streitkräften nicht der richtige sein. In der Konstellation werden mir Soldsten aller Dienstgradgruppen recht geben.

Wieso nicht?
Weil die Zeit, die man mit Aus-und Weiterbildung verbringt, viel länger ist, als die Zeit der tatsächlichen Verwendung?

Generell sehe ich die heutige Aufgabe der Bundeswehr (oder von Militärs generell) schon als Weltverbessernd an. Wo wären wir (und der Rest der Welt) denn, wenn wir solch eine Einrichtung nicht hätten? Potenziell ist die Bundeswehr zusammen mit anderen Militärs doch nahezu die einzige Einrichtung, die in der Lage ist, Probleme von einem gewaltigen Ausmaß wie bspw. terroristische Organisationen zu bewältigen. Und ich persönlich finde, dass dort mitzuwirken zumindest theoretisch eine sehr befridigende Arbeit sein kann, wenn man die Ambition hat, die Welt zu verbessern.
Deshalb geht es mit weniger um die Legitimität des Soldatendaseins als um die Frage, wie es sich die Realität mit dem "Potenzial" vergleicht

ulli76

Terroristische Organisationen bekommt man eher nicht militärisch bekämpft.
•Medals are OK, but having your body and all your friends in one piece at the end of the day is better.
http://www.murphys-laws.com/murphy/murphy-war.html

LwPersFw

Zitat von: ulli76 am 04. März 2019, 17:30:17
Terroristische Organisationen bekommt man eher nicht militärisch bekämpft.

Damit hast Du vollkommen recht Ulli.
Das hat noch nie funktioniert ... und wird es auch zukünftig nicht.
Das haben ja unsere amerikanischen Freunde 2x bewiesen...
Denn wenn die Kriege im Irak und in Afghanistan eins nicht getan haben...
...dann ist es, den Terrorismus in der Welt auch nur minimal eingedämmt zu haben.

Auch der "Dronenkrieg" hat den Terrorismus nicht eingedämmt.
Kille ich heute einen Terroristen mit einer Hellfire... machen morgen 2 andere weiter...

Dies können ... wenn überhaupt ... nur Polizei und Geheimdienste leisten.

Der von den USA ausgerufene "Krieg gegen den Terror" kann durch Militär nicht gewonnen werden.

Das haben die USA sogar selbst eingesehen... und verhandeln jetzt offiziell mit den Taliban...

https://www.google.de/amp/s/www.sueddeutsche.de/politik/afghanistan-die-grosse-stunde-des-verhandlers-1.4344644!amp

aktiver Berufssoldat im Bereich Personalwesen

Schnellantwort

Achtung: In diesem Thema wurde seit 120 Tagen nichts mehr geschrieben.
Wenn du nicht absolut sicher bist, dass du hier antworten willst, starte ein neues Thema.

Name:
E-Mail:
Verifizierung:
Bitte lasse dieses Feld leer:
Gib die Buchstaben aus dem Bild ein
Buchstaben anhören / Neues Bild laden

Gib die Buchstaben aus dem Bild ein:
Wie heißen die "Land"streitkräfte Deutschlands?:
Wie heisst der Verteidigungsminister mit Vornamen:
Wie heißen die "Luft"streitkräfte Deutschlands?:
Shortcuts: mit Alt+S Beitrag schreiben oder Alt+P für Vorschau