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Erfahrungsbericht ACFüKrBW SanOA

Begonnen von Ditzy, 22. März 2025, 13:40:47

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Ditzy

Hallo zusammen,

da mir die Erfahrungsberichte hier unglaublich viel Anspannung in der Vorbereitung genommen haben, möchte ich meine Zeit in Köln mit allen Interessierten teilen:

Nach der Bewerbung beim ortsansässigen Karriereberater lag die Einladung ins ACFüKrBW rasch (nach sechs Tagen) im Briefkasten. Die Unterlagen sind ausführlich geschrieben, bei Fragen kann man sich an die angegebene E-Mail-Adresse / Telefonnummer wenden. Ein Wort zur Bekleidung:
Im Einladungsschreiben ist die Rede von "angemessener Kleidung". Ich persönlich bin im Anzug (weißes und hellblaues Hemd, ohne Krawatte, Anzugschuhe) dort aufgeschlagen und war nicht overdressed. Auch die Kombination sauberes Hemd mit feiner Hose war oft vertreten.
Inwiefern dies in die Bewertung reinspielt, kann ich nicht beurteilen. Jedoch zählt immer auch das Gesamtbild, das ihr abgebt. Und wenn ihr zu leger gekleidet seid, zeigt ihr, dass ihr euch
a. nicht über die Stellung eines Offiziers (Führungsebene!) im Klaren seid und/oder
b. nicht die Mühe macht, euch vernüftig anzuziehen; Was wiederum eure Motivation in Frage stellt.

Nachdem das Bahnticket für die Hinfahrt im DB-Reisezentrum (in Person) gelöst wurde, ging die Reise los.
Lasst euch unbedingt genug Puffer bei der Verbindung! Wir wissen alle, wie die Deutsche Bahn ist.

1. Anreisetag
Am Anreisetag selbst finden keine Prüfungen statt. Ihr bezieht die Stuben (schöne Einzelzimmer mit Bad) und werdet über das Handyverbot während des Assessments aufgeklärt. Haltet euch an die gegebenen Anweisungen!
Außerdem lernt ihr eure Betreuungsoffiziere kennen, die aus der Truppe für eine gewisse Zeit ans ACFüKrBW kommandiert wurden. Sie sind nicht Teil der Auswahlkommission und sollen eure Fragen beantworten. Nutzt die Gelegenheit und löchert sie mit allen möglichen Fragen zum Soldatenberuf, zum Assessment, zum Werdegang, etc.

Ihr werdet sodann vom PvD (Personalberater vom Dienst) in Empfang genommen. Der PvD ist die Schaltzentrale im Assessment, er führt euch durch die Stationen und sammelt eure Ergebnisse. Am ersten Tag stellt er euch den gesamten Ablauf in einem Vortrag vor und steht auch für Fragen zur Verfügung.
Nach dem Vortrag müsst ihr in 30min einen biographischen Fragebogen ausfüllen, der der Prüfkommission später als Gesprächsgrundlage dienen wird. Darin werden u.a. eure schulischen / beruflichen Vorerfahrungen, eure Führungserfahrungen und eure Motivation Offizier zu werden abgefragt.
Die SAN-Bewerber füllen außerdem einen Fragebogen zu medizinischer Vorerfahrung und der Motivation Sanitätsoffizier zu werden aus.

Die folgenden Tage werdet ihr eure Laufzettel abarbeiten, die eure ständigen Begleiter werden.

Den Abend könnt ihr mit den Betreuungsoffizieren ausklingen lassen oder euch im nahegelegenen Aldi verpflegen, wenn die Truppenküche eure kulinarischen Bedürfnisse nicht befriedigen konnte. Ihr werdet jedoch früh ins Bett wollen, weil der folgende Tag lang werden wird.

2. Erster Prüftag
Der zweite Tag beginnt früh, ich bin um 05:00 Uhr aufgestanden. Die Truppenküche bietet ab 05:45 Uhr Frühstück an; Nutzt diese Gelegenheit und esst etwas, ihr könnt euch auch Brötchen schmieren und einpacken.
Viel Zeit bleibt nicht, weil die ersten Tests um 06:15 Uhr beginnen. Ergo will euch der PvD um 06:10 Uhr im Saal sitzen haben, ergo müsst ihr um 06:05 Uhr losgehen.

Zuerst absolvierten alle die computergestützten psychologischen Tests. Im Führungskompetenztest (FüKomp) bekommt ihr drei Aussagen vorgesetzt. Dabei müsst ihr eine einsortieren als "trifft am meisten auf mich zu", eine in "trifft am wenigsten auf mich zu", eine bleibt in der Mitte stehen.
Im Verhaltensstabilitätstest (VStab) bekommt ihr viele Aussagen zu Alkoholkonsum, politischer Einstellung und Konfliktbewältigung vorgesetzt und müsst aus dem Bauch "trifft zu" oder "trifft nicht zu" auswählen.
Denkt hier nicht lange nach, sondern klickt instinktiv. Im späteren Interview werden Rückfragen kommen, wo ihr euch erklären könnt/dürft/müsst.

Im Anschluss absolvierten die SAN-Bewerber einen Studieneignungstest am PC (genannt: SetSAN). Der Test besteht aus zwei Teilen à 40min, diese sind quasi 1:1 identisch mit den Untertests "Quantitative und formale Probleme" sowie "Textverständnis" aus dem TMS. Alle sonstigen Bewerber absolvierten stattdessen den Mathekompetenztest, welcher Oberstufenmathematik abfragt - die SAN-Bewerber machen diesen nicht!

Auf dem Plan steht auch eine ärztliche Musterung, da wird man einmal komplett durchgecheckt.
Im Gruppensituationsverfahren (GSV) seid ihr mit anderen Bewerbern in einer Testgruppe. Zusammen müsst ihr drei Aufgaben bewältigen:
  • Ein Ressourcenkonflikt: Hier müsst ihr eine Ressource, die nicht für alle reicht, zuteilen. Beispielsweise seid ihr ein Supermarkt und müsst entscheiden, in welche Abteilung eine neue Mitarbeiterin kommt. In der Vorbereitung bekommt ihr schon vorgefertigte Argumente, die ihr benutzen könnt. Ihr sollt jedoch auch weiterdenken und eigene Argumente entwickeln. Seid im Gespräch stark und vertretet eure Anspruch auf die Ressource nachdrücklich. Lasst jedoch auch die anderen zu Wort kommen, geht auf sie ein und übernehmt eine moderierende Rolle. Am Ende ist das Wichtigste, dass ihr euch einigen könnt; Gebt am Ende (die letzte Minute wird angesagt) also lieber nach, anstatt sturr auf euren Anspruch zu bestehen.
  • Eine Planungsaufgabe: Jetzt geht es darum gemeinsam einen Plan auf die Beine zu stellen, z.B. einen Quartalsplan nach vorgegebenen Maßstäben. Bringt euch ein und seid kommunikativ.
  • Ein Kurzvortrag: Jeder zieht ein Thema und soll innerhalb von 25min einen Kurzvortrag vorbereiten. Er soll maximal 7min lang sein, viele Themen kann man nach Aussagen der Prüfer aber auch gut in 3-5min vorstellen. Darin stellt ihr das Thema einleitend vor, stellt beide gegebenen Optionen mit ihren Vor- und Nachteilen dar, entscheidet euch begründet für eine Option und stellt fiktiv einen 3-Monats-Plan auf. Sprecht hier frei und deutlich, gliedert euren Vortrag logisch und argumentiert nachvollziehbar.

Der CAT-Test prüft euer Logikverständnis mit Wortanalogien (Fisch:Wasser - Vogel:?), einfacher Mathematik (Brüche und Prozentrechnung) sowie Matrizen (8 Bilder sind gegeben, das neunte muss logisch erschlossen werden). Pro Aufgabe habt ihr drei Minuten, nutzt diese gerne (besonders beim Rechnen, Schmierpapier wird gestellt).
Zum Üben eignet sich der Assessment-Trainer auf www.bundeswehrkarriere.de/dialog/digitales-karrierecenter/assessment-trainer.

Habt ihr alles überstanden, steht noch das Interview mit derselben Prüfkommission aus dem GSV bevor. Das Wichtigste hier ist, dass ihr euch wirklich gut mit dem Offizierberuf, eurer Wunschverwendung (z.B. als Arzt) und den Anforderungen des Berufs beschäftigt habt. Bleibt selbstsicher und lasst euch nicht aus der Ruhe bringen :)

Am Ende des Interviews wird euch eröffnet, ob ihr die Offizierseignung erhalten habt (zu den Zahlen gleich mehr). Wenn das nicht der Fall sein sollte, könnt ihr euch (Eignung vorausgesetzt) als Feldwebel weiterprüfen lassen und euch dann in diese Laufbahn einplanen lassen. Fragt ihr am Ende des Interviews nach Feedback, ordnen sie eure Testergebnisse im Gesamtbewerbervergleich ein. Ihr erfahrt keine genauen Werte, sondern nur das Drittel (oberes, mittleres, unteres). Nutzt diese Chance gerne!

Die SAN-Bewerber erhalten jetzt einen Vortrag, der sich mit dem Medizin/Pharmazie-Studium bei der BW beschäftigt. Vieles aus dem Vortrag weiß man mit genug Vorbereitung zwar auch schon vorher (Studienplatzvergabe, Grundausbildung, zeitlicher Ablauf), nutzt jedoch die Chance eure Fragen dem vortragenden Sanitätsoffizier zu stellen.

Weil's so schön ist, drückt euch die Bundeswehr nach 12 Stunden wach sein und einem Prüftag noch den Einplanungsvortrag rein. Anhand vieler Diagramme wird euch 2 Stunden lang vermittelt, wie viele Offizierbewerber die BW hat und wie gering eure Chancen auf eine Stelle sind. Besonders die Chancen auf eine Verwendung als Fallschirmjäger, Gebirgsjäger und in der Jägertruppe gehen quasi gegen null.
Quintessenz: Habt Alternativen zu euren Wünschen im Gepäck.

3. Zweiter Prüftag
Der zweite Prüftag ist viel angenehmer aufgebaut. Nach dem Frühstück absolviert ihr den Basis-Fitness-Test (Pendellauf, Klimmhang, Fahrradfahren). Der BFT ist eigentlich gut machbar (er prüft "nur" die Trainierbarkeit"), passt jedoch bei der Einweisung auf die Fahrrad-Ergometer gut auf.

Ist der bestanden, geht es für die meisten zum Einplaner. Nicht jedoch für die SAN-Bewerber:
Für uns stand noch ein Studieneignungsgespräch mit BW-Ärzten auf dem Plan. Hier wurde zuerst über die Motivation gesprochen, wieso man Medizin bei der BW studieren möchte. Auch wurde geschaut, ob man sich mit dem Medizinstudium, den Schwierigkeiten des Arztberufs und der Arbeit beim Bund auseinandergesetzt hat.
Anschließend sollte man ein Erkrankungsbild erklären (oftmals kommt der Herzinfarkt dran, ich hatte mir jedoch die Hyperventilation ausgesucht). Danach zieht man ein Thema und bekommt eine biologische Abbildung vorgelegt.
Bei mir war es ein Neuron und ein paar Diagramme zum Aktionspotential.

Zuerst muss man innerhalb von 30sek sieben unterstrichene Begriffe memorieren. Anschließend wird die Abbildung für zwei Minuten entzogen, in denen der Prüfer nicht mit einem spricht. In dieser Zeit darf man sich die Begriffe laut aufsagen, singen oder tanzen (nur halt nicht aufschreiben). Nach Ablauf der Zeit bekommt man dieselbe Abbildung mit den entsprechenden Lücken vorgelegt und soll die Begriffe reproduzieren.

Über diese Abbildung spricht man dann. Ich habe also den Aufbau eines Neurons beschrieben, die Depolarisation erklärt und die Verrechnung am Axonhügel dargestellt. Medizinischer und biologischer Teil geschafft, jetzt kommt der gefürchtete chemische Teil:
Ich hatte Chemie nach Klasse 10 abgewählt, mich am Tag zuvor jedoch in Redoxreaktionen eingelesen. Über die durfte ich dann auch frei reden. Der Prüfer versucht auch mit Hilfestellungen und Impulsfragen vorhandenes Wissen "aus der Nase zu ziehen". Insgesamt war der Chemie-Teil bei mir aber eher schlecht als recht.

Zum Schluss bekommt man die Studieneignung (mit Bedenken / ohne Bedenken / nicht) ausgesprochen und kann wieder nach Feedback fragen. Danach gehts zum Einplaner, der alles zusammenführt und ggfs. eine Zusage ausspricht. Habt unbedingt Alternativen im Gepäck, da die Einplaner mit euch keine ausführliche Studienberatung durchführen wollen.

Bei mir hat jedoch alles funktioniert, ich habe im guten oberen Drittel abgeschnitten. Deshalb starte ich zum 01.07.

Ein paar Hinweise zum Schluss:
1. Beschäftigt euch ausgiebig mit euren Verwendungs- und Studienwünschen
2. Lest euch Erfahrungsberichte durch
3. Wiederholt Mathe, Chemie und Biologie auf Oberstufenniveau, wenn ihr euch dort nicht mehr trittsicher fühlt
4. Das Assessment ist psychisch fordernd. Unterstützt euch innerhalb der Bewerbergruppe, lernt ggfs. am Vorabend gemeinsam Chemie :) Und seid kameradschaftlich füreinander dar.
5. Die Prüfer wollen euch nicht auflaufen lassen. Zeigt was ihr könnt und wieso ihr die geeigneten Kandidaten seid!

Ich wünsche allen zukünftigen Bewerbern viel Erfolg!

Ralf

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