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Erfahrungsbericht ACFüKrBw - 03.01.16-05.01.16

Begonnen von Traveltheworld, 22. Januar 2016, 17:48:45

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Traveltheworld

So nach einiger Zeit kommt dann auch mal mein Erfahrungsbericht :)

Zu mir
Ich habe im Sommer 2015 mein Abitur mit einem Schnitt von 2,0 absolviert. Da ich erst 16 Jahre alt war, war eine Einstellung zum 1.7.2015 keine Option. Meinen Wunsch, mich für die Offizierslaufbahn zu bewerben, hatte ich aber schon seit ca. 3 Jahren. Habe dann angefangen, nebenbei zu jobben, mich sozial zu engagieren und mich weiterzuentwickeln (eine neue Sprache lernen, reisen etc.).
Die Bewerbung habe ich Anfang November abgegeben, 1 Woche später kam die Eingangsbestätigung und eine weitere Woche später auch die Einladung.
Eigentlich wollte ich mich auf die Testtage noch spezifisch vorbereiten, das hab ich dann aber doch gelassen. Ich hatte durch die Jahre davor, welche mit Truppenbesuchen und Verfolgen des Bundeswehrforums gefüllt waren, eine solide Basis.

Anreisetag

TIPP für Bahnreisende: Auf dem Einladungsschreiben steht, dass man das Rückticket noch nicht eintauschen soll, da man nicht weiß, an welchem Tag man nach Hause fahren muss. Fragt am Bahnschalter nach, ob sie das Rückticket für zwei Tage ausstellen können. Das hatten einige meiner Mitbewerber und mir hätte das sehr geholfen, denn ich habe durch die lange Schlange im Reisezentrum meinen Zug um 5 Minuten verpasst und eine Stunde auf einen neuen gewartet.

Ich bin insgesamt 5 Stunden unterwegs gewesen auf der Hinreise und habe direkt am Bahnhof schon eine Mitbewerberin erkannt, die einen Brief der Bundeswehr in der Hand hielt. Wir sind dann gemeinsam mit den S-Bahnen zur Kaserne. Kurz vor dem Tor hab ich schon meine Einladung und meinen Personalausweis rausgeholt, das hat die Wache gefreut ;) Im Unterkunftsgebäude haben wir die Hausordnung unterschrieben und die Stubenschlüssel empfangen. Frauen und Männer sind strikt getrennt. Man sollte bis 14:30 anreisen, ich war um 13:30 auf meiner Stube und hatte dann bis 16 Uhr Freizeit. Bin mit meiner Stubennachbarin dann von Stube zu Stube gegangen, um die anderen kennenzulernen. Wir waren insgesamt 12 Frauen und iwann alle auf einer Stube (Tipp: Geht in den Gemeinschaftsraum haha). Der Austausch mit den Mitbewerbern war...interessant. Die Hälfte hatte keine Ahnung von der Bundeswehr und zwei Drittel wussten nicht, was im Auswahlverfahren genau auf sie zukommen wird. Auf meine Frage "Für welche Verwendung hast du dich denn beworben?" nannten mir die meisten ein Studium. Und ich bekam den Satz zu hören "Du machst mir Angst, du weißt so viel." Naja was solls, es gab auch drei vier die sich gut vorbereitet hatten und um 16 Uhr ging es dann ja zum Vortrag und da wurden auch die anderen etwas schlauer. Es gab übrigens noch 18 männliche Mitbewerber. 9 weitere wurden erwartet, sind aber nie eingetroffen.

Bei dem Vortrag erhaltet ihr euren persönlichen Laufzettel mit den jeweiligen Prüfstationen, die bei jedem in unterschiedlicher Reihenfolge dran kommen, einige Stationen sind auch gleich.
Ebenfalls muss man hier einen Bogen ausfüllen mit Fragen zu seiner Person. Hobbys heute/damals mit Wochenstunden, Leseverhalten, Verantwortung die man übernommen hat, ehrenamtliche Arbeit, seine Stärken/Schwächen und wieso man Offizier werden will. Der Bogen hat mir persönlich keine Probleme bereitet.
Einen Studienbogen bekommt man ebenfalls, den man aber auf der Stube ausfüllt. Dort soll man erneut seine drei Studienwünsche formulieren, begründen, wieso man sie studieren will (der Major sagte, dass er auf keinen Fall dort das Wort Interesse lesen will) und welche Vorerfahrung man in dem Bereich hat. Ich hatte keine Vorerfahrung und hab das so auch angegeben - es war kein Nachteil.
Die Frauen bekommen noch eine Schwangerschaftsbelehrung (die Tests sollten nicht im schwangeren Zustand durchgeführt werden etc)

Nach dem Vortrag ging es wieder ins Unterkunftsgebäude und dann mit den drei Betreuungsoffizieren zum Griechen, da sonntags die Truppenküche geschlossen hat. Die Offiziere waren nett, hatten auf ihrem Gebiet auch Ahnung, darüber hinaus allerdings wenig Wissen. Die meiste Zeit haben sie Anekdoten erzählt. Das Essen beim Griechen war....interessant. Ich bin Vegetarier, durfte die Pommes von der Karte aber nur mit einem Fleischgericht in Verbindung bestellen. Habe es dann mit einer Pizza Margeritha versucht, da hieß es "Ich hab schon Sachen auf, da muss was drauf". Verwirrter Blick meinerseits, sein Versuch, es weiter zu erklären: "Pilze, Oliven, Mais, Paprika, Zwiebeln" Ich "Wie, das muss da jetzt alles drauf?" Er "Nein, eins" Hab dann einfach Zwiebeln gesagt, weil hinter mir die Schlange aller anderen hungrigen war. Bekam also eine Pizza Margeritha mit Zwiebeln drauf...ich weiß bis heute nicht, ob der Gute das alles ernst meinte, oder mich einfach vera*scht hat. Das Essen in der Truppenküche war deutlich besser und es gab immer genügend für Vegetarier :)

Kurze Zeit später sind dann auch alle wieder auf ihre Stuben, es gab bei den Frauen 4 Duschen, viele haben abends geduscht, ich lieber morgens.

Eines Tages, wenn die Erde stirbt,
Und der letzte Mensch mit ihr,
Dann bleibt nichts zurück,
Als die öde Wüste
Einer unstillbaren Gier.

Traveltheworld

#1
1. Prüftag
Ich bin um 4:30 zum Duschen aufgestanden, Frühstück gab es ab 5:45. Es hat extrem geregnet. Also hier wieder der TIPP: Nehmt einen Regenschirm und Tüte für diesen mit.
Da der Aufsatz schon um 6:10 beginnen sollte, musste man sich beim Frühstück beeilen. Hier zeigte sich wieder die Intelligenz einiger Bewerber. Die Schlange bestand nur aus uns, war aber lang und ging schleppend voran, da nach dem Besteck und Tablettwagen direkt die Kaffeemaschine folgt. Kaffee braucht nun mal länger und letzendlich standen die letzten in der Schlange dort die ganze Zeit und mussten sich um 06:08 noch schnell gegen das Essen entscheiden. Ich war mit die erste in der Schlange, wäre ich aber hinten gewesen, hätte ich mir eben Tablett und Besteck geholt und wäre dann zum Essen gegangen, dort war alles frei und an die Softgetränke kam man auch gut ran.

Aufsatz: 30min Zeit, liniertes Papier darf man unterlegen (hat mir auch gut getan), ich konnte zwischen den Begriffspaaren Widerstand und Streik und Entdeckung und Erfindung wählen. Ich hab letzteres gewählt und anderthalb Seiten geschrieben, mit denen ich sehr zufrieden war.

CAT Test: Stand auf meinem Laufzettel, fälschlicherweise. Ich hatte diesen schon absolviert (http://www.bundeswehrforum.de/forum/index.php?topic=54987.0) und habe das dann direkt der Testaufsicht gesagt. Habe dann stattdessen den PMO gemacht, der eig bei mir nachmittags vorgesehen war. Der PMO besteht aus 116 Fragen zu einem selbst, die man beantworten kann mit trifft gar nicht, sehr schwach, schwach, mittel, stark, sehr stark und vollkommen zu. Dies fiel mir leicht, ich hab bei den meisten Fragen direkt mitgedacht, wie ich meine Antwort begründen würde, wenn ich im Interview drauf angesprochen werde. Es kamen sehr viele eindeutige Fragen zu Drogen. Ich kannte einige der aufgelisteten Drogen nichtmal :D

Personalberater: Durch das Vorziehen des PMO war mein ursprünglicher Plan ja durcheinander und deswegen wurde ich zum Personalberater geschickt. Hier geht man öfters mal hin, er hat mich dann zum Arzt geschickt.

Voruntersuchung: Es gibt verschiedene Sehtest. Bei dem ersten hat man mir eine Brille aufgesetzt und ich sollte etwas an der Wand vorlesen. Ich habe nix gesehen, das auch gesagt, es kam ein "Versuch es". Gut, ich lege los "B, Z, R" und die Frau unterbricht mich mit "Das sind Zahlen, haben sie eine Sehschwäche??". Ich wurd schon leicht nervös und versuch es mit "21, 13". Die Antwort "Ähm, das sind einstellige Zahlen, okay, wir stellen das mal bisschen größer" Ich hab ab da etwas mehr gesehen, aber auch nur geraten. Die Frau meinte letztendlich, dass die Augen in Ordnung sind....ach ja, ich trage keine Brille und bin auch durch den Test für den Führerschein gekommen. Aber ich geh demnächst mal zum Optiker. Die anderen Sehtests haben mir keine Probleme bereitet, da gab es einmal Dämmerungsehen und dann musste man drücken, sobald man einen Punkt hat aufleuchten sehen.
Danach gab es noch einen Hörtest, ebenfalls drücken sobald man den Ton hört. Urinprobe, Wiegen und Messen.

Gruppensituationsverfahren: Ich hatte eine Prüfgruppe mit zwei männlichen Offizieren, die ich sehr sympathisch fand. Bei den Mitbewerbern hatte ich in meiner Gruppe zwei Männer, eine Frau, alles drei ungediente Schüler. Die erste Aufgabe war ein Krisenmanagement, wir waren gewandert mit Touristen in einer Schlucht und haben über Funk erfahren, dass der Damm in 5km Entfernung bald bricht und in 45min die Schlucht flutet. Wir sind bereits 5km gewandert. Die erste Option ist, einen Kilometer zurück zu laufen und da einen Aufstieg an der Felsenwand zu probieren, wofür wir das Equipment hätten, es ist aber nicht ungefährlich. Oder wir laufen alle Kilometer zurück, da ist es aber nicht sicher, ob die Touristen das konditionell schaffen. Nach der Einlesungszeit in das Szenario sagte der Offizier "Dann beginnt bitte." Und es herrschte Stille. Die unterbrach ich dann mit einem Eröffnungssatz und meiner Meinung. Letzendlich haben wir uns für das Zurücklaufen entschieden, das war nicht meine anfängliche Meinung, aber ich bin dann den Kompromiss eingangen.
Direkt darauf folgt der Ressourcenengpass. Wir sind vier Kioskbesitzer, drei kriegen die Chance, Schlossführer zu werden, einer muss im Kiosk bleiben. Wieder sagte der Offizier, dass wir beginnen sollen und wieder herrschte Stille. Ich hatte mir vorgenommen, die zweite Runde nicht zu eröffnen, sondern jemand anderem die Chance zu geben. Als die keiner ergriff, hab ich dann auch diese Runde eröffnet. Bei dieser Aufgabe kamen wir zu schnell zu einer Lösung und haben dann nur noch überflüssige Sachen gesagt, um die Zeit rumzukriegen. Das war bisschen schade.

Einzelvortrag: Man zieht ein Thema und hat dann 25min Vorbereitungszeit. Dann trägt man es den anderen vor, die Reihenfolge durften wir selber festlegen. Das Thema ist immer so gestaltet, dass es zwei Möglichkeiten gibt. Man sagt also Pro und Contra zu beiden Möglichkeiten und fällt dann eine Entscheidung. Man darf bis zu zehn Minuten reden. Die Bewerberin vor mir hat an die neun Minuten geredet und dann kam ich mit meinen vier...meiner Meinung nach war aber alles drin, außerdem hab ich frei gesprochen, einer hatte zB viel abgelesen. Ich hatte also auch hier kein schlechtes Gefühl.

Mittagessen: Dafür hatte ich eine Stunde Zeit, das war ziemlich entspannt. Allerdings hatten auch schon ein paar das Interview davor gehabt, heißt es waren auch schon ein paar weg.

Mathetest: Ich hatte im Mathe Grundkurs immer so 14-15 Punkte gehabt und mich daher nicht auf den Test vorbereitet. Ich fand ihn okay, es waren viele Aufgaben, ich habe zeitlich trotzdem alle geschafft. An manchen Stellen hab ich geraten, einiges hab ich gewusst. Es kam eigentlich alles dran. Ich glaube nicht, dass es mir was gebracht hätte, wenn ich speziell für den Test gelernt hätte. Die Aufgaben aus der Schule und aus dem Abitur waren anders aufgebaut.

Hauptuntersuchung: Hier wurde ein Amnesebogen ausgefüllt, Puls vor und nach zwanzig Kniebeugen gemessen und der Körper an sich begutachtet. Die Ärztin meinte dann nur noch "oh oh das ist sehr eindeutig". Ich bekam T2 mit gefühlt hundert Ausschlüssen aufgrund meines Hohlkreuzes. Ich hab es nie als so stark empfunden, aber sie hat sich sehr darauf fokussiert. Mein Erstwunsch Jägeroffizier fiel damit weg, ich war aber nicht sehr traurig, da mein Zweitwunsch Operative Kommunikation ging und mich ebenso sehr interessierte.
TIPP: Gegen das Hohlkreuz könnt ihr was tun. Es gibt spezielle Übungen und sie meinte zur mir, dass, wenn meine Rückenmuskulatur gestärkter wäre, ich weniger Auschlüsse gekriegt hätte.

Interview: So dann kam auch für mich der spannende Teil. Die erste Frage war, wie aufgeregt ich auf einer Skala von 1-10 bin. Ich habe mit 3 geantwortet, ich war relativ entspannt, auch wenn es mein allererstes Vorstellungsgespräch war. Der Offizier erklärte mir dann, dass er die bundeswehrspezifischen Fragen stellen wird und sein Kamerad mehr auf Familie und Persönlichkeit eingeht. Die erste Frage war, wieso ich zur Bundeswehr möchte. Dann kamen Fragen wie: Wie würden Sie ihren Führungsstil beschreiben? Warum genau diese Truppengattung? Wie haben Sie sich mit der Bundeswehr beschäftigt? Warum nehmen Sie Tod und Verwundung in Kauf? Ich fand die Fragen nicht schwer und es kamen auch keine Rückfragen. Eine Frage brachte mich innerlich in Bedrängnis. "Wie beurteilen Sie den Syrieneinsatz?" Ich habe da natürlich eine Meinung dazu und diese auch geäußert, aber ich bin im Thema Syrien aktuell nicht mit dem detaillierten politischen Backgroundwissen ausgestattet, wie ich es gern wäre. Es kam auch eine tiefergehende Frage, wie ich den Einsatz weiter aktuell gestalten würde und wieso. Hierzu nahm ich dann Afghanistan als Vergleich, weil ich da das besagte Backgroundwissen hatte und mich "sicherer" fühlte. Dann kam aber auch schon der andere Offizier zum Zug. Er fragte nach meiner Familie, nach meinen Hobbys. Ich habe vor kurzem mit Paartanz angefangen und sollte erklären, was ich am Tanzen so gerne mag. Dann wurde ich nach Problemen beim Paartanz gefragt und hab unter anderem genannt, dass der Partner nicht richtig führt. Daraufhin meinte der Offizier "Sind Sie denn eine Frau, die sich führen lässt?" Und ich so "Ahh ertappt", da haben wir erst mal alle 5min gelacht. Also war das Gespräch eig ziemlich locker. Es wurde sich auch auf den PMO bezogen, da ich dort bei Fragen wie "Kann man was von anderen Kulturen lernen?" immer vollkommen angekreuzt habe. Ich sollte dann beschreiben, wie Interkulturalität in meinem Freundeskreis Platz findet und eben was ich bisher so von anderen Kulturen gelernt hab. Da konnt ich viel erzählen, da ich in meinem Leben auch schon sehr viel gereist bin etc.
Abschließend wurde nach Plan B gefragt, ich nannte meine Bewerbung bei der zivilen Bundeswehr für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst und als Plan C ein internationales Studium. Darauf folgte die schwerste Frage "Und wenn Plan A und Plan B klappt?" Ich habe ehrlich geantwortet, dass mich diese Frage der Zeit auch sehr viel beschäftigt und ich noch nicht weiß, ob ich mich für die zivile oder militärische Bundeswehr entscheiden würde.
Ich wurde rausgeschickt und nach fünf Minuten wieder reingerufen, hatte ein sehr gutes Gefühl und hab auch direkt die Offizierseignung bekommen. TIPP: Fragt nach euren Ergebnissen bei den Tests. So viele haben das hier vergessen und sich hinterher geärgert. Ich erfuhr, dass ich beim CAT Test im oberen Drittel war, Gruppensituationsverfahren gut und Einzelvortrag sehr gut waren. Das Interview habe Ihnen sehr sehr gut gefallen, ich war authentisch, vorbereitet, kenne mich selbst gut (Stärken und Schwächen), kann gut argumentieren und setze Fremdwörter gezielt und passend ein. Das ging runter wie Öl und ich war schon ein bisschen stolz :)

Abendessen und Einplanungsvortrag: Hier sah man dann, wer alles noch dabei war. Wir Frauen wurden halbiert und waren nur noch sechs, lediglich meine dreier Stube war noch komplett. Bei den Männern waren glaub 5 gegangen. Die übriggebliebenen haben sich schon gefühlt, als wären sie eingestellt. Ich hab dann anklingen lassen, dass nur die Hälfte der Offiziersgeeigneten auch eingestellt wird, aber mir wurd nicht so zugehört. Das haben sie dann alle beim Einplanungsvortrag erfahren. Dass es eine Bestenauslese ist, dass man flexible in der Verwendungswünschen sein sollte etc. Danach war die Stimmung im Keller bei vielen und zum Griechen ist heute keiner mehr gegangen. Ich hatte immer noch gute Laune.

2. Prüftag
Das gleiche Drama beim Essen, da jetzt ja auch noch die neuen Bewerber angekommen waren. Ich hatte wie immer genügend Zeit zum Essen, wer zu erst kommt, mahlt zu erst haha. Um 6:30 glaub ich hatten wir dann den Mechanischen Kenntnis Test. Ich hab mein Ergenis hier nie erfahren, kann mir aber schon denken, dass es das untere Drittel war. Ich hatte Physik zuletzt in der achten Klasse gehabt, die Beispielaufgaben hab ich alle drei falsch beantwortet. Hat mich aber nicht sehr gestört, da ich eh keinen Studiengang in der Richtung wollte. Die Fragen waren so in der Richtung welches Regalbrett am meisten hält, welche Kurbel am besten kurbelt, welche Zahnräder in welche Richtung drehen (das konnt ich), wo das Wasser hinläuft usw. Ich hab wirklich viel geraten.

Sporttest: Hab erstmal fast ne halbe Stunde in der Halle gewartet. Dann wurde Aufwärmen angeordnet, danach Teilung der Gruppe. Ich bin im Alphabet hinten, also gehörte ich zu denen, die in der Umkleide erstmal warten mussten. Dann ging es in die Halle, als erstes der Sprinttest. Man liegt auf einer Mathe, sprintet dann los um eine Pilone die in zehn Metern Entfernung steht und schmeisst sich wieder auf die Mathe, Hände hinterm Rücken zsm. Das macht man fünf mal. Ich hätte niemals gedacht, dass das hochkommen nach dem hinschmeißen so schwer ist. Man muss dies in einer Minute schaffen, hat nicht jeder aus meiner Gruppe. Ich hab glaub 43 Sekunden gebraucht. Ich bin eig schon sportlich, zur Zeit aber echt untrainiert.
Klimmhang, mindestes fünf Sekunden an einer Stange in der oberen Position eines Klimmzuges verharren. Einige Männer haben hier über eine Minute geschafft. Ich war eine der schlechteren mit zwanzig Sekunden. Aber es gab noch schlechtere.
Ergometertest, drei Kilometer in maximal sechseinhalb Minuten. Es ging dort viiiel besser als im Fitnessstudio, ich versteh gar nicht, wieso da so ein Unterschied ist. Ich hab fünf Minuten gebraucht, ein Mann hat es nicht geschafft.
Nach dem Sporttest duscht man im Unterkunftsgebäude und packt dann seine Sachen, die man alle mit ins Prüfgebäude nimmt. Im Keller waren schon alle Schlösser belegt, also durfte ich meine Wertsachen an mich nehmen. Es war sehr ungewohnt mit seinem Handy rumzulaufen, da es die Tage davor ja so strikt verboten war.

Einplaner: Ich musste nicht zum Studienberater und hatte auch keine lange Wartezeit auf den Einplaner, bei anderen hat es richtig lang gedauert. Vor dem Einplanungsgespräch füllt man einige Zettel aus und unterschreibt viel. Hier habe ich mich auch für den einjährigen Austausch in Großbritannien, Polen und den Niederlanden eingetragen, das sind Möglichkeiten im Heer, die ich interessant fand und mir offen halten wollte. So der Einplaner gab mir dann die Sofortzusage für Operative Kommunikation und das Psychologie Studium in Hamburg (war meine Erstwahl), das hat mich schon mal sehr gefreut. Oben drauf kam dann auch noch, dass er mich im Juni bei einer Konferenz vorstellen wird, bei der vierzig Berufsoffiziersanwärter ausgewählt werden. Für die Konferenz wird man bei sehr guten Testergebnissen vorgeschlagen. Ich wusste, dass es BOA gibt, aber da es so selten ist, hab ich da gar nicht mehr drüber nachgedacht und war dementsprechend positiv überrascht.
Einige der Männer haben auch Sofortzusagen bekommen, von den Frauen hat eine einen Warteplatz und die anderen haben abgelehnt, da sie keine guten Chancen auf ihre Erstwahl zugesagt bekommen haben. Auch bei den Männern haben einige einen Warteplatz.

Insgesamt waren die drei Tage sehr interessant, die Tests sind alle fair und machbar. Ich war zu dem Zeitpunkt gerade erst 17 geworden und habe mich durchsetzen können. Wichtig ist, dass ihr Ahnung habt. Eine Frau war bspw noch am Anreisetag wieder abgereist, weil sie es sich anders vorgestellt hat...
Ich wünsche allen Bewerbern viel Erfolg und auch wenn ihr nicht angenommen werdet, solltet ihr nicht zu traurig sein, dann hat das Schicksal einen anderen Plan für euch! :)
Eines Tages, wenn die Erde stirbt,
Und der letzte Mensch mit ihr,
Dann bleibt nichts zurück,
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Benutzer

#2
Vielen Dank an TraveltheWorld fuer den ausfuehrlichen und klar strukturierten Bericht-sicher sehr hilfreich fuer viele hier im Forum. Natuerlich auch herzlichen Glueckwunsch zur bestandenen Offiziereignung und zur Sofortzusage. Wann geht es los und wie sehen die naechsten Schritte aus?

WirdMaHellImHals

#3
Ziemlich guter, ausführlicher Bericht!
Hab mich an einigen Stellen auch selbst wieder erkannt ;)
Man merkt schnell, warum viele Bewerber mit einem wundervollen Abitur doch zügig in der Offizierseignung durchrasseln. Vorbereitung auf diese drei Tage ist alles!

Traveltheworld

#4
Danke schön! :)

Die nächsten Schritte sehen/sahen so aus, dass ich zum Karroereberater musste, um die Unterschrift meiner Eltern beglaubigen zu lassen. Die Unterlagen werd ich heute dann nach Köln schicken.
Ich hab auch einen vorläufigen Ausbildungsplan zugeschickt bekommen und muss am 4.7 in Munster sein. Von der Kompanie bekomm ich aber auch nochmal ein Einladungsschreiben.
Eines Tages, wenn die Erde stirbt,
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StOPfr

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