Vorweg tut es mir Leid, ausgerechnet den Spiegel als Quelle zu nennen.
Da kann ich noch mehr beunruhigen: Auslöser des ganzen Entrüstungssturms der Ahnungs- und Nutzlosen war wohl in diesem Fall ein irgendwie mal süffisant dahingeschzlonter Blogbeitrag von Herrn
Wiegold.
Und da diesen Blog eigentlich alle lesen, die irgendwie mit Sicherheitspolitik zu tun haben, haben die berufsbetroffenen Gutmenschen dieses Staates das halt zum Anlass genommen ihren gewohnten Schwachsinn vom Stapel zu lassen.
Der humoristische Gipfel des ganzen ist allerdings der (offenbar selbst erklärte) Kinderrechtsexperte von Terre des Hommes, der offensichtlich nicht nur keine Ahnung von der Rechtslage hat - explizit von der Kinderrechtskonvention - sondern darüber hinaus auch keine Ahnung von der Öffentlichkeitsarbeit, dem Jugendmarketing und der Nachwuchswerbung der Bundeswehr hat. Aber Hauptsache er stellt eine lustige Petition zusammen, die man unserem bösen Verteidigungsminister schicken soll.
Da gerade mal kein Bundespräsident ans Kreuz zu nageln ist und der Wahlkampf auch noch nicht angefangen hat hat die Presse das natürlich in Teilen gerne ungefiltert aufgegriffen.
Ungefiltert heißt in diesem Fall: Es wird regelmäßig nicht mal die einfachste Grundlagenrecherche vor Veröffentlichung dieser "Anschuldigungen" durch die Medien vorgenommen, geschweige denn man gegengeprüft, was da eigentlich hintersteht.
Als ich das zum ersten mal gesehen habe, war es mir fast peinlich Reservist zu sein.
Mit Verlaub: Wieso?
Die Bundeswehr Adventure Camps - in den letzten Jahren Bundeswehr Adventure Games genannt - sind hochwertigste Form des Jugendmarketings (und
nicht der Nachwuchswerbung) und dienen dazu bei Jugendlichen - die in ihrem Leben zum absoluten Großteil überhaupt nichts mit der Bundeswehr zu tun hatten/haben - zum einen das Thema "Bundeswehr" überhaupt präsent zu machen und zum anderen dazu, sich ein wenig mit der Bundeswehr zu beschäftigen.
Die - seit Jahren bewährte - Kooperation mit der Bravo schafft genau das.
Das kann doch nicht ersthaft Sinn und Zweck sein jungen Leuten so den Dienst in der Bundeswehr näher zu bringen.
Zum einen: Ist auch nicht im Sinne von Nachwuchswerbung das Ziel.
Zum anderen: Äh, warum nicht? Diejenigen, die mitfahren/fliegen dürfen haben ein einmaliges Erlebnis mit der Bundeswehr und "Soldaten zum Anfassen" und können sich in einer tollen Ungebung mit Jugendlichen in ihrem Alter und Soldaten völlig unbefangen austauschen, während es gleichzeitig viele sportliche Aktivitäten, Einblicke in den Dienstalltag der jeweils ausrichtenden Dienststelle und Betreuungsprogramm gibt. Das sind unbezahlbare Multiplikatoren (wobei eben die Kampagne an sich das eigentliche Ziel ist).
Die Radio und TV Spots waren OK, der Youtube Chanel grenzwertig. (Soweit ich das überhaupt beurteilen darf *bitte um Entschuldigung*)
Wie kann man so eine PR Kampagne nur fahren?
Äh, da du offenkundig weit jenseits der 18 bist, bereits ziemlich viel Kontakt mit der Bundeswehr hattest und bereits Lebensweisheiten gesammelt hast bist du wohl tatsächlich nicht der richtige, um diese Kommunikationsformen zu beurteilen - es sei denn du wärst Experte im Bereich Jugendmarketing.
Denn es geht eben um Jugendliche - und denen muss es gefallen, sonst niemandem. Und da sind die handelnden Personen durchaus ganz sattelfest.
Die Bravo zumindest verdient damit sogar Geld.
Motorboote, Stand Weiber, Titten und Urlaub? Selbst bei der Marine wird das so nicht zu finden sein. Wie soll das junge Leute dies für die Bundeswehr interessieren? Die organisierten Reisen in exotische Länder gibt es zweifellos, nur sieht da die Realität wohl anders aus.
Tja. Und wenn du dich mal für 2 Sekunden in die Position eines heutigen Jugendlichen versetzt, die Zielgruppe der Maßnahme überdacht und den von dir erlebten Alltag in der Bundeswehr mit der Kampagne in Beziehung gesetzt hättest, dann wäre dir von selbst aufgefallen, dass es nicht darum geht einen Kriegseinsatz nachzustellen...
Diesen Denkfehler machen auch die Berufsbetroffenen, nur machen sie ihn absichtlich. Bei jemand mit ein wenig Grips und Medienkompetenz kann man mehr erwarten - vor allem, dass er sich nicht so einen Unsinn unreflektiert vorkauen lässt.
Ich für meinen Teil finde das geht so absolut nicht. Nachwuchsprobleme hin oder her. Es gibt echt Grenzen.
Die bisherigen Maßnahmen waren immer ein großer Erfolg.
Und nur mal zum "Wording" in Bezug auf den Kontakt mit Jugendlichen:
Das Dezernat Personalmarketing der Abteilung Personal-/Sozial-/Zentralangelegenheiten (
PSZ/PM) im BMVg führt Maßnahmen im Rahmen des
Personalmarketings durch. Hier werden Jugendliche ab 14 Jahren angesprochen, um ihnen das Thema "Bundeswehr" überhaupt erst einmal nahe zu bringen. Es geht nicht um personalwerbliche Maßnahmen, sondern darum den Jugendlichen aufzuzeigen, dass die Bundeswehr den deutschen Staat, die deutsche freiheitlich demokratische Grundordnung und das deutsche Volk schützt bzw. dass die Bundeswehr überhaupt existiert (nein, das kann man nicht als Allgemeinwissen voraussetzen).
Beispiele für diese Maßnahmen sind die Jugendzeitschrift "Infopost", die Homepage
http://treff.bundeswehr.de, die Bundeswehr-Olympics, Bw-Beachen oder eben auch die BAG/BAC.
Die
Abteilung Personalgewinnung im Personalamt führt Maßnahmen der
Nachwuchswerbung durch. Konkret geschieht dies primär mittels der Wehrdienstberater der Zentren für Nachwuchsgewinnung, sekundär durch Werbung jeglicher Art (Radio, Print, usw.), den Youtube-Channel,
http://www.bundeswehr-karriere.de, Facebook, Twitter, Messepräsenz usw.
Zielgruppe sind hier grundsätzlich Jugendliche ab 16, bzw. Jugendliche/junge Erwachsene, die innerhalb des nächsten Jahres für den Dienst in den Streitkräften zur Verfügung stehen.
Die
Jugendoffiziere der Bundeswehr führen
Öffentlichkeitsarbeit durch und vermitteln im Rahmen politischer Bildung - unter den klaren Vorgaben des Beutelsbacher Konsenses - Jugendlichen die verfassungsrechtlichen Grundlagen und die politischen Abläufe in Bezug auf die Existenz und den Einsatz deutscher Streitkräfte. Sie führen in keinem Fall Nachwuchswerbung durch.
Gruß Andi