Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung verurteilt

[wolverine]

Das war am Ende des Prozesses nur der klägliche Rest, der von der Anklage der Staatsanwaltschaft übriggeblieben ist.

Und gerade von diesem angeklagten Tatbestand konnte die StA das erkennende Gericht in der ersten Instanz nicht überzeugen.

Der Hoeneß-Prozess ging für mich im Großen und Ganzen in Ordnung. 3,5 Jahre Freiheitsstrafe sind im deutschen Recht schon eine Menge Holz aber das Strafmaß gibt es grundsätzlich her und die Summe ist eben auch kein Kleingeld. Das unbestrittene Engagement für den Sport und den FC Bayern (den kann man mögen oder nicht, aber er gibt sicher vielen jungen Fußballern ein Ziel und repräsentiert München, Bayern und Deutschland nun einmal seit Jahren auf der internationalen Fußballbühne und hieran trägt Hoeneß sicher keinen geringen Anteil) ist wohl als "soziales Engagement" in die Schuldbewertung eingeflossen.

Die Rücknahme der Revision ist anständig und zeugt von Einsicht ohne albernes Taktieren.

[Andi]

Vielleicht kommt die Staatsanwaltschaft ja noch mit einer Revision um die Ecke.

[F_K]

Unwahrscheinlich - dass erste Statement der StA nach Urteilsverkündung gibt das nicht her (und wenn dann die Gegenseite das Urteil akzpetiert macht die StA dass üblicherweise nicht ...).

[wolverine]

Naja, sie hatte ja 5,5 gefordert; möglich ist alles.
Je länger ein Verfahren dauert, desto geringer wird regelmäßig das Strafmaß. Das war meiner Meinung nach die Taktik von Hoeneß Verteidigung: Solange rauszögern bis er wegen "überlanger Verfahrensdauer" einen satten Rabatt bekommt. Anscheinend hat er selbst hierbei nicht mitgespielt.

[Flexscan]

Respekt.
Er akzeptiert die Strafe.
Doch keine Revision.
Was mich nur wundert. Peter Graf hatte seinerzeit umgerechnet "nur" knapp 6 Millionen Euro überzogen und erhielt fast die gleiche Strafe wie Hoeneß? Da passt doch irgendwas nicht.
Hängt das irgendwie mit der Selbstanzeige zusammen?

[Andi]

Vor knapp zwei Jahren wurde vom gleichen Gericht jemand wegen nicht mal der Hälfte an Steuerhinterziehung zu 8 Jahren verurteilt. Es muss immer individuell der Fall und die Person gesehen werden.

Gruß Andi

[Muegge75]

War das nicht das Ding mit Täter- oder Deliktbezogen in Bezug auf die Strafmaßfestsetzung bzw. Verurteilung? Die Selbstanzeige hat sich, wenn auch gescheitert, sicher positiv ausgewirkt. Und ja, auch der Gute Uli hat ja nun doch gesellschaftlich Einiges geleistet, was man durchaus anerkennen muss.

Naja, wie gesagt, er hat eine Straftat begangen, diese nun auch gleich mit dem Urteil anerkannt und auch die weiteren Konsequenzen daraus gezogen. Ich denke damit ist die Sache durch und alle Laienrichter und die Boulevardpresse können sich jetzt wieder den alltäglichen Aufgaben widmen. Ich denke jedenfalls das Urteil ist, in Anbetracht der Umstände, fair und man hat gesehen das es eben keinen Promibonus gibt. Das festigt doch wieder den bzw. meinen Glauben in unsere Jurisdiktion.

[Tommie]

Und die Reaktion jetzt war auch wieder ein "typischer Hoeness" : Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! Bis der BGH sich dazu geäußert hätte, ist er jetzt mit Sicherheit im offenen Vollzug und nach 21 Monaten geht er mit Halbstrafe bei guter Führung wieder raus und der Strafrest wird zur Bewährung ausgesetzt! Im Sommer 2016 liegt er wieder am Strand und gut isses !

[BulleMölders]

Ich bin und war nie ein "Freund" von Herrn Höneß aber dafür das er gegen das Urteil keine Revision einlegt zolle ich ihm meinen Respekt.

[Muegge75]

Ja, den Respekt hat er sich auch irgendwie verdient, sowie einen Teil seiner Glaubwürdigkeit und Geradlinigkeit wieder hergstellt. Und ich bin wahrlich auch kein "Freund" von Uli.

ABER damit hält er sich ja weiterhin auch ein Hintertürchen offen, vielleicht wieder auf den Präsidentenstuhl beim FCB zurückkehren zu können. Ganz ohne Hintergedanken hat er das sicher nicht gemacht, der alte Fuchs.

Fakt ist jedenfalls auch, er ist ein Macher und agiert lieber als zu reagieren. Der Schritt alles abzulegen bevor wieder Alle fordernd auf ihn oder gar den FCB zugehen, war clever.

[wolverine]

Als Vorbestrafter wird das sicher schwer. Andererseits gewähren wir als Gesellschaft ganz anderen Gestalten die Rückkehr in' s Leben. Warten wir es ab.
Persönlich glaube ich nicht an Taktik; sein Gebaren während des Prozesses war eher " es hinter sich zu bringen". Aber wie es auch sei, er hat gefehlt und seine Quittung bekommen.

[StOPfr]

Das sehe ich auch so.

Was mich an der ganzen Angelegenheit gestört hat und weiterhin stört ist der unablässige Hinweis auf Hoeness' soziales Engagement. Wenn ich 28 Millionen Euro am Fiskus und damit an uns Steuerzahlern vorbei in mein privates Depot verlagere, dann habe ich einen enormen finanziellen Spielraum für soziale Wohltaten aller Art, die ich dann - von ehrlich bezahlten Steuern (?) - auch noch steuermindernd absetzen kann. Das sind unendlich viele Würstchen für Obdachlose!

[Muegge75]

Ex post betrachtet wirkt sein soziales Engagement jetzt natürlich etwas scheinheilig bzw. bekommt einen bitteren Beigeschmack, das stimmt schon. Letztlich darf man aber nicht außer Acht lassen das er sich zumindest eingebracht hat. Dies Tatsache wird wohl auch bei der Urteilsfindung eine Rolle gespielt haben.

Viele Leute mit mehr Geld machen weniger oder gar nichts. Gut, es gibt auch Menschen die haben deutlich weniger und engagieren sich sozial für ihre Verhältnisse überdurchschnittlich. Schon deswegen würde ich sein Engagement nicht in den berühmten Himmel heben.

[bwinterest]

Ich find's gut, dass er verurteilt wurde und auch, dass er die Strafe antritt. Wer scheisse baut, muss auch dazu stehen!

[Flexscan]

Staatsanwalt verzichtet wohl auf Revision lt heutiger PK.