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Immer mehr deutsche Soldaten sind traumatsiert (PTBS)

Begonnen von snake99, 25. September 2009, 11:02:02

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snake99

Auf heute.de habe ich diesen Artikel gefunden.

Demnach sind 245 Soldaten alleine 2008 traumatisiert aus einem Auslandseinsatz (meistens ISAF / AFG) zurückgekehrt. Im ersten Halbjahr 2009 waren es schon 163 Betroffene, wovon 152 Kameraden in AFG waren.

Da ich selber mit PTBS meine Erfahrungen gemacht habe stufe ich diese Meldung als sehr ernst ein.

Ihre Meinungen zu dem Thema?


grobe Erklärung PTBS: Tritt meistens erst nach einem Einsatz auf und ist die Reaktion des Körpers / Psyche auf eine nicht verarbeitete psychische Ausnahmebelastung. Symptome können sein: Gefühlskälte, Schlaflosigkeit, Panikattacken, Alpträume, Atemnot, Herzrasen, Aggressivität. Die Symptome dauern oftmals monatelang an und können die Teilnahme am normalen Leben erheblich erschweren.


,,Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!" John F. Kennedy

sgbo79

Das Problem ist, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt. Viele haben Angst sich zu offenbaren, da sie Angst vor Nachteilen für ihre weitere Laufbahn haben.

miguhamburg

@ snake: Diese Meldung ist ernsthaft und ernst zu nehmen.

Lassen Sie uns zurückblicken. Das posttraumatische Belastungssyndrom, wie die Fachleute sagen (Sie haben die mglichen Folgen gut beschrieben), wurde während des Vietnam-Krieges von amerikanischen Militärärzten vereinfacht ausgedrückt "entdeckt". Über die Folgejahre hinweg wurde es immer weiter erforscht und Ärzte/Psychologen spezialisierten sich darauf, Vorbeugungs- und Behandlungsmöglichkeiten immer weiter zu verbessern. Hierzu können unsere beiden Ärzte (m/w) im Forum sicher Genaues beitragen.

Merkwürdigerweise waren diese Kenntnisse aber dem Sanitätsdienst der Bundeswehr verborgen geblieben und so gingen die deutschen Truppen in den ersten Jahren Auslandseinsätze diesbezüglich unvorbereitet und begleitet und nachgesorgt. Dies hat sich insbesondere durch die furchtbaren Ereignisse in AFG nun grundlegend verändert - und verbessert. Eisatzvorbereitung, -begleitung und -nachsorge durch Psychologen und medizinisches Personal (Spezialabteilungen in den BwK!).

Meine Vermutung ist es, dass die Zahl der tatsächlich belasteten erheblich größer ist, als die bei heute.de veröffentlichten. Ich leite dies aus meinem Verantwortungsbereich und Gesprächen mit Kameraden ab. Leider haben wir immer wieder damit zu tun, Dienstgraden zu befehlen, an der vorbereitenden und nachbereitenden Ausbildung durch die TrPsych teilzunehmen. Wir haben gottlob bis hinunter in die Brigadeebene Truppenpsychologen, aber noch immer wird das Segensreiche dieser Möglichkeiten von zu vielen Soldaten verdrängt, als "Seelenklempnerei" o.a. abgetan. Noch immer scheinen manche "harten Burschen" unter den Dienstgraden zu meinen, Kameraden wären Weicheier oder Weichduscher, wenn sie seelische Belastungen verspürten und sich in Behandlung begeben wollen. Leider herrscht hier in der Bw weiträumige Sprachlosigkeit außerhalb der verpflichtenden Veranstaltungen (s.o.).

Und das Schlimme daran: Diese belasteten und unbehandelten Soldaten
-  gefährden sich bei erneuten Belastungen selbst und ggf. ihre Geführten, wenn sie dann seelisch/körperlich ausfallen, wenn ihre wache Präsenz am notwendigsten wäre,
-  werden durch die permanente Verdrängung der eigenen Schwäche zu oft unnachgiebig, übertrieben hart und sarkastisch gegenüber anderen Menschen und verlieren dadurch Respekt, Autorität und Eignung als Vorgesetzte
-  erleben schwerste Konflikte in ihrem privaten Umfeld/Partnerschaft, die sich auf die Leistungsfähigkeit im Dienst auch wieder degativ auswirken
- werden im Extremfall aus dem Dienst der Bw entlassen und kommen in ihrem Folgeleben immer weniger zurecht.

Aus meiner Sicht tut die Bundeswehr schon sehr viel im Sinne einer präventiven und begleitenden Fürsorge. Leider wird diese Thema nach meiner Kenntnis aber immer noch zu wenig Aufmerksamkeit und Respekt in der Ausbildung an den Uffz/Offz-Schulen entgegen gebracht. Diesem Thema müsste sehr viel mehr Zeit in den Lehrgängen gewidmet werden, so dass als Ausbildungsziel erreicht wird, dass psychologische Aufklärung und Begleitung ganz normal zum Soldatenberuf dazugehören wie die anderen Ausbildungsgebiete auch. Es MUSS erreicht werden, dass Kenntnis und Einsicht in die seelischen Vorgänge bei Belastungen und deren Behandlungsmöglichkeiten und -angebote als vollkommen normaler Berufsbestandteil gewertet werden.

Rollo83

Also ich kann dazu nur sagen das ich mich persönlich schon für "hart" halte.
Wenn es sein muss kan ich Gefühle ausschalten und bin halt nicht so ein weichei der bei jedem Mist rum jammert.
Aber wenn ich mir so vorstelle ich seh in AFG tote Menschen erst recht tote Kameraden mit abgetrennten Gliedmaßen also der Gedanke alleine ist übel.
Ich kann absolut nachvollziehn das einige damit Probleme haben und darunter psychisch leiden.Ich find die Zahl sogar recht gering.Kann leider nicht mit sprechen wie BW mit den Kameraden um geht, aber ich dachte immer oder ich denke immer noch das man die best mögliche Nachbereitung bekommt.Dazu gehören aufjedenfall Gespräche mit einem Psychologen.

PvtM

Habe das Ganze gestern auch durchs Radio erfahren.
Aber was soll man großartig ändern?
Jeder Soldat muss wissen, was auf ihn zukommt.
Wenn man weiß, dass man anfällig ist, sollte man sich auch die angebotene Hilfe holen.

Zitat von: miguhamburg am 25. September 2009, 11:24:32

Aus meiner Sicht tut die Bundeswehr schon sehr viel im Sinne einer präventiven und begleitenden Fürsorge. Leider wird diese Thema nach meiner Kenntnis aber immer noch zu wenig Aufmerksamkeit und Respekt in der Ausbildung an den Uffz/Offz-Schulen entgegen gebracht. Diesem Thema müsste sehr viel mehr Zeit in den Lehrgängen gewidmet werden, so dass als Ausbildungsziel erreicht wird, dass psychologische Aufklärung und Begleitung ganz normal zum Soldatenberuf dazugehören wie die anderen Ausbildungsgebiete auch. Es MUSS erreicht werden, dass Kenntnis und Einsicht in die seelischen Vorgänge bei Belastungen und deren Behandlungsmöglichkeiten und -angebote als vollkommen normaler Berufsbestandteil gewertet werden.

Unterschrieben

snake99

#5
@Rollo83

Man muss nicht immer gleich vom schlimmsten Szenario ausgehen, um ggf. PTBS Symptome aufzuweisen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen und grob meine Geschichte erzählen:

Ende 2000 kam auch aus meinem ersten SFOR Einsatz zurück. Stationiert war ich in der MND(SE), wo die Sicherheitslage durchaus noch als "heiß" bezeichnet werden konnte. Sie war zwar sicher, aber nicht stabil. Sie konnte jederzeit kippen.

Ich habe den 4 monatigen Einsatz als Belastung wahrgenommen. Am Einsatzort hatten wir mitunter 47 Grad im Schatten, was zu Buschbränden um das Lager herum führte. Die Brände waren nicht das schlimme, doch die Brände ließen oftmals Minen lautstark explodieren, was einen zusammenzucken lies, denn der Knall kam diesmal nicht von einem "Übknallkörper DM52" sondern von einer realen Mine!

Auf einer Versorgungsfahrt nach Sarajevo wurde unser ziviles SFOR Fahrzeug einmal mit Steinen beworfen. Das war die extremste Situation meines Einsatzes.

Als ich wieder zu Hause war sagte ich meine Begrüßungsparty die Freunde organisiert hatten sofort ab, da ich keine Lust hatte. Auch den Kontakt zu meiner Familie vernachlässigte ich. Als ich am 3. Tag zu Hause in ein Kaufhaus ging, bekam ich meine erste Attacke. Wahnsinniges Herzrasen, Schweißausbrüche, Schwindel und eine noch nie zuvor erlebte Panik. Ich rannte aus dem Kaufhaus raus und beruhigte mich erst langsam vor der Tür. Ich konnte diese Menschenmassen nicht vertragen.

Diese Symptome konnten auch ohne Grund von jetzt auf gleich auftreten. Das war echt beängstigend! Mein Truppenarzt befand mich für vollkommen gesund, nachdem ich ihm von den Beschwerden erzählte. PTBS war bis dato nicht bekannt. Erst 2 Jahre später verschwanden die Symptome, wobei ich selbst heute nicht mit dem Rücken zum Ende der Schlange an der Supermarktkasse stehen kann. Ich hasse es Menschen in meinem Rücken stehen zu haben, selbst heute noch.  
,,Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!" John F. Kennedy

miguhamburg

@ rollo und privatm: Der Schönheitsfehler an Ihrer Argumentation ist es leider, dass wirklich NIEMAND vor Eintritt eines Ereignisses weiß, wie belastend es tatsächlich werden wird. Für den einen ist das Leiden seines geliebten Haustiers eine hohe Belastung, beim nächsten sind es die Folgen einer Massenkarambolage auf der Autobahn, in die man hineingerät. Das Problem dabei: Sie können noch so viele Berichte über kriegerische- und Unfallereignisse im Fernsehen gesehen haben, in der Realität - hier im militärischen Einsatz - kommen ja noch ganz andere Aspekte hinzu: Die Dauerspannung, in der Sie stehen, die Angst vor dem unsichtbaren Gegner, permanenter Adrenalinausstoß, Lärm im Basar in Kunduz, eine fremde Sprache, die man nicht versteht, Misstrauen gegenüber Vielem, was man vorab selbst erlebt oder durch Kameraden gehört hat - und dann passiert es. Und da kann es selbst dem härstesten Menschen passieren, dass er urplötzlich im wahrsten Wort ausgeschaltet ist: Weder lageangemessen noch sonst irgendwie reflektierend handelt, im wahrsten Wortsinn kopflos durch die Gegend rennt. Und dies kann dem Mannschaftsdienstgrad ebenso wie dem General und Angehörigen aller Dienstgradgruppen dazwischen passieren.

Also, niemand weiß, ob sie/er hierfür anfällig ist, wenn es passiert, dann passiert es. Und genau deshalb gehört es für mich zu einer militärischen Ausbildung für alle SaZ genauso, wie die Asbildung am Waffensystem, Innere Führung und Recht usw. mit einem gleichwertigen Anteil dazu. Die Bundeswehr hat ausreichend Vorsorge getroffen, dass Betroffenen nachhaltig hgeholfen wird. Die blöden Sprüche zu unterbinden, ist Aufgabe der Vorgesetzten. Die Einstellung zu ändern, Aufgabe der Ausbildung an Schulen und der Truppe

snake99

Ich stimme ihrem Posting vollkommen zu Miguhamburg.

Niemand ist vor PTBS Symptomen geschützt. Es kann jeden treffen, und das sollte jedem Soldaten klar sein, wenn er sich verpflichtet.
,,Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!" John F. Kennedy

Rollo83

Das ist ja auch ein Grund für das Gespräch mit dem Psychologen am ZNWG.
Dort werden labile Menschen direkt aussortiert wo man direkt merkt das der jenige sowas nicht verpacken würde.
In wie weit man sowas vorab herausfinden kann weiss ich nicht bin ja kein Psychologe, aber denke geschultes Personal kann das schon.
Aber wie schon erwähnt wurde, selbst den härtesten Kamerad kann es erwischen.

snake99

Zitat von: Rollo83 am 25. September 2009, 12:31:36
Dort werden labile Menschen direkt aussortiert wo man direkt merkt das der jenige sowas nicht verpacken würde.

Sollte man meinen, doch leider liegen sie mit dieser Auffassung falsch. 
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Rollo83

Aber da sist doch aufjedenfall auch eine Aufgabe der psychologen oder nicht.
Bei wirklich labilen Menschen merkt man dies doch auch.

snake99

Das Einstellungsgespräch bietet nicht die Zeit dafür einem Bewerber wirklich auf den Zahn zu fühlen. Außerdem kann man die Einsatzbelastung nicht theoretisch á la "Jetzt stellen sie sich folgende Situation vor ...." simulieren.

Während der ZEAKK in Wildflecken / Hammelburg & Co. wird die Belastung simuliert, jedoch ist auch dieses nicht mit der Realität vergleichbar. Eine Übung ist halt immer nur eine Übung. Einsatz ist Einsatz. Man kann die Kameraden und Kameradinnen nur so gut wie möglich versuchen vorzubereiten, doch selbst dabei kann man nicht im Vorfeld sagen, wer der Einsatzbelastung gerecht werden wird und wer nicht.

Wie miguhamburg es schon sagte, jeder nimmt die psychische Belastung eines Einsatzes anders war.
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Rollo83

das ist klar aber die Härtefälle da denke ich schon das der psychologe da eine Nichteignung feststellen kann.Immerhin kann er auch eine Nichteignung feststellen wenn es um Führungsqualitäten geht.Immerhin bekommen ja von den Bewerbern nur ein geringer Anteil die Laufbahn die sie möchten und viele scheitern am Psychologen.

snake99

#13
Zitat von: Rollo83 am 25. September 2009, 13:08:47
Immerhin kann er auch eine Nichteignung feststellen wenn es um Führungsqualitäten geht. Immerhin bekommen ja von den Bewerbern nur ein geringer Anteil die Laufbahn die sie möchten und viele scheitern am Psychologen.

Auch hier kann meiner Meinung nach keine sachliche Beurteilung über der Befähigung zum "Führer" festgestellt werden, da einfach die Zeit dafür an den ZNGw's fehlt. An der OPZ wird wesentlich genauer hingeschaut und geprüft, ob "Führungsqualitäten" vorliegen oder nicht.

Aber damit wären wir wieder beim Thema unseres beliebten Threads. Von einem Uffz FD wird nur sekundär eine militärische Führungspersönlichkeit erwartet ;)

Wir sollten uns jedoch wieder dem Topic PTBS nähren.

In einer AGA im Feb. 2009 wurde der Film "Willkommen zu Hause" gezeigt, der sich mit einem traumatisierten Afghanistanrückkehrer beschäftigt hat. Am Ende des Films war die Betroffenheit den Rekruten ins Gesicht geschrieben. Der ein oder andere SaZ war auch schon ganz kräftig am Schlucken. Offensichtlich wurde ihm ein Stück mehr klar was es heissen kann Soldat zu sein.

Ich persönlich brauchte nach dem Film ganz dringend eine kleine Pause ... da zu viele Dinge bei mir wieder hochkamen.

2003 ist meine EX Freundin nach AFG gegangen. Nach den 6 Monaten Einsatz kam sie als anderer Mensch nach Hause. Unsere Beziehung ging sofort in die Brüche, da sie in ihrer "eigenen Welt" lebte wo kein Platz für mich mehr war. Über ein ganzes Jahr lang war sie nach ihrem Einsatz nicht mehr dienstfähig und musste behandelt werden.

Ich will nicht abschrecken, sondern lediglich aufzeigen, dass es wirklich jeden treffen kann und die Gefahr ernst zu nehmen ist. Ganz egal ob draußen auf Patrouille oder im Feldlagerdienst.

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ulli76

Zum PTBS an sich kann ich folgende Homepage empfehlen: www.angriff-auf-die-seele.de

Gemäß Definition der PTBS muss ein traumatisierendes Ereignis vorausgegangen sein, das regelrecht das bisherige Weltbild erschüttert.
Die Kernsymptome sind: Wiedererleben des Ereignisses in Form von Flashbacks und/oder Alpträumen. Übermäßiges Erregungsniveau- also der Körper ist fast immer in "Alarm", so kommt es auch schon mal, dass ein Betroffener jemanden, der ihm in einer Schlange zu nahe kommt fast verkloppt. Um die Flashbacks zu vermeiden, kann es passieren, dass der Betroffene sich immer weiter zurückzieht, um die Auslöser zu vermeiden. Es gibt inzwischen Therapien, die sich allerdings sehr langwierig gestalten können.

Nicht zu verwechseln ist ein PTBS von einer akuten Belastungsreaktion. Das sind die Reaktionen, die jemand bis zu 4 Wochen nach einem Ereignis zeigt. Die akute Belastungsreaktion gilt nicht als Krankheit im engeren Sinn, sondern als normale Reaktion auf ein ungewöhnliches Ereignis. Allerdings sollte man diese MEnschen entsprechend begleiten und darauf achten, ob sich daraus ein PTBS entwickelt.

Die Häufigkeit einer PTBS liegt bei 20-50% nach einem Psychotrauma, je nach Art des Traumas.
Vorhersehen, wen es erwischt, kann man nicht. Letztendlich ist die Ursache ein Verarbeitungsmechanismus der Psyche, ein entsprechendes Ereignis zu verarbeiten.

Vorbereiten kann man sich in gewisser Weise und es gibt Möglichkeiten der Prävention. Z.B. wird gerade das Peer-System weiter ausgebaut.
Von einem Betroffenen weiss ich, dass ihm das Geiselnahmetraining und die Beschäftigung mit dem Thema Psychotrauma an sich sehr geholfen hat, ein traumatisches Ereignis zu überstehen. Er zeigt keinerlei Anzeichen eines PTBS- wobei sich das noch entwickeln kann. (Derjenige hat mich übrigens gebeten, bestimme Aspekte des Ereignisses weiter zu geben.)

Inzwischen macht ja jeder Soldat nach einem Einsatz eine Rückkehrerbegutachtung mit und soll dabei einen PTBS- Fragebogen ausfüllen. Da kann ich nur an jeden appellieren, den ehrlich auszufüllen. WIr schicken übrigens schon Soldaten zur Abklärung zur FU VI oder zum Psychologen, die bei weitem nicht die Anzahl der Punkte im Fragebogen für PTBS erfüllen- einfach um vorzubeugen und ihnen die Gelegenheit zu einem professionellen Gespräch zu geben.
Die Rückkehrerseminare sind zwar Teil der Präventionsstrategie, nur werden sie nicht immer so durchgeführt dass sie wirklich was bringen.

Unabhängig von einem PTBS verändert einen jeder Auslandeinsatz. Das liegt-denke ich- mit daran, dass man ERlebnisse hat, die man erst in die bisherige Lebenserfahung integrieren muss. Man wird mit recht philosophischen Aspekten des LEbens konfrontiert und muss evtl. LEbenskonzepte überdenken.
Erschwerdend kommt hinzu, dass man die Erlebnisse, die man hatte nur mit bestimmten Menschen und nur in begrenztem Umfang teilen kann.

Ich kann von mir sagen, dass mich beide Einsätze verändert haben, allerdings nicht nur zum schlechteren.
Zum einen war ich nach den Einsätzen aggressiver als vorher- einfach auch weil ich nicht ganz nachvollziehen konnte, was Kleinigkeiten für manche Menschen an Bedeutung haben. Oder auch, weil andere nicht verstehen konnten, dass in A-Stan nicht alles so ist, wie es in den Medien oft dargestellt wird (vor allem nicht so schwarz-weiss.) Wer kann schon nachvollziehen, dass das Land eben nicht nur Krieg und Wüste ist, sondern auch sehr interessante Menschen und eine atemberaubende Landschaft hat.
Sehr dankbar bin ich z.B. für die Erfahrung, wie gut es uns in Deutschland eigentlich geht. Da ich ganze Landstriche ohne brauchbare medizinische Versorgung gesehen habe, bin ich einfach froh und dankbar jederzeit in jedes Krankenhaus gehen zu können und zumindest eine Notfallbehandlung zu bekommen. Wenn 5 mal am Tag der Stom ausfällt und man nie so genau weiss, ob man nach Dienst noch fließend warmes Wasser für ne Dusche hat und nicht weiss wann es wieder läuft wenn es mal ausgefallen ist, dann weiss man einfach mehr zu schätzen, dass immer wenn man den Hahn aufdreht heisses Wasser raus kommt.
Und beim Autofahren bin ich dermaßen entspannt geworden. Kein Stau kann so stressig sein, wie mit einem VIP in einer Millionenstadt im Stau zu stehen und jedes andere Fahrzeug beobachten zu müssen, weil es ein Anschlagsfahrzeug sein könnte.

Das sind natürlich nur ein paar Aspekte, alles werd ich natürlich nicht im I-Net veröffentlichen.
•Medals are OK, but having your body and all your friends in one piece at the end of the day is better.
http://www.murphys-laws.com/murphy/murphy-war.html

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