Gerade was den Blickwinkel der Vorgesetzten und Kameraden auf mögliche Einsatzbelastungen angeht, schein ein Umdenken statt zu finden. Vermutlich auch, weil viele eben schon selber im Einsatz waren und es besser nachvollziehen können. Und die Bereitschaft nach einem Einsatz auch mal zu ner Präventivkur zu gehen oder mal anzusprechen, dass man ein Problem hat scheint zuzunehmen.
Inwischen gibt es im Rahmen der Ersten-Hilfe-Ausbildung auch einen Unterricht zum Thema Stress/Stressbewältigung/PTBS. Ist natürlich die Frage, wie das Thema vom Unterrichtenden umgesetzt wird. Reicht zwar noch nicht aus, aber ich denke, da sind wir auf dem richtigen Weg.
Zudem gibt es Fortbildungen für Offiziere und Unteroffiziere, wo es genau um das Thema geht. Und in jeder Einheit sollten es inzwischen Peers geben- das sind Soldaten der Einheit, die eine spezielle Schulung bekommen haben zum Thema PTBS, Einsatzstress etc.
Muss aber auch sagen, dass ich in den Unterrichte, die ich zum Thema gehalten hab, oft einfach das Wissen an sich fehlt (teilweise auch das Interesse- hängt aber auch von den bisherigen Einsatzerfahrungen der Verbände ab. Je mehr Erfahrungen vorhanden sind und je höher das Sicherheitsrisiko, desto höher ist oft die Bereitschaft sich mit dem Thema zu beschäftigen. Ist aber nicht unbedingt böser Wille, sondern auch die Angst sich mit ganz elementaren Themen des menschlichen Daseins zu beschäftigen- Leben und Tod, Verwundung, Religion,Philosophie,Umgang anderer Kulturen mit diesen Themen)
Ich hab es -glaub ich schon mehrfach geschrieben: Jeder Einsatz verändert den Soldaten. Das muss aber nicht unbedingt negativ sein. Es ist aber ganz wichtig, dass derjenige nach dem Einsatz Zeit bekommt, das Erlebte (und das muss noch nicht mal das traumatische Erlebnis im engeren Sinne sein) einzuordnen und sich wieder einzuleben.
Kleine Beispiele sind z.B. das Fahrverhalten von Soldaten, die als Kraftfahrer im eingesetzt waren. Die brauchen in der Regel ein wenig Zeit sich daran zu gewöhnen, dass Verkehrsregeln auch für sie gelten, dass eine leere Autobahn kein Grund zur Sorge ist, dass man nicht in der Mitte der Fahrbahn fährt etc.
Auf der anderen Seite haben auch die Daheimgebliebenen ihre Erfahrungen gemacht (Man sagt so schön- daheim geblieben heisst nicht "zurück geblieben", die sie mit dem Rückkehrer teilen wollen. Bzw. der Mann (das ist es nun meistens) wird ich erst mal dran gewöhnen müssen, dass er erstmal ein wenig außen vor ist- eben weil die Frau mit den alltäglichen Problem(ch)en besser auf dem Laufenden ist und auch ohne ihren Mann zurecht kommt (gerade wenn der sich vorher um viele Dinge gekümmert hat)
Die Erfahrungen, die der Daheimgebliebene in der Zwischenzeit gemacht hat sind für diesen ja nicht unbedeutend und banal, auch wenn es für den Rückkehrer erstmal so aussieht. Das hängt aber eben damit zusammen, dass es unterschiedliche Erfahrungen waren.
Es gibt Broschüren, wo jeweils Tips für die Soldaten und Angehörigen drin sind- sortiert nach vor, während und nach dem Einsatz.
Und es gibt ein eher satirisches "Merkblatt", wo mit einem Augenzwinkern eben auf die kleineren "Macken" eingegangen wird, die der Soldat mit nach Hause bringt.(Kursieren an sich in jeder Einheit- vielleicht kann man hier auch mal nen Link posten, wenn einer die Datei hat)
Man muss schon sagen, dass es sicher solche und solche FBZ gibt- aber letztendlich hängt auch viel dran, was man selber draus macht. Spricht ja nix dagegen sich da zu engagieren und z.B. mal nen Grillen mit den anderen Familien zu organisieren oder den Wunsch zu äußern, dass z.B. der Truppenarzt, Sozialarbeiter,Seelsorger etc. mal was über Einsatzbelastungen berichtet, und das dann mit Hilfe des FBZ-Personals zu organisieren.
Ist aber sicher auch ne Frage, ob eine Einheit geschlossen geht und viele Familien am Standort wohnen.
Bevor ich´s vergess- die Seelsorge bietet auch verschiedene Rüstzeiten an- eben auch welche wo es drum geht wie man als Familie oder Paar nach einem Einsatz wieder zusammen finden kann.
Aber die zentralen Punkte sind immer die gleichen: Sich Zeit lassen, dem Gegenüber Zeit geben, den anderen mit seinen Erlebnissen und Sichtweisen akzeptieren (und ja, die Weihnachtsvorbereitungen der Ehefrau daheim und der Ärger mit der lästernden Nachbarin sind nicht unbedeutend) und viel miteinander reden ohne zum Gespräch zu drängen.
Und was ich noch sagen will: Man muss zwischen Einsatzbelastungen im allgemeinen und traumatischen Erlebnissen unterscheiden.