Man meckert ja viel über die Presse, und unterstellt Journalisten Schwarzmalerei nach dem Motto "nur schlechte Nachrichten sind heisse Nachrichten, und nur das düsterste Untergangsszenario darf als 'ungeschönte' Prognose durchgehen" - also zumindest tue ich das gerne. Daher aus gegebenem Anlass an dieser Stelle ein "Sorry" Richtung Presse und Anerkennung für die nüchterne und sachliche Darstellung der Fakten:
Bundeswehr in Afghanistan
Erfolgreich aus der Krise http://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-in-afghanistan-erfolgreich-aus-der-krise-1.15628342012 ist kein Bundeswehrsoldat in Afghanistan gefallen. Das ist nicht allein glücklichen Umständen zu verdanken - den Taliban ist erkennbar die Kraft ausgegangen.
(...)2012 war das erste Jahr seit Langem, in dem kein Bundeswehrsoldat am Hindukusch gefallen ist.
Dies ist nicht allein glücklichen Umständen zu verdanken, es gab ja auch Anschläge und Sprengfallen. Aber den Taliban ist im Norden erkennbar die Kraft ausgegangen; die Behauptung, sie warteten jetzt einfach auf den Abzug 2014, stimmt nur sehr begrenzt.
In Deutschland wird meist übersehen, wie erfolgreich die Bundeswehr die schwere Krise der Jahre 2007 bis 2011 gemeistert hat. Damals sickerten die Taliban in den bis dahin eher ruhigen Norden ein und trafen deutsche Truppen, die auf den Guerillakrieg anfangs weder ausreichend vorbereitet noch dafür gerüstet waren. Mit Hilfe amerikanischer Hubschrauber und Spezialeinheiten, aber auch mit afghanischen Soldaten gelang es dann, die Aufständischen massiv zu schwächen. "Befreite" Gebiete halten diese dort fast gar nicht mehr.(...)
Der hervorgehobene Satz erscheint mir besonders wichtig. Die außerordentlichen Leistungen der Soldaten und ihre Erfolge werden konsequent ausgeblendet, sind der Bevölkerung fast vollkommen unbekannt. Erst langsam sickert vorsichtig die Erkenntnis durch, dass die Taliban diesen Krieg nicht gewinnen werden und dass dies zu einem guten Teil die Schuld von ISAF, damit auch der Bundeswehr, ist.
Die Aussage des Außenministers mutet da geradezu vorbildlich vorsichtig an:
Westerwelle zu Bundeswehreinsatz
Afghanistan trotz Rückschlägen stabiler http://www.sueddeutsche.de/politik/westerwelle-zu-bundeswehreinsatz-afghanistan-trotz-rueckschlaegen-stabiler-1.15626532012 sind keine deutschen Soldaten am Hindukusch gefallen - erstmals seit Beginn des Isaf-Einsatzes vor elf Jahren. Außenminister Westerwelle wertet das als Verbesserung der Sicherheitslage, Entwarnung möchte er nicht geben. Der Einsatz bleibe gefährlich.
(...)Die Verbesserung der Sicherheitslage ist nach den Worten von General Pfeffer nicht nur an der Statistik abzulesen. "Wesentliches Kennzeichen dafür ist vor allem die zunehmende Fähigkeit der afghanischen Sicherheitskräfte, diese Vorfälle eigenständig zu beherrschen." Aus der Bevölkerung würden afghanische Armee und Polizei zunehmend unterstützt. Im abgelaufenen Jahr hätten die einheimischen Sicherheitskräfte "schrittweise und erfolgreich die Verantwortung bei der Planung und Durchführung der Sicherheitsaufgaben" übernommen. Sie seien mittlerweile bei praktisch allen Operationen in Nordafghanistan federführend.
Die afghanischen Sicherheitskräfte haben nach Einschätzung des Generals deutliche Fortschritte gemacht. "Aber es gibt auch noch Bereiche mit erheblichem Verbesserungsbedarf", sagte Pfeffer. "Dieser liegt insbesondere in der Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Militär und den verschiedenen Polizeikräften sowie in allen Bereichen der Logistik und Instandhaltung von Gerät und Infrastruktur."(...)
Die Taliban konnten und können ISAF nicht besiegen, und mehr und mehr kristallisiert sich heraus, dass sie nach dem ISAF-Abzug auch die ANA nicht besiegen können werden. Die ANA ihrerseits wird aber nicht abziehen, und damit haben die Insurgenten ein Problem - der Faktor Zeit spielt nicht mehr für sie. Und deswegen sitzen sie jetzt in Paris und wollen doch noch mal drüber reden... entgegen aller vorherigen großspurigen Verlautbarungen.