Wir sollten in dieser Diskussion die sachlich unterschiedlichen Aspekte nicht miteinander vermengen, denn nur so lässt sich die Realitt bewerten.
Fakt 1 ist, dass die Anzahl der Generale in der Bundeswehr insgesamt ebenfalls gesunken ist, obgleich zusätzliche Dienstposten in internationalen Stäben und Kommandos zu besetzen sind, die es zu Zeiten des Kalten Krieges nicht gab. Das Prinzip des zeitweiligen Dienstgrades, @ Schamane, wird bereits seit geraumer Zeit auch in der Bundeswehr praktiziert, vor allem für die Dienstposten in den Einsatzländern, in denen international vereinbart ist, dass Kommandeure bestimmte Dienstgrade haben sollen. Es gab also auch Geerale, die, nach einem Jahr wieder zurück in der Heimat waren, dann wieder ihren "alten" Dienstgrad trugen. Bei Versetzungen in ausländische Stäbe - und Stehzeiten von zwei bis drei Jahren - ist dies nicht möglich, weil die Politik das dazugehörige Gesetzeswerk nicht ändern will - und zwar aus Fürsorgegründen.
Fakt 2 ist, dass bedingt durch die Reduzierung der Anzahl der Soldaten bei gleichzeitig weiterhin zu "bestückender" Dienstposten in (internationalen) Stäben das Verhältnis Generale zur Truppenstärke zugunsten der Generale steigt. Dies mag man kritisieren, müsste bei einer Änderung jedoch auf Mitwirkungsmöglichkeiten in den internationalen Kommandos verzichten. Dies widerum wäre militärisch unsinnig, würde aber vor allem den geopolitischen Interessen Deutschlands widersprechen. Deshalb wird die Politik/Bundesregierung/IBUK nicht auf dioe adquate Besetzung dieser Dienstposten verzichten.
Fakt 3 ist, lieber justice, dass Ihre Ansicht, "früher" hätten die Offiziere mehr Ahnung von der Truppe gehabt, die sie zu führen hätten, lediglich bis Anfang der 1970er Jahre gilt, als es das Studium als Bestandteil der OffzAusb noch nicht gab. Im Anschluss daran absolvierten die OA Luftwaffe und Heer 3 Monate AGA, 3 Monate SGA und gingen dann im Anschluss neun Monate an die Truppenschulen und wurden im OAL zum Gruppenführer ihrer TrGttg (Heer) und an der OSL im OAJ ausgebildet - und gingen dann an die UniBw zum Studium. Je nach Studienabschluss kamen sie dann als Lt/Olt in die OffzLehrg A und B (später B1 und B2), in denen sie ihre Zugführerqiualifikation und zum Waffensystem passende Spezial-ATN erwarben (also z.B. Schießlehrer Infanteriewaffen) und wurden dann unmittelbar Zugführer in ihrer TSK. Merke, dass war ab Ende der 1970er Jahre so. Da ich zu dieser Soldatengeneration gehöre, möchte ich stark bezweifeln, ob Ihre Theorie so aufrecht zu erhalten ist. Im Ergebnis kommen ich zum Schluss, dass es wohl kaum "die ideale" Offizierausbildung gibt. Ach das zweitweise praktizierte Modell "Studium nach Abschluss der gesamten OffzAusb hatte eklatante Schwächen.
Fakt 4 ist, dass nur einzelne KpChef-DP A 13 geschlüsselt werden: Weiterhin gilt dies für die StVers (EinsUst)Kp in den Bataillonen/Regimentern, selbstKp BrigEinh sowie mit Masse in Spezialisten-Truppenteilen der SKB (spezPiBtl, EloKaBtl, etc., in denen mit Masse UmP-Dienstposten vorhanden sind). Der normale KpChef eines Feld-, Wald- und WiesenBtl wird unverändert Hptm A 12 dotiert bleiben und sein KpEinsOffz Hptm A 11/OLt A 10. Im Übrigen ist es bereits heute so, lieber justice, dass nur im Ausnahmefall ein SaZ 13 KpChef (A 12) wird, weil dieser Dienstposten zwingend als Verwendungsaufbau-Station für BS (Heer und Luftwaffe) benötigt wird.
Fakt 5 ist, dass für die Bundeswehr das öffentliche Dienstrecht gilt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dies bei einer staatlichen Organisation anders darzustellen wäre. Insofern gelten für unsere Soldaten im Grundsatz dieselben Vorgaben bezüglich Zugangsvoraussetzungen, Qualifikationshöhe, Dienstgradzuordnungen etc. wie für alle anderen Bundesbeamten. Hierüber wacht federführend der Innenminister, der bei allen entsprechenden Vorhaben zu beteiligen ist. Erst in diesem Zusammenhang macht das Thema "Atttraktivitätssteigerung" bei der Bundeswehr Sinn. Ziel der Bundeswehr war und ist es, gut qualifizierte Soldaten für die Uffz- und Offz-Laufbahnen zu rekrutieren - und dies bereits seit geraumer Zeit. Der Grund sind die in den letzten Jahrzehnten permanent angestiegenen Anforderungen, die z.B, moderne Waffensysteme mit sich bringen. In der Folge davon waren auch die Dienstgrade in Folge der (zusätzlich) erworbenen Qualifikationen anzuheben (und mit denen des Fachdienstes) vergleichbar zu halten. Im Grundsatz nähern wir uns damit auch dem britischen Vorbild, das eine ähnlich hohe Feldwebeldichte - insbesondere im Heer - hat, wie sie bei uns anzutreffen ist. Ich vermag daran auch nichts auszusetzen haben, denn das "alte" System mit Uffz und Feldwebeln hatte letztlich überhaupt keine Vorzüge gegenüber dem heutigen System. Hatte aber in vielen Truppenteilen den Nachteil, dass der Berühnte Feldwebel als ZgFhrVertreter nicht vorhanden war...