Die Gretchenfrage in Syrien ist derzeit: Waffen liefern, oder nicht?
Während Assad massive Hilfe seitens der Hisbollah, Irans und teilweise Russlands erhält, stagnieren die Rebellen bei mäßiger Unterstützung aus Qatar und Saudi-Arabien und "flehen" um Waffen:
Krieg in Syrien: Rebellengeneral fleht Westen um Waffen anhttp://www.spiegel.de/politik/ausland/aufruestung-der-rebellen-in-syrien-scheitert-am-zoegern-von-usa-und-eu-a-901567.htmlEnde des Monats, wenn das EU-Waffenembargo ausläuft (und mutmaßlich nicht verlängert wird), könnten theoretisch Großbritannien und Frankreich, die mit diesem Gedanken schon geliebäugelt haben, Waffen liefern.
Das Problem hierbei ist die Wahl des richtigen Partners, bzw die Auswahl. Klar ist, wenn man auf eine Party geht und tanzen will, dann muss man die Tanzpartnerin aus den Mädels aussuchen, die auf dieser Party anwesend sind, auch wenn das vielleicht nicht die sind, die man im Idealfall gerne hätte.
Nun tritt in Syrien erschwerend hinzu, dass diese Party nicht gerade der katholische Fünf-Uhr-Tanztee der gebenedeiten Schwestern Christi ist, sondern eher die Bitch Fight Night im örtlichen Hells Angels Clubhaus, zu der alle namhaften Zuhälter, Drogendealer und Sittenstrolche der Gegend geladen wurden. Da kann es durchaus passieren, dass die Tanzpartnerin nicht den hohen moralischen (oder auch nur den medizinischen) Anforderungen genügt, die man für gewöhnlich stellen würde. Und auch wenn die hübsche
Francoise-
Sabine-
Angelique, die sich einem so vorbehaltlos und willig anbietet, ganz sympathisch wirkt, so kann man doch kaum mit Sicherheit ausschließen, dass sie ihre hässliche Freundin Betty Al-Nusra nicht irgendwann zum fröhlichen Dreier dazuholen möchte.
Also besser raushalten und sehen, wie die Sache weiterläuft? Auch das ist nicht ganz risikofrei, denn der Westen kann kein Interesse daran haben, dass Assad gewinnt. Dafür ist die Feindpositionierung inzwischen zu deutlich. Andererseits, wenn die Rebellen gewinnen, ist auch noch nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen, denn eventuell steht dann die zweite Halbzeit an: Kampf der Islamisten gegen nicht-islamistische Rebellen um die Nachfolge an der Macht. Und hier kann dann kein Interesse daran bestehen, dass Al-Nusra gewinnt. Also warten, bis FSA und Al-Nusra sich an die Gurgel gehen, damit die (dann) an die FSA gelieferten Waffen sicher nicht an Al-Nusra gehen? Auch risikobehaftet, denn je länger der Westen mit der Hilfe wartet, desto größer wird die Enttäuschung der Syrer ob dieser unterlassenen Hilfeleistung, desto mehr wenden sich den einzigen "Helfern" (d.h. den Islamisten) zu, desto stärker wird Al Nusra und desto schwächer der akzeptable Teil der Rebellen, und das Dilemma des Westens wächst... bis zu dem Punkt, an dem gar keine potentiellen Partner mehr vorhanden sind.
Also militärisch eingreifen und selbst gegen Assad UND Al Nusra vorgehen? Dafür werden sich wenige Unterstützer im Westen finden, zumal seit dem Engagement der Hisbollah der Gedanke im Raum steht: "Da schneiden sich also sunnitische Islamisten (Al Nusra), die uns hassen, und schiitische Islamisten (Hisbollah), die uns genau so hassen, gegenseitig die Kehle durch? Prima! Und da sollen wir dazwischen gehen? Muahaha! The games must go on, schade nur, dass nicht beide verlieren können!"
So, und unter diesen durchgehend nicht ganz lupenreinen Optionen darf man jetzt die am wenigsten dreckige wählen.