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Autor Thema: Traditionslosigkeit in der Bundeswehr  (Gelesen 49707 mal)

Kosciuszko

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Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« am: 27. August 2013, 22:03:13 »

Guten Tag,

ich habe vor, mich als Offizier für die Bundeswehr zu bewerben. Ich werde mein Abitur ungefähr mit 2,0 beenden, also recht durchschnittlich, und habe Sport in der 1. Bundesliga praktiziert, bin also körperlich fit.

Da habe ich mich also nun ganz enthusiastisch informiert über die Offizierslaufbahn und den Stand der Offiziere und fand - nichts. Ich sehe einfach nichts Deutsches in der Bundeswehr, es gibt keine Paraden mehr, keinen Stech/Exerzierschritt und auch sonst ist die Bundeswehr komplett traditionslos. Wie doll doch die Berührungsängste sind und wie akribisch und entschlossen gegen jegliche Tradition vorgegangen wird, hat mich echt verblüfft

Ich frage mich - Warum? Finden die Deutschen das etwa gut? Ich selbst bin aus Polen stämmig und in Polen möchte jeder junge Mann ins Militär, sodass die Chancen genommen zu werden sehr, sehr klein sind. Die meisten Leute sind stolz auf das Militär und auch die repräsentative Funktion, die es erfüllt. Ich hab immer gedacht, dass das deutsche Militär zumindest ebenbürtig ist, aber ich sehe nach einiger Recherche dass die Bundeswehr ein absolut blankes Militär ist. Hier in der Schule sind die Leute auch recht stolz auf Deutschland und die Holocaust Geschichte lässt alle immer nur genervt mit den Augen rollen.
Ich frage mich, wo sind die tollen Uniformen, wo die Paraden und die Musik, wo die Plakate die einen deutschen Soldaten in Stahlhelm in den Himmel gucken lassen mit der Aufschrift "Heer" in altdeutschen Buchstaben?



Finden die Leute das gut, oder warum ändert das niemand? Ich finde 70 Jahre nach dem Krieg könnte hier ruhig mal der Normalzustand wiedereinkehren. Was mich am meisten irritiert ist die Tatsache, dass kein Land das mehr wirklich interessiert, nur Deutschland.



Ich bin sehr irritiert, da ich mich gefreut hatte auf das Zeremoniell und die allgemeine Stellung als Offizier, vor allem als Deutscher Offizier. Jetzt weiß ich nicht genau was mich dort so wirklich hinbewegen sollte.



Bitte nicht negativ reagieren falls meine Argumente arrogant oder anstößig sind, ich habe mich erst vor einem Monat ungefähr darüber informiert und seitdem hat sich mir so ein Bild ergeben.



Danke im Vorraus für die Antworten, übrigens ein Kompliment, dieses Forum und seine Nutzer sind kompetent und sehr informativ.




Kosciuszko
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StOPfr

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #1 am: 27. August 2013, 22:12:48 »

Ich frage mich gerade sehr zurückhaltend ob das dein Ernst ist oder ob wir Alarm auslösen müssen...  ???
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Firli

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #2 am: 27. August 2013, 22:15:46 »

Wo sind die Fackelmärsche? Wo bleibt der eine Anführer der Deutschland wieder den Platz an der Sonne sichert?
Wo sind die preußischen Aristokraten im Offiziersrang - den Göttern gleichend?

Holla die Waldfee wo sind Sie denn ausgebrochen?

Nasenbär?
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SanFw/RettAss

Kosciuszko

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #3 am: 27. August 2013, 22:22:16 »

Ich frage mich gerade sehr zurückhaltend ob das dein Ernst ist oder ob wir Alarm auslösen müssen...  ???

Weshalb denn? Und warum Alarm?

Es geht mir nur darum dass ich im immer eine tolle Vorstellung von der Bundeswehr hatte während ich in letzter Zeit im Internet Berichte gelesen habe dass Leute ermahnt wurden dass sie die Hacken zu schnell zusammengezogen haben und das der Wehrmacht ähnele und so etwas. Ich habe von den drei Säulen der Tradition gelesen aber um ehrlich zu sein sehe ich auch da nichts wirklich übernommen. Ich finde die Britischen und Französischen Paraden immer sehr toll und auch das Grab des unbekannten Soldaten in den USA, wo die Soldaten in Sturm und Regen während Hurricane Katrina auch noch den Dienst erfüllt haben bewundere ich sehr. Ich habe nichts mitgekriegt von ähnlichem in der Bundeswehr, habe sogar Berichte gelesen das Soldaten die Fahne beim aufziehen 'Lappen' schimpfen.

Wo sind die Fackelmärsche? Wo bleibt der eine Anführer der Deutschland wieder den Platz an der Sonne sichert?
Wo sind die preußischen Aristokraten im Offiziersrang - den Göttern gleichend?

Holla die Waldfee wo sind Sie denn ausgebrochen?

Nasenbär?




Genau soetwas meine ich doch. Es ärgert mich wenn ich sehe wie Privates der Amerikanischen Marines Deutsche Würdenträger alt aussehen lassen. Da muss es doch nicht um Fackelmärsche und 'Die Fahne hoch' gehen. Was man mitbekommt im Internet ist unglaublich, dass Soldaten der Bundeswehr gedroht wird von den Linken und dass gemeint wird der faschistische Gewaltstaat erhebt wieder sein häßliches Haupt wenn die Generalfeldmarschall Rommel Kaserne nicht umbenannt wird.
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DerTommy86

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #4 am: 27. August 2013, 22:24:31 »

Ob jetzt Paraden und Stechschritt unbedingt irgendwas mit deutscher Tradition zu tun haben, sei mal dahin gestellt... Und solche Plakate mit altdeutscher Schrift würdest du auch dann nicht sehen, wenn sie gesellschaftlich akzeptiert wären. Das war ein alter Stil, der bei uns genauso vorbei ist, wie die alten Stile der Amerikaner, Russen und sonstwem.

Zitat
Ich frage mich - Warum? Finden die Deutschen das etwa gut?

Ja, weil es ihnen nach dem Zweiten Weltkrieg so anerzogen wurde. Der Begriff "Entnazifizierung" sollte ja bekannt sein. Dass die deutschen Uniformen vergleichsweise sehr zivil aussehen, ebenfalls. Das ist alles Absicht und kommt daher, dass den Nachkriegsdeutsches alles preußisch-militärische ausgetrieben wurde. Und zwar so ordentlich, dass sie es auch an ihre Kinder und Kindeskinder weitergegeben haben. Das ist nun mal das Los des Verlierers.

Zitat
Finden die Leute das gut, oder warum ändert das niemand? Ich finde 70 Jahre nach dem Krieg könnte hier ruhig mal der Normalzustand wiedereinkehren.

Ich finde das sogar sehr gut. Werbemaßnahmen kann man auch dann gut machen, wenn sie sich nicht auf irgendetwas traditionelles beziehen. Und für das innere Gefüge der Armee selbst finde ich persönlich es besser, wenn man im Jahr 2055 auf eine eigene, hundertjährige Tradition zurückblicken kann, anstatt auf eine sehr viel ältere Tradition mit sehr vielen Schandflecken.

Zitat
Was mich am meisten irritiert ist die Tatsache, dass kein Land das mehr wirklich interessiert, nur Deutschland.

Siehe meine Antwort unter dem ersten Zitat von dir. Das irritiert nicht, es ist der Normalzustand. "Wir" haben es verbockt, "wir" fressen es aus. So einfach ist das.

Zitat
Jetzt weiß ich nicht genau was mich dort so wirklich hinbewegen sollte.

Wenn du auf die gesellschaftliche Stellung als Offizier aus bist, kannste gleich wegbleiben. Ich persönlich wurde noch nie öffentlich angefeindet, man tritt mir meist positiv entgegen, aber ein Heldenkult wie in Amerika gibt es hier nicht und wird es auch in absehbarer Zeit nicht geben.
Wenn du nen Beruf mit Außenwirkung willst, werde Arzt.

Innerhalb der Armee hast du als Offizier die Rechte und Pflichten, die dir das Soldatengesetz und andere Rechtsnormen erteilen und auferlegen. Du trägst Verantwortung, triffst Entscheidungen und ab einem gewissen Punkt entscheidest du auch (in einem gewissen Rahmen) selbst, wie du die dir unterstellten Soldaten führen willst. Wer gerne Verantwortung trägt, dem macht sowas Spaß, auch wenn man nicht in Uniform am Bahnhof von wildfremden Menschen die Hand geschüttelt kriegt
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MMG

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #5 am: 27. August 2013, 22:28:59 »

Die Bundeswehr ist nicht traditionslos, sie hat nur sei Bestehen unserer Demokratie ihre eigene Tradition.
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Firli

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #6 am: 27. August 2013, 22:29:23 »

Das ist nun wirklich nicht erst seit Gestern bekannt das man als deutscher Soldat am Bahnhof nicht unbedingt en Kaffee spendiert, sondern eher Beschimpfungen um die Ohren gehauen bekommt.

Und wie Tommy schon sagte. Wenn Ihr öffentliches Ansehen der Grund für eine Bewerbung bei der Bundeswehr ist - falsche Einstellung.
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Procuris

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #7 am: 27. August 2013, 22:35:07 »

Hmm also abgesehen von einigem der Vorredner womit sie absolut Recht haben, habe ich persönlich so gar nicht das Gefühl, das die BW so traditionslos ist. Ob Vereidigung oder Zapfenstreich, Musikkorps etc. da gibt es doch einige parallelen ! Was sowieso dazu noch truppenintern läuft, steht doch dazu noch auf nem ganz anderen Blatt. Und was ich auch nicht bestätigen kann, ist das außer in linksorientierten Gefilden, die BW nicht schätzen würde. Besonders Herren, die so in den 60ern, 70ern beruflich begonnen haben und heute den Ruhestand genießen fragen noch häufig ob man bei der BW war, von einigen, auch jüngeren Personalern, weiß ich auch das BW immer ein dickes Plus ist, besonders Offiziere.

Guck dir bei youtube doch mal ein paar Videos von solchen Anlässen an, wirst dich wundern.

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LwMatBewUffz

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #8 am: 27. August 2013, 22:46:26 »

Da es dir unter anderem darum geht das anscheinend zeremonielle Dinge nicht vorhanden ist hier mal Beispiele:

Der große Zapfenstreich. Sofern du bei dieser Zeremonie noch nicht dabei gewesen bist halt dich bitte zurück mit Aussagen wie "Die Bundeswehr die hat keine schönen Zeremonien". Google das mal oder schau dir Youtube- Videos an. Doch eins kann ich dir gleich versprechen ;) Die Atmosphäre wirst du leider nur erleben wenn dabei bist.
Anderes Beispiel, Gelöbnis/ Vereidigung zum Beispiel am 20.4. vor dem Reichstag/ Bendlerblock.

In der Tradition sieht sich die Bundeswehr nun mal den Widerständlern von damals verbunden und das ist auch gut so.

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Lestrade

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #9 am: 27. August 2013, 22:52:15 »

Ich kann den Themenersteller teilweise verstehen. Am größten ist mein Unmut, wenn ich sehe wie gefühlt jeder Amerikanereine US-Flagge im Haus hat und bei allen erdenklichen Veranstaltungen stolz die Flagge geschwenkt wird. Wenn ich mir vorstelle das ich das hier irgendwo bei einer Veranstaltung machen würde, mein Gott, ich würde wohl angezündet werden. ;D Ist jetzt ein wenig überspitzt, aber irgendwie auch doch nicht, ich weiß.

Mehr alte deutsche Tugenden und lasse die Bundeswehr eine positive gesellschaftliche Revolution erleben! :) Ansonsten, finde ich schon, dass die Bundeswehr einige Traditionen beibehalten hat. Aber sowas ändert sich im Laufe der Zeit sowieso irgendwann.

Deutschland - Das Land der Dichter und Denker. Schade, dass es heute gesellschaftlich verwerflich ist so zu denken. Zumindest wurde mir der Gedanke so in der Schule damals vermittelt.

Ich bin übrigens kein Randgruppenwähler, nicht das hier wer was falsches denkt!
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BSG1966

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #10 am: 27. August 2013, 23:26:51 »

Oh man. Werter TE, setzen Sie sich einfach mal mit der Geschichte der Bundeswehr (der BUNDESWEHR, nicht des deutschen Militärs!!) auseinander. Da finden Sie schon Antworten. Klar ist das anders als in Polen oder Frankreich oder USA, aber herrje. WOZU braucht man denn solche Paraden, WOZU denn bitte Stechschritt? In der Bundeswehr wird/würde es noch einige andere Dinge geben, die, wenn man die Militärs anderer Nationen anschaut, absolut verwunderlich erscheinen. Klar. Fakt ist aber auch, dass aus der ganze Welt - ja, auch aus Frankreich und USA - Leute kommen und sich diese Konzepte (Innere Führung, Auftragstaktik) anschauen, weil sie eben sinngemäßer und zielführender sind als das, was andere Nationen mit ihrer übergeilen Tradition reißen. Klar mag das Militär in Deutschland weniger gut angesehen sein, die letzten 60 Jahre haben da ihren Teil zu beigetragen. Andererseits sind viele Menschen, wenn man mit ihnen kommuniziert und sie die Bundeswehr aus anderer Perspektive gezeigt bekommen, dann doch weniger verstockt als man es vermuten mag.

Wenn Sie die "klassische" Militärtradition wünschen, bleibt Ihnen wohl nichts anderes übrig, als sich ein "klassisches" Militär auszusuchen.
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PolBilBär

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AW: Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #11 am: 27. August 2013, 23:35:18 »

Ich persönlich hatte die Ehre seinerzeit am 20. Juli im Bendlerblock mein Gelöbnis abzulegen. Womit wir auch beim Punkt sind:
Die BW hat sehr wohl Traditionen; das Gedenken an Offiziere, die Menschlichkeit und Verantwortung über ihr eigenes Leben stellten. (obgleich Sie naturlich keine lupenreinen Demokraten waren) Daran solltest du dich orientieren und nicht an  dem Bild eines erhabenen Offiziers der den gemeinen Soldaten nicht mit dem Arsch anguckt.
Die Zeiten ändern sich nunmal...wir leben in einer modernen freiheitlichen Gesellschaft. Ich kann nur hoffen wir bleiben von Offizieren mit deinem Gedankengut verschont.

Weitere Traditionen im Übrigen sind das Gedächtnis an die preußischen Heeresreformen im Zuge der Napolionischen Ära, die den Grundstein zur bürgerlichen Armee legten. Sowie nicht zuletzt die Geschichte und Errungenschaften der Bundeswehr selbst.

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Firli

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #12 am: 27. August 2013, 23:36:17 »

Nordkorea soll super Paraden haben. Mit Stechschritt etc...
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itschie

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #13 am: 28. August 2013, 04:02:34 »

Deutscher Soldat = Staatsbürger in Uniform

Heißt der Deutsche Soldat soll nicht besonders Hochgehoben sein. Zum Thema Katrina ect. ehm... machen sie sich mal wirklich schlau (Flut in HH, eigenlich bei allen Hochwässern war die Bundeswehr als Amtsunterstützung da). Wir haben halt keine Hurricans ect.

In der Bundeswehr gibt es für alles was, Sie wollen Staatsgäste begrüßen, da empfehle ich das Wachbataillon. Ich glaube wenn die Bundeswehr anfangen würde mit Stechschritt das würde nach der ganzen Zeit einfach lächerlich. Die Bundeswehr ist geschichtlich auch nicht eine klassische Streitkraft, vom prinzip her eigenlich nur eine Verteidungsarmee und war notwendig auf Grund des kalten Krieges. Wir haben ein modernes ausbildungssystem usw. überspitzt gesagt, z. B. der amerikanische Soldat ist ohne direkte Führung lebensunfähig. In Deutschland kann von der Theorie her jeder Gefreite eine Gruppe führen im Gefecht.
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Kosciuszko

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Antw:Traditionslosigkeit in der Bundeswehr
« Antwort #14 am: 28. August 2013, 06:50:54 »

Ob jetzt Paraden und Stechschritt unbedingt irgendwas mit deutscher Tradition zu tun haben, sei mal dahin gestellt... Und solche Plakate mit altdeutscher Schrift würdest du auch dann nicht sehen, wenn sie gesellschaftlich akzeptiert wären. Das war ein alter Stil, der bei uns genauso vorbei ist, wie die alten Stile der Amerikaner, Russen und sonstwem.

War auch nur ein rhetorischer Handgriff. Soll halt für eine bekannte Tradition stehen die man mit Deutschland verbindet. Übrigens, bei den Amerikanern ist der Stil nicht ganz vorbei. Es gibt immernoch Plakate mit Uncle Sam.


Zitat
Ja, weil es ihnen nach dem Zweiten Weltkrieg so anerzogen wurde. Der Begriff "Entnazifizierung" sollte ja bekannt sein. Dass die deutschen Uniformen vergleichsweise sehr zivil aussehen, ebenfalls. Das ist alles Absicht und kommt daher, dass den Nachkriegsdeutsches alles preußisch-militärische ausgetrieben wurde. Und zwar so ordentlich, dass sie es auch an ihre Kinder und Kindeskinder weitergegeben haben. Das ist nun mal das Los des Verlierers.

Ich finde das sogar sehr gut. Werbemaßnahmen kann man auch dann gut machen, wenn sie sich nicht auf irgendetwas traditionelles beziehen. Und für das innere Gefüge der Armee selbst finde ich persönlich es besser, wenn man im Jahr 2055 auf eine eigene, hundertjährige Tradition zurückblicken kann, anstatt auf eine sehr viel ältere Tradition mit sehr vielen Schandflecken.

Siehe meine Antwort unter dem ersten Zitat von dir. Das irritiert nicht, es ist der Normalzustand. "Wir" haben es verbockt, "wir" fressen es aus. So einfach ist das.

Wenn du auf die gesellschaftliche Stellung als Offizier aus bist, kannste gleich wegbleiben. Ich persönlich wurde noch nie öffentlich angefeindet, man tritt mir meist positiv entgegen, aber ein Heldenkult wie in Amerika gibt es hier nicht und wird es auch in absehbarer Zeit nicht geben.
Wenn du nen Beruf mit Außenwirkung willst, werde Arzt.

Innerhalb der Armee hast du als Offizier die Rechte und Pflichten, die dir das Soldatengesetz und andere Rechtsnormen erteilen und auferlegen. Du trägst Verantwortung, triffst Entscheidungen und ab einem gewissen Punkt entscheidest du auch (in einem gewissen Rahmen) selbst, wie du die dir unterstellten Soldaten führen willst. Wer gerne Verantwortung trägt, dem macht sowas Spaß, auch wenn man nicht in Uniform am Bahnhof von wildfremden Menschen die Hand geschüttelt kriegt




Den Gedanken 'Wir haben es verbockt, wir fressen es aus' finde ich auch sehr befremdlich. Ich dachte das Deutsche Reich hätte aufgehört zu existieren und wir sind ein neues Volk geworden? Zumindest steht es so geschrieben. Wie dem auch sei, das hielt die Bundeswehr immerhin nicht davon ab Wehrmachtspersonal zu rekrutieren. Dafür waren sie ja wohl gut genug. Auch die viele andere Sachen wurden übernommen. Man kann sich auch von den Kriegsverbrechen distanzieren und trotzdem alte Traditionen pflegen.


Nein, ich bin nicht nur wegen der gesellschaftlichen Stellung hier. Aber ich finde ein bisschen gehört einfach dazu. Ein Offizier sollte eine gewisse Aura von sich geben und nicht wie ein Lackaffe aussehen.

Zu dem Thema ' Die Bundeswehr hat ja schöne Zeremonien '. Ahja. Vergleichen sie bitte diese Videos:

Bastille Day Parade 2011 - Paris, France

Coldstream Guards Trooping Their Colour. The Queen's Diamond Jubilee 2012 in HD

HD Russian Army Parade Victory Day, 2013 Парад Победы

Mit diesem 'großartigen Zeremoniell'

Bundeswehr - Großer Zapfenstreich 1/4


Genau diese Empörung ist es ja, die ich nicht mag. Da werden sofort jegliche Argumente umgangen und mit persönlichen Meinungen die als Fakten dargestellt werden und Angriffen auf den Argumentatoren um sich geschmissen.

Zum Militär gehört auch dazu, dass sich die Soldaten wohlfühlen, dass sie sich ihrem Land und den Leuten verbunden fühlen. Da sind Sachen die man mit Klischees verbindet genau richtig. Die NVA hatte keine Berührungsängste mit Traditionen, schauen sie sich die Tribünen an die voll waren mit Menschen, habe Bilder von Zapfenstreichen gesehen da waren nur einige Soldaten auf der Tribüne. Auch auf die Idee, den Fackelstreich zu stören mit Musik würde keiner kommen in einem anderen Land. Soviel zum Thema 'wozu'. Man kann auch gleich die Bundeswehrsoldaten in Sportanzug herummarschieren lassen, warum nicht das? Dann sind sie wenigstens nicht hochgehoben und sehen aus wie der Durchschnittsbürger.

Ich persönlich hatte die Ehre seinerzeit am 20. Juli im Bendlerblock mein Gelöbnis abzulegen. Womit wir auch beim Punkt sind:
Die BW hat sehr wohl Traditionen; das Gedenken an Offiziere, die Menschlichkeit und Verantwortung über ihr eigenes Leben stellten. (obgleich Sie naturlich keine lupenreinen Demokraten waren) Daran solltest du dich orientieren und nicht an  dem Bild eines erhabenen Offiziers der den gemeinen Soldaten nicht mit dem Arsch anguckt.
Die Zeiten ändern sich nunmal...wir leben in einer modernen freiheitlichen Gesellschaft. Ich kann nur hoffen wir bleiben von Offizieren mit deinem Gedankengut verschont.

Weitere Traditionen im Übrigen sind das Gedächtnis an die preußischen Heeresreformen im Zuge der Napolionischen Ära, die den Grundstein zur bürgerlichen Armee legten. Sowie nicht zuletzt die Geschichte und Errungenschaften der Bundeswehr selbst.


Hab ich alles gelesen. Bin auch zu dem Schluss gekommen dass von dem absolut rein garnichts praktiziert wird. Zum Beispiel die Universität, die dann doch nicht 'Von Stauffenberg Universität' heißen sollte, weil er ja ein Nazi war. Auch die der preußischen Heeresreformen wurden nicht übernommen, bis auf die Musik, wobei auch da Teile verboten sind. 'Bild eines erhabenen Offiziers der den gemeinen Soldaten nicht mit dem Arsch anguckt.' Was für ein blatanter Blödsinn. Ich strebe einfach nach Offizieren die Stolz auf ihr Land sind und das auch zum Ausdruck bringen können, nicht ihre Autorität durch Brüllen demonstrieren müssen.

Fragen sie mal nach an Deutschen Schulen, wie die Kinder das finden mit Deutschem Nationalstolz etc., habe ich eine 12 Seitige Arbeit drüber geschrieben. Endergebnis: Es existiert kein Nationalstolz mehr und das pisst genug Leute an.
Man sollte nicht vergessen dass es genau das ist, was Rechtsradikalismus antreibt. Die Menschen flocken nur so zu denen rüber, weil sie einfach das Patriotischste sind, was es gibt. Auch wenn sie dadurch an einem Strang mitziehen an dem sie vielleicht doch lieber nicht ziehen würden. 'Offizieren mit deinem Gedankengut verschont' Ja, weil Nationalstolz und Selbstvertrauen bisher jede Nation in den Abgrund gestürzt haben, oder nicht? Wenn das so ein schlimmes Gedankengut ist, das Wachbataillon hat immernoch die alten K98K. Ist die Apokalypse bereits eingetreten?




Deutscher Soldat = Staatsbürger in Uniform

Heißt der Deutsche Soldat soll nicht besonders Hochgehoben sein. Zum Thema Katrina ect. ehm... machen sie sich mal wirklich schlau (Flut in HH, eigenlich bei allen Hochwässern war die Bundeswehr als Amtsunterstützung da). Wir haben halt keine Hurricans ect.

In der Bundeswehr gibt es für alles was, Sie wollen Staatsgäste begrüßen, da empfehle ich das Wachbataillon. Ich glaube wenn die Bundeswehr anfangen würde mit Stechschritt das würde nach der ganzen Zeit einfach lächerlich. Die Bundeswehr ist geschichtlich auch nicht eine klassische Streitkraft, vom prinzip her eigenlich nur eine Verteidungsarmee und war notwendig auf Grund des kalten Krieges. Wir haben ein modernes ausbildungssystem usw. überspitzt gesagt, z. B. der amerikanische Soldat ist ohne direkte Führung lebensunfähig. In Deutschland kann von der Theorie her jeder Gefreite eine Gruppe führen im Gefecht.

Das ist durchaus ein valider Punkt, gebe ich zu.

Es geht hier nicht um Katrina, sondern dass die Leute vor dem Grab des Unbekannten Soldaten standen und exerziert haben obwohl ein Sturm tobte.

Wenn sie denken das wäre lächerlich, dann schauen sie sich eine NVA Parade an. Das war überhaupt nicht lächerlich, sondern von Leuten auf der ganzen Welt bewundert. Frag mal paar Leute in Polen wie ein typischer Deutscher Marsch aussieht. Dann kannst du ja mal Vergleichen. Keiner würde sich stören wenn die Bundeswehr ein bisschen mehr Stolz zeigt und sich unbeirrt lässt von Gutmenschen.




Ich habe jetzt diesen langen Text geschrieben, ich hoffe es kommt wenigstens konstruktive Kritik anstatt des üblichen 'du bist ein Nazi daher ist deine Meinung ungültig'.
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