Tag 2:
Der Tag beginnt sehr früh, etwa gegen 5 Uhr mit Duschen und fertig machen. An diesem Tag solltet ihr unbedingt auf eure Kleiderwahl achten! Ich trug dunkle Lederschuhe, und Anzug. Unbedingt erwartet wird das nicht, wer sich in einer ordentlichen, dunklen Jeans und Hemd wohler fühlt, kann das auch tragen.
Frühstück ist dann um 05:45 Uhr. Ich empfehle euch, trotz der frühen Uhrzeit ordentlich zuzuschlagen… bis zum Mittagessen wird nämliche einige Zeit vergehen.
Um 06:10 Uhr findet dann im Prüfgebäude der Deutschaufsatz statt. Man soll hier 2 Begriffe definieren, Gemeinsamkeiten finden und voneinander abgrenzen. Einige Begriffsbeispiele finden sich auf der Wikipediaseite des Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr.
Man hat dafür 30 Minuten Zeit. Ich fand den Aufsatz recht gut zu machen. Keiner erwartet von euch, dass ihr 3 Din- A4 Seiten schreibt… eine reicht völlig aus, solange ihr einen roten Faden durch das Geschriebene erkennen lasst. Eine wissenschaftliche Ausarbeitung habe ich da sicherlich auch nicht abgeliefert, deshalb denke ich, dass es vor allem auch auf die Rechtschreibung und Strukturierung ankommt. Macht euch zu Beginn ruhig ein paar Minuten Gedanken und ordnet eure Ideen im Kopf.
Danach trennten sich für viele die Wege, da jeder nun zu unterschiedlichen Stationen seines Laufzettels musste. Für mich ging es mit dem CAT und dem PMO Test weiter.
Der CAT ist im Grunde ein Intelligenztest, aber wirklich easy! Im Grunde wird hier nur erfragt, ob ihr kognitiv auf dem stand mündiger Menschen seid… Gestellt werden unter anderem leichte Matheaufgaben (Dreisatz…). Man hat für jede einzelne Aufgabe bis zu 3 Minuten Zeit. Sollte man also im Kopf nicht wissen, was 17 mal 17 ergibt, kann man das schnell auch auf dem beiliegenden Schmierzettel ausmultiplizieren.
Auf diesen Test kann man sich eigentlich nicht vorbereiten, man muss es auch nicht.
Der PMO Test folgte bei mir direkt in Anschluss ohne Unterbrechung. Ihr müsst hier 116 Fragen beantworten, die sich jedoch im Wortlaut oder Sinn immer wiederholen. Die genannten Aussagen müsst ihr auf einer Skala von 1 bis 7 („Trifft gar nicht zu“ bis „trifft vollkommen zu“) bewerten. Hier müsst ihr unbedingt spontan und ehrlich antworten. Ergeben sich hier in der Auswertung Unterschiede, werdet ihr im Interview ganz schön ins Schwitzen kommen! Deshalb einfach spontan und ehrlich antworten!
Der Mathetest hat es wirklich in sich! Und es ist eigentlich der einzige Test, für den man sich vorbereiten kann und auch sollte! Ich hab das zu locker genommen und das hat sich noch bitter gerächt! Dran kommen Aufgaben aus der Oberstufe. Nehmt euch also einige Wochen vorher hin und wieder mal eine Stunde Zeit, um die einzelnen Themen noch mal zu wiederholen. Auch z.B. wie man die Kettenregel beim Ableiten richtig anwendet!
An sich habt ihr auch hier wieder genug Zeit pro Aufgabe. Es nützt einem jedoch keine Zeit der Welt, wenn man sich nicht vorbereitet hat und der Mathetest zum Ratespiel wird!
Hinzufügen sollte man aber, dass der Mathetest NICHT in die Entscheidung einfließt, ob ihr grundsätzlich zum Offizier geeignet seid. Lediglich bei der Einplanung für das Studium wird er herangezogen. Wer also in den technisch- wirtschaftlichen Bereich einsteigen will, sollte hier unbedingt überdurchschnittliche Leistungen erzielen.
Taschenrechner sind natürlich nicht erlaubt.
Das Gruppensituationsverfahren empfand ich zu meiner großen Überraschung als recht angenehm und es hat sogar fast Spaß gemacht! Vielleicht auch deswegen, weil ich schon vorher wusste, mit dem ich es zu tun hatte und wir uns gut verstanden.
Ihr bekommt in der Gruppe (3-5 Personen) 2 Planspiele vorgestellt, die ihr lösen sollt. Dabei wird einem nicht vorgegeben, welche Position man vertreten soll, sprich man kann sich seine eigenen Gedanken machen! Arbeitet hier am besten schön zusammen, dann könnt ihr viel reden. Seid kooperativ, bringt euch aktiv ins Geschehen ein. Natürlich wird es gerne gesehen, wenn man das Gespräch eröffnet, bedenkt aber, dass diktatorischen Handeln ebenso schlecht ist, wie der „Graue-Maus-Effekt“. Wenn einer der Teilnehmer eurer Meinung nach zu dominant agiert, äußert das und fasst noch mal die Kernaussagen zusammen.
Ihr werdet aber sehen, dass das GSV wirklich gut zu machen. Die anwesenden Offiziere oder Psychologen nimmt man gar nicht mehr wahr, wenn man am diskutieren ist!
Direkt danach folgt der Einzelvortrag. Ist im Grunde wie ein Referat in der Schule und genauso locker solltet ihr das auch sehen. Euch wird ein Alltagsproblem geschildert (nichts, was in irgendeiner Form Expertenwissen voraussetzt), das ihr der Gruppe vorstellen sollt und eure Lösungsstrategien. Wenn ihr ca. 5 Minuten frei redet, ab und an mal auf eure Notizen schaut aber ansonsten Blickkontakt zu euren Zuhörern haltet, ist alles ok.
Wenn man mal den Faden verliert oder sich verhaspelt, dann bedeutet das auch nicht direkt das Aus. Bleibt also locker und gesteht euren Fehler ein („…Ach quatsch… da hab ich jetzt aber was über den Haufen geworfen…“).
Relativ zeitnah folgt dann das Interview, also das Einzelgespräch zwischen euch und der Prüfkommission. Das Gespräch verlief wirklich ausgesprochen fair und dem Bewerber gegenüber respektvoll. Ich wurde nicht in die Ecke gedrängt und mir wurden auch keine provokanten Fragen gestellt. Wer also bei den psychologischen Tests ehrlich geantwortet hat, wird vermutlich nichts zu befürchten haben. Gestellt werden hauptsächlich Fragen zu eurer Biografie, eurer Motivation für den Offiziersberuf, zum angestrebtem Verwendungswunsch und ob ihr euch mit den Negativseiten des Berufes beschäftigt habt! Auch politische Fragen können gestellt werden, jedoch hat sich das bei mir auf recht einfache Fragen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr beschränkt. Wenn ihr mal keine Antwort wisst, solltet ihr das direkt sagen. Es reißt euch da keiner den Kopf ab. Auch eure Prüfer wissen, dass ihr keine Experten seid und auch sie machen Fehler. Deshalb einfach entspannt bleiben. Geht das ganze auch nicht zu verkrampft an. Es ist eigentlich nicht mehr als ein Gespräch mit fremden Leuten, die mehr über euch erfahren möchten. Ihr könnt auch ruhig mal einen lockeren Spruch bringen, das hat jedenfalls bei mir die Anspannung des Gesprächs auf beiden Seiten ein wenig gelöst. Achtet aber darauf, dass es nicht zu einer ironischen Spaßveranstaltung wird!
Außerdem müsst ihr euch an diesem Tag (evtl. mehrmals) beim Arzt blicken lassen. Zu den Untersuchungen gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Hier wird nur geschaut, ob eure Sehkraft etc. ausreichend ist. Wer also körperlich fit ist dürfte hier keine negativen Erfahrungen machen.
Abgeschlossen wird der Tag i.d.R. mit einem Vortrag der jeweiligen Teilstreitkraft oder Verwendung, für die ihr euch entschieden habt. Hier müsst ihr euch dann nicht mehr geistig anstrengen, sondern nur noch zurücklehnen und die Augen offen halten.