Man darf nicht vergessen, dass vor gerade mal knapp 20 jahren in diesem Land eine schlimme Diktatur herrschte, eine "lupenreine" Demokratie entwickelt sich nicht in so kurzer Zeit.
Es sind nicht "knapp 20", sondern "über 20" Jahre, es sei denn Du hältst Jelzin für einen schlimmen Diktator
Zudem sollte man mal vergleichen, wo bspw. Deutschland und Japan Ende der 1960er Jahre standen, nach einem vergleichbaren Zeitraum und sogar nach einer schlimmeren Diktatur. Man wird nicht umhin kommen festzustellen, dass weder in Bonn noch in Tokio damals derartige Demokratiedefizite und Rechtsstaatsdefekte bestanden wie im heutigen Moskau. Und auch für sich betrachtet (weil das ja wahrscheinlich alles was ganz anderes und überhaupt nicht vergleichbar ist) lässt sich die These, Russland bräuchte nur mehr Zeit und sei auf dem Weg, nicht halten. Denn in der Tat befindet sich Russland seit geraumer Zeit auf gegensätzlichem Weg - es war in den späten 1990ern wesentlich demokratischer und rechtsstaatlicher als heute. Vor wenigen Jahren sprach man im wissenschaftlichen Bereich noch von einer "defekten Demokratie", evtl. von einer "defekten Demokratie mit autokratischen Elementen", inzwischen überwiegend nur noch von "Autokratie".
Wenn die Russen mal was "falsch" machen, wird viel negativer darüber geurteilt als beispielsweise über westliche Staaten.
Das ist falsch, es ist sogar das Gegenteil der Fall, an eng verbundenen westlich-demokratischen Staaten wird nachweislich ein deutlich strengeres Maß angelegt, während für "fremde" Staaten und Kulturen vorauseilende Entschuldigungen im Rahmen des Kulturrelativismus produziert werden, wie Du es hier mustergültig demonstrierst:
Die Russen interessiert das alles sowieso nicht. Ist ja auch nicht so, als sei es ein hochmodernes Land. (bis auf die Großstädte...)
Kulturrelativismus ist übrigens im Kern nichts anderes als gut gemeinter (aber eben trotzdem nicht "guter") Rassismus.