Zumindest Dtl. wird sich freuen wenn Russland den Gashahn zudreht, die Franzosen mit ihren AKWs interessiert das sicherlich weniger.
Äh, die deutschen Gaskraftwerke (die übrigens mit Masse derzeit gar nicht laufen, weil es zu viel Strom gibt) sind doch gar nicht die Hauptnutzer des russischen Gases, denn das sind immernoch die Privathaushalte. Abgesehen davon gibt es in der Gesamt-EU immernoch ein massives Stromüberangebot und genügend Atomkraftwerke in Nachbarstaaten und sogar Leitungen nach Deutschland. Abgesehen davon verfügt auch Deutschland noch über genug Atomkraftwerke - die sind noch längst nicht alle vom Netz - und auch diverse Kohlekraftwerke.
Und nein, Deutschland ist nicht von russischen Gaslieferungen abhängig, es gibt noch genug andere Anbieter - evtl. ein bischen teurer, aber das bringt keinen um. Russland benötigt aber durchaus die europäische Devisen, die es durch den Gasverkauf erwirtschaftet, da diese die Hauptbasis für den russischen Staatshaushalt sind. Abgesehen davon ist Russland extrem importabhängig und könnte sich gesamtwirtschaftlich ein entstehendes massives Außenhandelsdefizit, dass durch einen Exportstopp von Gas an EU-Staaten entsteht nicht leisten. An so einem Außenhandelsdefizit ist übrigens die Sowjetunion damals zerbrochen. Tatsächlich ist der russische Gas- und Ölexport nach Westeuropa fast während der ganzen 2. Hälfte des kalten Krieges immer stabil gewesen, weil die Sowjetunion auf diese Devisen angewiesen war.
Vielleicht solltest du dir mal ein rationaleres Bild von bestimmten Dingen machen und nicht gleich in Panik verfallen, weil irgendjemand irgendetwas behauptet.
Auf Dauer könnte Russland zwar evtl. andere Abnehmer finden, aber zum einen braucht das Zeit und zum anderen können diese definitiv nicht die gleichen Preise zahlen.
Und mal eben paar Tausend NATO Soldaten in der Ukraine stationieren
...steht bisher gar nicht zur Debatte, weil es klare vertragliche Vereinbarungen zwischen Nato und Russland in Bezug auf die dauerhafte Stationierung von Nato-Streitkräfte in Ost-Europa gibt.
Wenn sich die Lage weiter entwickelt wird ein solcher Vertrag dem aber auch nicht entgegenstehen.
Und die Berichterstattung in den MEdien ist leider sehr "einseitig", gut kann aber auch daran liegen dass ich nicht den ganzen Tag Zeit habe Phoenix zu sehen um die aktuelle Lage zu peilen.
Also ich finde die in Deutschland stattfindende Berichterstattung sogar fast ausgewogen, aber nur fast.
Die Berichterstattung über die Vorgänge im "ukrainischen Teil" der Ukraine ist ziemlich umfassend und objektiv. Problematisch ist zum einen, dass die "Seperatisten" bzw. Russland keine Berichterstattung in den von ihnen kontrollierten Gebieten zulassen (gerade nach dem Abschuss des Passagierflugzeuges wurde das sehr gut dokumentiert) und zum anderen dann mehr oder weniger ungefiltert in der Not ein Rückgriff auf die meisterhafte Propaganda der russischen Staatsmedien genommen wird, um überhaupt etwas senden/zeigen zu können. Denn nur wenn man weiß, was in russischen Medien so in den letzten 15 Jahren so an Volksverdummung gelaufen ist (Verkürzt: Russland ist das letzte Bollwerk vor den Weltmachtbestrebungen der USA und muss den rest der Welt und insbesondere Europa vor US-imperialistischer Agression schützen - die USA warten nur darauf Russland angreifen zu können) kann man das ganze überhaupt in einen groben Gesamtkontext stellen.
Ganz nüchtern betrachtet ist die Sachlage eben so, dass die Russische Föderation mit Beginn der Infiltration und Annektion der Krim Aggressionen und kriegerische Handlungen gegen die Ukraine vornimmt, die unvereinbar mit dem Völkerrecht sind. Und daraus ergibt sich, dass genau zwei Völkerrechtssubjekte das Recht haben militärisch zu intervenieren: zum einen die UN, die nicht intervenieren kann, da der Aggressor Russland ein Veto-Recht im für Maßnahmen verantwortlichen Organ UN-Sicherheitsrat hat und zum anderen die Ukraine, die sich vollumfänglich militärisch wehren darf, um die vollständige Integrität ihrer Staatselemente zu schützen und wiederherzustellen. Und dazu kann die Ukraine sich Hilfe holen von wem sie will - wird wohl nur eher schwierig sein jemanden zu finden der will.
Und für die Gesamtlage in Europa ist dann ebenso nüchtern festzustellen, dass wir eine - durch Instabilität - gefährlichere Lage haben, als es sie im gesamten kalten Krieg gab, da Russland eben aktiv einen "heißen" bewaffneten Konflikt führt und dadurch ein europäischer Flächenstaat vermutlich bereits jetzt auf Dauer komplett destabilisiert wurde. Dass Russland dabei überhaupt noch eine Kontrolle auf die weiteren Entwicklungen hat darf man durchaus in Zweifel ziehen, so dass aus der jetzigen Lage ohne weiteres ein Flächenbrand entstehen kann.
Und vielleicht sollte man nicht vergessen, dass neben der quasi Neudiktatur Russland auch noch eine Altdiktatur in Weißrussland an der Nato/EU-Grenze existiert, die nicht nur über Atomwaffen verfügt, sondern auch existenziell abhängig von Russland ist.
Eine eindeutige massive Sicherung von EU und Nato an den Ostgranzen der Bündnisse halte ich deswegen genauso unumgänglich, wie eine umgehende Krisenvorsorge durch verteidigungs- und sicherheitspolitische Maßnahmen der europäischen Staaten und ihrer transatlantischen Partner. Gleichzeitig muss man dann darüber nachdenken, wie man die Lage in der Ukraine zumindest teilweise wieder stabilisieren kann. Und meine persönliche Beurteilung der Lage führt mach zu dem Schluss, dass der Einsatz von EU-/Natostreitkräften zu "was auch immer" derzeit wohl die einzige rote Linie sein könnte, die Putin überhaupt wahrnimmt - wenn überhaupt. Und wenn ich zu diesem Schluss komme, dann muss ich wiedermal recht nüchtern feststellen: Wenn Putin der Meinung ist er könnte in zwei Wochen Kiew nehmen (auch wenn hier wohl zwei Tage realistischer wären), dann könnte er in vier Tagen vor Warschau und und sechs Tagen vor Berlin stehen.
Und die Aufgabe von Krisen- und Konfliktvorsorge ist nicht sich darauf zu verlassen, dass schon nichts passieren wird...
Gruß Andi