In einem anderen Forum habe ich einen Beitrag verfasst, in dem ich mich auch etwas über die Garnisonstadt Koblenz am Rhein „ausgelassen“ habe. Als meinen Einstand hier poste ich einen Auszug aus diesem Beitrag.
Zum Thema „Langeweile“ kann ich nur sagen, wer in Koblenz und Umgebung Langeweile hat, der ist selber schuld.
Koblenz war die größte Garnisonstadt der Bundeswehr. Waren früher in "guten Zeiten" an die 20.000 Soldaten und Beamte der Bw hier stationiert, in einer Bundeswehrbroschüre stand sogar die Zahl 25.000, so sind es nach der Bw-Reform immer noch an die 10.000 Soldaten. Bis 1969 war Koblenz auch französische Garnison.
Die Stadt Koblenz sagt selber von sich, sie habe sich von einer Stadt der Truppe zu einer Stadt der Stäbe und Kommandobehörden gewandelt.
Koblenz ist eine Großstadt mit ca. 115.000 Einwohnern. Hat eine wunderschöne Altstadt, wo viel geboten wird und ein sehr liebliches Umfeld. Dominierend sind hier die Burgen und Festungen.
Bleiben wir erstmal beim Militärischen und fangen auf der linken Rheinseite und nördlich der Moselseite im Norden von Koblenz an:
Im Stadtteil Bubenheim werden vierbeinige Soldaten ausgebildet. Hier liegt die Schule für das Diensthundewesen der Bundeswehr, die in einem Munitionsdepot bei Ulmen/Eifel schon eine „Außenstelle“ hat und bald dorthin ganz verlegen wird.
Im Stadtteil Metternich Richtung Stadtteil Rübenach liegt das größte Militärhospital der Bundeswehr, das Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz. Es gilt als eines der besten Krankenhäuser in Deutschland. Hier arbeiten über 1.700 Soldaten, davon über 200 Ärzte. An die 20.000 Patienten werden hier im Durchschnitt jährlich aufgenommen. Es ist gleichzeitig Unfallkrankenhaus und Rettungszentzrum mit Notarztwagen und Rettungshubschrauber.
Im Stadtteil Metternich gab es noch die Pionier-Kaserne (für ein TH-Pionier-Btl). Nach der Auflösung des Pi-Btl wurde die Kaserne Grundsaniert und dient heute als Unterkunft für Studenten der Universität.
Ferner ist im Stadtteil Metternich die Wehrtechnische Dienststelle WTD 51 für Pionier- und Truppengerät direkt an der Mosel, ideale Voraussetzungen für alle Erprobungen auf dem Wasser, vorhanden.
Weiter westlich im Rübenacher Wald gibt es zwei weitere Versuchsstandorte der WTD 51. Im Rübenacher Wald, der oberhalb von Winningen an der Mosel liegt, befindet sich auch der Standortübungsplatz 2 und es sind dort einige Depots. Früher war hier auch noch die Standortmunitionsniederlage 4 von Koblenz.
Im Stadtteil Lützel liegt die Falkenstein-Kaserne. Eine sehr große Kaserne mit Hallenschwimmbad. Hier ist Hauptsächlich das Heeresführungskommando vertreten. Früher lagen in der Falkenstein-Kaserne mehrere Fernmeldebataillone des III. Korps.
Kurz vor der Moselbrücke ist die kleine Langemarck-Kaserne. Hier ist eine Wehrtechnische Studiensammlung (das Wort Museum passt aber besser) mit viel Anschauungsmaterial untergebracht. Muss man sich unbedingt ansehen.
Weiter ist im Stadtteil Lützel oder ist es schon der Stadtteil Neuendorf die älteste Kaserne (aber top saniert), die Rhein-Kaserne. Hier waren früher mehrere schwere Pionierbataillone des III. Korps untergebracht. Heute ist hier das Heerestruppenkommando.
Ferner gab es noch im Stadtteil Lützel ein Mob-Stützpunkt und die "Feste Franz", ein Lager der Standortverwaltung.
Beinahe hätte ich doch die "Geheimen" vergessen. Die MAD-Stelle war mit einer weiteren Mil-Dienststelle in der Blumenstraße in Lützel. Ob diese Liegenschaft noch existiert, ist ebenfalls fraglich. die MAD-Stelle ist dort aber schon lange nicht mehr.
Überqueren wir nun die Mosel, befinden uns also südlich der Mosel, aber immer noch auf der linken Rheinseite.
Da finden wir im Stadtteil Rauental das BWB (Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung) und das neue IT-Amt. Letzteres in neuen Gebäuden.
Dann gab es noch im Stadtteil Rauental die Boelcke-Kaserne. Die Kaserne ist aufgegeben. Früher waren hier Soldaten vom Stab des III. Korps und Feldjäger stationiert, erst ein Feldjägerzug, später dann ein Feldjägerbataillon mit Stabszug und einer teilgekaderten Kompanie. Heute ist es nur noch Unterkunftsbereich der Bundeswehrfachschule.
Im Koblenzer-Stadtkern gibt es das große Hochhaus Am Wöllershof. Das ganze Hochhaus war früher Sitz des III. Korps. Im obersten Stockwerk saß früher der Kommandierende General des III. Korps und konnte auf die ganze Stadt und die Weiten der Eifel und des Westerwaldes blicken. Bevor das III. Korps in das Hochhaus Am Wöllershof einzog, war es in drei Gebäude am Rhein, an der Rhein-Mosel-Halle untergebracht. Heute ist in den drei Gebäuden der Bundesgrenzschutz untergebracht.
Am Zentralplatz in der Stadtmitte war früher die Standortverwaltung und das Ernst Rodenwaldt Institut, ein zentrales Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, untergebracht. Wie ich so in Erinnerung habe, darf aber das Institut den Namen Ernst Rodenwaldt nicht mehr tragen, weil der Hygieniker und Militärarzt Ernst Rodenwaldt Kenntnis von den Menschenversuchen der Nazis gehabt haben soll. Das Institut ist, so glaube ich, in die Rhein-Kaserne umgezogen.
Direkt am Rheinufer ist in einem herrschaftlichen Sitz ein weiterer Teil des BWB untergebracht. Hier wurde zur RAF Zeiten ein Koffer mit einer Bombe im Innenhof gefunden. Der Koffer konnte, so meine ich, noch rechtzeitig entschärft werden (jetzt weiß ich auch, warum viele sagen, Koblenz ist bombig).
Weiter Richtung Süden, in der Stadt Koblenz im Stadtteil Oberwerth war früher das Kreiswehrersatzamt, verschiedene kleine Bundesdienststellen und Truppendienstgerichte.
Vor dem Stadtteil Oberwerth finden wir noch die Bundeswehrfachschule.
Im Stadtteil Karthause gab es ein Betriebsstofflager und etwas weiter im Stadtwald die Standortmunitionsniederlage 1. Soweit mir bekannt, ist beides aufgelöst.
Überqueren wir nun den großen Rhein und gelangen auf die rechte Rheinseite. Fangen wir wieder im Norden an:
Im Stadtteil Niederberg gibt es die Fritsch-Kaserne.
Und ca. 2 Km weiter ist die klassizistische Großfestung Ehrenbreitstein. Muss man besucht haben. Hier ist auch das Ehrenmal des Heeres.
In Koblenz-Pfaffendorf liegt die Augusta-Kaserne. Früher Heimat eines Panzerbataillon und eines Feldjägerzuges, heute Standortverwaltung, Kreiswehrersatzamt und wieder Feldjäger, diesmal eine Kompanie.
Auf der Pfaffendorfer Höhe finden wir das Zentrum Innere Führung Bundeswehr.
Im Stadtteil Horchheim gibt es dann noch die Gneisenau-Kaserne. Beständig ist hier das Heeresmusikkorps, ansonsten früher Kampftruppen.
Und da hier früher so viele Panzertruppen und andere Kampftruppen stationiert waren, war der Standortübungsplatz 1 (Schmidtenhöhe) im Horchheimer Wald auch gleich vor der Haustür. Auf dem Standortübungsplatz gab es noch mehrer Depots u. a. ein Betriebsstoffdepot, die Standortmunitionsniederlage 2, zwei Standortschießanlagen, Hubschrauberlandeplatz und viel Gelände.
An kleineren Dienststellen gab es auf der rechten Rheinseite noch direkt am Rhein in Horchheim die Liegenschaft vom Pionierkommando des III. Korps und in Ehrenbreitstein die Verkehrskommandantur mit weiteren kleinen Dienststellen.
Auffallend war in Koblenz, dass viele kleine Dienststellen nicht in Kasernen untergebracht waren, sondern in kleinen Liegenschaften.
Wir sind aber noch nicht fertig.
Da gibt es noch die Stadt Lahnstein, die direkt an Koblenz-Horchheim angrenzt. Hier gibt es die große Deines-Bruchmüller-Kaserne. Von der Flächengröße ist sie, so glaube ich, eine der größten Kasernen.
Ebenfalls in Lahnstein gab/gibt es eine Wehrbereichgroßbäckerei und noch eine Villa, die zum Zentrum Innere Führung gehört, die aber aufgegeben werden soll.
Im nahen Umkreis gibt/gab es noch an der Lahn ein Pionier-Übungsgelände und im Rosengarten im Gemeindegebiet Simmern/Westerwald die Standortmunitionsniederlage 3.
Nun genug aber des Militärischen. In Koblenz muss man sich einfach als Soldat wohl fühlen, sogar die Marine kommt öfters mit (kleinen) Schiffen nach Koblenz, nicht nur immer am 1. April eines jeden Jahres, wo das Wetttauchen der U-Bootflottille zwischen Köln und Koblenz stattfindet und fast jeder immer wieder erneut zum Rhein rennt, um diiie U-Boote zu sehen.
In seiner Freizeit findet jeder in Koblenz das Passende. Ob beim gemütlichen Altstadtbummel, diesen "Winkel" soll´s ja immer noch auch nach 30 Jahren geben oder in den Promi-Lokalen am Görresplatz oder Jesuitenplatz. Im Spätsommer und Herbst laden die Weinfeste an der Mosel oder am Rhein zum verweilen ein. Im Winter, wenn es kalt und stürmisch ist, flaniert man im Löhr-Center oder man tanzt sich heiß im Extra 3 (oder so ähnlich hieß es, ca. 9 Diskotheken) im Industriegebiet am Rheinhafen bei Koblenz-Kesselheim. Und wer dann noch nicht durchdreht, der kommt in die Klapsmühle zwischen Stadttheater und Görresplatz. Früher hieß die Klapsmühle in anbetracht der vielen Soldaten aus dem nahen Bad Ems "Mata Hari" (in Bad Ems befindet sich die Schule für Nachrichtenwesen der Bundeswehr).
Also wenn man die Koblenzer-Altstadt so richtig erkunden will, benötigt man schon bestimmt eine Woche Sonderurlaub. Den benötigt man übrigens auch in der 5. Jahreszeit. Meistens melden sich dann die Frauen am "Schwerdonnerstag" ab und kommen am Aschermittwoch erst wieder nach Hause.
Aber aufgepasst, die Koblenzer Feldjäger, besonders die Reservisten, sind "knallharte Feldjäger" (das sind so Einzelkämpfer, Fallschirmspringer usw.)
In diesem Sinne, viel Spaß in Koblenz.