Hallo Ihr Lieben!
Gerade aus Köln zurück, möchte ich meine Erfahrungen auch gerne für euch niederschreiben. In der Vorbereitung auf meine Eignungsfeststellung habe ich mich nämlich durch einige Erfahrungsberichte hier im Forum gelesen und davon auch sehr profitiert! Das möchte ich den zukünftigen Bewerbern hiermit auch ermöglichen.
Kurz zu mir: Ich bin 19 Jahre alt, habe letztes Jahr mein Abitur gemacht und habe mich als Transportflugzeugführer (fliegerischer Dienst) bei der Luftwaffe mit dem Studienwunsch der Luft- und Raumfahrttechnik beworben. Meine Bewerbung abgegeben habe ich erst gegen Ende November und dann ging das alles Ruck Zuck! Laut Aussage meines Karriereberaters sollte ich nun erst einmal für 4 Wochen die Füße still halten, da "vor Weihnachten eh nichts mehr passiert". Vor 2 Wochen lag dann der Brief mit der Eingangsbestätigung im Briefkasten und exakt einen Tag später auch meine Einladung.
Reaktion: "Waaaaaas?! Ich soll in 2 Wochen nach Köln? Hab mich ja noch garnicht vorbereitet! :O"
Aber eins kann ich schonmal vorweg nehmen! Macht euch nicht verrückt! Es ist wirklich machbar! Aber dazu später mehr...
Der AblaufIch packe meinen Koffer, was nehme ich mit? Die Einladung, Personalausweis, Schreibkram, Stift, alle Zeugnisse ab der 11. Klasse auch wenn sie schon eingereicht wurden (Bei mir ist zb eine Kopie verloren gegangen, die musste dann nochmal neu beglaubigt werden) und was ich sehr vermisst habe: Eine Armbanduhr. Da es strikt verboten ist, das Handy außerhalb des Unterkunftsgebäudes bei sich zu tragen, hat man ohne Armbanduhr nie die Ahnung wie spät es ist. Und man behält bei den Tests die Zeit im Auge, da diese nicht auf den Testcomputern angezeigt wird!
AnreisetagIch bin mit dem Zug angereist und es war total entspannt! Um unnötigen Stress zu vermeiden und für eventuelle Verspätungen (soll es ja bei der Bahn geben) vorzusorgen, hab ich meine Reise so geplant, dass ich um 12 Uhr am Kölner HBF war. Laut Plan soll man um 14:30 in der Kaserne sein. Von dort aus kann man mit der U-Bahn Linie 5 bis zum Heumarkt fahren und dann in die 7 Richtung "Zünddorf" umsteigen und dann "Westhoven/Kölner Straße" aussteigen. Dauert mit umsteigen vielleicht 20 Minuten und kostet 2,80€ - total unkompliziert! Außerdem trifft man mit ein bisschen Glück schon andere Leute in der Bahn, die das gleiche Ziel haben....dann kommt man schon mal ins Gespräch. Von der Haltestelle ist die Kaserne dann noch 200m Fußmarsch entfernt. Alternativ kann man auch ein Taxi vom Bahnhof nehmen - kostet 20€
In der Bewerberunterkunft angekommen, stellt man erst mal sein Gepäck hinter die gelbe Linie und bekommt eine kurze Einweisung von der überaus netten Hausdame. Dann nimmt man Bettwäsche, Schlüssel und Vorhängeschloss in Empfang und bezieht seine Stube.
Weiter ging es dann um kurz vor 3 mit dem Einführungsvortrag im Prüfgebäude. Hier wurde nochmal eine kleine Einführung in die Bundeswehr gegeben und der Ablauf für die nächsten 2 Tage erklärt. Außerdem wird hier auch nochmal sehr deutlich betont, was es heißt, Offizier bei der Bundeswehr zu sein und das man sich darüber im klaren sein muss! Am Ende des Vortrages gibts dann die erste kleine "Aufgabe": Der Biographische Fragebogen. Dieser dient als Vorbereitung für das spätere Interview und besteht aus Fragen zu eurer Person und Motivation. Dafür hat man 30 Minuten Diese wären u.a:
- Wie viel Zeit verbringen sie mit lernen, um auf Ihren aktuellen Notendurchschnitt zu kommen?
- Haben sie schon einmal Verantwortung übernommen? Wenn ja, wo?
- Haben sie schon mal etwas ehrenamtliches gemacht?
- Arbeiten sie am liebsten im Team/alleine/zu Zweit?
- Wie viele Wochen verbringen sie täglich mit Informationszufuhr?
- Was waren Ihre Hobbys damals und heute?
- Stärken und Schwächen (jeweils 3 Zeilen)
- Warum wollen sie Offizier bei der Bundeswehr werden?
- Bereitschaft zu Auslandseinsätzen (4 Fragen, ankreuzbar)
- Können sie sich Probleme während der Ausbildung zum Offizier vorstellen?
Ist alles in allem natürlich ohne Vorbereitung machbar, allerdings schadet es nicht, wenn man sich schon vorher mal Gedanken über diese Fragen macht
Dann gabs noch einen Fragebogen zu Studienwünschen mit und die Mädels mussten noch irgendwas gynäkologisches ausfüllen. Da die Kerle dafür allerdings aus dem Raum mussten, kann ich euch nicht sagen, was das ist.
Damit war man für den Tag schon durch. Abends haben wir uns noch mit den 3 Betreuungsoffizieren beim "Griechen" getroffen. Das ist ein Restaurant über der Truppenkantine, in dem man sich etwas zum Abendessen kaufen kann. Mit Grieche hat das ganze nicht viel zu tun....denn es gibt nur Pizza, Schnitzel und Currywurst. Und die Qualität ist auch sehr bescheiden
Aber man kann es essen!
Um 9 lag ich dann aber schon im Bett - ging ja schließlich früh los am morgen!
Tag 2 - erster PrüftagUm 5 Uhr klingelte der Wecker und nach der Dusche fühlte ich mich dann relativ fit. Habe in Ruhe mein Zeug gepackt und bin dann um 5:45 zum Frühstück gegangen. Ich habe übrigens an den Prüftagen einen Anzug ohne Krawatte getragen. Fand das dem Anlass angemessen und die meisten haben es so gelöst. Gab allerdings auch welche in kompletter Montur inkl. Krawatte und manche in Jeans und normalem Pulli. Ich denke ein bisschen schicker schadet nicht und macht den Eindruck, dass man das ganze Ernst nimmt. Krawatte muss aber nicht unbedingt sein!
6:10 AufsatzDer Aufsatz ist für alle die erste Prüfung. Hier bekommt man zwei Wortpaare von denen man sich eins aussuchen kann. Nun hat man 30 Minuten Zeit, darüber einen Aufsatz zu schreiben. Im Prinzip geht es hier weniger um den Inhalt, sondern eher um Struktur Artikulation und Rechtschreibung. Was genau der Aufsatz enthalten soll bekommt ihr auch vorgegeben, von daher ist es echt keine große Sache! Ein ordentlich gegliederter und geschriebener Aufsatz ist völlig ausreichend. Mein Wortpaar war zum Beispiel "Zufriedenheit und Glück".
CAT-TestAls nächstes kam der CAT-Test bei mir. Laut Einführungsverantaltung ist dies ein reiner Intelligenztest, der normalerweise schon als Vorauswahl für Offiziersbewerber benutzt wird. Dieser enthält Aufgaben zu Wortanalogien wie z.B. "Heiß:Kalt = Nass:?" Das ganze ist Multiple-Choice, ihr müsst also nur die richtige Lösung anklicken. Außerdem gibt es Kopfrechenaufgaben und Matrizentests. Hierbei hat man ein 3x3 Feld mit 8 Symbolen die auf irgendeine Weise was miteinander zu tun haben. Hierbei muss man das richtige Symbol finden, was in das fehlende 9. Feld kommt. Ist soweit ohne große Vobereitung machbar. Auf der Bundeswehrseite kann man sich aber auch mal mit den Aufgaben dieses Tests vertraut machen.
Ärztliche UntersuchungErklärt sich eigentlich von selbst. Hier wird man einmal von oben bis unten durchgecheckt. Augen, Ohren, Gewicht, Größe, Urinprobe, Blutdruck+Puls und körperliche Untersuchung. Marinebewerber müssen außerdem noch ein Belastungs-EKG auf dem Ergometer ablegen. Danach erfahrt ihr eure Tauglichkeit und ob ihr für irgendwas ausgeschlossen seid. Ich hab meine körperliche Eignung für den fliegerischen Dienst vorerst bekommen, wurde aber z.B. für Fallschirm und Gebirgsjäger wegen leichten Spreizfüßen ausgeschlossen.
GSV - GruppensituationsverfahrenWichtiger Test! Hierbei wird euer Verhalten in der Gruppe getestet, wenn ihr mit einem Problem konfrontiert werdet. Das ganze findet in 2 Planspielen statt. Ihr seid zu 3. oder zu viert in einer Gruppe und müsst innerhalb einer vorgegebenen Zeit zu einer Entscheidung kommen. Das erste Planspiel ist eine Notsituation. Unser Szenario war: "Ihr seid die Betreuer einer Wanderfreizeit und euer Bus bleibt plötzlich auf der unbefestigten Straße stecken. Draußen sind 30 Grad und Schaufeln habt ihr im Bus. Der nächste Ort aus dem ihr Hilfe holen könnt, ist 2,5 Kilometer entfernt und über einen unbefestigten etwas gefährlichen Weg zu erreichen. Sie müssen in 12 Minuten eine Entscheidung fällen." Nur mal ganz grob, damit ihr euch das vorstellen könnt! Nun habt ihr 2 Minuten um euch Gedanken zu machen und dann gehts los. Meine Tipps dazu:
- Lass die anderen ausreden und fall ihnen nicht ins Wort. Respektiere Ihre Vorschläge
- Bringe dich möglichst früh in das Gespräch ein. Schlage Ideen und Lösungswege vor. Übernimm evtl. auch mal den Gesprächsleiter, wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt ("Okay also halten wir mal fest",..)
- Seid kreativ! Das ist erlaubt. Ihr könnt Dinge dazu erfinden, soweit sie realistisch sind. ("Zum Glück haben wir extra viel Wasservorräte mitgenommen",...). Damit könnt ihr euch ne Lösung basteln
Zweites Planspiel ist eine Reccourcenknappheit. Wir waren z.B. 3 Freunde die im Kiosk gearbeitet haben und der Schlossbesitzer hat gesagt, dass er 2 Stellen als Schlossführer frei hat. Hier verdient man mehr Geld und der Job ist viel spannender. Jetzt müssen wir uns untereinander einigen, wer die beiden Stellen bekommt. Meine Tipps dazu:
- Alle gleichen Tipps wie oben zählen auch hier
- Gibt deine Position nicht kampflos auf. Solltest du derjenige sein, der "verliert" ist das garnicht schlimm. Du musst nur eine gute Gegenleistung aushandeln. ("Okay ihr bekommt den Job, dafür führt ihr die Leute an dem Kiosk vorbei und wir teilen am Ende das Trinkgeld")
Dritte Aufgabe ist ein Kurzvortrag in Einzelarbeit. Jeder bekommt ein Thema und hat 25 Minuten Zeit sich darauf vorzubereiten und anschließend vorzustellen. Meine Tipps:
- Versetzt euch in die Rolle. Bei meinem Beispiel als Vereinsvorsitzender ("Sehr geehrte Vereinsmitglieder und -innen....")
- Ihr habt Maximal 10 Minuten Zeit zum vortragen. Bleibt unter 5! Besser ein knackiger 3-4 Minuten Vortrag als 10 Minuten Langeweile
- Benutzt die Tafel nicht. Frei reden ist viel besser.
PMO - Persönlichkeitsmerkmale Offizier116 Fragen die sich Hauptsächlich um Alkohol, Drogen, Arbeitseinstellung und eure Position zu Ausländern drehen. Kann man mit verschiedenen Antworten von "Gar nicht" bis "vollkommen" beantworten. Beantwortet sie ehrlich, denn die gleichen Fragen kommen immer wieder in anderen Fragestellungen. Dieser Test ist auch eine Grundlage fürs Interview. Keine Vorbereitung nötig.
InterviewSehr sehr entspannte Atmosphäre! Faire Prüfer und faire Fragen. Es gibt keine "Lösung", wie man das Interview am besten meisterst! Seid einfach ihr selbst! Das ist das allerwichtigste! Wenn ihr euch verstellt, werden die das merken - garantiert. Erzählt denen nicht, dass ihr jeden Tag die Zeitung lest, wenn ihr das nicht tut. Erzählt denen nicht was ihr denkt, was sie hören wollen. Sondern seid einfach selbstbewusst und ehrlich. Das kommt am allerbesten rüber. Ihr bestimmt, wie das Gespräch läuft. Wenn man das im Hinterkopf behält, hat man einen riesen Vorteil. Mal als Beispiel: Wenn der Prüfer fragt, was ihr als letztes in der Zeitung gelesen habt, und ihr sagt "Über den Präsidentschaftswahlkampf in den USA". Dann wird die nächste Frage vermutlich sein "Was halten sie denn so von den Kandidaten?". Wenn ihr diese Frage dann nicht beantworten könnt, macht das natürlich nicht so einen guten Eindruck. Lasst euch aber auch nicht stressen. Manchmal wollen die Prüfer ein bisschen Druck ausüben um zu schauen, wie Ihr damit umgeht. Verfallt nicht in Panik, sondern beantwortet normal die Frage oder sagt ehrlich, wenn ihr die Antwort nicht wisst. Das sind schließlich auch nur Menschen auf der anderen Seite des Tisches!
Über die allgemeinen Fragen sollte man sich natürlich im voraus ein paar Gedanken machen.
- Warum wollen sie denn zur Bundeswehr?
- Warum wollen sie denn genau diesen Studiengang/diese Laufbahn einschlagen?
- Warum wollen sie das Risiko eines Auslandseinsatzes und den damit verbundenen Folgen auf sich nehmen?
- Allgemeine Infos zur Bundeswehr (Was, wie, wo, warum)
Nach dem ca 25 Minütigen Gespräch durfte ich kurz das Zimmer verlassen, damit die beiden sich besprechen konnten. Nach ein paar Minuten wurde ich wieder hereingebeten und mir wurde eröffnet, dass sie mich für geeignet halten *freu*!! Die erste Hürde ist geschafft! Kleiner Tipp: Holt euch ein Feedback...die Prüfer haben bis dato alle Ergebnisse von euch und sagen euch gerne, wie ihr in den Tests, dem GSV und auch dem Interview abgeschnitten habt und was ihr noch verbessern könnt. Falls es beim Bund nicht klappen soll, ist das auch ne ganz wichtige Info fürs spätere Leben
Kleines Zwischenfazit: Bei mir waren die tatsächlich in der Reihenfolge wie angegeben. Das heißt ich hatte vor dem Interview quasi noch keinen richtigen Studieneignungstest sondern wirklich eher die Eignungstests für den Offizierberuf. Und außer sich ein bisschen mit dem aktuellen Weltgeschehen und der ein oder anderen Frage auseinanderzusetzen, kann man sich darauf eigentlich nicht vorbereiten. Entweder liegt es einem oder nicht. Wer also grundsätzlich nicht zum Offizier geeignet ist, wird es auch kaum durch viel Vorbereitung schaffen - meine Meinung.Mathe-TestLetzter Test an diesem Tag war der Mathetest. Man hat für 40 Aufgaben 85 Minuten Zeit. Ich glaube das ist der Test, vor dem die größten Sorgen bestehen. Ich war nie schlecht in Mathe, aber hab mir trotzdem total Sorgen gemacht. Grundsätzlich kann ich aber sagen: Ich hab ihn schwerer erwartet. Leicht ist er bestimmt nicht, aber wer sich vorher noch ein bisschen mit den Grundlagen(!) von Analysis, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Bruchrechnung und Geometrie auseinandersetzt, sollte den Test gut meistern können. Es geht auch größtenteils um das Verständnis. Ihr müsst da keine Terme umformen oder riesen Sachen ausrechnen. Meistens sind die Fragen Multiple Choice und wenn man die Grundlagen kennt und sie auf die Aufgabenstellung richtig anwenden kann, lässt sich schnell die richtige Antwort finden. Ihr sollt ihn natürlich jetzt nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn er ist trotzdem ziemlich ausschlaggebend für fast alle Studiengänge. Aber er ist wirklich machbar!