Liebe Bundeswehrcommunity,
nach langem, stillen Mitlesen kommt hier jetzt auch mein ausführlicher (San-) Erfahrungsbericht aus dem ACFüKrBw Köln, da mir die anderen bei der Vorbereitung eine unglaubliche Hilfe waren.
Bewerbung verschickt: 30.10.15
Einladung erhalten: 14.11.15
Assessment-Center-Termin: 05.-07.01.16
Tag 1 - Anreise und EinführungDa ich aus Berlin angereist bin, hatte ich eine etwa fünf- bis sechsstündige Anreise vor mir. Im Zug wuchs die Aufregung immer und immer mehr, ich hab mich selbst ganz schön verrückt gemacht vor den zwei folgenden Prüftagen. Ich konnte nicht ein Auge zudrücken, hab die Zeit aber genutzt, um mich vorzubereiten. Als hilfreich hätte es sich dabei gestaltet, alle wichtigen Fragen, die im Interview gestellt werden könnten, mit Antworten auf Papier zu bringen. Mein Fehler war, dass ich das alles nur auf meinem Handy hatte, aber ihr habt während des Verfahrens kaum ausreichende Pausen, um in eure Stube zu gehen und dort noch mal zu lernen. Den Zettel hingegen hat meine Stubenkollegin immer mitnehmen und sich zwischendurch in der großen Panik noch mal "reinziehen" können
Ich muss aber dazu sagen, dass wir beide Menschen sind, die sich viele (zu viele?) Gedanken darüber gemacht haben und auf alles vorbereitet sein wollten.
Mein ICE kam pünktlich um 13:10 Uhr am Kölner Hauptbahnhof an und ich hatte noch ausreichend Zeit, um den Weg zur Straßenbahn zu finden. Wie sich nach 15 min Herumfragen und orientierunglosem Hin- und Herlaufen herausstellte, war die Straßenbahn eher eine U-Bahn. Meine geplante Verbindung mit der Linie 5 zum Heumarkt hatte ich natürlich verpasst und auch die anschließende Straßenbahn Linie 7 Richtung Zündorf, sodass ich erst gegen 14:00 Uhr an der Station "Westhoven, Kölner Straße" ausgestiegen bin. Von da aus muss man in Fahrtrichtung weiterlaufen, eine Treppe hoch, an der Hauptstraße links und dann nur geradeaus. Es sind etwa 5 min Fußweg, den mein Mitbewerber glücklicherweise zu kennen schien. Das Ticket vom Kölner Hbf kostet übrigens 2,80 € (Kategorie 1b).
Am Tor wird man empfangen und muss den Perso vorlegen. Ihr solltet dem Wächter unbedingt gut zuhören, was den Weg zu eurer Unterkunft angeht. Ich war so aufgeregt und bin natürlich erst einmal orientierungslos auf dem großen Gelände herumgeirrt, bis mir ein netter Offizier angeboten hat, mir den Weg zu Gebäude 9 zu zeigen. Dort angekommen müsst ihr kurz unterschreiben und nehmt euren Zimmer- und Schrankschlüssel, die Bettwäsche sowie die Hausordnung entgegen. In meiner Stube war ich 14:10 Uhr die Dritte und Letzte im Bunde, obwohl man bis 14:30 Uhr Zeit gehabt hätte. Sollte sich euer Zug verspäten, unbedingt anrufen und Bescheid geben!
Gegen 14:50 Uhr haben wir uns dann vor Gebäude 9 versammelt und der Hausherr hat erzählt, wie es die nächsten Tage grob ablaufen wird. Wenn ihr euch nicht alles merkt, kein Problem, das wird in nächster Zeit noch mehrmals wiederholt bzw. steht an der Tür in eurer Stube und man bekommt immer Hilfe vom Personalberater vom Dienst und den Betreuungsoffizieren.
Letztere haben wir anschließend im Einführungsvortrag des Personalberaters und eines Prüfoffiziers kennenlernen können. Nach dem Vortrag wurde uns der Laufzettel mit unserem persönlichen Tagesablauf für die nächsten beiden Tage, der aber oft verändert wurde, ausgeteilt und wir mussten einen Fragebogen zu unserer Person ausfüllen, wofür man ca. 30 Minuten Zeit hatte. Bitte alle Fragen beantworten, haltet euch nicht zu lange an einzelnen Fragen auf, sonst könnten die Prüfer euch ein schlechtes Zeitmanagement unterstellen. Auf die Fragen kann man sich gut vorbereiten und ich würde - soweit möglich und nicht anders vorgegeben - Sätze schreiben. Macht euch darauf gefasst, dass bei allem, was ihr jetzt schreibt oder ankreuzt, im Interview nachgehakt wird.
Ihr solltet Antworten auf folgende Fragenparat haben:
- Welche Stärken und Schwächen habe ich?
- Was sollte ein Offizier für Charakterzüge aufweisen? Welche treffen auf mich zu, welche nicht?
- Wie viel Zeit verbringe ich mit Lesen bzw. Informationsbeschaffung? Was lese ich und warum interessiert es mich? Was habe ich als letztes in den Nachrichten gehört?
- Wie viel Zeit verbringe ich mit Lernen für die Schule, Hausaufgaben und zusätzlichen Arbeiten? (Nur für Bewerber, die nicht länger als 3 Jahre aus der Schule raus sind)
- Habe ich schon mal Verantwortung (in der Schule) übernommen? Habe ich ehrenamtlich gearbeitet? Bin ich Mitglied in einem Verein? Und immer mit Zeitangaben; diese sollten möglichst mit den Angaben in eurem Lebenslauf übereinstimmen, wenn ihr sie erneut aufführt.
- Welche Freizeitaktivitäten mache ich regelmäßig oder habe ich früher gemacht? (Gebt nicht zu viele Sachen an, die ihr aufgegeben habt, das kommt sprunghaft herüber)
- Arbeite ich lieber im Team, zu zweit oder alleine? (Mit Reihenfolge; unbedingt begründen können!)
- Sehe ich Probleme, die im Laufe der Ausbildung zum Offizier auf mich zukommen könnten? (Wenn nicht, dann bitte auch begründen können! Möglich wäre z.B. Verlust des sozialen Umfeldes etc.)
- Ankreuzteil zum Thema Auslandseinsatz, Waffengebrauch, Offenheit gegenüber fremden Kulturen, die man mit "ja", "eher ja", ... "eher nein" usw. ankreuzen kann:
Haben Sie sich Gedanken über das Risiko eines Einsatzes gemacht? Sind Sie bereit, in den Einsatz zu gehen? Bekommen Sie Rückhalt Ihrer Familie? Würden Sie auf Befehl Gebrauch Ihrer Waffe machen?
Mein Fehler war, bei dieser Frage "eher ja" anzukreuzen. Ich wollte einfach nicht überall stur "ja" ankreuzen, weil das auf mich unglaubwürdig scheint. Die Prüfoffiziere wollen das aber sehen. Bei einer anderen Bewerberin haben sie im Interview jedoch gefragt, wie sie da so leichtfertig "ja" hätte ankreuzen können. Ich konnte mich wiederum damit herausreden, dass ein SanOff ja Menschenleben retten und nicht nehmen möchte. Daraufhin kam die Frage, ob ich dort einen Konflikt sehen würde und ob ich den Befehl zum Schießen ausführen würde. Auch, wenn ein Kind mit einem Maschinengewehr auf uns zuläuft und das Feuer eröffnet. Ich habe dann ja gesagt und es damit begründet, dass ich mit der Erwiderung des Feuers meine Kameraden/die Zivilbevölkerung/mich vor potentiellen Gefahren schützen würde und es die Aufgabe des SanOffs wäre, die Gesundheit (vor allem) der Soldaten sicherzustellen, was man mit dieser Handlung indirekt tun würde.
Aber zurück zum Thema, anschließend mussten die männlichen Bewerber den Raum verlassen und uns wurde eine Erklärung ausgeteilt, dass wir im Falle einer bestehenden Schwangerschaft auf Wunsch auf eigenes Risiko das Testverfahren fortführen könnten.
Anschließend wurden uns allen Bögen ausgeteilt, die wir zum nächsten Tag auszufüllen hatten, wo es sich um unseren Studienwunsch drehte.
Danach mussten die Bewerber für die San-Laufbahn noch einen extra Fragebogen innerhalb von 10 min ausfüllen, in dem wir unsere Gründe angeben mussten, warum wir Humanmedizin studieren möchten, was einen Sanitätsoffizier ausmacht und ob das auf uns zutrifft bzw. an welchem genauen Beispiel man das erkennen kann! Ich habe unter anderem geschrieben, dass er verantwortungsbewusst und risikobereit sein und auch unter Druck wichtige Entscheidungen treffen können muss.
Danach sind wir alle gemeinsam zum "Griechen" gegangen. Es war keine Pflicht, aber 18 Uhr haben sich alle versammelt, um mit den Betreuungsoffizieren essen zu gehen und sie dort zu löchern. Das, was ihr dort sagt, darf nicht für das Prüfverfahren verwendet werden, also seid offen und nutzt die Chance.
Ihr könnt euch darauf gefasst machen, dass ihr ewig auf euer Essen warten müsst. Am längsten dauert die Pizza, die ihr euch nach eigenen Wünschen zusammenstellen könnt. Alles andere ist übrigens nicht-vegetarisch, wen es interessiert. In der Kantine gab es aber immer 1-2 fleischlose Angebote. Die Preise beim Griechen lagen zwischen 3 und 6 €, soweit ich mich erinnere, die Salate waren am teuersten.
Gegen 20 Uhr waren wir dann endlich alle mit Essen versorgt und haben uns langsam zur Unterkunft aufgemacht. Ihr solltet versuchen, früh schlafen zu gehen, denn ihr braucht eure Energie am nächsten Tag. Wir haben noch ewig über die bevorstehenden Prüfungen philosophiert und da ich extrem aufgeregt war, lag ich noch lange wach.