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Autor Thema: Fragen bzgl. höherem Dienst in der Wehrtechnik  (Gelesen 5921 mal)

ZivilIT

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Fragen bzgl. höherem Dienst in der Wehrtechnik
« am: 31. Juli 2016, 12:53:47 »

Hallo,

ich habe Informatik studiert (Master Universität). Da ich ein paar Fragen bzgl. einer Karriere im höheren Dienst in der Wehrtechnik habe, bitte ich um Hilfe:

1.) Es wird die Bereitschaft zu Auslandseinsätzen erwartet und es sind entsprechende Erklärungen im Personalbogen zu unterschreiben. Welche Konsequenzen hat es, wenn man entweder die Bereitschaft von Anfang an verneint oder sie bejaht, aber eine Teilnahme zu einem solchen Einsatz im Laufe des Dienstverhältnisses verweigert?

2.) Laut Internetseite der Bundeswehr ersetzen zivile Mitarbeiter im Auslandseinsatz keine kämpfenden Soldaten. Müsste ein ziviler Mitarbeiter - der ja im Ausland eine Uniform trägt und über einen Dienstgrad verfügt, welcher der Besoldungsstufe entspricht - Soldaten außerhalb des Feldlagers begleiten, z.B. bei einer Patrouille, oder wird die Tätigkeit innerhalb des Lagers ausgeübt?

3.) Würde man im Auslandseinsatz auch eine Waffe tragen?

4.) Angenommen es klappt alles und man wird Beamter. Die Besoldungsstufe wäre wahrscheinlich A 13, was einem Major entspricht. Folglich wäre ich in einem Auslandseinsatz Major. Offen gesagt finde ich das krass, denn damit ist man Stabsoffizier und nach meiner Einschätzung dauert es sehr lange, bis jemand Major wird, wenn er den Karriereweg des Soldaten gegangen ist. Wird man von "klassischen" Soldaten dann überhaupt ernst genommen oder gibt es sogar Anfeindungen (Neid, Kompetenz offen in Frage stellen, Anweisungen ignorieren, etc.)?

5.) Die 18-monatige Ausbildung endet mit einer Großen Staatsprüfung. Ist dieser sehr schwer und wie ist das wenn man nicht besteht?

Vielen Dank!

Gruß,
ZivilIT

P.S. Ich habe einen großen Respekt vor Soldaten, die z.B. auf Patrouille gehen oder im Ausland Einheimische ausbilden und mit der ständigen Gefahr klarkommen müssen, dass jederzeit ein Angriff gegen sie erfolgen könnte. Dazu kommt die große Verantwortung bzgl. des Schusswaffeneinsatzes, denn gerade in Ländern wie Afghanistan ist es oftmals schwer Zivilisten von feindlichen Kämpfern zu unterscheiden. Erschießt man jemanden unter einer falschen Annahme, die sich jedoch erst nach den Kampfhandlungen als solche herausstellt, dann stellt das zusätzliche Anforderungen an die eigene Psyche dar und so etwas kann einen ein Leben lang verfolgen, wenngleich man natürlich in so einer für das eigene Leben bedrohlichen Situation kaum anders handeln kann. Für mich persönlich kommt diese Art von Stress aber nicht in Frage, deshalb, möchte ich im Voraus klären, wie das mit den Auslandseinsätzen genau aussieht.
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KlausP

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Antw:Fragen bzgl. höherem Dienst in der Wehrtechnik
« Antwort #1 am: 31. Juli 2016, 13:07:34 »

Zitat
... Welche Konsequenzen hat es, wenn man entweder die Bereitschaft von Anfang an verneint ...

Dann wird man wohl eher nicht zum ACFüKrBw eingeladen oder, wenn man doch eingeladen wird und eine Eignung erhält, in der Eignungsreihenfolge weiter hinten platziert. Für mich wäre das ein deutliches Anzeichen für eine Nichteignung.

Zitat
... oder sie bejaht, aber eine Teilnahme zu einem solchen Einsatz im Laufe des Dienstverhältnisses verweigert? ...

Dann darf man sich nicht wundern, wenn es mit der Karriere irgendwann nicht weitergeht. Das dürfte auch Beamten der Bw beurteilungsrelevant sein,.

Zitat
... oder wird die Tätigkeit innerhalb des Lagers ausgeübt? ...

Eher das.

Zitat
... Würde man im Auslandseinsatz auch eine Waffe tragen? ...

Ja. Bei einigen Bediensteten der Wehrverwaltung muss man wohl dazu sagen "leider"  ::).

Zitat
...  Folglich wäre ich in einem Auslandseinsatz Major. ...

Nicht zwangsläufig, es kommt darauf an, mit welchem Dienstgrad der Dienstposten in der Auslandsverwendung dotiert ist.
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StOFä (NVA) a.D., StFw a.D.
aktiver Soldat vom 01.11.71 bis 30.06.06, gedient in zwei Armeen

Papierberg

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Antw:Fragen bzgl. höherem Dienst in der Wehrtechnik
« Antwort #2 am: 31. Juli 2016, 14:51:18 »

Wenn Sie sich schon vor einem beruflichen Einstieg in die Bundeswegrverwaltung darüber im Klaren sein sollten, dass eine besondere Auslandsverwendung für Sie definitiv nicht in Frage käme, dann ist dieser Weg für Sie vermutlich nicht der Richtige. Um es klar zu sagen, es wird Sie im Frieden unter juristischen Gesichtspunkten niemand dazu zwingen können an einem solchen Einsatz teilzunehmen, sofern hierfür ein Wechsel in den Soldatenstatus vorgesehen wäre. Da die Identifikation mit dem Tätigkeitsprofil und insoweit mit dem Auftrag der Bundeswehr insgesamt in einem solchen Fall aber als nicht ausreichend anzusehen sein dürfte, würden vermutlich beide Seiten nicht glücklich werden.
Was das Verhältnis zwischen "verkleidetem" Zivilpersonal und militärischen Profis im Einsatz betrifft so ist hierzu zu sagen, dass dieses umso unproblematischer verläuft, je besser man seinen eigenen Aufgabenbereich beherrscht und gegenseitigen Respekt aufbringt.
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ZivilIT

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Antw:Fragen bzgl. höherem Dienst in der Wehrtechnik
« Antwort #3 am: 01. August 2016, 10:10:30 »

Vielen Dank für die Antworten.
Die Fragen 1 - 3 sind dann vollständig geklärt.
Es wäre sehr nett, wenn jemand noch etwas zu den letzten beiden Fragen schreiben könnte (auch wenn auf Frage 4 bereits eingegangen wurde):

4.) Sicherlich kommt es sowohl auf die persönliche Leistung als auch auf das eigene Verhalten gegenüber den "klassischen" Soldaten an. Ich habe beim Stöbern im Forum einige Male den Begriff "Neckermann-Offizier" gelesen. Es stellt sich mir nachwievor die Frage, ob man als "verkleidetes" Zivilpersonal trotz persönlichem Wohlwollen im Auslandseinsatz nicht doch vermehrt auf Ablehnung stößt; kann jemand evtl. bitte ein paar Erfahrungen hier niederschreiben?

5.) Gilt die Große Staatsprüfung als sehr schwer und was würde passieren wenn man sie nicht besteht?
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ede-server

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Antw:Fragen bzgl. höherem Dienst in der Wehrtechnik
« Antwort #4 am: 01. August 2016, 19:29:04 »



Maßgebend für die Beantwortung der 5. Frage ist die Verordnung über die Ausbildung und Prüfung für den höheren technischen Dienst in der Bundeswehrverwaltung – Fachrichtung Wehrtechnik – (HtDBWVAPrV) vom 31.03.2010:

§34 thematisiert hier die Wiederholungen. Kurz gesagt: 1x durchfallen und terminlich Pech haben - Vorbereitungsdienst wird verlängert. 2x durchfallen führt zur Beendingung des Beamtenverhältnisses auf Widerruf (Entlassung).
Die Staatsprüfung besteht aus mehreren Teilen (1x Praxisarbeit, 3x umfangreiche Klausuren, 1x mdl. Prüfung). Für jeden Teil gilt die obige Regel. Also ranklotzen und gleich bestehen!
Schwer ist relativ für die Prüfungen. Jedoch sind sie sehr umfangreich. Die Klausuren werden auch nicht direkt nach den Lehrgängen geschrieben, sondern durchaus durch Praktika verzögert. Schwer kann auch der körperliche Anspruch sein ;). Die Beantwortung der Fragen in den 6 stündigen Klausuren erfolgt handschriftlich in ganzen Sätzen.

Zur Frage 4 meine Meinung: Sie sind nicht verkleideter Zivilist, sondern im Soldatenstatus. Dies sollte bewusst sein. Die Bundeswehr hat schon immer Quereinsteiger eingestellt und anhand ihrer Vorbildung und Vorkenntnisse alimentiert. Das hier Unmut bei einigen Soldaten entsteht, welche jede Dienstgradgruppe durchliefen, sollte nicht das eigene Problem sein. Es wird Ihnen auch im zivilen Bereich der Bundeswehr nicht selten begegnen, dass Aufsteiger (mD-gD) über Quereinsteiger weniger angenehm denken und reden. Ein interessantes Bsp. sind die Bachelor-Studenten im techn. Dienst. Diese sind häufig direkt von der Schule und werden dann nach ~4 Jahren Studium und Lehrgängen mit A10 eingestellt bei einem Lebensalter von 22/23. Da gibt es schon neidische und auch missgünstige Blicke von A10er, die Aufsteiger aus dem mittleren Dienst sind und dafür 25 Jahre gebraucht haben.
Wenn also jemand Ablehnung wegen Missgunst ausstrahlt, ist das in erster Linie sein Problem.

Übrigens I: Bedenken Sie weswegen Sie in den Einsatz gehen und das ist nicht als militärischer Führer, sondern als Ingenieur! Versetzen Sie sich also nicht in die falsche Rolle ;)
Übrigens II: Mit vorherigem Studium und Vorbereitungsdienst sind die meisten Beamten im höheren Dienst 28+ (gerne liegt der Durchschnitt auch mal bei 33+, da halt Quereinsteiger). Die wenigstens haben dann noch ein "Babyface" und sind somit nicht sofort als "Neckermann-Offiziere" im DG Major (zeitw.) erkennbar ;). Zudem bringt man Ihnen bei sich in Uniform zu bewegen, sofern Sie ungedient sind.

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Getulio

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Antw:Fragen bzgl. höherem Dienst in der Wehrtechnik
« Antwort #5 am: 01. August 2016, 19:35:50 »

Ich denke, geläufiger ist der Begriff "Neckermann-StUffz", sprich, m.E. spielt die dahinter stehende Denke im Bereich der Unteroffiziere eine deutlich größere Rolle als bei Stabsoffizieren.

In dem Bereich würde ich Ihnen raten, gelassen zu bleiben. Die meisten werden wissen, dass Sie Ihren Dienstgrad aufgrund, ich sag mal, nicht-soldatischer Qualifikationen haben. Damit ist auch klar, dass Sie nicht dazu ausgebildet sind, ein Bataillon zu führen, was nicht bedeutet, dass nicht ein Mindestmaß an soldatischem Auftreten in Uniform gefordert ist. Aber dafür werden Sie ausgebildet, und v.a. stehen Ihnen, wenn Sie entsprechend freundlich fragen, die Kameraden StOffze gerne behilflich sein, dass Sie sich vor der Truppe nicht zum Horst machen. Anfeindungen und was Sie sonst noch so aufführen müssen Sie meines Erachtens nicht befürchten, dazu geht es da, wo Sie dann arbeiten werden, viel zu professionell für zu.

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Getulio

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Antw:Fragen bzgl. höherem Dienst in der Wehrtechnik
« Antwort #6 am: 01. August 2016, 19:39:55 »

Übrigens I: Bedenken Sie weswegen Sie in den Einsatz gehen und das ist nicht als militärischer Führer, sondern als Ingenieur! Versetzen Sie sich also nicht in die falsche Rolle ;)

Allem anderen kann ich zustimmen, aber hier würde ich widersprechen: Ein Kommandeur sagte mir dazu mal sinngemäß, wenn Sie im Einsatz sind, sind Sie Oberstleutnant, und so wird man Sie auch behandeln, inkl. der Erwartung entsprechenden Verhaltens Ihrerseits. Und das hat rein gar nichts damit zu tun, dass man nicht explizit als militärischer Führer eingesetzt ist.
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ZivilIT

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Antw:Fragen bzgl. höherem Dienst in der Wehrtechnik
« Antwort #7 am: 02. August 2016, 10:51:25 »

Vielen Dank an alle für die sehr guten Beiträge!
Alle meine Fragen wurden geklärt und ich denke die zivile Laufbahn bei der Bundeswehr ist für mich der richtige Weg.

Was für mich auch eine Rolle spielt:
Ich habe während dem Studium gleichzeitig gearbeitet. Der Job war sehr interessant und es hat sich prinzipiell nichts gefehlt. Irgendwann habe ich mir aber gedacht, dass sich praktisch alles gleich abspielt, d.h. zur Arbeit fahren, einstempeln, kurz quatschen, Rechner hochfahren, Quellcode weiterschreiben, Kantine, kurz quatschen, Quellcode weiterschreiben, Rechner runterfahren, ausstempeln und in den Feierabend fahren.
Das ist jetzt natürlich sehr nüchtern dargestellt, aber Pi mal Daumen ist das im Grunde genommen der tägliche Ablauf. Auch wenn man seine Freizeit noch so abwechslungsreich gestaltet, könnte ich mir nicht vorstellen, das 40 Jahre lang zu machen.
Diese Argumentation übersieht bisher natürlich zwei Aspekte: Erstens muss der Arbeitsplatz im Unternehmen überhaupt 40 Jahre lang Bestand haben. Zweitens ist man evtl. froh um so viel Routine, wenn etwa eine eigene Familie ins Spiel kommt.
Von der Beschreibung wirkt die Tätigkeit in der Wehrtechnik deutlich abwechslungsreicher, auch wenn die Realität möglicherweise anders aussehen könnte - man wüsste es erst, wenn man drin sein sollte. Neben der (vermuteten) Abwechslung kann die Wehrtechnik aber v.a. mit der großen Jobsicherheit punkten: keine betriebsbedingten Kündigungen, keine Insolvenz des Unternehmens, kein Rausekeln weil zu alt, etc. Das Thema Familie könnte etwas schwierig werden, wenn man oft an die verschiedenen Standorte versetzt wird oder viel auf Dienstreise ist, da eine Partnerin so etwas erst mitmachen muss und die ein oder andere Beziehung sicherlich frühzeitig in die Brüche gehen wird.
In der Summe überwiegen für mich die Vorteile und ich hoffe, dass es letztlich in der Wehrtechnik klappen wird.

Gruß,
ZivilIT
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