Ich hatte ja bereits in einem früheren Stadium dieses Strangs aufgeführt, dass es meiner Auffassung nach unabdingbar ist, die diversen, aufeinanderfolgenden Aktivitäten aus dem Ministerium getrennt voneinander zu beurteilen - und nicht den Fehler vieler Medien selbst zu tin, alles in einen Topf zu werfen, um dann seiner Empörung Nachdruck zu verleihen.
Mittlerweile ist es wohl in der Diskussion unstrittig, dass die Ministerin ihre Loyalitäts- und Fürsorgepflicht gegenüber auch Tausenden ihrer untergebenen Vorgesetzten und dadurch schwer beschädigte, dass sie diverse "Fernsehauftritte" inhaltlich und verbal so gestaltete, wie sie es tat. Hierfür kam und kommt nach wie vor Kritik, die ich umfönglich teile.
Ein zweiter Handlungsstrang ist das plötzliche Engagement der Ministerin und der Leitung des BMVg, den Traditionserlass von 1982(!) nunmehr ernst zu nehmen und durchzusetzen. Auch wenn ich den Aktionismus, der daraus teilweise entstand, kritisiere, kann ich ihn verstehen: Hatten doch Tausende von Disziplinarvorgesetzten in ihren Bereichen reichlich Zeit, diesen Erlass umzusetzen, und dies allemal, seitdem in der Mitte der 1990er Jahre eine eigene Task Force beim MGFA gegründet wurde, um Truppenteile/Dienststellen bei der traditionsgerechten Gestaltung ihrer Sammlungen/Ausstellungen zu begleiten und dann auch deren Genehmigung in die Wege zu leiten. Für mich hat die auch hier zu findende Empörung deshalb einen schalen Geschmack von Ignoranz. Dass dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, das Pendel umschlägt, ist doch nun eine ganz normale Erkenntnis.
Ein dritter Handlungsstrang ist das Liederbuch der Bundeswehr. Leider wird dieser Strang im Zusammenhang mit den ersten beiden Strängen gebracht, was allerdings faktisch falsch ist. Denn der Befehl für die Überarbeitung des Bw-Liederbuches erging bereits im letzten Jahr und aus der Erkenntnis heraus, dass in der Truppe (welch eine Sensation!) kaum noch gesungen wird. Im Februar dieses Jahres wurde dann die Umsetzung begonnen, die dann mit der Einziehung leider zeitgleich in die anderen Geschehnisse fiel.
Ein vierter Handlungsstrang ist die beabsichtigte Umbenennung von einigen militärischen Liegenschaften, deren Namenspatron keinen unzweifelhaft traditionswürdigen Hintergrund hat. Auch diese Umbenennungen hätten seit Bestehen des Traditionserlasses längst erfolgen müssen und wurden mit den verschiedensten Begründungen ausgesessen und verzögert. Dass dies jetzt geschieht - und vor allem im Zusammehang mit den anderen Geschehnissen - liegt nun auch vor allem an den Verantwortlichen vor Ort und nicht an der Ministerin.