Vielen Dank, und bitte sehr, gerne. Freut mich, wenn das hier auch zur Unterhaltung beiträgt.
Wieder zog mehr als ein halbes Jahr ins Land. Viele Themen waren es einerseits nicht, andererseits war da eine lange und mit sieben Wochen im Q4/23 die bisher längste RDL am Stück: Der erste der beiden fachlichen Lehrgänge auf dem Weg zur ATN "ITOffzBw" mit der Bezeichnung "GdlgLehrg ITOffz Bw". Dieser ist zu absolvieren, falls kein Studienabschluss in den Fächern Informatik, Wirtschaftsinformatik, Wehrtechnik, Mathematical Engineering, ETTI CAE oder Elektrotechnik vorliegt. Nachdem das bei mir der Fall ist (anderer Studiengang) - sonstige zivile IT-Ausbildungen und Berufserfahrungen spielten keine Rolle - durfte ich mit SaZ (inkl. Wiedereinsteiger) und anderen Resis, darunter jeweils einige mit bemerkenswert großem IT-Background, an diesem Lehrgang teilnehmen. Die Studienabschlüsse hatten eine breite Spannweite, von Pädagogik über Sprachen bis Sport war fast alles dabei, aber der Bedarf an ITOffz scheint (noch?!) entsprechend groß zu sein, daß auch bisher fachfremde, die zumindest nicht ablehnen, auf diese Verwendung gesetzt werden. Der Durchgang war weitgehend besetzt mit MUT, was in den Gesprächen interessante Einblicke bot in eine ganz andere Bw-Welt als die mir als süddeutschem HUT bisher bekannte: Spannende Dinge machen die da oben an der Küste und auf diesen Booten und Schiffen. Zudem war interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die Stimmungen und wie anders die Themen sind, je nach Zusammensetzung der Einheiten/Gruppen/Hörsäle: Da eine Grundausbildung mit mehrheitlich SaZ-Portepees als Ausbilder, dort eine HSchKp mit der Bandbreite Schütze bis Oberstleutnant (die allermeisten "lebenserfahren", und alle Resis), und hier ein Hörsaal mit weitgehend jungen Leuten, (fast) alle irgendwie studiert, (Res)Offz-Laufbahn, Bandbreite Fahnenjunker bis Oberleutnant.
Der Lehrgang fand statt an einer Außenstelle der ITSBw in der Lechfeldkaserne, und war eine interessante Konstruktion: Zwar militärisch geleitet durch ein kleines Team, aber der Lehrgang an sich wurde bzgl. Ausbilder, Inhalt, Unterlagen und Prüfungen durch eine von der Bw beauftragte zivile Firma durchgeführt. Der zivile Charakter wurde verstärkt durch einen Luftwaffenstandort ohne Grußpflicht - normaler ziviler Gruß mit Blickkontakt und einem "Guten Morgen!" usw. war trotzdem gern gesehen - und ohne Pflicht, aber mit Möglichkeit, zum Tragen einer Kopfbedeckung, so manche Kampftruppen-Unteroffiziere aus Nachbarlehrgängen (Grundlagen ITFw) trugen natürlich durchgängig stolz ihr Barett: "Ist Deutschland etwa überdacht!?" Sehr bequem war die Unterbringung: Geräumige Einzelstuben mit Kühlschrank, TV und WLAN, guter Mobilfunkempfang, geteiltes Bad mit Nachbarstube, und kompletter Reinigungsservice, für Flur, Stube und Bad. Nur um die Bettwäsche musste sich selbst gekümmert werden, nach langen Stunden Sitzerei im Hörsaal ein angenehmer, aktivierender Fußweg durch den Standort. Ach ja, und um die Mülleimer. Im Dienstplan war nur der zivile, fachliche Unterricht, kein Sport, kein Gelände, kein Schießen oder irgendwas, was mit Militär zu tun haben könnte. Der Hörsaal hat sich ziemlich schnell selbst organisiert für Sport nach Dienstschluss, die Ausstattung des Standorts dafür war gut, und tatsächlich war es an einem der Nachmittage möglich, an einem BFT teilzunehmen. Ergebnis: Lebe noch. (Mehr) Training war und ist angezeigt.
Am Rande, Inhalte des Lehrgangs: Digital-/Übertragungstechnik, PC-Technik/Netzwerktechnik, Betriebssysteme (Windows, Windows Server, Linux) samt Virtualisierung sowie Grundlagen für Datenbanken und Grundlagen E-Mail/Outlook, insgesamt vier unterschiedlich große und unterschiedlich komplexe Blöcke mit jeweils Prüfung. Gemäßigtes Tempo, ausführliche Unterlagen, eigene Mitschriebe, fürsorgliche Trainer, zusätzliche Arbeitsblätter, selbst organisierte Lerngruppen und gute Unterstützung untereinander sorgten dafür, daß neben denen mit IT-Erfahrung auch die bisher IT-fachfremden Kameraden und Kameradinnen (ja, Frauen in der IT!) die Inhalte gut verinnerlichen und die Prüfungen gut bestehen konnten. Das alles in einer Atmosphäre, die deutlich mehr einem Uni-Campus denn einer Kaserne glich.
Fein war der Abschluss des Lehrgangs: Mit dem Bus los, Ausstieg in Herrsching am Ammersee, in Marschformation "Wallfahrt" bei Novemberregen durch das Kienbachtal, und rauf zum Kloster Andechs. Obwohl eine leichte Tour war für einige die letzte Treppe doch eine Herausforderung, aber es kamen alle gut oben an. Dort kurze Besichtigung Klosterkirche (wer wollte, Bundeswehr ja neutral bzgl. Bekenntnis) oder gleich Einkehr in die Gastronomie, und bei Braten, Kraut und reichlich Klosterbier ließ sich der sehr gute Abschluss des Lehrgangs in bester kameradschaftlicher Runde trefflich genießen. Rückfahrt direkt vom Kloster-Parkplatz, zum Glück. Ein ganz kleines bißchen Abschiedswehmut, als es nach sieben Wochen am Abreisetag wieder auseinander ging.
Das Bestehen der zivilen Prüfungen samt Noten führt zum Erlangen der militärischen Lehrgangsbescheinigung. Mit dieser ist es nun möglich, am zweiten Lehrgang für die ATN, wieder mit einer Dauer von sieben Wochen, an der ITSBw in Pöcking teilzunehmen: "IT-Management Bundeswehr", "ITMgmtBw". Mal schauen, wann das klappen wird, geplant ist Q4/24.
Ansonsten, um den Kontakt zum Militär nicht ganz abreißen zu lassen, während der letzten Monate noch zwei Samstage bei der HSchKp, auf der Schießbahn (Aufsicht beim Schützen, MG 3) und Auffrischung Ersthelfer. Leider keine Verweise auf Berichte mehr, auch alle bisher in dieser Geschichte hinterlegten Links Richtung HSchKp sind inaktiv bzw. führen auf eine leere Seite, weil der Dienstherr das nun so möchte, aus diversen Gründen aus aktuellen Anlässen.
Im Q1/24 geht es wieder zum Betreuungs-/Beorderungstruppenteil, grün üben, in der Grundausbildung, mit der Absicht, diesmal den Schwerpunkt im Bereich der Zugführung zu setzen. Und mit der HSchKp auf die Schießbahn, kann gar nicht genug geübt werden.
P.S. Etwas Verbindung mit Euskirchen ("Speerspitze Cyber-Reserve KdoCIR") gab es auch mal wieder... ja, mal schauen.