[...] Ich bin sowohl im Ingenieur- als auch IT-Bereich im Raum Ingolstadt/München für die Bundeswehr tätig und kann dir versichern, dass unsere Ausscheider mit ihren Qualifikationen definitiv deutlich mehr als A10/A11 verdienen, sobald ihre Dienstzeit vorbei ist. Vergleiche ich mich mit den Airbus-Ingenieuren bei mir im Büro verdiene ich deutlich unter dem Durchschnitt. Noch dazu die räumliche Sicherheit und sonstige betriebliche Vorteile (Bonuszahlungen, Gewinnbeteiligung, Weihnachtsgeld, individuelle Performance-Gehaltssteigerungen, Betriebsrente, Vorzüge auf Unternehmensaktien, kostenlose Massagen, ...)
Der räumliche Aspekt, welchen du hier indirekt ansprichst, ist meiner Meinung nach ein großer Mangel in der Besoldung von Beamten, insbesondere Soldaten: Es wird praktisch keinerlei Rücksicht auf den Dienstort genommen. Der Mietspiegel im ersten Quartal in München lag laut Statista bei 17,57 €/qm. Hier in meiner Gegend, in unmittelbarer Umgebung zu einem kleinen Fliegerhorst in Norddeutschland, liegt der Mietspiegel bei 5,50 €/qm. Ein Bundesbeamter zahlt also, abhängig vom Dienstort, alleine für das Grundbedürfnis Wohnen (wenn man von einer 100 qm großen Wohnung als Vergleichsobjekt ausgeht) in München 1.207,00 € mehr als in meiner Gegend. Korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber aktuell gibt es hier immer noch keinen Kaufkraftausgleich seitens der Bundeswehr, obwohl der Umstand der höheren regionalen laufenden Kosten bei vergleichbaren integrierten Verwendungen ja durchaus berücksichtigt wird, richtig?
Im Bereich der räumlichen Sicherheit muss ich dir widersprechen. Umso größer ein Unternehmen ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit bundesweit eingesetzt zu werden. Und hier bietet die Wirtschaft i. d. R. wohl kein dem Trennungsgeld vergleichbares Konstrukt. Beim Vergleich mit der Lufthansa kommt dann wieder der Punkt, welchen ich weiter oben angesprochen habe: Eine solche Stelle muss man erst einmal bekommen. Wenn ich mich Recht erinnere, dann zählt die Lufthansa zu den 5 best bezahlenden Arbeitgebern in ganz Deutschland.
Nouquie, der Vergleich mit einem kleinen Mittelständischen Unternehmen hinkt; Die Bundeswehr ist Deutschlands größter Arbeitgeber, sodass die Vergleichsgruppe durchaus Konzerne sind: Evonik, Volkswagen, ThyssenKrupp, Airbus, Siemens...
Also bitte nicht mit dem Handwerker nebenan vergleichen, obgleich dies häufig getan wird.
In meinem Post ist von kleineren und mittleren Unternehmen die Rede, nicht von kleinen mittelständischen Unternehmen. Ich möchte das hier nochmal hervorheben, da die Varianz in der man sich bewegt durch diese Unterscheidung um einiges größer wird.
Meiner Meinung nach kann die bloße Größe der Bundeswehr aber auch nur bedingt ein Kriterium dafür sein, sich mit Globalplayern im Bereich der Besoldung zu messen. Arbeitnehmerstärke ist nicht mit guter Bezahlung gleichzusetzen. Im Top 10 Ranking der größten Unternehmen nach Arbeitnehmerzahlen in Deutschland finden sich auch Unternehmen wie die METRO Group, die deutsche Telekom, DHL, die deutsche Bahn, REWE Group und Edeka wieder. All diese Unternehmen sind in der Allgemeinheit nicht unbedingt dafür bekannt ihren Mitarbeitern Spitzengehälter zu zahlen.
Hierdurch hinkt dein Verlgleich, Foxtrot. Was die von dir aufgeführten Unternehmen gemein haben, ist die Tatsache, dass es sich um Industrieunternehmen handelt. Die Anzahl an Mitarbeitern ist hierbei erst einmal zweitrangig. Dazu kommt noch, dass die Anzahl an Bewerber in der Regel die Anzahl der verfügbaren Arbeitsplätze um ein weites übersteigt.
Einer meiner besten Freunde hat sich zum Ende seines Studiums hin bzw. im Master auf den Bereich Autobau spezialisiert und in Braunschweig studiert. Aus seinem Jahrgang hat sich wohl praktisch jeder bei VW beworben. Eingestellt wurde eben nicht jeder und ein Großteil arbeitet nun in der Zuliefererbranche als Ingenieur und steigt hier mit Gehältern um die 35.000 € p. a. ein. Unterm Strich wesentlich weniger als das, was ein Oberleutnant nach vergleichbarer Ausbildungsdauer bekommt.
Dass es durchaus Sinn machen kann, sich von der freien Wirtschaft abwerben zu lassen, will ich nicht in Diskussion stellen. Damit würde ich ja irgendwie auch behaupten, dass jeder abtrünnige Beamte seinen Schritt auf lange Sicht bereuen muss. Gerade aber im Zusammenhang mit der aktuellen Tarifrunde, habe ich auf praktisch jedem Radiosender von jedem "Experten" mindestens einmal das Argument gehört: Was soll ich als Informatiker denn im öffentlichen Dienst arbeiten, wenn der zivile Arbeitgeber nebenan mir das doppelte zahlt. Das ist einfach kurz gedacht und vermittelt Beamten und Mitarbeitern im öffentlichen Dienst ein vollkommen realitätsfernes Bild ihrer Arbeit.