Nun lieber Andi, implizit hat GL Vollmer als InspH ja die vollkommene militärische Unzweckmäßigkeit des gegenwärtigen Ausbildungssystems auch so bezeichnet. Insofern bin ich froh, dass er diese Entscheidung zur Korrektur jetzt getroffen hat.
Und ich danke ihm dafür, dass er das schon seit einiger Zeit so deutlich vorantreibt. Das Heer muss halt nur verstehen, dass während des Studiums eben keine militärische Prägung/Parralelausbildung stattfinden kann - nur "sanfte" Inübunghaltung. Da sind wir wieder voll im Bereich der Landeskultushoheit und den gültigen Staatsverträgen zwischen dem Bund einerseits und Bayern und Hamburg andererseits. Wobei es hier m.E. auch keine Denkverbote geben darf. Von daher freut mich, was das Heer macht und ich bin erschreckt davon, was Luftwaffe und Marine überlegen.
Denn wenn die Luftwaffe und die Marine das so umsetzen schaffe ich entweder die Campusunterbringung an den Unis für diese TSK ab oder ich schaffe anstatt der Kompanieführungsebene die Gruppenführungsebene an den Universitäten, um der Unselbständigkeit und mangelnden Berufsidentifizierung dieses Personals strukturell entgegenzuwirken.
In Bezug auf das Studium teile ich Ihre Ansicht nur in Teilen. Durch die Umstellung des Studiums auf Bachelor/Master hat sich die Studiendauer ja nicht gegenüber den Diplomzeiten erhöht.
Doch, um ein Viertel. Von drei Jahren (Regelstudienzeit Magister/Diplom) auf vier Jahre (Regelstudienzeit Bachelor + Master).
Daraus folgernd scheint die Regeldienstzeitverlängerung von 12 auf 13 Jahre zwar nominell korrekt, wirtschaftlich korrekt ist das aber nicht. Früher standen ca. 6 Jahren Ausbildungszeit ca. 6 Jahren in der Truppe entgegen. Jetzt stehen circa 7 Jahren Ausbildungszeit circa 6 Jahre in der Truppe entgegen. Wirtschaftlich wäre also eine Verlängerung der Dienstzeit auf 14 anstatt 13 Jahre logisch gewesen. Und genau diese Frage wird von Seiten der Politik und auch innerhalb der Bundeswehr immer lauter gestellt: Wie kann es sein, dass wir länger ausbilden, als effektiven Nutzen aus den vermittelten Qualifikationen zu ziehen.
Da allerdings die - meiner Auffassung nach - grundsätzlich richtige Entscheidung, dass das Studium Regelbestandteil der Ausbildung zum Offz TrDst ist, diese "Auszeit" nötig macht, kommt es meiner Auffassung nach darauf an, dieses Studium so in den Ausbildungsgang einzufügen, dass möglichst wenig Nachteile für die beteiligten entstehen.
Da bin ich ganz bei Helmut Schmidt, den zwei Hauptgründe zur Schaffung der beiden Bundeswehruniversitäten getrieben haben:
1) "Es kann nicht sein, dass eine Grundschullehrerin besser gebildet ist als ein Offizier."
2) Im Zweiten Weltkrieg waren seiner Erfahrung nach die akademisch gebildeten Offiziere die besseren Offiziere. Ethisch, moralisch und auch fachlich strukturiert.
Die zivilberufliche Qualifikation stand für ihn nur nachrangig im Fokus. Auch wenn diese heute wichtig ist wie nie dürfen wir seine beiden Kernthesen dabei aber niemals vergessen. Wir bilden nämlich keine Akademiker an den UniBw aus, sondern akademisch gebildete Offiziere der deutschen Bundeswehr - und das ist ein meilenweiter Unterschied, der vielen kaum noch wirklich präsent ist.
Hier sind ja im alten wie aktuellen Ausbildungsgang verschiedene Versuche unternommen worden. Insofern halte ich da eine Veränderung nicht für notwendig. Und wenn Luftwaffe und Marine an ihrer geschlossenen OA/FA/UA/Crewausbildung festhalten wollen, dann ist es eben so.
Ich halte eine Veränderung schon für Überdenkenswert. Letztlich verlieren wir als Bundeswehr momentan die prägensten Jahre für die Charakterliche Reifung widerstandslos an das praktizierte Ausbildungssystem. Die Ausbildungsplaner bei Luftwaffe und Marine umreißen m.E. gar nicht wirklich, welchen Bock sie da in ihren Überlegungen schießen. Jemanden, der 7 Jahre nur durch quasi beliebige Ausbildungseinrichtungen gereicht wurde werde ich im 8 Jahr nicht mehr prägen. Das muss in den ersten Jahren passieren. Und das auch mit dem Bewusstsein, dass sich ein junger Vorgesetzter in der Praxis bewähren und Grenzen erleben muss.
Ob eine Verschiebung des Master im Anschluss an die Dienstzeit von SaZ und für Berufssoldaten vor dem BLS (auch an internationalen Partneruniversitäten) dazu beitragen kann? Sicherlich! Ob wir uns damit von den Idealen des Helmut Schmidt entfernen? Vermutlich oder aber sie werden sogar noch übertroffen.
Aber diese Möglichkeit liegt seit über 10 Jahren in der ministeriellen Schublade und das Störfeuer der Unis (die dann 6 Jahre kaum Masterstudiengänge anbieten könnten und um ihre Reputation fürchten) ist halt extrem. Da hat sich halt ein System verselbständigt und beide Unis haben extreme Angst davor, dass es mit der Zeit nur noch eine braucht - auch wenn diese Überlegung mit der Trendwende Personal an sich obsolet geworden ist.
Gruß Andi