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in letzte Zeit häufen sich in  Beitragen einige identifizierbaren Daten:

 Standorte, Dienstposten, Dienstpostennummern und detailierten Beschreibungen welche angegeben werden

Denkt bitte an OPSec - und veröffentlicht nur das was allgemein ist - wir werden dies in nächster Zeit besser im Auge behalten und gegebenenfalls auch löschen

Autor Thema: Erfahrungsbericht ACFüKrBw 06.02.-08.02.  (Gelesen 7444 mal)

Brezelbernd

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Erfahrungsbericht ACFüKrBw 06.02.-08.02.
« am: 09. Februar 2020, 02:39:32 »

Kurz zu mir:
Ich bin 24 Jahre alt, habe mich beworben für den fliegerischen Dienst, Fallschirmjäger und Gebirgsjäger.
Studienwünsche waren Aeronautical Engineering, Technische Informatik und Kommunikationstechnik und Luft- und Raumfahrttechnik.
Vorbereitung:
Habe mir direkt nach Abschicken der Bewerbungsunterlagen (Oktober 2019) „Einstellungstest Bundeswehr“ vom Ausbildungspark gekauft. 16,90 € kostet das Ganze, kann ich nur empfehlen. Es sind zwar sehr viele Aufgaben dabei, die bei mir nicht abgefragt wurden, aber man bekommt trotzdem schon einmal ein Gefühl für die Aufgabenstellungen. Dazu später mehr.
Ansonsten habe ich ca. 2-3 Wochen vor dem Assessment Center angefangen, Oberstufenmathematik zu wiederholen. Abitur ist bei mir 7 Jahre her, das ingenieurtechnische Grundstudium, das ähnliche Themen behandelt, liegt auch schon 4 Jahre zurück. Ableiten, Logarithmus, e-Funktionen, Potenzen, etc. Dazu auch später mehr.
Anreise:
Ich habe die zur Verfügung gestellten Bahngutscheine benutzt. Habe das Ticket zur Hinreise ein paar Tage im Voraus besorgt, der nette Herr am Schalter hat mir nämlich auch eine Verbindung empfohlen, die mir die DB-App gar nicht angezeigt hat. Bin aus dem Süden Deutschlands gekommen, mit dem ICE aus Nürnberg Richtung Köln, gar nicht bis Köln HBF fahren, sondern in Siegburg/Bonn in die S12 umsteigen, bis Porz fahren und von dort aus mit der Straßenbahn zur Kaserne.
Im Folgenden führe ich hier mal meine Packliste auf, ich hatte nicht das Gefühl, dass ich etwas vergessen habe, es kam mir aber auch nicht vor, dass ich zu viel dabeihatte.
2 Hemden, 1 Hose (Business Casual - ne schicke Hose halt), Anzugschuhe, 3 Unterhosen + 3 Socken, 1 Sport-Shirt, 1 kurze Sporthose, 1 dicker Pullover für den Weg zur Sporthalle, Sportschuhe, Badelatschen, kleiner Reiseföhn, Ohropax, Ladekabel, Zahnbürste, Zahnpasta, Haargel, Duschgel, Einweg-Rasierer, Deo
Handtuch und Bettwäsche bekommt man vor Ort.
Die Formulierung auf dem Einladungsschreiben „Finden Sie sich bis 14:30 Uhr in der Kaserne ein“ bedeutet „Um 14:30 starten wir mit der Einführungsveranstaltung“. Plant das also bei eurer Anreise ein, sodass ihr noch Zeit habt um in Ruhe anzukommen, auszupacken und die Hausregeln durchzulesen.
Bei der Einführungsveranstaltung wurden wir von unserer zuständigen PvD (Personalberaterin vom Dienst) begrüßt, wir wurden noch einmal ausdrücklich auf das Verbot sämtlicher elektronischer Geräte hingewiesen und uns wurde der ungefähre Ablauf des nächsten Tages erklärt. Jeder bekam einen Laufzettel ausgehändigt, auf dem die jeweiligen Stationen des nächsten Tages aufgelistet waren.
Anschließend hat ein Studienberater uns noch einmal über die jeweiligen Studiengänge aufgeklärt und uns klar gemacht „Wer jetzt noch nicht weiß was er hier studieren will sollte sich das spätestens heute Nacht noch überlegen!“. Im Zuge dieser Veranstaltung bekamen auch die Bewerber für den fliegerischen Dienst mitgeteilt, dass sie NICHT Aeronautical Engineering studieren müssen, sondern frei wählen dürfen (Piloten dürfen bspw. auch Geschichte studieren). Andersrum gilt aber, will man Aeronautical Engineering studieren, muss man sich für den fliegerischen Dienst bewerben. Die Bewerber, die sich für Psychologie beworben haben, haben spätestens hier erfahren, dass sie gute Mathe-Noten benötigen, da im Studiengang Statistik offenbar recht wichtig ist.
Anschließend bekommt man einen Fragebogen, den man ausfüllen muss. Dieser dient den Offizieren, die das Interview mit euch führen, als Grundlage für ihre Fragen.

- Wieviele Wochenstunden verbringen Sie mit Sport bzw. Hobbys und welche davon üben Sie aus?
- Hobbys heute & Hobbys damals
- Wieviele Wochenstunden verbringen Sie mit "Informationszufuhr" im Sinne von Zeitungsartikeln, Zeitschriften, Internet oder andere Quellen lesen.
Da waren halt verschiedene Zeitschriften angegeben und dann sollte man dort die Wochenstundenanzahl reinkritzeln.
- Schwächen - 3 Zeilen
- Stärken - 3 Zeilen
- Haben Sie schon mal Verantwortung übernommen? Wo? (Welche Organisation: Pfadfinder oder so) ; Wann? (Monat & Jahr, falls man sich erinnert) ; Wieviele Wochenstunden?
- Schon mal etwas ehrenamtliches gemacht?
- In der Schule Verantwortung übernommen? - Welche Tätigkeit? - Wann?
- Warum wollen Sie Offizier werden?
Da waren ka 9 Zeilen oder so vorhanden, hier konnte man auch einen Fließtext schreiben oder halt Stichpunkte
- Haben Sie schon mal Auszeichnungen erhalten? Ja/Nein --> Ja. --> für was?
- Wie arbeiten Sie am liebsten?
* Team
* zu zweit
* alleine
Hier sollte man eine Rangordnung 1 bis 3 erstellen
- Wie haben Sie sich über die Studiengänge/OPZ informiert?
- Welche Probleme könnten während der Ausbildung zum Offizier auftreten?


Den zweiten Fragebogen nimmt man mit auf die Stube und füllt diesen da aus.
Die Frauen bekamen noch einen kurzen Vortrag über Schwangerschaften oder so, die Männer hatten Feierabend.
Der zweite Fragebogen bezieht sich auf allgemeine Themen zur Schullaufbahn und endet damit, dass man seine Studienwünsche auflistet und begründet, warum man sich für diesen Studiengang interessiert und ob man eventuell schon Vorkenntnisse mitbringt. Dieser Bogen bietet auch die Möglichkeit, dass ihr eure Studienwünsche noch einmal ändert. Nach den Informationen des Studienberaters habe ich beispielsweise Aeronautical Engineering von meiner Liste gestrichen und mich nur noch für Technische Informatik und Kommunikationstechnik und Luft- und Raumfahrttechnik beworben. Informationen zu den einzelnen Verwendungen und Studiengängen findet ihr übrigens auch vor Ort im Aufenthaltsraum der Unterkunft in den dicken grünen Ordnern.
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Brezelbernd

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw 06.02.-08.02.
« Antwort #1 am: 09. Februar 2020, 02:52:09 »

So, da habe ich wohl auf "Schreiben" statt "Vorschau" geklickt und finde jetzt den Button zum editieren nicht. Peinlich.
Ich versuche die Editierung im zweiten Teil besser hin zu bekommen.

1. Tag:
Sind hochmotiviert um 4:30 Uhr aufgestanden, da wir in Ruhe duschen wollten und nicht total verpennt zum ersten Test wollten. Im Nachhinein betrachtet hätten wir auch ruhig noch etwas länger schlafen können, so stressig und voll, wie das manche hier in den Erfahrungsberichten beschreiben, wird es in der Früh unter der Dusche auch nicht.
5:45 Uhr gab es Frühstück, es liegt Papier aus um sich Brote einzupacken, die man sich geschmiert hat. Habe ich gemacht, zwischen den einzelnen Tests hat man genügend Wartezeit um mal was zu futtern.


6:10 Uhr – Aufsatz:
Viele hier im Forum haben den Tipp gegeben, dass man unter das weiße Blanko-Papier, das man zur Verfügung gestellt bekommt, ein liniertes Papier legt, damit man sich an den Zeilen orientieren kann. Hat bei mir nicht wirklich geklappt, dafür war das Bundeswehr-Papier einfach zu dick und undurchsichtig. Eventuell kann man die Linien erkennen, wenn man sie vorher mit einem dicken, schwarzen Stift nachzeichnet.
Man bekommt 2 Wortpaare zur Verfügung gestellt, von denen muss man sich eins aussuchen und die Wörter voneinander abgrenzen. Es gibt Gruppen A und B, man kann also nicht vom Nachbarn abschreiben. Konzentriert euch auf ein sauberes Gesamtbild des Aufsatzes. Einleitung, Hauptteil und Schluss sollten klar erkennbar sein. Ich habe etwas weniger als eine Seite geschrieben, meine Nachbarn links und rechts von mir kamen auf dieselbe Menge.
Ansonsten kann ich hier nur auf das Zitat von Kurosaki verweisen


Die Definitionen von X und Y sind folgende:
Das X bezeichnet... Das Y ist eine/ kann man als...

Auf der einen Hand weist dieses Wortpaare viele/wenige Gemeinsamkeiten auf.
1.
2.
3.
4.

Auf der anderen Hand sind wenige/viele Unterschiede für dieses Wortpaar vorhanden.
1.
2.
3.
4.

Aufgrund der oben genannten Punkte kann man sagen, dass die beiden Begriffe klar/nicht voneinander abgrenzbar sind. ...

2. Auf die Sprache eingehen

- Konnotation --> positiv, negativ
- Wortart --> Verb, Nomen, Adjektiv --> Welches Geschlecht? maskulin/feminin
- Silbenanzahl --> Trennmöglichkeit
- Synonym für das jeweils andere Wort möglich?
- Abgeleitet wovon?

Damit lassen sich definitiv ein paar Sätze basteln.



7:00 Uhr – Arzt:
Vor dieser Station hatte ich am meisten Angst. Auf alles kann man sich vorbereiten, nur auf die medizinischen Tests nicht.
Folgende Tests muss man vor der eigentlichen Untersuchung durch den Arzt ablegen:
Dämmerungssehtest / Blendempfindlichkeitstest, normaler Sehtest, 3D-Sehen, Rot-Grün-Test, Hörtest, Größe und Gewicht wird gemessen und man muss eine Urinprobe für den Drogentest abgeben.

Meine Laser-OP hat absolut niemanden interessiert. Ich hatte präoperative Befunde dabei und Berichte in denen aufgeführt wurde, was denn genau operiert wurde. Als ich das erwähnt habe kam die Antwort „Na gut, die können wir ja mal kopieren.“ Ich glaube nicht, dass die auch nur irgendjemand mal genauer angeschaut hat.

Die eigentliche Untersuchung durch den Arzt ist ganz unspektakulär. Man geht mit ihm einen Fragebogen durch, bei diesem wird abgefragt ob man größere Verletzungen hatte, ob man operiert wurde oder ob man bspw. eine Allergie oder Lebensmittelunverträglichkeit besitzt.
Danach heißt es Ausziehen bis auf die Unterhose, der Arzt schaut sich die Wirbelsäule an, er leuchtet in den Mund und in die Ohren, man muss Husten und mit den Fingern zu den Zehen greifen. Anschließend legt man sich auf die Liege und der Arzt untersucht irgendetwas an den Beinen (Beweglichkeit oder so?). Danach wird der Blutdruck in Ruhe gemessen. Anschließend macht man 20 Kniebeugen, der Arzt misst erneut Blutdruck und nach circa 2 Minuten Erholungsphase wird nochmal gemessen. Es werden noch die Hoden abgetastet und dann ist man auch schon fertig und darf sich wieder anziehen.

Bei mir lief offenbar alles ganz gut ab, wurde als D1 eingestuft.

Da ich mich aber als Pilot beworben hatte, wurde mir vom Arzt erklärt, dass seine Kollegen in Fürstenfeldbruck bei den Fliegertests mich aber noch anders einstufen können. Von jedem Bewerber wird ein MRT gemacht und bei eventuellen minimalen Veränderungen an den Bandscheiben wird der Bewerber als D5 nicht tauglich eingestuft. Gefahr eines Bandscheibenvorfalls in naher Zukunft zu groß. Zitat Arzt: „Das passiert sogar öfter als Sie meinen möchten!“ Ab diesem Zeitpunkt begann bei mir das große Rattern im Kopf, ob ich dieses Risiko noch eingehen möchte, oder ob ich mich nicht auf einen Posten in der Infanterie (der mich auch glücklich machen würde) stürzen soll. Fallschirmjäger oder Gebirgsjäger wären ja auch Verwendungen mit einzigartigem Aufgabengebiet, bieten hohe körperliche Herausforderungen und würden mich auch mehr als zufrieden stellen.


8:15 Uhr – PMO (Persönlichkeitsmerkmale Offizier)
Auf diesen Test kann (und soll) man sich nicht wirklich vorbereiten. Man hat circa 100 Fragen zu beantworten, eigentlich sind es aber nur 20-30, die sich aber ständig in unterschiedlicher Fragestellung wiederholen. Es wird nach Alkohol und Drogen-Erfahrungen gefragt, ob man sich selbst als gewissenhaft und zuverlässig einstuft und so weiter. Ehrlich antworten, dann kann man sich auch nicht in Widersprüche verzetteln. Man kann die einzelnen Aussagen bewerten mit „Trifft gar nicht zu“ bis „trifft vollkommen zu“.

Die Fragen sind teilweise etwas verzwickt gestellt. GENAU durchlesen. Ihr werdet bei diesem Test keinen Zeitdruck haben. Lieber die Frage zweimal durchlesen, als hinterher im Interview bohrende Nachfragen zu diesen Fragen, bei denen man sich verlesen hat, beantworten.

Der Test dient den Offizieren, die das Interview mit einem durchführen, als Grundlage für Fragen.


9:00 Uhr – Gruppensituationsverfahren
Ich möchte hier nicht all zu viel schreiben, da ich mir etwas unsicher bin, in welcher Ausführlichkeit man darüber berichten darf.
Nur so viel: Wie bei jeder anderen Gruppenarbeit gelten gewisse Regeln, die man einzuhalten hat. Lass deine Gegenüber ausreden. Wenn du eine andere Meinung vertrittst als der Rest der Gruppe, versuche, dass ihr euch auf Kompromisse einigst, Teamwork ist das Stichwort. Immer daran denken, je besser ihr im GSV zusammenarbeitet, desto höher die Chancen für alle Mitglieder der Gruppe, die Offizierseignung zu bekommen. Ihr werdet im Gesamtvergleich ALLER Bewerber verglichen, ihr kämpft nicht direkt gegen die Mitglieder eurer Gruppe.

Zum Kurzvortrag: Versucht die Person, die ihr darstellt, auch wirklich zu verkörpern. Bei diesem Test wollen die Prüfer wahrscheinlich sehen, wie ihr auftretet, wenn ihr vor anderen Menschen sprecht und eine Entscheidung präsentieren müsst, die bei einigen Personen im Raum schlecht ankommt. Tretet so auf, wie ihr später vor eueren Soldaten auftreten wollt. Ihr bewerbt euch als Führungskraft, zeigt euch also auch mit entsprechendem Selbstbewusstsein (NICHT Überheblichkeit) und Entschlossenheit, wenn es darum geht, schwierige Entscheidungen zu treffen.

Euch wird beim Kurzvortrag angeboten, dass ihr die Tafel benutzten dürft. Keiner von uns hat dieses Angebot angenommen, ich habe auch keine sinnvolle Verwendung für die Tafel erkennen können.


10:45 – CAT
Für den CAT Test konnte ich mich ganz gut mit dem Ausbildungspark-Buch vorbereiten. Folgendes kann man erwarten:

Wortanalogien – Bsp. Aus dem Buch: Omelett : Eier wie Butter : ______ A) Schinken, B) Zucker, C) Milch, D) Öl - Nur halt ein bisschen schwieriger.

Einfache Rechenaufgaben – Übt schriftlich multiplizieren und dividieren. Das 1x1 bis 20 im Kopf zu haben ist auch von Vorteil.
Man bekommt ein Schmierblatt zur Verfügung gestellt, das gibt man zwar am Ende des Tests ab, es fließt aber nicht in die Bewertung mit ein.
Bruchrechnen, einfache Potenzen (2^3, 3^4, 5^4, …), Wurzelziehen (deswegen die Quadratzahlen im Kopf haben), Geometrie, Dreisatz und Prozentrechnung solltet ihr draufhaben.

Figurenreihen – Welche Figur setzt die Reihe an Figuren fort.

Alle drei Gebiete konnte ich mit dem Buch üben und war gut drauf vorbereitet.



Leeeeeiiiiiiideeeeeer hat ein netter Baggerfahrer während meines CAT Tests auf der Baustelle nebenan das Stromkabel zur Kaserne gekappt. Die ganze Kaserne war ohne Strom, was bedeutet wir hatten keine Heizung mehr, es konnte kein Essen mehr gekocht werden und die Tests konnten auch nicht weiter durchgeführt werden.

Fazit: Abbruch Assessment Center, wir werden aber alle nochmal eingeladen. Ein paar wenige hatten zu diesem Zeitpunkt wenigstens ihr Interview schon hinter sich, der Rest musste auf nächstes Mal vertröstet werden.

Bekam dann in der Woche nach dem Abbruch direkt eine neue Einladung zugeschickt, neuer Termin 06.02. – 08.02.

Angereist bin ich am 06.02. um 21:30 Uhr. Ging nicht anders, weil ich am Donnerstag keinen Urlaub bekommen habe, war von Seiten des Assessment Centers aber auch kein Problem. Dickes Dankeschön dafür nochmal an meine zuständige PvD, die Unterkunftsleitung und die nette Personalerin die das ermöglicht haben.

Von knapp 40 Personen, die wir beim ersten Termin waren, sind 32 nochmal angereist.
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Brezelbernd

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw 06.02.-08.02.
« Antwort #2 am: 09. Februar 2020, 03:00:42 »

1. Tag – Klappe, die Zweite!

7:00 Uhr - CAT
Zum Glück wurde der aktuelle Stand des CAT-Tests beim Stromausfall gespeichert, ich musste also nur noch die Rechenaufgaben und die Figurenreihen absolvieren.


7:15 Uhr – MKT (Mechanische Kompetenz Test?)
Direkt im Anschluss kam der MKT.
Euch erwarten Fragen wie „In welche Richtung dreht sich das Zahnrad Nr. 4 wenn ich Zahnrad Nr. 1 im Uhrzeigersinn drehe?“ oder „Mit wie viel Gewicht muss ich das andere Ende der Wippe belasten um sie auszubalancieren?“.
Wenn ihr ein gutes technischen Grundverständnis habt sollte das kein Problem sein. Mir hat mein Ingenieursstudium dabei geholfen, deswegen kann ich da jetzt wenig dazu sagen, wie der Test aus Sicht eines Abiturienten wirkt. Übt Aufgaben zur Hebelwirkung, dazu kamen ein paar Fragen dran.


8:30 Uhr – Fliegertest
Da in meinen Verwendungswünschen ja immer noch der fliegerische Dienst aufgeführt war, musste ich also auch zum Fliegertest. Habe den mal spaßeshalber mitgemacht, obwohl ich mir zu diesem Zeitpunkt eh schon sicher war, dass ich diese Verwendung nicht weiterverfolgen möchte.
Die Tests sind mit dem Ausbildungspark-Buch ganz gut zu trainieren.
Ihr seht einen Pfeil, der sich über den Bildschirm schlängelt und je nachdem ob ein „R“ oder „L“ mit dabei steht müsst ihr die Rechts- oder Linkskurven des Pfeils zählen. 64 Aufgaben in 7 Minuten. Ich bin auf ca 55 Aufgaben gekommen, für die 64 müsst ihr ganz schön flott sein.
Der zweite Teil kommt auch im Ausbildungspark-Buch vor, man muss einen Spielwürfel „im Kopf“ drehen und beantworten in welcher Position er sich nun befindet.
Bsp.: Man bekommt das Bild eines Würfels zu sehen mit dem Text: „Der Würfel wird zwei Mal nach hinten gekippt und drei Mal nach rechts. Die Zahl 3 ist nun oben zu sehen.“ Wahr / Falsch


9:30 Uhr – Interview
So, wochenlang habe ich Selbstgespräche im Badezimmerspiegel geführt, alles nur für diesen Moment. :D

Ich möchte hier auch gar nicht so genau auf den Inhalt eingehen, kann aber ein bisschen Allgemeines darüber schreiben.

Überlegt euch Antworten auf die klassischen Fragen
„Warum wollen Sie zur Bundeswehr“
„Sind Sie sich klar, dass sie im Auslandseinsatz sterben können“
„Wie erklären Sie Ihren Kindern, Ihrem/-r Partner/-in, Ihren Verwandten, dass Sie sich in einem fremden Land einem so hohen Risiko aussetzten wollen?“

Mein Interview begann mit der Frage des Offiziers: „Was denken Sie, was wäre meine erste Frage an Sie?“

Die Offiziere werden nachhaken, werden versuchen euch in unangenehme Situationen zu bringen, behaltet die Ruhe, denkt lieber ein paar Sekunden nach, bevor ihr antwortet.
Lieber ein paar Sekunden Schweigen, als 3 angefangene und wieder abgebrochene Sätze, bei denen ihr nicht wusstet wie ihr sie beenden sollt.

Ich habe mich meiner Meinung nach sehr gut vorbereitet, aber ich wurde auch in so eine Situation gebracht. Nach der dritten „Erklären Sie das doch genauer“-Nachfrage bin ich auch ins Stocken geraten. Wenn die Gedanken dann so durch den Kopf rasen und man gefühlt nichts sinnvolles mehr antworten kann, tief durchatmen, vielleicht nochmal kurz die Sitzposition ändern und dann nochmal versuchen einen klaren Gedanken zu fassen.

Seid euch klar, welche Aufgaben ihr in eurer gewünschten Verwendung habt.
Was ist der Auftrag eurer Wunschverwendung, in welchem Einsatz befindet sich diese Verwendung momentan, was sind eure Aufgaben als Offizier in dieser Verwendung?

Ihr bewerbt euch als Führungskraft. In einer solchen Position wird man durch Untergebene durchaus mal in unangenehme Situationen gebracht. Wie geht ihr damit um?
Junge Offiziere haben bei altgedienten Feldwebeln oftmals ein schlechtes Standing. Wie entschärft ihr diese Situation?

Zu den aktuellen Auslandseinsätzen (Wo sind wir, was machen wir da) wurde ich nicht gefragt, einige meiner Mitbewerber wurden darüber aber quasi ausgequetscht.

Ich weiß gar nicht wie lange das Interview ging, man verliert etwas das Zeitgefühl.
Anschließend wird man kurz rausgeschickt, die Offiziere beraten sich, man wird wieder abgeholt und setzt sich an den Tisch. Das entscheidende Blatt Papier liegt verkehrt herum auf dem Tisch vor einem.
Da setzt der Prüfer mit ernster Miene an: „Ich möchte Sie ja hier nicht unnötigerweise auf die Folter spannen, aaaabeeer ich habe da noch ein paar Fragen.“ Innerlich hätte es mich beinahe vor Spannung zerrissen. Letztendlich waren die Fragen nur, ob ich mich fair behandelt gefühlt habe, usw..
Dann hat er mir endlich das Blatt gegeben: Zwischenbescheid: X Geeignet.

Nach dem bestandenen Interview schwebt man so ein bisschen auf Wolke 7 durch die Gänge.


12:20 – Mathe Test
40 Aufgaben, 80 Minuten Zeit. Klingt so anstrengend wie es ist.
Habe mich am Erfahrungsbericht von Ryuuma orientiert.
Themen sind folgende:
  • Bruchrechnen (multiplizieren/dividieren)
  • Geometrie (Pythagoras, Sin/cos/tan usw.)
  • Potenzfunktionen
  • Integrale (Ableiten/Aufleiten/Stammfunktion bilden
  • e-Funktionen (kamen bei mir nicht dran)
  • log-funktionen
  • Limes (kamen bei mir nicht dran)
  • Vektoren (kamen bei mir nicht dran)
  • Statistik / Stochastik (kam viel dran)

Bruchrechnen, Geometrie, Potenzfunktionen, Integrale, e-Funktionen, Logarithmus, Limes, Sinus- und Cosinussatz, Vektoren und Statistik habe ich noch mal wiederholt. Kurvendiskussionen habe ich auch nochmal gelernt.
War meiner Meinung nach ein bisschen unnötig mich da so stark drauf vorzubereiten.
Bruchrechnen, Geometrie (Fläche eines Kreises sollte man bspw. wissen), Potenzfunktionen, 2 Aufgaben zum Ableiten und eine Aufgabe zum Sinussatz kamen dran.
Auch hat sich eine Aufgabe zur Zinsrechnung mit rein verirrt, das würde ich also an eurer Stelle auch nochmal wiederholen.
Viele Fragen waren meiner Meinung nach eher Logik-Aufgaben, die mit Mathe nicht wirklich was zu tun hatten.


14:15 – Einplanungsvortrag
Durch die Erfahrungsberichte hier im Forum habe ich schon gewusst was uns erwartet. Stimmungstechnisch betrachtet ein Schlag in die Magengrube.

12.000 Bewerber, 6000 Einladungen, 4000 geeignet, 2400 Bedarf.

Stimmung war dann natürlich erstmal bei allen Bewerbern am Boden.

Auch wurde uns für manche Studiengänge Nachfrage und Bedarf aufgezeigt.
Auf Maschinenbau bewerben sich bspw. vier Mal so viele Leute, als wie es Studienplätze gibt, auch die Fallschirmjäger und Gebirgsjäger haben eine ähnlich hohe Nachfrage.

Am Ende des Tages waren wir von 32 Leuten noch 30. Nur 2 Leute haben das Interview nicht bestanden.


15:50 – Treffpunkt zum Museumsbesuch

Als kleine Entschädigung, dass wir ein zweites Mal anreisen mussten, hat unsere PvD eine kleine Entschädigung organisiert.
Wir sind mit dem Bus nach Bonn gefahren und haben das Haus der Geschichte besucht. Wir sind im Rahmen einer Führung durch die Ausstellung gegangen.
War richtig schön gemacht, kann ich nur allen empfehlen, die mal in Bonn oder Umgebung sind. Schaut da rein, ist einen Besuch wert.
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Brezelbernd

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw 06.02.-08.02.
« Antwort #3 am: 09. Februar 2020, 03:09:10 »

2. Tag:
Da wir schon alle restlichen Tests am Vortag absolviert haben, blieb uns nur noch der Sporttest übrig.


6:45 Uhr – BFT / Sporttest:
Generelles Vorwort zum Sporttest: Die Zeiten, die ihr beim Sprint und beim Klimmhang erreicht habt, erfahrt ihr erst beim Einplaner.
Ist natürlich vor allem beim Klimmhang ein bisschen blöd, hätte es da schon gerne gehabt, dass ich während des Klimmhangs meine Zeit sehen kann.
3 Leuten wurde so schlecht, dass sie zwischendurch mal aufs Klo sind, ist aber anscheinend ganz normal. Da wird einer hinterhergeschickt „Schaun Sie mal dass uns der nicht umkippt“ und das wars dann.

Sprint:
Den Ablauf des Pendellaufes werde ich hier nicht mehr erklären, dafür gibt es ja sogar ein offizielles Bundeswehr-Video dazu.
Siehe hier: https://www.youtube.com/watch?v=pkx7grofosE

Ich habe mich darauf vorbereitet, indem ich den Pendellauf in einer Sporthalle geübt habe.
Es ist auf jeden Fall von Vorteil wenn man sich aus dem Vollsprint schon mal auf eine Matte geschmissen hat, da kann man sehr viel Zeit verlieren, bzw. gut machen.
Mit den Händen sollte man sich schon ein bisschen abfangen, sonst jagt es einem sämtliche Luft aus der Lunge, wenn man einen Bauchklatscher drauf macht.
Meine Zeit lag bei 42 Sekunden. Das ergab die Note „gut“. Die 1 gibt’s dann wohl wenn eine „3“ vorne dran steht.


Klimmhang:
Den Ablauf des Klimmhangs könnt ihr euch auch im Video anschauen.

Der Unterschied zum Video ist: Beim Assessment Center dürft ihr kein Magnesium verwenden. Ist natürlich blöd für Leute wie mich, die gerne mal schwitzige Hände bekommen.
Handschuhe dürft ihr auch nicht tragen. Nach 65 Sekunden habe ich leider begonnen abzurutschen. Hat aber trotzdem gereicht für die Bewertung „sehr gut“.

Wenn ihr direkt nach dem Entfernen des Hockers anfangt hin und her zu schwingen, dann darf ein weiterer Bewerber euch kurz „auspendeln“.
Nur kurz an den Füßen berühren um euch in Ruhe zu versetzten. Wenn ihr danach von selbst wieder zu schwingen anfangt liegt das an eurer Bauchmuskulatur und damit müsst ihr dann selbst klarkommen.

Trainiert habe ich das ganze ein bisschen im Fitnessstudio. In den meisten Fitnessstudios gibt’s den so genannten Lat-Pulldown. Habe da quasi die Stange genommen, mich mit den Handflächen nach außen hingehangen und mich dann nach unten sacken lassen. Dadurch kann man auch mal anfangs mit weniger Gewicht als mit dem eigenen Körpergewicht trainieren.

Ob man das Ganze trainieren muss ist die andere Frage, die Minimalanforderung von 5 Sekunden ist wirklich machbar. Ich will ja zur Infanterie und habe gehört man muss da recht gut im Sporttest sein, deswegen wollte ich da kein Risiko eingehen.


Ergometer:
Angstdisziplin. Ich habe mit meinen Zahnstocherbeinen im Fitnessstudio versucht auf dem Ergometer dafür zu trainieren. Im Fitnessstudio habe ich maximal 80 Watt getreten und bin nach genau 6:30 Minuten schweißüberströmt bei 3000 Meter angekommen. Mindestanforderung geschafft dachte ich mir.

Die Ergometer bei der Bundeswehr sind aber ganz anders. Die fahren sich eher wie diese Spinning-Bikes, als wie die normalen Ergometer.

Am Anfang fährt man eine Minute aufwärmen mit 70 Watt. Man hat das Gefühl man tritt gegen Luft.

Danach beginnt das eigentliche 3000 Meter Programm mit standardmäßig 130 Watt. Uns wurde gesagt, bei 130 Watt und 85 Umdrehungen pro Minute erreicht man die 3000 Meter in 6:25 Minuten.

Uns wurde auch gesagt „Schaltet die Watt Zahl nicht zu schnell hoch!“. Vergesst den letzten Hinweis.
Ich bin im Fitnessstudio bei 80 Watt und 85 Umdrehungen pro Minute an meine Leistungsgrenze gekommen, beim BFT bin die ersten 2:30 Minuten mit 300 Watt bei circa 100 Umdrehungen pro Minute gefahren. Sofort nach Beginn des Programms die Wattzahl hochschalten, ich glaube 200 Watt schafft da wirklich jeder. Nach so 2:30 wurden die Beine langsam schwer und ich habe auf 260 Watt herunter geschalten. War nach 3:20 Minuten fertig. Note „sehr gut“.

Die meisten, die länger gebraucht haben, haben hinterher gesagt, dass sie zu spät die Wattzahl erhöht haben. Also keine Angst davor die Wattzahl gleich am Anfang hochzujagen. Ich würde auch nicht versuchen mir Reserven für den „Schlussprint“ aufzuheben.
Von Anfang an 100% und wenn die Beine schwer werden lieber die Wattzahl runter regeln als die Umdrehungen abfallen zu lassen. Das ist eigentlich ein Sprint, kein Ausdauertest.


Danach zum Einplaner:

Danach wurde es ernst. Duschen, Zimmer ausräumen und ab zum Einplaner.
Da bei uns 30 Leute die Offizierseignung bescheinigt bekommen haben war es auch dementsprechend voll im Warteraum.

Zuerst muss man einen ganzen Berg an Dokumenten unterschreiben.
Auskunft aus dem Zentralregister, man muss sich entscheiden ob man sich mit Widerruf verpflichtet oder ohne, aktuelle Kontaktdaten angeben, usw..
Der Einplaner vom Einplanungsvortrag hat uns noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass uns kein Nachteil bei einer Verpflichtung mit Widerruf entsteht. Wir sollten dieses Angebot doch auch bitte annehmen.

Einige von uns mussten noch zur Studienberatung, mir ist dieser Weg erspart geblieben.

Nach circa 45 Minuten Wartezeit wurde ich dann aufgerufen. Der Einplaner gibt einem dann einen kurzen Überblick über die Tests, die man absolviert hat. Da auch alles andere soweit gepasst hat konnte er mir quasi Sofortzusagen für alle meine Wünsche anbieten, ich kann es mir aussuchen wo ich hin will und was ich studieren möchte.

Allerdings hat er mir noch mit auf den Weg gegeben, dass er persönlich es für schwierig hält, einen technischen Studiengang zu studieren und dann als Offizier zur Infanterie zu gehen. Wenn ich in einem technischen Bereich der Bundeswehr eingesetzt werden würden (Instandhaltung, etc.), dann könnte ich nach Abschluss meiner 13 Jahre wenigstens vorweisen, dass ich nach meinem Studium in einem Feld gearbeitet habe, das ansatzweiße etwas mit dem Gelernten zu tun hat.

Er hat dann aber betont, dass er mir keine Steine in den Weg legen will, wenn das meine Wunschverwendung wäre, aber dass er mir den Gedanken nur noch mal mit auf den Weg geben will.

Bin jetzt verplant als Gebirgsjäger, starte voraussichtlich am 01.07. in Bischofswiesen meine Grundausbildung und werde wahrscheinlich Technische Informatik und Kommunikationstechnik in München studieren. Kann das Ganze aber in den nächsten Wochen auch noch ändern. Muss mir da in den nächsten Tagen nochmal intensiv Gedanken dazu machen.

Könnte mir ja gerne mal eure Meinung dazu geben wie ihr das seht, wenn man mit einem technischen Studiengang zur Infanterie geht.

Ach ja, falls es jemanden interessiert: Offiziersanwärter ohne Studium werden tatsächlich noch eingestellt. Die Planstellen für 2020 belaufen sich auf 1 (In Worten: Einen) Platz.

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IcemanLw

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw 06.02.-08.02.
« Antwort #4 am: 09. Februar 2020, 09:20:12 »

Ja da hat der Einplaner recht, mit der Verwendung bist du in dem Studiengang wirklich ein Unikat.
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Kronen erbt man, Königreiche muss man sich verdienen

Pharao

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Antw:Erfahrungsbericht ACFüKrBw 06.02.-08.02.
« Antwort #5 am: 09. Februar 2020, 16:23:40 »

Allerdings hat er mir noch mit auf den Weg gegeben, dass er persönlich es für schwierig hält, einen technischen Studiengang zu studieren und dann als Offizier zur Infanterie zu gehen. Wenn ich in einem technischen Bereich der Bundeswehr eingesetzt werden würden (Instandhaltung, etc.), dann könnte ich nach Abschluss meiner 13 Jahre wenigstens vorweisen, dass ich nach meinem Studium in einem Feld gearbeitet habe, das ansatzweiße etwas mit dem Gelernten zu tun hat.

Nicht ganz richtig was er da erzählt. Wie soll er den zivilen MINT-Arbeitsmarkt einschätzen können? Der Kamerad ist ja "nur" Personaler in der Bundeswehr.
Ja, es sieht besser auf dem Lebenslauf aus. Aber auch der Instandsetzungsoffizier, schiffstechnischer Offizier oder luftfahrttechnischer Offizier machen nicht die "klassischen Ingenieuraufgaben", der Offiziersberuf ist halt von Organisations- und Koordinierungsaufgaben sowie Papierkrieg mit und gegen die Bundeswehr geprägt.
Wenn man nicht grade vom Heeresflieger-TO direkt zu Eurocopter wechselt, dann bringt eine technische Verwendung nicht unbedingt was.
Wichtiger ist, dass man grob weiß, in welche Richtung man auf dem zivilen Arbeitsmarkt will und entsprechend während der Dienstzeit bzw. in der BFD-Zeit Maßnahmen ergreift. Das ist aber für dich weit in der Zukunft, da kann sich vieles ändern.
Ich studiere z.B. etwas Technisches und bin für die grüne Truppe eingeplant. Für mich persönlich perfekt, da ich in der Dienstzeit etwas "Draußen" mache und halt nicht zu 100% Schreibtischtäter bin und dann nach der Dienstzeit in ein gutes ziviles Arbeitsverhältnis wechseln kann.
Es ist ja nicht zuletzt im bestem Interesse des Einplaners, und dem der Bundeswehr, die technischen Stellen vollzukriegen, die irgendwo bei 40-60% Besetzung liegen, wohingegen die beliebten Truppengattungen in der Infanterie bzw. Panzertruppen regelmäßig über 100% Besetzung liegen.
Das liegt daran dass viele aus dem technischen Studium rausfliegen, sich rauskaufen lassen oder sonst was und dementsprechend wenige Leute auf den Dienstposten landen. Bei Truppengattungen wie z.B. den Fallschirmjägern haben sie kaum Probleme, Leute im letzten Studienjahr dahinwechseln zu lassen.
Mein Tipp ist, insbesondere für das Heer, wo Studium und Verwendung unabhängig voneinander sind, auch unabhängig voneinander zu entscheiden. (Man kann auch als Sportwissenschaftler, Pädagoge oder BWLer zur Instandsetzungstruppe. Obs Sinn macht oder nicht, ist der Bundeswehr anscheinend egal)

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dunstig

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« Antwort #6 am: 09. Februar 2020, 18:04:47 »

Nicht ganz richtig was er da erzählt. Wie soll er den zivilen MINT-Arbeitsmarkt einschätzen können? Der Kamerad ist ja "nur" Personaler in der Bundeswehr.
Ja, es sieht besser auf dem Lebenslauf aus. Aber auch der Instandsetzungsoffizier, schiffstechnischer Offizier oder luftfahrttechnischer Offizier machen nicht die "klassischen Ingenieuraufgaben", der Offiziersberuf ist halt von Organisations- und Koordinierungsaufgaben sowie Papierkrieg mit und gegen die Bundeswehr geprägt.
Naja so pauschal stimmt das definitiv nicht. Insbesondere nicht bei der Luftwaffe. Die eine Hälfte ist nach dem Studium direkt bei den zivilen Herstellern eingesetzt, arbeitet quasi in der Industrie als Ingenieur und die andere Hälfte ist direkt mit dem Flugbetrieb in Kontakt. Und spätestens seitdem sich das Prüf- und Zulassungswesen immer mehr dem Zivilen angleicht, kann man sich auch während der Dienstzeit gutes fachliches Wissen aneignen, auf dem sich sehr gut im Zivilen aufbauen lässt. Nicht umsonst sind alle Ingenieure der Lw, die ich bisher hab gehen sehen, sehr gut untergekommen. Meist mit ähnlichem Aufgaben- und Verantwortungsbereich wie während der Zeit bei der Bundeswehr.

Und gerade im Süden der Republik ist der MINT Arbeitsmarkt hervorragend. Ein gewisser technischer Bezug während der Dienstzeit wird dabei (halbwegs gut verkauft) als entsprechende Berufserfahrung anerkannt und macht sich gehaltsmäßig extrem bemerkbar. Auf BFD Maßnahmen war da bisher kein einziger angewiesen, um (mehr als passabel) unterzukommen.

(...) sich rauskaufen lassen (...)
Das höre ich immer wieder. In meinen 10 Jahren im technischen Bereich habe ich bisher keinen einzigen Fall mitbekommen. Dies daher als Grund für unbesetzte Dienstposten zu bezeichnen, scheint daher doch ein wenig weit her geholt. ;)

Mein Tipp ist, insbesondere für das Heer, wo Studium und Verwendung unabhängig voneinander sind, auch unabhängig voneinander zu entscheiden. (Man kann auch als Sportwissenschaftler, Pädagoge oder BWLer zur Instandsetzungstruppe. Obs Sinn macht oder nicht, ist der Bundeswehr anscheinend egal)
Das ist etwas, was ich bis heute nicht verstehen kann beim Heer. Irgendwer wird sich schon was dabei gedacht haben. Aber auf den fachtechnischen Tagungen merkt man hier bisweilen schon einen qualitativen Unterschied zwischen Heer und Lw/Marine, der meiner Meinung nach unter anderem auch hierin begründet liegt.
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"Ich stehe vor der Bundeswehr, zu der ich seit 22 Jahren auch "meine Armee" sagen kann. Und bin froh, weil ich zu dieser Armee und zu den Menschen, die hier dienen, aus vollem Herzen sagen kann: Diese Bundeswehr ist keine Begrenzung der Freiheit, sie ist eine Stütze unserer Freiheit." Joachim Gauck

Ralf

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« Antwort #7 am: 09. Februar 2020, 19:32:27 »

Wir (Luftwaffe) haben da schon Schwierigkeiten, die Studienbindung weiterhin durchzusetzen. Liegt zum einen daran, dass immer weniger Bewerber gerne MINT studieren wollen und zum anderen, dass halt recht viele das Ziel nicht schaffen. Junge Menschen, die zum ersten Mal Geld verdienen, auf einmal selbstbestimmt ihren Alltag regeln können (und keine Dienstpläne mehr haben wie in der OSH oder OSLw) und oftmals nach dem Motto leben: wird schon, wenn nicht in der ersten, dann in der zweiten Prüfung. Diesen Ernst an den Tag zu legen, muss man auch erst lernen, dann ist es irgendwann zu spät.
Gleichwohl soll die Studienbindung weiterhin erhalten bleiben, du hast das ja auch vorteilhaft beschrieben. Muss man aber mit einer Unterdeckung erkaufen, weil nicht so viele durchkommen. Von daher kann ich das subjektiv unterschreiben, dass ich es als nur zweitbeste Möglichkeit sehe, die kostenbaren MINT-Studenten später fern ab des Studium eingesetzt zu sehen.
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nuadu12

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« Antwort #8 am: 10. Februar 2020, 12:56:36 »

Ach ja, falls es jemanden interessiert: Offiziersanwärter ohne Studium werden tatsächlich noch eingestellt. Die Planstellen für 2020 belaufen sich auf 1 (In Worten: Einen) Platz.

das ist so nicht korrekt, 5% aller Offz Stellen sind Offz ohne Studium, diese werden eventuell noch auf 10% angehoben.
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dunstig

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« Antwort #9 am: 10. Februar 2020, 13:04:55 »

Wir (Luftwaffe) haben da schon Schwierigkeiten, die Studienbindung weiterhin durchzusetzen. Liegt zum einen daran, dass immer weniger Bewerber gerne MINT studieren wollen und zum anderen, dass halt recht viele das Ziel nicht schaffen. Junge Menschen, die zum ersten Mal Geld verdienen, auf einmal selbstbestimmt ihren Alltag regeln können (und keine Dienstpläne mehr haben wie in der OSH oder OSLw) und oftmals nach dem Motto leben: wird schon, wenn nicht in der ersten, dann in der zweiten Prüfung. Diesen Ernst an den Tag zu legen, muss man auch erst lernen, dann ist es irgendwann zu spät.
Gleichwohl soll die Studienbindung weiterhin erhalten bleiben, du hast das ja auch vorteilhaft beschrieben. Muss man aber mit einer Unterdeckung erkaufen, weil nicht so viele durchkommen. Von daher kann ich das subjektiv unterschreiben, dass ich es als nur zweitbeste Möglichkeit sehe, die kostenbaren MINT-Studenten später fern ab des Studium eingesetzt zu sehen.
Erneut Danke für diese Einblicke Ralf. Insbesondere diesen Teil sehe ich sehr ähnlich, auch wenn ich es durchaus als attraktive Möglichkeit sehe, als "Techniker" auch Verwendungen fernab des Studiums wahrzunehmen. Daher empfinde ich den derzeitigen Weg als guten Kompromiss. Was man aber keinesfalls beginnen sollte, ist Nichttechniker in technische Verwendungen zu schicken wie es Pharao ja für das Heer skizziert hat. Dann lieber die Dienstposten gänzlich unbesetzt lassen.
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Brezelbernd

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« Antwort #10 am: 11. Februar 2020, 19:26:00 »

das ist so nicht korrekt, 5% aller Offz Stellen sind Offz ohne Studium, diese werden eventuell noch auf 10% angehoben.

Oh. Das hat mir nur der Einplaner so erzählt. Ich schreibe nämlich momentan an meiner Bachelorarbeit, wäre also nicht wirklich auf das Bundeswehr-Studium angewiesen, um nach den 13 Jahren einen akademischen Abschluss vorweisen zu können und habe das dem Einplaner auch so gesagt. Er meinte daraufhin, dass er mich für die Offizierslaufbahn ohne Studium nur auf die Warteliste setzen könnte, da es nur eine freie Stelle gibt. Eventuell stellen sie auch gar keinen ein.
Vielleicht haben wir da aber auch irgendwie aneinander vorbei geredet und die eine freie Stelle bezieht sich auf etwas anderes, oder aber die Offizierstellen ohne Studium werden bundeswehr-intern vergeben.
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Brezelbernd

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« Antwort #11 am: 11. Februar 2020, 19:28:36 »

Ja da hat der Einplaner recht, mit der Verwendung bist du in dem Studiengang wirklich ein Unikat.

Was wäre denn so ein "Standard"-Studiengang für einen Offizier der grünen Truppe?
Weil letztendlich ist man ja immer etwas fachfremd tätig, wenn man in der Infanterie tätig ist, oder?
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dunstig

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« Antwort #12 am: 11. Februar 2020, 19:35:48 »

Klassisch wäre ein sozial- bzw. geisteswissenschaftlicher Studiengang.
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holla_die_waldfee

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« Antwort #13 am: 11. Februar 2020, 19:45:35 »




Das ist etwas, was ich bis heute nicht verstehen kann beim Heer. Irgendwer wird sich schon was dabei gedacht haben.

Bestimmt auch derjenige der einen Diplom-Pädagogen zum Chief Digital Officer des Heeres gemacht hat...
Die Erfolgsmeldungen im Bereich TaktKomm für VJTF bzw. das Projekt D-LBO sprechen ja für sich.
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Brezelbernd

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« Antwort #14 am: 11. Februar 2020, 19:59:05 »

[...] Liegt zum einen daran, dass immer weniger Bewerber gerne MINT studieren wollen und zum anderen, dass halt recht viele das Ziel nicht schaffen. [...]

Die Zahlen, die uns während des Einplanungsvortrags am Assessment Center präsentiert wurden, waren da recht eindeutig. Die meisten technischen Studiengänge (Maschinenbau, Luft- und Raumfahrttechnik,...) stehen auf den Bewerberbögen ganz weit oben, das Interesse an den MINT Studiengängen ist schon da, es wird dann wahrscheinlich eher daran liegen, dass diese Studiengänge wohl eine hohe Abbrecherquote haben.


[...] Von daher kann ich das subjektiv unterschreiben, dass ich es als nur zweitbeste Möglichkeit sehe, die kostenbaren MINT-Studenten später fern ab des Studium eingesetzt zu sehen.

Aus Sicht der Bundeswehr (und wahrscheinlich auch aus meiner Sicht) ist diese Situation wahrscheinlich wirklich nicht optimal, das kann ich verstehen, dass es da "sinnvollere" Verwendungen für mich gibt.
Da ich meine Stärken aber im technischen sehe kommt für mich eigentlich keine andere Studienrichtung infrage. Und die Verwendung "Infanterie" ist einer der Hauptgründe für meine Bewerbung bei der Bundeswehr.
Da ich auch keinen technischen Studiengang entdeckt habe, der sich auch nur ansatzweise mit meinen Verwendungswünschen gedeckt hat dachte ich mir, dass ich mich dann einfach nach meinen Interessen richte und TIKT wähle. Studiengang Wehrtechnik wäre ja wahrscheinlich noch die beste Lösung für einen Offizier der Infanterie (und würde mich auch interessieren), aber der ist ja nur in Verbindung mit dem gehobenen technischen Dienst möglich.
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