Die Quellen sind nicht veraltet.
Sind die aktuellen Planungsdokumente BMVg öffenlich und kommentiert u.a. von Published: 23 September 2020 von Martin Sebaldt und Bartels 2020.
Anfang Kramp-Karrenbauer 2019:
Unsere Soldatinnen und Soldaten sollen Tag für Tag erleben, wie die Lücken bei Material und Ausrüstung endlich geschlossen werden: dass sie das bestmögliche Gerät, die bestmögliche Ausrüstung, die modernste persönliche Ausstattung nicht nur im Einsatz, nicht nur bei großen Übungen, sondern schon für die tägliche Ausbildung haben, dass wir genügend Flugstunden, einsatzklare Schiffe und gefechtsbereite Panzer haben, dass die Munitionslager voll sind, die Ersatzteile schnell ankommen, auch in der Fläche. Unsere Soldatinnen und Soldaten sollen das Gerät beherrschen, das sie im Einsatz nutzen. Wenn jeder Soldat das Gerät hat, das er für seine Aufgabe braucht – und ich betone: in seiner Einheit und nicht auf Leihschein [sic!] –, dann ist die Bundeswehr wirklich auch ein attraktiver Arbeitgeber, und daran arbeiten wir (Kramp-Karrenbauer 2019, S. 5). Ende Kramp-Karrenbauer 2019:
Mit dieser kurzen und zugegebenermaßen ungeschönten Zustandsbeschreibung ließ es die Ministerin dann aber auch bewenden, wobei gerade der letzte Satz doppelt entlarvend ist. Denn zum einen wird hier nun auch öffentlich auf die dramatischen Materialengpässe hingewiesen: Eine Truppe, die auf „Leihschein“ arbeitet, ist weder einsatzbereit noch steht sie für eine Trendwende Material. Zum anderen wird die Bundeswehr wieder nur als „attraktiver Arbeitgeber“ begriffen, was eine langjährige, fatale perspektivische Engführung fortschreibt (Sebaldt 2017, S. 58): Streitkräfte dürfen nicht primär als Arbeitgeber begriffen werden, sondern sind der bewaffnete Arm unserer Demokratie, dessen Effektivität sich gerade im Kriegsfall erweisen muss – also in einem Szenario mit auf Einsatzstärke angewachsenen Großverbänden, die ein Mehrfaches der jetzigen Präsenzstärke ausmachen und einsatzbedingt ein Vielfaches an Materialbedarf geltend machen werden. Das ist der eigentliche militärische Planungshorizont, und das hat die Ministerin offensichtlich nicht im Blick.
Anfang Bartels:
Aber selbst für die zahlenmäßig begrenzten Präsenzverbände ist sein Gesamturteil ernüchternd: „Es gibt seit Jahren keine wesentlichen nachhaltigen Verbesserungen“ (Bartels 2020, S. 43). Und er setzt verbittert hinzu:
Alles geht zu schleppend voran. 2031 ist die offizielle Zielmarke für die Vollausstattung, festgelegt im sogenannten Fähigkeitsprofil der Bundeswehr. 2023 soll allerdings gerade einmal eine Brigade des Heeres (von bisher siebeneinhalb) voll ausgerüstet sein, 2027 eine ganze Division (drei Brigaden), 2031 dann drei Divisionen. Doch von diesen Zielen rückt das Verteidigungsministerium schon wieder ab, weil sie heute offenbar weder materiell noch personell noch finanziell als vollständig realisierbar erscheinen. Jetzt ist die Rede von einer personell teilweise gekaderten, das hieße mit Reservisten aufzufüllenden dritten Division und von Zeitverzug bei der materiellen Vollausstattung (Bartels 2020, S. 43).
„Und wieso braucht es sieben Jahre, um 100 alte Kampfpanzer auf den modernsten Stand hochzurüsten, wenn zur selben Zeit die gleiche Industrie in zwei Jahren 50 nagelneue Kampfpanzer für eine andere Nation bauen kann?“ (Bartels 2020, S. 43).Ende Bartels