Also na dann fang ich mal an:
Mein Opa väterlicherseits ging 1930 in die Reichswehr. Er wurde auch als Unteroffiziersanwärter genommen, dieser Umstand ist insofern wichtig, da damals die gesamte Reichswehr nur 100.000 Mann haben durfte (Versailler Vertrag/-Diktat); später hat mein Opa jedenfalls immer gesagt, dass sich die Angehörigen des "100.000 Mann Heers" niemals an illegalen Aktionen a la SD usw. beteiligt hätten. Jedenfalls war er 1937 bereits zeitweise Kompaniefeldwebel und lernte Rekruten u.a. das Schiessen mit dem Karabiner Kar98k (hatte mit dem Karabiner die silberne Schützenschnur geschossen und später einen internen Wettkampf gewonnen. Der Preis: einen 15 cm hohen originalgetreuen Soldaten mit aufgesetztem Stahlhelm, Tornister, umgeschnallter Gasmaske, Brotbeutel, Bajonett, der den Kar98k im Anschlag hält und auf einem Marmorsockel steht, hat nun, nach dem Tod meines Opas einen Ehrenplatz in meinem Zimmer gefunden.)und das später vielbeschworene "anständig sein". Er stand auch mehrmals Wache in und um Berlin. (niemals konnte er es verstehen, dass Hitler das Wachbataillon insofern ausser Dienst stellte, dass er der "Leibstandarte Adolf Hitler" der SS den protekollarischen Dienst übertrug.) 1939 marschierte er in Berlin am 20. April 1939 (Adolf Hitlers 50. Geburtstag) mit "seinem" Zug am "Führer" bei der riesigen Geburtstagsparade vorbei. Er hat den Polenfeldzug mitgemacht (EK II), war Anfangs in Belgien und Holland. In Rußland (EK I + "Spiegelei") ist er bis kurz vor Moskau gekommen. Glücklicherweise (stellte sich erst hinterher heraus!) wurde er dort in den Oberschenkel getroffen (Verwundetenabzeichen Bronze) und kam mit einem Sani-Konvoi, der mehrfach von den Russen gezielt unter Feuer genommen worden ist (trotz gut sichtbarer Rot-Kreuz Beschriftung), wobei viele Schwerverletzte getötet wurden nur mit viel Glück in ein Feldlazarett. Die Überlebenden (darunter mein Opa) haben wohl nur überlebt, weil sie sich hinter den toten Kameraden verschanzt hatten. Später kam mein Opa dann nach Frankreich als Haupfeldwebel "auf Schreibstube", wie es hieß. Da, wo es eigentlich ruhig sein sollte. Später wurde ihm bei dem Rückzug (wohl eher Flucht) vor den amerikanischen Invasionstruppen von einer Granate das rechte Bein bis zum Oberschenkel zerfetzt. Mit letzter Kraft konnte er sich selbst das Bein notdürftig abbinden und mit dem Karabiner (Leute auf Stube bekamen noch keine MP!) in ein Gebüsch kriechen, wo er dann von den Pionieren, die die letzten intakten Brücken sprengen sollten, zufälligerweise gefunden wurde. Für sein verlorenes Bein bekam er dann ein vergoldetes Stück Blech: das goldene Verwundetenabzeichen. Tja, kein Wunder dass mein Opa zwar später von der Disziplin der Truppe schwärmte, den Krieg aber verdammte und auch seine Orden wegschmiss.
Mein Opa mütterlicherseits war "nur" ganz normaler Obergefreiter als Luftwaffenhelfer im FLAK-Dienst in Frankreich. Als beste Entscheidung seines Lebens bezeichnet er auch noch heute die Ausschlagung des Angebotes im Winter des Jahres 1941 sofort Uffz. zu werden, wenn er sich freiwillig an die Ostfront versetzen lasse. Stattdessen blieb er bis zum Ende des Krieges nur Obergefreiter, aber lebendiger Obergefreiter und nicht toter Uffz! So das war die Geschichte meiner Opas.