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Spiegel online: Deutsche Soldaten zweifeln am Partnering-System

Begonnen von StOPfr, 21. Februar 2011, 18:27:37

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StOPfr

Zitat von: schlammtreiber am 23. Februar 2011, 10:22:10
...Bis das Problem gelöst ist, werden wir eventuell nicht mehr dort sein...
...und vermutlich nicht einmal mehr leben (da bin ich also etwas pessimistischer). 
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snake99

#16
Der Vorfall von letzter Woche hat mich persönlich nur bedingt überrascht. Es war abzusehen, dass irgendein Depp der ANA irgendwann mal durchdreht.

Viel schlimmer stufe ich gerade die Gefühle der Kameraden ein, die aktuell mit den ANA Leuten Dienst tun. Normalerweise ist ein Feldlager für jeden Soldaten im Einsatz die "letzte Schutzzone". Hier kann man ein wenig abschalten und zur Ruhe kommen, doch wenn man nun den Feind schon im eigenen Lager vermuten muss, stresst dieses unwahrscheinlich. Verlässt man das sichere Feldlager, ist in der Regel jeder Soldat sehr angespannt. Wenn diese mentale Anspannung nun auch im Feldlager herrscht, sollte die Bw schnellstens die Kapazitäten im BwK Hamburg erhöhen ... was ich damit meine, sollten die Insider verstehen ;)

Mein Vorschlag:
Klare räumliche Trennung der Bw und ANA Soldaten. Nur zu Ausbildungsvorhaben sollten die ANA Soldaten die Bw Liegenschaften betreten dürfen. Noch bessere Lösung, die Ausbildung findet nur noch in ANA Lagern statt. Sofern dies nicht überall lösbar ist, sollte es, rein präventiv, ab sofort ANA Soldaten verboten werden, die Unterkunfts- und Aufenthaltsbereiche der Bw betreten zu dürfen.

Ich weis nicht wie ihr es seht, doch würde der Dienstherr von mir verlangen, dass ich nach diesem schrecklichen Vorfall mit ANA Soldaten ein Feldlager teile, würde ich auch auf die Barrikaden gehen. Vertrauen ist gut, doch Kontrolle und Prävention ist besser ... vor allem wenn es womöglich um das Leben meiner eigenen Kameraden geht!

Spontan fällt mir da der Vorfall des 7.6.2003 ein ... bis dato hatte die Bw darauf verzichtet die Soldaten in gepanzerten Fahrzeugen zum KIA zu transportieren. Das Vertrauen der Bw gegenüber der Afghanen sollte gestärkt werden. Erst nachdem es zu dem Anschlag auf den Bus gekommen ist, wurden gepanzerte Fahrzeuge eingesetzt. Der Preis für den gewährten Vertrauensvorschuss war jedoch sehr hoch ... 3 tote Kameraden und zahlreiche Schwerverletzte! Von den Langzeitfolgen der Verletzten will ich gar nicht anfangen ... noch heute, fast 8 Jahre nach dem Anschlag überstehen die betroffenen Kameraden (z.B. HF a.D. Frank Dornseif) den Tag nur durch die Einnahme von straken Medikamenten, die "den Film" im Kopf erträglich machen sollen.

Ich könnte keinem ANA Soldaten vertrauen. Nach dem Vorfall von Freitag erst Recht nicht mehr. Die ANA ist in meinen Augen keine Armee, sondern eine Organisation, wo alle jungen Afghanen stranden, die bisher keinen Platz bei einem Warlord und dessen Privatarmee gefunden haben. Nach Presseberichten soll in der ANA ein sehr hohe Fluktuation herrschen, da die ANA nur sehr schlecht besoldet und der Sold sehr häufig beim Vorgesetzten in der Tasche landet statt beim Soldaten.

Da die Masse der Afghanen einen täglichen Überlebenskampf führen, würde ich mich wahrscheinlich auch nur demjenigen anschließen, der mir das meiste Geld bietet ... und wenn mein Geldgeber Taliban heißt ...

Letztendlich wollen die Afghanen alle nur überleben, doch dazu sollten die Regierungen der Truppensteller alles unternehmen, die erbärmliche Korruption in AFG endlich abzustellen. Diese ist meiner Ansicht nach die Ursache für Vorfälle wie z.B. am vergangenen Freitag ....
,,Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!" John F. Kennedy

miguhamburg1

Mit Vielem einverstanden, lieber Snake, was Sie schreiben. Doch stehen der Realisierung einige hard facts so im Wege, dass nichts daraus wird.

Gemäß UNO-Resolution sind die alliierten Truppen und die sie stellenden Staaten in AFG, um der dortigen (Zentral-) Regierung zu helfen, das Land so zu stabilisieren, dass es dort einen Mindeststandard im öffentlichen Leben sowie Frieden gibt. Da die Vertreter dieser AFG-Regierung - allen voran Präsident Karsai - selbst in die Stammes- und Kooruptionsklüngel involviert sind, lässt sich allein in Bezug auf diese beiden Fragen kaum eine Lösung in Ihrem Sinne finden.

Wir werden wohl mit anderen interessierten Personen schnell zu einer übereinstimmenden Beurteilungen der Stammesfürsten (vulgo: Warlords) gelangen. Aber, was hilft es uns weiter, wenn diese Personen eine, wenn nicht die entscheidende Rolle in der Fläche des Landes spielen. Soll hier stabilisiert werden, dann werden die Truppen und NGO's nicht umhinkommen, mit diesen zu kooperieren.

Und dass die weitaus größten Teile der AFG Bevölkerung so arm sind, dass sie nach allem greifen, was ihnen ein einigermaßen erträgliches (Familien) Auskommen ermöglicht, dürfte doch allein mit gesundem Menschenverstand zu erfassen sein. Und wenn dieses Auskommen durch Drogenanbau, Korruption oder Söldnerschaft, die schnell gewechselt werden kann, erzielt wird, dann liegt es einmal sicher daran, dass dieses Land einfach zutiefst geschunden ist, zum anderen daran, dass Viele über Jahrzehnte hinweg nie etwas anderes kennengelernt haben und dass das Informationszeitalter unserer Prägung eben dort fast im Mittelalterstatus stehen geblieben ist.

Und genau wegen dieser Fragen hätte es - ich hatte es zu einem früheren Zeitpunkt hier bereits angemerkt, ernsthafte Diskussionen quer durch Politik und Gesellschaft erfolgen müssen, bevor der Bundestag über ein Mandat für den Bw-Einsatz erstmals abstimmte. Doch dieser Zeitpunkt ist vorbei.

Andi

Zitat von: snake99 am 23. Februar 2011, 15:59:20
Ich weis nicht wie ihr es seht, doch würde der Dienstherr von mir verlangen, dass ich nach diesem schrecklichen Vorfall mit ANA Soldaten ein Feldlager teile, würde ich auch auf die Barrikaden gehen.

Und genau darauf bezieht sich meine Aussage: Es ist der ganz simple Auftrag eines Soldaten dieses Risiko auf sich zu nehmen und es gehört schlicht dazu.
Es gibt in diesem Land offenbar immer noch einige bei denen noch nicht angekommen ist, dass wir in Afghanistan nicht mit Förmchen spielen. Deutsche Offiziere Und Unteroffiziere entscheiden vor Ort mit ihrer Lagebeurteilung unmittelbar über Leben und Tod ihrer Leute. Ständiges Risiko sind Lokals in den Camps, ständiges Risiko sind die Kameraden der ANP und der ANA mit denen man zusammen kämpft. Dieses Risiko ist keine Frage von Diskussionen oder von "auf die Barrikaden gehen" - es ist schlicht da und Teil des militärischen Auftrags. Ich denke manche müssen sich einfach wieder ins Gedächtnis rufen, dass das ausführen eines Befehls beinhalten kann, tödliche Risiken auf sich zu nehmen - sonst könnten wir auch das THW schicken!

@Army Strong:
Wenn du das für einen "blöden Spruch" hältst kann ich dir leider nicht helfen. Ich bete jeden Tag, dass meine Leute - körperlich und geistig - unversehrt wiederkommen und jeden Tag kann auch ich den Marschbefehl nach Afghanistan bekommen. Wie bereitet man seine Leute und sich darauf am besten vor? Mit Ehrlichkeit und vernünftiger Ausbildung!
Aber sicherlich nicht mit einer Einstellung à la: "Da passiert schon nichts und wenns gefährlich wird fahren wir halt wieder ins Camp oder "gehen auf die Barrikaden"."

Gruß Andi
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snake99

#19
Zitat von: Andi am 23. Februar 2011, 16:55:09
Und genau darauf bezieht sich meine Aussage: Es ist der ganz simple Auftrag eines Soldaten dieses Risiko auf sich zu nehmen und es gehört schlicht dazu.

Vollkommen d'accord, doch in Anbetracht der Erfahrungen, die wir in AFG reichlich gesammelt haben, sollte es nach wie vor der primäre Auftrag eines jeden militärischen Führers sein, seine ihm anvertrauten Soldaten stets heil und gesund wieder nach Hause zu bringen.

Mir wurde in meiner bisherigen Ausbildung zum militärischen Führer stets gelehrt, dass das Leib und Leben meiner anvertrauten Soldaten nur im absoluten Ausnahmefall vorsätzlich gefährdet werden darf. Wo es auch nur geht, hat die körperliche Unversehrtheit stets Vorrang, da von dieser Schlagkraft und Moral der ganzen Truppe erheblich abhängig ist.  

Aufträge, die vorsätzlich das Leben eines Soldaten besonders gefährden, sind äußerst detailliert nach Sinn und Zweck zu prüfen.
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miguhamburg1

Ja, und genau dieser Sinn und Zweck ergibt sich aus der UN-Resulution und demzufolge in deren militärischer Umsetzung durch  ISAF....


Andi

Zitat von: snake99 am 23. Februar 2011, 17:26:06
Vollkommen d'accord, doch in Anbetracht der Erfahrungen, die wir in AFG reichlich gesammelt haben, sollte es zusätzlich nach wie vor Auftrag eines jeden militärischen Führers sein, seine ihm anvertrauten Soldaten stets heil und gesund wieder nach Hause zu bringen.

Das ist wünschenswert, kann aber nicht Hauptaugenmerk sein, denn dann wäre die Bundeswehr militärisch handlungsunfähig. Viel wichtiger ist es den Soldaten klar zu machen, was im Fall des Falles für ihre Rettung unternommen wird und wie es um die sanitätsdienstliche Versorgung steht. Da hat die Bundeswehr beispielsweise beim Karfreitagsgefecht an sich die Moral der Truppe vor Ort zu Grabe getragen!
Ansonsten kann ich als militärischer Führer nur gut ausbilden, ein möglichst klares lagebild nach unten weitergeben und versuchen Vertrauen aufzubauen und zu erhalten.
Es kann und darf aber nicht das Ziel sein militärisch notwendige Aufträge halbherzig oder gar nicht anzugehen, aus Angst vor Verlusten - die gehören leider dazu!

Zitat von: snake99 am 23. Februar 2011, 17:26:06
Mir wurde in meiner bisherigen Ausbildung zum militärischen Führer stets gelehrt, dass das Leib und Leben meiner anvertrauten Soldaten nur im absoluten Ausnahmefall vorsätzlich gefährdet werden darf.

In Afghanistan ist dieser Ausnahmefall rund um die Uhr gegeben. Und glaub mir, als militärischer Führer fühlt man sich nicht wohl dabei, wenn man gegenrechnet welche Handlungsoption die wenigsten Verluste bedeutet, man aber mit Verlusten kalkulieren muss. Bestes beispiel aus Afghanistan: verdächtiges abgestelltes Kfz am Straßenrand, weiträumiges Umfahren nicht möglich, Marsch muss fortgesetzt werden, schneller Durchbruch zu riskant, also einen Mann absitzen lassen der das Fahrzeug untersucht. Im schlimmsten Fall ist der tot, der Rest kann aber den Auftrag weiter fortführen.

Und je mehr uns der infanteristische Kampf aufgezwungen wird und wir ihn annehmen, desto mehr entsprechende Entscheidungen sind zu treffen, Sturmangriffe, Orts- und Häuerkampf, vorgehen gegen MG-Nester usw.

Gruß Andi
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snake99

Ich verstehe was du meinst Andi.

Militärischer Führer zu sein mag zwar im friedlichen Inlandsdienst "schick" sein, doch im Einsatz kann diese Führerposition auch mit einer menge harter Entscheidungen verbunden sein, die es u.U. im Nachhinein sehr schwer machen, sich selber danach noch im Spiegel anzuschauen, wenn was schief gelaufen ist.

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schlammtreiber

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miguhamburg1

Im Übrigen, lieber Snake würde Ihre Interpretation auch im Ausbildungsdienst fast täglich Gesundheit und Leben Unterstellter vorsätzlich zu gefährden: Beim Nacht-O-Marsch, Schießen, Schanzen...

snake99

Also ich finde der Vergleich zwischen Ausbildungsbetrieb und Einsatzsituationen hinkt ...
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Andi

Zitat von: snake99 am 24. Februar 2011, 10:11:01
Also ich finde der Vergleich zwischen Ausbildungsbetrieb und Einsatzsituationen hinkt ...

Nein, denn um für den Einsatz vorbereitet zu sein muss man realistisch üben - das ist auch so etwas, was in viele Köpfe der Generation "Bürostuhlakrobat" nicht reingeht. Sicherheitsbestimmungen sind wichtig, allerdings wird man da mehr und mehr Kompromisse eingehen müssen. Klassische Ausbildungen, wie bespielsweise das Überschießen mit MG und Handwaffen finden ja schon lange nicht mehr statt, sind aber elementar, wenn ich nicht will, dass sich meine Leute im Gefecht erst mal mit sich selbst beschäftigen.
Schweiß spart Blut!

Gruß Andi
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schlammtreiber

Zitat von: Andi am 24. Februar 2011, 17:25:10
Klassische Ausbildungen, wie bespielsweise das Überschießen mit MG und Handwaffen finden ja schon lange nicht mehr statt

Was?
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miguhamburg1


snake99

Wie sieht es in der heutigen EAKK / VN Ausbildung damit aus?

Persönlich halte ich diese Ausbildungsstation für sehr wichtig! Wie soll man sonst lernen, wie man Stellungen und Waffentypen aufklären kann?
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