Ich suche eigentlich nur ein bisschen Hoffnung. Und vielleicht jemanden, der mir hilft, meinen Soldaten besser zu verstehen?
Wir sind noch nicht lange zusammen, erst seit Ende August letzten Jahres. Kurze Zeit später erzählte er mir, dass er Anfang Oktober von Hamburg nach Berlin versetzt wird, also Fernbeziehung. Dann der nächste Schlag, Einsatz in Afghanistan... Noch vor Weihnachten ist er geflogen, Feiertage, Silvester, Geburtstag, alles musste ich allein verbringen. Der Urlaub, den er mir für Ende März avisiert hatte, hat bis heute nicht stattgefunden. Da er von einem halben Jahr gesprochen hatte, habe ich Ende Juni mit seiner Rückkehr gerechnet. Aber die Tage vergingen und er ließ nichts in dieser Richtung verlauten. Dann schrieb er endlich, sein Nachfolger wäre mit der Vorbereitung durch und würde Mitte Juli kommen.
Aber leider kam es nicht dazu, der Nachfolger hatte in Deutschland einen Verkehrsunfall und kam ins Krankenhaus. Kein Nachfolger, kein Heimflug, so ist wohl die Regelung. Nun wird "fieberhaft" nach einem Ersatz gesucht, bisher erfolglos. Eigentlich wollten wir Mitte August drei Wochen Urlaub zusammen verbringen. Er hat nachgefragt, ob er wenigstens für einen Bruchteil davon nach Hause dürfte, aber es wurde ihm keine Hoffnung gemacht. Er schrieb, dass man ihm im Zweifelsfall ewig dabehalten könnte, länger als zwölf Monate macht man aber wohl nicht. Aber es kann doch nicht sein, dass er bis Dezember dort bleiben muss ohne eine einzige Woche nach Hause zu dürfen? Wäre von Anfang an klar gewesen, dass sein Einsatz zwölf Monate dauert, hätte er doch auch ganz normal seinen Urlaub nehmen können?
Zudem zieht er sich immer mehr zurück und ich weiß nicht, wie ich das deuten soll. Telefoniert haben wir schon Monate nicht mehr, die letzten Wochen war er zudem ständig außerhalb des Camps unterwegs. Es fällt mir sehr schwer, die Situation zu ertragen. Aber verlassen will ich ihn natürlich auch nicht. Hat vielleicht jemand Erfahrungen damit, wie lange die Suche nach einer Ersatz-Ablösung dauert? Ob es da überhaupt Hoffnung gibt und wenn nicht, wie dann der Urlaub geregelt wird? Ob er Anspruch darauf hat? Ich weiß nicht, wie ich die Situation NOCH fünf Monate ertragen soll. Ich bin mit meiner Kraft mehr als am Ende.
Ich habe in anderen Beiträgen vom FBZ gelesen. Aber hier in der Nähe gibt es keins, außerdem bin ich mir nicht sicher, ob das auf dem Formular angekreuzt war, wir haben da auch nie drüber gesprochen. Deswegen wende ich mich ratsuchend an euch. Bevor ich ihn kennenlernte, hatte ich nie Berührungspunkte mit der Bundeswehr. Deshalb fehlt mir ein wenig das Verständnis, wie man so mit Menschen umgehen kann. Keine Feiertage, keine Wochenenden, kein Urlaub, manchmal tagelang kein Schlaf... Ist eben so, der Soldat hat das hinzunehmen. Und dann aber erwarten, dass alle jederzeit "funktionieren"...