Zunächst mal: "Gezielte Tötung" und das Töten von feindlichen Kämpfern etwa im Gefecht (oder schon im Vorfeld, oder nach einem Gefecht) sind zwei komplett unterschiedliche Paar Schuhe. Letzteres ist, spätestens seit der letzten Anpassung der ROE, vollkommen legitim - ersteres war es noch nie, ist politisch nicht gewünscht, daran hat sich jeder Soldat zu halten! Die Bundeswehr operiert in Afghanistan nicht in einem rechtsfreien Raum, sondern hat sich nunmal an die Mandate und die weiterführenden Befehle zu halten!
Zusätzlich wurden auch erst vor relativ kurzer Zeit die Vorgehensweisen für die internationalen Schutztruppen in Afghanistan geändert, um eben genau solche verheerenden Luftangriffe zu vermeiden, bei denen schon oft viele Unschuldige getötet wurden.
Das der Waffeneinsatz stets gem. ROE's stattfinden muss ist klar, doch offensichtlich scheint der Zeitfaktor dabei vergessen worden zu sein.
Die ROE sind ja auch gerade deshalb erst dieses Jahr "vereinfacht" worden, damit der Soldat sehr viel einfacher (=> schneller) eine Einschätzung der Lage vornehmen und entsprechend reagieren kann.
Steht man beispielsweise an einem Strassen Checkpoint und ein KFZ missachtet alle Halteaufforderungen und bricht durch, was will man dann noch machen außer Schießen? Für eine ausführliche BdL mit Auswertung ist keine Zeit!
Wofür braucht es denn da eine "ausführliche BdL mit Auswertung"? Das Fahrzeug stellt eine potentielle Bedrohung dar, der Schusswaffeneinsatz wurde angedroht, das Fahrzeug hält nicht: Schusswaffeneinsatz gerechtfertigt.
Abgesehen davon sprechen wir in diesem Fall nicht von einer Entscheidung in wenigen Sekunden, sondern von einem Zeitraum von insgesamt mehreren Stunden.