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Autor Thema: Innere Führung  (Gelesen 5776 mal)

Soylent

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Innere Führung
« am: 13. Dezember 2005, 22:21:32 »

Hallo,

habe ein paar Fragen zur Unternehmensphilosphie der Bundeswehr. Die Innere Führung ist doch das Konzept der Ausbildung, Erziehung und Führung. Die Theorie ist bekannt, doch wie siehts´s in der Praxis aus? Könnt ihr mir mal Eure Meinungen oder Erfahrungen mit dem Konzept beschreiben? Welche Rolle spielt es im Dienst, oder ist das alles nur blabla? Vor allem frage ich mich, wie den zukünftigen Vorgesetzen dieses Thema vermittelt werden soll.
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schlammtreiber

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Re:Innere Führung
« Antwort #1 am: 14. Dezember 2005, 08:18:32 »

Zitat
Die Theorie ist bekannt, doch wie siehts´s in der Praxis aus?
Könnt ihr mir mal Eure Meinungen oder Erfahrungen mit dem Konzept beschreiben?


Man mag Anfangs als junger Brenner (ich spreche von mir)meinen, daß InFü nur humanitäres Geschwafel ist, dem Trauma der Nazizeit geschuldet und einem straffen "echten" militärischen Führungsstil nur im Weg steht. Mit der Zeit merkt man aber, daß es den Soldaten nicht schlechter macht wenn man ihn korrekt behandelt. Im Gegenteil, das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen verliert durch InFü etwas von seinem reinen Machtcharakter und es trägt zu einer funktionierenden Einheit bei, wenn ein korrekt definiertes Fundament vorhanden ist.

Zitat
Welche Rolle spielt es im Dienst, oder ist das alles nur blabla?


Die gedanklichen Konzepte der InFü sind in zahlreichen Vorschriften verankert, sowie inzwischen in die militärischen Gepflogenheiten und Traditionen eingegangen. Sie sind einfach vorhanden, ob man es für blabla hält oder nicht.

Zitat
Vor allem frage ich mich, wie den zukünftigen Vorgesetzen dieses Thema vermittelt werden soll.


InFü ist Hauptfach an den Truppenschulen, an denen die künftigen Vorgesetzten ihre Lehrgänge verpasst kriegen.
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Soylent

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Re:Innere Führung
« Antwort #2 am: 14. Dezember 2005, 23:58:52 »

Vielen Dank,

für diese bisher einzige Meinung. Im übrigen ist es die erste positive, die ich zu diesem Thema bekommen habe. Nach theoretischer und praktischer Auseinandersetzung damit, halte ich es nicht nur für blabla. Auch wenn das vielleicht so rüberkam. Die Praxis sah nur leider immer etwas düsterer aus und ich hatte den Eindruck, das nicht jeder bei der BW etwas damit anfangen konnte oder seine Meinung besser nicht sagen wollte. Besonders bei Fragen der Legitimation, (oder auch bei Integration) als Ziel der Inneren Führung, hätte ich einfach mehr von der BW erwartet.
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schlammtreiber

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Re:Innere Führung
« Antwort #3 am: 15. Dezember 2005, 08:15:51 »

Die Praxis sah nur leider immer etwas düsterer aus und ich hatte den Eindruck, das nicht jeder bei der BW etwas damit anfangen konnte oder seine Meinung besser nicht sagen wollte.

Es erscheint eben Anfangs leichter, seine Führung lediglich über Befehl und Gehorsam zu definieren. Wenn dann allerdings später persönliche und Fachautorität dazukommen weiß man die Vorteile der Inneren Führung zu schätzen. Man muß ja keine Angst mehr vor Kritik/Opposition haben, wie man sie als 19jähriger frischgebackener (stellv) Gruppenführer bei der Ausbildung Gleichaltriger hatte.
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wolverine

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Re:Innere Führung
« Antwort #4 am: 15. Dezember 2005, 09:02:58 »

Wie bereits geschrieben wird "Innere Führung" gerne als verweichlicht, "Menschenführung 2000", "nicht geeignet für den Einsatz" und noch schlimmer verteufelt. Mein Eindruck ist, dass viele einfach nicht richtig verstanden haben, um was es dabei geht. In der Praxis - ohne den theoretischen Überbau - wurde Innere Führung in deutschen Streitkräften schon vor 1955 praktiziert und speziell im Vergleich mit anderen Armeen erkennt man auch die Vorzüge. Dass in der Bundeswehr alle an der gleichen Verpflegung teilnehmen ist z. B. Ausdruck der IF und im Ausland nicht selbstverständlich. Dass im Gelände alle die gleichen Härten teilen oder der Vorgesetzte erst seine Verpflegung bezieht, wenn alle Untergebenen versorgt sind ebenso. Im Grunde ist Innere Führung nach meinem Verständnis ein recht einfaches Führungssystem. Ich begreife meinen Gegenüber nicht in seiner Funktion lediglich als Untergebenen sondern als selbstständig denkenden Menschen, dessen Meinung ich durchaus ernst nehmen kann und sollte. Einziger Unterschied zwischen uns ist, dass ich die Verantwortung und damit die Letztentscheidung innehabe. Das ist jetzt so meine Essenz nach ca. 17 Jahren Beschäftigung mit der Materie. Als junger Uffz, StUffz, Fw versuchte man mir das etwas einfacher zu vermitteln: Sie müssen den Untergebenen zuhören und sie ernst nehmen. Und wenn immer möglich an der Entscheidung beteiligen. Ich glaube, dass damit schon einiges gesagt ist.

« Letzte Änderung: 15. Dezember 2005, 09:04:37 von wolverine »
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Soylent

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Re:Innere Führung
« Antwort #5 am: 15. Dezember 2005, 12:34:42 »

Aha,

beginne zu verstehen. Aus meiner Erfahrung waren es meist die "Jüngeren", die über Befehl geführt haben. Also handelt es sich um eine Art Lernprozess, der mit Alter und Erfahrung, das Prinzip verstehen lässt.  Da kann ich nur hoffen, dass diesen noch so mancher Vorgesetzter durchmacht. (Aber schlechte Beispiele gibt es ja in jedem Berufsfeld.) Trotz des relativ einfachen Prinzips, bleibt es für viele eine schwer zu bewältigende Gradwanderung, oder? Immerhin dreht man sich zwischen Befehl und Gehorsam, Disziplin - Fürsorge, menschenwürdige Gestaltung. Vielleicht fehlte ja meinen bisher erlebten BWlern einfach "Erschließungskompetenz".
Wann soll den Innere Führung vor ´55 praktiziert worden sein? Etwa von den ca. 80 Offizieren, die in der Reichswehr die sogenannten "R(einhardt)- Lehrgänge" (zwischen 1927-1930, glaube ich) besucht hatten?
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wolverine

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Re:Innere Führung
« Antwort #6 am: 15. Dezember 2005, 13:37:49 »

Auftragstaktik, Vorbildfunktion, "Führen von vorn" oder das 9te Gebot der Fallschirmjäger sind Beipiele, was Innere Führung in der Realität ausmacht. Dabei fehlte natürlich die Theorie an sich und erst recht der politische Überbau. Von einem Staatsbürger in Uniform zu sprechen oder einem Verständnis, sich nicht von einer Ideologie missbrauchen zu lassen, ist das zwar noch weit entfernt. Trotzdem sind das uralte deutsche Militärtraditionen, die man schon als erste Zeichen Innerer Führung bezeichnen kann.
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schlammtreiber

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Re:Innere Führung
« Antwort #7 am: 15. Dezember 2005, 14:52:03 »

Diese angesprochene alte Tradition ist übrigens auch schon eine preußische solche. Die seit den Befreiungskriegen gegen Napoleon in deutschen Armeen praktizierte dezentrale Art der Führung, d.h. jeder Führer hat in seinem Aufgabenbereich gewisse Entscheidungsfreiheiten, setzt als Menschenbild das denkende, handlungsfähige Individuum voraus.
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Bobo

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Re:Innere Führung
« Antwort #8 am: 16. Dezember 2005, 11:58:23 »

... das 9te Gebot der Fallschirmjäger sind Beipiele, was Innere Führung in der Realität ausmacht.

Was ist denn das 9te Gebot der Fallis? ???
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bayern bazi

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Re:Innere Führung
« Antwort #9 am: 16. Dezember 2005, 21:38:33 »


Was ist denn das 9te Gebot der Fallis? ???

fallschirm vor erreichen des  bodens --> ÖFFNEN  ;D :o ::)
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wer nicht kämpft  - hat bereits verloren

 

wolverine

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Re:Innere Führung
« Antwort #10 am: 17. Dezember 2005, 09:32:16 »

9. "Du musst den vollen Sinn jedes Unternehmens verstehen, damit, wenn dein Führer fällt, du selber handeln kannst!"
« Letzte Änderung: 17. Dezember 2005, 09:32:27 von wolverine »
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Dispogregi

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Re:Innere Führung
« Antwort #11 am: 18. Dezember 2005, 12:36:58 »

Alles sehr interessante Beiträge. Die sog. "Innere Führung" bezieht sich aber auf die "Vorgesetztenverordnung", die "WBO" und "Rechte und Pflichten des Soldaten". Eure Beiträge zielen aber auf "Menschenführung" und "Methodik der Ausbildung"..... .
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wolverine

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Re:Innere Führung
« Antwort #12 am: 18. Dezember 2005, 14:29:30 »

Die sog. "Innere Führung" bezieht sich aber auf die "Vorgesetztenverordnung", die "WBO" und "Rechte und Pflichten des Soldaten".
Und wer sagt das? Etwa weil verschiedene Fächer der Laufbahnlehrgänge unter diesem Begriff zusammengefasst werden? Oder nur weil gewisse Leute einfach nicht verstanden haben, um was es geht und es daher für sich vereinfachen?

Das soll kein direkter Vorwurf sein aber wenn Sie die Beiträge des eigentlichen Threadstarters gelesen haben, sieht es heute wohl mit der Umsetzung nicht allzu rosig aus. Ich könnte jetzt einen Beitrag schreiben, den ich mir aber verkneife! Ich bin nun wirklich unverdächtig, die rechtliche Ausgestaltung zu vernachlässigen und diesbezüglich jeder Frage gegenüber offen! Aber die IF allein darauf zu reduzieren, ist völlig verfehlt! An dem Gedanken waren viele beteiligt aber nun wirklich kein Jurist - ist zwar schade aber Realität! Ich würde IF eher in den philosophisch-soziologischen Bereich einordnen.
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Re:Innere Führung
« Antwort #13 am: 18. Dezember 2005, 16:20:44 »

Das sagt die "Innere Führung". Sie gibt sich selbst die Aufgaben und Grundsätze vor. Entsprechend sind die angesprochenen Gebiete unter IF zusammengefaßt. Sehr wohl waren hier Juristen beteiligt da es z.B. um  beträchtliche Beschneidungen der persönlichen Rechte des Soldaten geht. Die Beteiligung von Juristen ist wohl bei Fragen des Grundgesetzes selbstredend. Ich reduziere das Thema  nicht auf bestimmte Lehrfächer, sondern stelle nur fest dass Sie von Menschenführung reden und nicht von Innerer Führung. Ihre philosophisch-soziologische Auslegung in allen Ehren; bei der Inneren Führung kann und darf es das nicht geben bzw. sollte im Zweifelsfall dem Verfassungsgericht überlassen werden.
Mit Ihren Antworten erwecken Sie bei einer scheinbar ungedienten Person schlichtweg einen falschen Eindruck indem Sie Themen vermengen. Auftragstaktik, von Luftlandekräften ausgebrütete "Gebote" und gutgemeinte Ratschläge von Vorgesetzten zum Thema Menschenführung haben erstmal nichts mit Innerer Führung zu tun.
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wolverine

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Re:Innere Führung
« Antwort #14 am: 18. Dezember 2005, 16:49:57 »

Dann wurde sie wohl über Jahrhunderte von mir und auch vielen anderen komplett falsch verstanden! Und die Vorschrift, die sich selbst den Namen "Innere Führung" gibt, verspricht irreführend einen völlig  anderen Inhalt, da ich die VVO, WBO und auch die Grundpflichten des Soldatengesetzes in anderen Werken finde!

Dass übrigens am Vorschriftenerlass Juristen mitgewirkt haben (hier insbesondere die Abt. R des BMVg), bestreite ich nicht. Aber die gedankliche Vorarbeit haben sie nicht geleistet - und das war meine These!

Inwieweit greift denn die "Innere Führung" für sich in grundgesetzliche Freiheiten ein? Wenn man den militärischen Dienst einmal als gegeben hinnimmt - denn das schaffen andere Nationen ohne vom Begriff der "Inneren Führung"jemals gehört zu haben - verringert diese den Eingriff und eröffnet geradezu Möglichkeiten, gegen Übermaß vorzugehen. Nach den "Impermeabilitätstheorien" (Sonderrechtslehre) standen dem Soldaten überhaupt keine eigenen Rechte zu, da er "Staat" ist und der ist grundrechtsverpflichtet und nicht berechtigt.
« Letzte Änderung: 19. Dezember 2005, 17:27:30 von wolverine »
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