Kommen wir doch noch einmal zur ursprünglichen Fragestellung von 3G im öffentlichen Nahverkehr und verlieren uns nicht wieder im Klein-Klein wie z.B. Belegung von PKW-Sitzen. Passiert irgendwie immer nur in Diskussionen mit den selben Leuten.
Mit der geplanten Einführung von 3G im ÖPNV wird Ungeimpften ja nochmal ein deutlicher Einschnitt im Alltag aufgebürdet, da viele ja den ÖPNV erstmal benötigen, um überhaupt ein Testzentrum zu erreichen.
Da stimme ich dir zu. ÖPNV ist für mich hinsichtlich der "Grundversorgung" ähnlich zu bewerten wie der Lebensmittelhandel. Ich kenne einige, die ohne ÖPNV nicht in der Lage sind, sich überhaupt testen zu lassen. Sind zwar alle geimpft, aber wird generell sicherlich auch einige Ungeimpfte treffen. Da ich für diese keinerlei Verständnis habe, ist mir das an der Stelle persönlich allerdings auch herzlich egal.
Ich sehe diese Maßnahme daher weniger als Infektionsschutzmaßnahme, als vielmehr ein politisch motiviertes Druckmittel.
Das sehe ich ebenfalls ähnlich. Schaut man sich die Zahlen des RKI zu den Clustern an, hat der öffentliche Nahverkehr eine Größenordnung, die bzgl. des Infektionsgeschehens eindeutig zu vernachlässigen ist. Würde es hier wirklich um das Infektionsgeschehen gehen, müsste man andere Bereiche deutlich eher angehen. Schulen und Kindergärten sind hier von der Größenordnung mit einem Faktor von über 40 wohl deutlich relevanter. Zusätzlich kommt beim öffentlichen Nahverkehr noch hinzu, dass ich mir die Frage stelle, wer das im Einzelfall wirklich kontrollieren will. Hinzu kommt die Dauer einer durchschnittlichen Fahrt, d.h. wie lange ist man in der Bahn wirklich neben einem Infizierten und das in Verbindung mit der sowieso schon geltenden FFP2-Maskenpflicht. Daher für mich sowohl in der Umsetzung als auch im Zweck eher eine Nebelkerze. Zieht man noch den wohl recht großen Personenkreis ab, der den ÖPNV nutzt, um zur Arbeit zu pendeln, wo sowieso schon 3G herrscht, wird der Sinn von 3G im ÖPNV nochmal fragwürdiger.
Damit wird man jedoch erreichen, dass einige auf den Individualverkehr umsteigen, was auch aus Umweltgesichtspunkten nicht im Sinne aller sein kann. Wäre es daher nicht konsequent, auch für den Individualverkehr entsprechende Einschränkungen aufzuerlegen? Der ÖPNV hingegen wurde seit Beginn der Pandemie als unverzichtbar beschrieben und dessen Weiterbetrieb durch umfangreiche Schutzmaßnahmen aufrechterhalten, da er ja Teil der Grundversorgung ist.
Führt man den Gedanken, dass es sich bei 3G im ÖPNV eben nicht um eine sinnvolle Maßnahme zur Eindämmung des Infektionsgeschehens handelt, sondern lediglich um eine Maßnahme, um Kontakte zu erschweren und Leute zu Hause zu halten, dann könnte man diese Konsequenz durchaus sehen. Denn auch durch 3G im Individualverkehr würde man einen solchen Effekt erzielen. Dass das natürlich noch viel größerer Quatsch ist und rechtlich niemals haltbar wäre, ist sicherlich unstrittig.
Ich finde, man sollte wirklich nur solche Maßnahmen und Verschärfungen anwenden, die auch der Sache dienen und nicht als reine Schikane, Willkür und Druckmittel dienen. Damit erreicht man keine Bürger, sondern bringt diese nur gegen sich auf. Den Weiterbetrieb von Bars, Kneipen, Clubs usw. unter 2G hingegen finde ich unverantwortlich, da hier immer noch davon ausgegangen wird dass Geimpfte steril immun wären - diesen Passus hat nun auch das RKI entsprechend korrigiert.
Hier bin ich in Teilen bei dir, denn auch Maßnahmen, welche in erster Linie nicht der Sache dienen und explizit Cluster bekämpfen, sondern nur dafür sorgen, dass in zweiter Instanz Kontakte minimiert werden, können durchaus sinnvoll sein. Das soll man dann aber auch bitte so kommunizieren und das vermisse ich in vielen Bereichen seit Beginn der Pandemie. 2G in Clubs und Kneipen sehe ich ebenfalls kritisch. Wenn ich sehe, wie hier in München unter 2G Tag für Tag gefeiert wird, braucht man sich nicht wundern, dass die Zahlen so hochgehen. Auch wenn sich dort nur Geimpfte untereinander anstecken und mit Masse asymptomatisch erkranken, sind dies mit Masse junge Leute mit vielen Kontakten, die dies dann unwissend in ihrem Bekanntenkreis weiterverbreiten.
Mir ist klar, dass hier keine abweichenden persönlichen Meinungen mehr geduldet werden und ich auch wieder mit entsprechenden Angriffen und teils beleidigenden Äußerungen rechnen muss, dennoch sollte man auch mal über den Tellerrand hinaus schauen. Deutschland ist nicht nur Intensivstation und Corona und es kann nicht Ziel sein, hier alles in den Ruin zu treiben.
Ich schreibe es wieder und werde es auch weiterhin schreiben: Diese Opferrolle ist völliger Quatsch und das weißt du auch. Eine Diskussion lebt von unterschiedlichen Meinungen. Wenn aber nur Behauptungen ungeprüft wiedergegeben werden und dann Gegenwind auf Basis von Fakten kommt, muss man eben damit umgehen können, ohne direkt beleidigt die Opferrolle und Meinungsfreiheitskarte spielen zu müssen.
Man braucht sich ja nur mal die erfasste Inzidenz der Geimpften anschauen. Hätten wir 100% Geimpfte und somit lediglich die aktuelle Geimpften-Inzidenz würde niemand auf die Idee kommen, über weitere Maßnahmen auch nur nachzudenken.