Hallo zusammen,
seit wenigen Wochen bin ich "große Schwester" eines Wehrdienstleistenden.
Wenn man das in unserem Alter noch sagen darf, sind wir beide Vollwaisen, daher kümmere ich mich natürlich entsprechend intensiver um meinen Bruder.
Sorry, dass es etwas länger wird, aber den Groll muss ich mir jetzt von der Seele schreiben:
Nun hat mein Bruder sich in der letzten Woche eine beidseitige Bindehautentzündung vom Allerfeinsten eingefangen, die dann am Montag darin gipfelte, dass er die Augen kaum noch öffnen konnte. Da das Ganze wohl in der Kaserne eine kleine Epidemie ist, hat er sich am Montag, der ja eigentlich Rückreisetag in die ca. 600km entfernte Kaserne gewesen wäre, bei dem zuständigen UvD gemeldet. Dieser wies ihn an, bloß nicht in die Nähe der Kaserne zu kommen und sich am nächsten Morgen um 7Uhr im SanZentrum in Büddel zu melden. Nähere Daten, wie Adresse, Telefonnummer etc. konnte dieser Mann nicht nennen (Find ich schon komisch!
).
Nach zwei Stunden googlen und mehreren Telefonaten, stand fest, dass Büddel (seit 2005!!!) in der Auflösung ist und kein SanZentrum mehr betreibt. Man empfahl meinem Bruder entweder ins JHQ nach MG oder nach Düsseldorf zu fahren. Da ich in MG arbeite, habe ich ihn heute morgen um 6.45Uhr am JHQ abgesetzt.
Und damit beginnt eine halbe Weltreise:
Im JHQ ist lediglich Freitags ein Truppenarzt anwesend, weswegen mein Bruder an Hubbelrath verwiesen wurde.
Unter Hinweis, dass er aufgrund der Ansteckungsgefahr offiziell keine ÖPNV nutzen darf, schickte man ihn mit dem Zug nach Düsseldorf. Dort um 13.30Uhr angekommen, wies der Truppenarzt ihn an, sich sofort auf den Weg in die Heimatkaserne zu machen, um dort den Arzt aufzusuchen
.
Mein Brüderchen machte sich daher auf den Weg nach Hause, um seine Sachen, entgegen der Anweisung des UvD, doch noch zu packen. Der nächste Zug ab MG in die Kaserne fuhr um 17.40Uhr.
Mein Bruder rief an, als wir gerade auf dem Heimweg waren, weil er total verzweifelt nach einer Möglichkeit nochmal und pünktlich nach MG zu kommen suchte. Im Tiefflug sind wir dann zu ihm nach Hause und haben ihn abgeholt. Den Zug hat er um knappe 5Min. verpasst...und ich will nicht wissen, wie viele Verkehrsregel mein Mann dafür missachtet hat.
Der nächste Zug um 20.45Uhr. Eine Bimmelbahn...x-mal umsteigen und Ankunft in der Kaserne um ca. 5.40Uhr morgen früh!!!
Der UvD heute abend bestand darauf, dass die Fahrt sofort angetreten wird!
Abgesehen davon, dass Kommunikation wohl nicht unbedingt Stärke der Bundeswehr ist (Büddel?...seit 2005?!), frage ich mich ernsthaft, wie viel von einem Wehrdienstleistenden verlangt werden kann?! Ich bin wirklich nicht der Typ der verhätschelt, aber der Tag ist echt mies gelaufen und dann lässt man ihn die Nacht durch auch noch diese Horrorbummelfahrt antreten? Obwohl er eigentlich nicht mit den ÖPNV fahren darf?
Kann mir einer das mal erklären? Ich verstehe es nämlich nicht...und ich bin schon Beamtin!
Gruß
Yve
(Bitte verzeiht, wenn ich Abkürzungen nicht richtig oder unvollständig gebraucht habe...ich lerne noch!)